Bootlicker – S/T 12″

Obacht! Da bahnt sich schon wieder eine Granate aus dem Neon Taste Universum seinen Weg in eure Gehörgänge. Mit dem ersten richtigen Vinylalbum von den Kanadiern Bootlicker schlägt eine ganz ordentliche Ladung Krawumms in die Hörmuschel ein, die von dort direkt in die Magengrube und ins limbische System zersplittert und sich für den Rest des Monats dort festsetzt.

Richtig guter Hardcore Punk oder meinetwegen D-Beat, wie man es von dem Label und auch der Band ja inzwischen schon gewohnt ist – siehe die ersten Singles der fünf Freunde oder aber auch deren andere Projekte wie Watch Dog oder Headcheese

Leider erst einmal nur zwei Songs zu hören, aber die 12″ auf 45rpm kommen schon ganz bald im Juni dann auch tatsächlich in Europa bei Static Shock heraus und dann kann man sich mit Genuss und Schutzkleidung den gesamten 14 Einschlägen widmen.
Geiler Scheiß aus Vancouver!

Ist es nicht großartig, dass wir durch das Hören von aggressiver Musik so unglaublich gute Laune bekommen können? Das ist ja quasi das Gegenteil von Volksmusik – fröhliche heile Welt aus den Lautsprechern und die Zuhörer schimpfen nur den ganzen Tag.

Nutrition – No E.P. 7″

Zunächst einmal die Klarstellung, dass es sich hier um eine EP handelt, die den Titel "No" trägt. OK? Ich fand das verwirrend.

Ansonsten ist hier alles recht geradlinig und unkompliziert. Großartiger Garage Punk Rock aus Vancouver, der sich ganz offensichtlich auf die Musik (Inhalt) und nicht die Verpackung (Form) konzentriert.

Denn fragt man das für das Cover verantwortliche Bandmitglied nach der Idee dahinter, bekommt man eine recht eindeutige Antwort: "It’s the most miserable cover art I’ve made. There is nothing more depressing than one of those chairs.” – OK!?

Dafür ist die Musik umso äh, lebensfroher. Lebendig, obwohl es so ein totgedudeltes Genre ist. Und froh, obgleich es teilweise so schlechtgelaunt vorgetragen wird.
Die Single erscheint digital am Ende der Woche und auf rotem und schwarzem Vinyl dann ein paar Tage später, glaub ich. Könnt ihr beim Label Neon Waste bestellen.

Ich bin ja ein bisschen stolz darauf, kein Wortspiel mit dem Namen in den Text reingekotzt zu haben.

Boot Licker – How To Love Life E.P.

Heute ist Herbstanfang, Leute. Keine Ahnung, wie weit fortgeschritten diese Jahreszeit schon in Kanada ist, aber Boot Licker aus Vancouver haben auf jeden Fall genau den richtigen Ton getroffen, um die saudumme Regen- und ich-rutsch-auf-dem-bekackten-Laub-aus-Zeit musikalisch zu untermalen.
Richtig eingängiger Hardcore Punk Rock mit schlechter Laune und völlig übersteuerten und rot blinkenden Kanälen.

Ironischerweise nennen sie das dann How To Love Life…naja, die Kanadier können halt auch das Schöne im Hässlichen sehen.

Fun Fact: In Vancouver wurde der erste Gras-Automat der Welt aufgestellt. Keine Ahnung, ob es da eine Korrelation gibt, aber der Titel der E.P. passt irgendwie nicht zur Musik. Es sei denn, man ist volllll gechillllltt…

Die Single erscheint bei Neon Taste Records. Könnt ihr im durchsichtigen oder schwarzen Vinyl bestellen.

Spectres – Nostalgia LP

Diese scheiß Corona Krise macht einen fertig. Vom ständigen Händewaschen und Desinfizieren fangen meine Hände an, sich in Fetzen aufzulösen, die gelben M&Ms im Supermarkt sind ständig ausverkauft, über meinem Kopf schwirrt dauernd eine Polizeidrohne und meine Lieblingspizzeria hat zu.
Ich kann die Situation nur deshalb noch so gut ertragen, weil ich weiß, dass es Leute gibt, die es noch schlimmer erwischt hat.

Harry Potter, zum Beispiel. Der muss jetzt die ganze Zeit bei seiner dummen Familie rumhängen, weil Hogwarts geschlossen hat. Haharrr.
Ach, früher war es besser. Vielleicht passt deswegen auch gerade das neue Album von den Goth Post Punk Cold Wave Death Rockern Spectres aus Vancouver wie die Faust in die Magengrube.

Zumindest mir hat der 80er Pop, der bei Nostalgia etwas im Vordergrund steht, über eine halbe Stunde lang den Kopf frei gemacht. Erstaunlich dicht an New Order teilweise, interessant! Das vierte Album beim vierten Label – dieses Mal bei Artoffact Records erschienen, die tatsächlich auch eher auf so Darkwave und Zeugs stehen. Na dann – kann man so machen.

Die verkaufen gerade Testpressungen für läppische $100 auf ihrer Bandcamp Seite. Falls ihr sowas mögt.
Ich mag gelbe M&Ms, aber nein…scheiß Corona!

Chain Whip – 14 Lashes LP

Verdammt nochmal. Was hab ich eigentlich im Juli gemacht? Wieso ist diese geniale Platte von Chain Whip so lange hier liegen geblieben? Hä? Ach so. Urlaub – na dann eben jetzt.
Das Beste kommt zum Schluss und so, kennt ihr ja vom Mittagessen, wenn man erst mal die Kruste von den Fischstäbchen abpult, um sie dann ganz zum Schluss genussvoll zu verzehren.
Ungefähr so ist das hier auch. Chain Whip – die musikgewordene Fischstäbchenkruste!

Sehr guter Mix aus wütendem Hardcore und anachronistischem Punk Rock à la KBD. Mal voll auf die Fresse, dann wieder wilder Pogo Punk. Irgendwie zwischen Fear und Black Flag, wenn das Sinn ergibt.
Tut es nicht, denn die Band ist nicht mal aus den USA, sondern kommt aus Vancouver und vielleicht muss man sie dann mit den großartigen D.O.A. vergleichen. Oder mit zeitgenössischen Mitbewohnern wie Sore Points? Könnt ihr gerne machen.

Letztes Jahr schon mit einer Single bei unserem Freund von Dirt Cult Records auffällig geworden, können sie mit diesem Album Debüt bei mir auf jeden Fall einen Platz in den diesjährigen Top 10 der besten Hardcore Punk Platten aus Vancouver sichern. Nur ein Song über 2 Minuten. Cool!

Wenn ihr die Platte irgendwo findet, bitte mitbringen. Danke. Ich koch dann auch was Leckeres…

Sore Points – Not Alright EP

Schon lange nichts mehr aus Kanada hier gehabt, oder? Und Slovenly Recordings hatten wir auch schon länger nicht mehr thematisiert. Na dann.
Sore Points aus Vancouver haben gerade ihre 3. Single veröffentlicht, nach Hosehead Records und Deranged Records nun also auf Slovenly Recordings. Die Musik ist dabei allerdings die gleiche geniale Mischung aus Garage Power Pop Punk Rock und Hardcore geblieben.

Naja. Eigentlich ist es ja bloß Punk Rock, da muss man sich nicht viel Mühe geben mit Schönrederei. Ein bisschen Radioactivity höre ich da raus, ein bisschen Orange County aus den 80ern und vielleicht noch aktuellen Kram aus Australien. Aber wahrscheinlich auch nur, weil ich das alles gerade noch auf dem Plattenteller liegen hatte, haha.

Das ist sehr gute Musik – fertig. 4 Songs in 6 Minuten. Aus.

Wird Zeit für ein Album, würde ich sagen.