Endless Joy – S/T LP

Habt ihr das mitbekommen, dass Deutschland inzwischen beim Konsum von alkoholfreiem Bier Spitzenreiter ist? Vorbei sind die Zeiten, in denen man sein furchtbares Clausthaler runterwürgen musste, heute gibt es tatsächlich ein paar gute Alternativen – Flensburger und Störtebeker zum Beispiel (Wenn ich schon Werbung mache, dann schickt mir gefälligst auch ein paar Kisten zu – mit Alkohol). Kann man trinken ohne böses Erwachen.

Passend dazu die Band heute – Endless Joy. Bevor wir nämlich komplett verweichlichen mal ein kleiner Wachmacher zum Wochenende. Wütender Hardcore Punk aus Seattle, der erst so richtig punktet, wenn sich die Band verausgabt und über die 50 Sekunden-Grenze spielt. Abwechslungsreich genug für 12 Songs und aggressiv genug, um als Soundtrack für die Lostrommel bei der Wehrpflichtvergabe zu dienen (haha, "zu dienen"). Ganz geil.

Iron Lung Records. Auf LP erschienen. Andererseits ist mit dem alkoholfreien Konsum nicht jeder hier einverstanden. Der Agrarminister Rainer Unsinn zum Beispiel fordert mehr Steuergeld für Weinwerbung, damit die Deutschen mehr saufen und die Winzer unterstützen. Komisches Land. Prost?

Total Vacation – Balloons

Feierabend. Ich mach Urlaub ohne Ferien und gehe für ein paar Wochen vollkommen im Freizeitstress auf. Vielleicht mach ich einen Selbstfindungstrip und lerne Töpfern oder Malen. Gärtnern vielleicht. Oder diese lustigen kleinen Tiere aus den Phallusballons basteln, das ist doch auch schön.

Musikalische Untermalung liefern passgenau Total Vacation aus L.A. mit 10 Songs energetischem Hardcore-Geballer ohne Macho-Attitüde zu dem Thema Balloons. Einfach nur stressiger Lärm mit viel Geschrei. Braucht man eigentlich gar nicht, wenn man Kinder hat. Trotzdem geil.

Die Songs 6-9 sind auf dem Split Tape mit Animated Violence aus L.A. dann doch auf Band veröffentlicht worden. Ich bin irgendwann im August wieder da. Viel Freude am Sommer!

Cutup – The Future Leaks Out

Hab keinen Bock heute, manchmal erdrücken mich die Nachrichten und Aussichten.

Und wenn das die Zukunft ist, die hier bei Cutup aus Cleveland durchsickert, dann Gute Nacht. Schlechte Stimmung in Gitarrenakkorde gedrückt und Pessimismus in Melodien gegossen, dazu Hass in den Gesang gemischt und Aggressionsgeschepper aus dem Schlagzeug geprügelt. Passt in die Zeit und ist geil, aber ich wünschte gerade, es wäre mehr Beach Boys.

Schon im Juni digital erschienen, keine Ahnung, ob sich da kein Label findet. Naja, könnt ihr ja selber auf Kassette überspielen und ein schönes Cover basteln, dafür seid ihr doch auf der Waldorfschule gewesen.

Negative Charge – S/T 12″

Wer hat in der Schule aufgepasst und kann mir sagen, welcher Bestandteil eines Atoms negativ geladen ist? Oder meinen die Burschen aus Winnipeg hier etwa die Abbuchung auf einer Kreditkarte? Ich glaub, so funktioniert Englisch nicht, aber in meinem Kopf ist das ein halbes Teekesselchen. Aha.

In der echten, harten Welt geht es aber um die Band Negative Charge aus Kanada, nicht die aus New York – dort ist man direkt so negativ aufgeladen, dass man Powerviolence braucht – unsere kanadischen Freunde hingegen begnügen sich mit ordentlichem Hardcore der brutaleren Spielart, der aber immer noch genügend Melodien in den Seitentaschen versteckt hat, dass man bei der Flucht vor dem Kaufhausdetektiv nicht vom Skateboard fällt.

Super eingängiger Hardcore Punk mit allen Stilmitteln gewaschen und perfekt in den Sommeranfang passend, wenn wir am längsten Tag des Jahres unsere Nachbarn mit dem Gestank und Lärm eines Grillfestes erfreuen. OK.
Insgesamt 11 kurze Songs, die knallen, jetzt erst einmal nur vier davon, sonst kommen die Bullen.

Neon Taste. Die Platte kommt im Juli auf Vinyl raus und dazu noch tausend Varianten von verschiedenen Shirt und Longsleeves und Tupperdosen. Grillen ist auch ein schönes Teekesselchen. Naja, einigermaßen. Oder Single? Ach, das haben Buzzcocks ja auch schon verwendet. Na gut. Schreibt mir keine in die Kommentare.

Dogs Out – Just Don’t

Zwischen einer gesunden Selbsterkenntnis und Kölner Überheblichkeitsironie. Dogs Out aus der Domstadt am Rhein beschreiben sich selber als "another Hardcore Punk band you didn’t need" und machen dann super eingängigen Hardcore Punk, der irgendwo zwischen Judy And The Jerks aus Hattiesburg und Shrimp aus Aachen passt. Kann man so machen.

Ohne Label. Aber das Cover sieht schon sehr nach Kassetten-Einleger aus – vielleicht habt ihr ja Glück (?) und findet das auf Tape. Braucht man aber nicht. OK.

Cafard – Demo ’24 CS

Uffta. Richtig guter Hardcore Punk aus Montréal von Cafard. Dort, wo man offensichtlich noch immer angestrengt gegen meterhohe Schneeberge kämpft, haben die Leute von Youssouf Today, Michel Platinium und Cloaca ihren Weg zum Proberaum freigeschippt und sich mit energetischem Lärm warm gehalten.

Das bereits im Jahr 2023 aufgenommene Demo Tape der Kakerlaken wurde 2024 mühsam mit Schlittenhund zum Mastern zu Will Killingsworth gefahren, wo es dann seit letztem März ein ganzes Jahr herumlag. Glücklicherweise fanden die 5 Knaller ihren Weg zurück in die Metropole von Québec und konnten dort in das weltweite Internet geladen werden. Schön auch, dass die Themen der Songs zeitlos sind. Geiler Scheiß.

Dirty Slap Records. Auf Kassette erschienen. Und ihr wisst jetzt auch, was Kakerlake auf Französisch heißt.

Criminal Assault – Demo

Der Bandname ist ein bisschen redundant, oder? Fast schon tautologisch. Das ist ja so wie "leckeres Erdbeereis" oder "sinnlose Arbeit". Man kann sich eigentlich das Adjektiv sparen.

Obwohl, es gibt ja durchaus sinnhafte Lohnarbeit und die wird in Deutschland sogar alle 30 Jahre mit Applaus vom Balkon herab vergütet. Respekt.
Aber wer für Geld arbeitet, hat ja den falschen Beruf, ne?

OK, ja. Heute ein bisschen schlechte Laune, da hilft das Demo von Criminal Assault musikalisch auf jeden Fall drüber hinweg. Hardcore Punk Geballer mit mid-tempo Passagen zum Springen oder auf die Tastatur hauen.
Sieben tolle Knaller aus Austin.

Sound Grotesca. Bald kommt das auf Kassette heraus. Applaus!

Total Sham – 10-15-23

6 neue Hardcore Punk Knaller von Total Sham aus Kansas City. Genau das richtige für die ersten wackeligen Schritte mit den alten Schlittschuhen auf dem dünnen Eis des Dorfteichs. Wenn es knackt, einfach ein bisschen schneller im Takt der Musik hektisch loslaufen. Klappt jedes Mal. Geiler Scheiß.

Offensichtlich ältere Aufnahmen von den Performance Künstlern aus dem Oktober letzten Jahres. Wieso ist eigentlich Kansas City im Bundesstaat Missouri, wenn doch der Bundesstaat Kansas genau daneben liegt? Da gibts bestimmt ne spannende Geschichte zu. OK.

Saffron – No Passenger

So lange man immer wieder nachlesen kann, dass "die Umweltverbände sich enttäuscht von den Ergebnissen zeigen", sollte man wohl davon ausgehen, dass wir das hier auf diesem Planeten ziemlich verkackt und den Weg (zurück?) in einen Einklang mit der Natur wohl verpasst haben.

Zum Beispiel. Sollten wir auf Plastik verzichten? Hm. Schaut mal, da treibt ein Müllhaufen in der Größe von Hessen durch das Meer, in den Flüssen sammelt sich tonnenweise Plastikschrunz, der bei Regen sämtliche Anwohner überflutet, sodass die Menschen dort einfach in Einwegflaschen und Tüten ertrinken. Krasse Scheiße. Da sollte man was machen. Aber was, wenn ein paar Länder mit diesem Zeugs Geld verdienen? Ja, dann geht das naütlich nicht. Da kann man nichts machen. Kapitalismus. Sorry, Leute. Ist so.

Zur korrekten Untermalung der Lektüre der Tagespresse hab ich Euch Saffron herausgesucht. Die Stimmung der zweiten EP fasst so ziemlich zusammen, was man derzeit medial um die Ohren geballert bekommt. Mit ein bisschen Hardcore Punk aus D.C. ist nichts davon erledigt und Deine Welt ist noch immer grau und kalt, die Menschen gemein und das Leben nicht fair. Aber im Herzen geht ein zartes Begehren auf, das sich auf das verranzte (Holz) Skateboard schwingt und den Kapitalismus mit der Wucht eines Yokuzunas (RIP) auf Speed in Stücke schlägt. Cool.

Am 10. November veröffentlicht. Kein Label, nur digital. Vielleicht auch besser so, dieser Vinyl und Tape Wahn zügelt die Plastikindustrie auch nicht gerade, ne. Muss man sich mal an die eigene Nase fassen…

Who Decides – Is Anybody Hearing This? 7″

Meine Kinder haben mir gestern mitgeteilt, dass die Haushaltsplanung für das Wochenende so nicht durchkommt und gegen das Gesetz vom Paw Patrol Faschisten Cop verstößt. In einem basisdemokratischen Haushalt mit Räte-Republikanern und Anarchisten ist das natürlich eine Frage für den unabhängigen Schatzmeister, der allerdings stark von der Weingummi-Lobby beackert wird.

Derzeit sieht es nach einer Zahlungsunfähigkeit aus, da unser Zahlungsmittel von den selbsternannten Ministern aufgegessen wurde. Ob das alles für eine Notlage schon ausreichend ist, entscheidet dann wiederum der Hund. Wird spannend.

Passend dazu Soundtrack aus Rochester. Who Decides. Angepisster Hardcore Punk, der zwar das "Wer" und "Warum" unbeantwortet lässt, aber wenigstens genügend Adrenalin freisetzt, um aus dem Bett zu steigen und sich einen neuen Kaffee zu machen. Oder die Welt zu verkloppen. Oder alles besser zu machen. Wie es halt gerade passt. 6 Songs, um darüber mal nachzudenken. Sehr cool.

Head2Wall Records. Auf 7″ Single erschienen. Dafür kann man schon dankbar sein, andere Labels würden bei der Spielzeit von fast 9 Minuten bereits ein Doppel-Album in Erwägung ziehen.