Total Vacation – Balloons

Feierabend. Ich mach Urlaub ohne Ferien und gehe für ein paar Wochen vollkommen im Freizeitstress auf. Vielleicht mach ich einen Selbstfindungstrip und lerne Töpfern oder Malen. Gärtnern vielleicht. Oder diese lustigen kleinen Tiere aus den Phallusballons basteln, das ist doch auch schön.

Musikalische Untermalung liefern passgenau Total Vacation aus L.A. mit 10 Songs energetischem Hardcore-Geballer ohne Macho-Attitüde zu dem Thema Balloons. Einfach nur stressiger Lärm mit viel Geschrei. Braucht man eigentlich gar nicht, wenn man Kinder hat. Trotzdem geil.

Die Songs 6-9 sind auf dem Split Tape mit Animated Violence aus L.A. dann doch auf Band veröffentlicht worden. Ich bin irgendwann im August wieder da. Viel Freude am Sommer!

Franx – Too Much Love, Too Much Hate CS

Ganz viel Liebe und ganz viel Hass kann man derzeit nach Los Angeles schicken, wo irgendwelche verrückten Vollidioten Jagd auf Menschen ohne Aufenthaltsgenehmigung machen und diese vom Fleck weg einsperren, aussperren und wegsperren, ausweisen und abweisen.

Hier sieht man gerade live dabei zu, wie Faschismus funktioniert. Traurig, hier wird das Militär gegen das eigene Volk eingesetzt, Journalisten werden beschossen und die Souveränität des Bundestaates Kalifornieren wird untergraben und missachtet. Soll das hier eigentlich auch etabliert werden? Ich frag für einen Freund ohne gültigen Ausweis.

Soundtrack zum Straßenkampf in der Gartenkolonie liefern heute Franx aus L.A. Hardcore Punk. Ziemlich nötig und ziemlich gut. OK.

Noise Merchant Records. Kann man auf Kassette erwerben oder bei der Band digital. Mein Perso ist abgelaufen. Fuck, ey.

VR Sex – Hard Copy LP

Da hat der schrullige Millardär also einem Menschen einen Chip ins Hirn gespflanzt, um ihn mit Twitter, Pardon, X zu verbinden und ähm, live aus dem Krankenbett x-en zu lassen. Oder ähnliches, ich war nicht dabei.
Die computergestütze Augmentierung des Menschen hat begonnen, hurra – ich hab so gerne dieses Spiel damals gespielt – Deus X, bei dem man sich selbst nach Belieben "verbessern" kann. Der Protagonist startet das Spiel mit einem sogenannten "Infolink", mithilfe dessen er kommunizieren kann – also quasi das Gegenstück zu dem nun verpflanzten Chip.

Darauf aufbauen können dann aber recht schnell Muskelmasse, Sehleistung unnd Heilungsprozesse verbessert/erweitert werden. Und naja, Unsichtbarkeit, Schutzschild, blabla, ist ja schließlich ein Spiel. Mal sehen, wann Realität mit Phantasie gleichzieht und die ersten Supersoldaten in Deutschland herumlaufen, die alle wie der stramme Niedersachse Boris aussehen. Sorry, bin ein wenig abgedriftet.

Passend zum Thema eine neue Platte von dem VR Sex Typen, der jetzt 4 Freunde eingeladen hat, um aus dem Projekt eine richtige Band zu kneten. Hat wohl funktioniert. Die L.A. Boys haben sich im Proberaum eingeschlossen und 10 Songs aufgenommen, die auch wieder in die Post Punk Richtung wandern, aber auf dem Weg sehr viel von Synth Pop Punk und Garage aufsammeln, um diesen Spaziergang nicht allzu langweilig werden zu lassen. Beim ersten Song kann man das schon wunderbar hören. Eine Mischung aus Mind Spiders und Shrinkwrap Killers, die sich auf fast 5 Minuten austoben. Sehr cool.

Dais Records. Das Album erscheint erst im März. Bis dahin sind wohl die ersten Lötstellen des Chips bereits verrostet, aber wir sind live dabei und können mitlesen. Cool.

Head Wound City – A New Wave Of Violence LP

Nur Enttäuschungen, wohin man sieht. Bei den Olympischen Spielen ist die Seine so dreckig, dass die Triathleten alle darin sterben werden und deshalb gibt es die Medaille diesmal ohne Schwimmen. Also quasi Biathlon, oder so.

Die Auswahl an den Jugendwörtern des Jahres wird auch immer unlustiger, was soll denn bitte "Pyrotechnik" im Sprachgebrauch von "Digga" und "Hölle Nein" zu suchen haben? Und warum wird "Yolo" noch mal vorgeschlagen? Nur, damit der bekackte Bubble Tea, den wir doch eigentlich überwunden hatten, wieder abverkauft werden kann? (Zu Erläuterung der Bedeutung des Vorschlags gilt der Satz "Gestern mein ganzes Gehalt (sic!) für Klamotten und Bubble Tea ausgegeben. Yolo."). Lustig.

Könnt ihr euch noch an the Locust und die Blood Brothers erinnern? Das waren doch die Speerspitzen der etwas seltsameren Hardcore Bands. Sympathisches Chaos hätte man das auch nennen können. Glücklicherweise haben Leute von denen jetzt mit anderen Leuten von den Yeah Yeah Yeahs zusammengefunden und eine Supergoup gegründet, die wahrscheinlich mehr Musiktheorie im Proberaum versammelt als die meisten Prog Rocker jemals vergessen könnten.

Und tatsächlich ist bei dem Debüt Album von Head Wound City zwar eine Mischung aus Hardcore, Noise Rock und vertracktem Gedöns herausgekommen, aber das alles so gut zusammen verquirlt, dass es eine wahre Freude ist. Geiler Scheiß aus Losa Angeles.

Three One G. Auf LP erschienen und bestimmt bald auch in Europa zu erhalten. Das ist eh Sound für erwachsenere Ohren, die haben ja ein bisschen mehr Geduld als diese verrückten jungen Leute, die immer alles sofort zur Verfügung haben müssen. Gammelfleischparty mit meinen Altersgenossen, yay.

Personal Damage – Violent Ritual 7″

Eine kleine Zeitreise zurück in die erfolgreiche Skateboard-Konsolen-Phase unseres Lebens, die auch nur eine Reminiszenz an noch frühere Zeiten aus der echten und wahren Welt war. Personal Damage hätten wunderbar auf jeden der Soundtracks zu den zahlreichen Tony Hawk Pro Skater Spielen gepasst und würden heute noch den ewig Gap-suchenden Mittvierzigern in den Ohren nachklingen.

Südkalifornien unter der brennenden Sonne, ein leerer Pool und ein paar Kids aus der Nachbarschaft. Schlagzeug, Gitarre, Bass und drei Mikros reingeworfen und los gehts – der beste Abend Deines noch jungen Lebens kann beginnen und findet morgen wieder statt. Und wieder. Und wieder.

Der Sound der 80er Hardcore Bands, die unkaputtbar schienen und vielleicht nicht wussten, wie man P.A.R.T.Y. oder besser H.O.R.S.E. buchstabiert, ist für immer mit einer kühlen "Scheißegal" Haltung verbunden und transportiert eine jugendliche Freiheit, die ansteckend wirken kann. Ich zum Beispiel gehe jetzt raus und putze das Auto. 5 Songs unter 6 Minuten von den Jungs aus Los Angeles. Geiler Scheiß.

Sorry State. Kam auf 7″ Single raus und findet vielleicht auch den Weg über den Atlantik. Bis dahin schon mal die Playstation Daumen warmspielen und üben, das hidden Tape in Venice Beach zu holen. Knifflig.

Bocce – Good For You

Achtung, es wird noch schlimmer.

Bocce aus Los Angeles machen so richtigen Indie Rock. So einen Sound, den man als Punk Rocker und Hardcore Kid zu verachten gelernt hat, weil das ja weichgespült und auf kommerziellen Erfolg getrimmt ist und belanglosen Scheiß von tausenden anderen Bands stumpf wiederholt. OK? Ja, weißt Du,…das ist vielleicht Deine Meinung, Mann.

Bocce haben sich erst letztes Jahr gegründet und machen tatsächlich eine große Dose mit gemischten Indie-Rock-Nüssen auf, in der so leckere Sachen wie Strokes, Yeah Yeah Yeahs oder auch Rhonda im Salz der ignoranten Musikindustrie herumliegen.
Kurz abgeleckt, in den Mixer geworfen und heraus kommt ein Debüt mit 10 Songs, die so auch vor 20 Jahren mit Erfolg hätten vermarktet werden können. Das Gute daran ist, dass die Lieder ganz wunderbar in den kommenden Sommer passen, nett die Staustunden auf der Autobahn akustisch abfedern, die Stimmung heben oder senken können, je nachdem, ob sich die Kinder gerade auf der Rückbank streiten oder ein kühles Bier in der Hand liegt.

Ich mag das. Ich werd alt.

Nix Label – Indie 🙂
Bocce ist das englische Wort für Boccia. Kennt Ihr Snobs vielleicht auch unter dem Namen Boules.

Futura – V CS

Tür Nummer 20. Hier verstecken sich die 4 Bilingualisten aus Los Angeles von Futura mit ihrem 5. Release. Offensichtlich sind ihnen inzwischen die Namen oder die Kreativität ausgegangen, da die 4-Song-Kassette einfach nur den Titel "V" trägt. Soll bestimmt eine römische Zahl sein, da ist ja noch niemand drauf gekommen!
Ich bin aber auch gegen Ende des Jahres ein bisschen müde und einfallslos. Andererseits, die Band hat sich vor 5 Jahren bereits diesen äh, kreativen Namen gegeben und macht eher so anachronistischen Sound. Vielleicht ist das doch ein chronisches Problem bei denen mit der Kreativität. Ach, egal.

Laut, wild & schnell – geiler Scheiß zum Wachwerden. Kommt im nächsten Jahr auf Kassette raus, gibt’s jetzt schon digital. "I don’t wanna hear it" ist kein Cover.

Brainwasher Records. Ob sich die Millions Of Dead Cops schon einmal Gedanken darüber gemacht haben, ihren Bandnamen aus den römischen Zahlen in Dezimalzahlen zu übersetzen und so eine LP ins Plattenladenregal zu stellen? "1600Famine again"

Septic – S/T

Wie seid Ihr eigentlich so durch die Schule gekommen? Ich hatte ja einen Kugelschreiber, in dem man einen Spickzettel verstecken konnte. Also so ein Teil zum Herausziehen.
Das hat mich durch die Grundschule gebracht.

Dann hab ich den Fehler begangen, den Zettel selber mit Kugelschreiber zu beschriften und konnte ihn danach nicht mehr so gut für spätere Klausuren/Klassenarbeiten verwenden. Wer braucht schon die Hauptstädte Europas in einer Chemieklausur über Veresterung – kann man natürlich einwerfen, dass der Erfinder in Euskirchen geboren wurde und dass das keine europäische Hauptstadt ist, aber kommt dann auch ein bisschen klugscheißerisch.

Auf jeden Fall hab ich anschließend gelernt, dass man auch ganz wunderbar abschreiben kann. Man nimmt Platz im Schatten eines begabten Mitschülers und wird so selbst zu einem Überflieger. Seitdem hat sich nicht viel getan. Auch heute schau ich mir an, was der Groschi so treibt und schreib das dann einfach hier rein. Voilà Septic.

Diese Band aus L.A. kommt aus dem unmittelbaren Orbit von Launcher & Co-Ed. Vermutlich ahnt ihr es schon, dass es sich hier erneut um eine simple, rohe und energische Sprengladung handelt, zu gleichen Teilen im Garage Punk und frühen Hardcore beheimatet und aufgewertet mit dem ungekämmten KBD-Zusatz, den wir aus besagtem Umfeld schon länger kennen und lieben. (Nur die Rechtschreibfehler korrigiert – sonst wird man ertappt- Profi-Tipp!)

Fun Fact: Eine weitere Band aus dem Dunstkreis ist Liposuction, die die beste Bandcamp Seite ever haben.

The Reflectors – Faster Action LP

Das neue Album von den Reflectors aus dem sonnigen Kalifornien plätschert ganz wunderbar in den Spätsommer Süddeutschlands hinein. Das passt hervorragend zu den letzten warmen Tagen mit Balkon und Garten und Autofenster auf beim Gassigehen mit dem Rauhaardackel.

Geboten werden auf dem Album je nach Medium 11 – 12 Zuckerstückerl, die irgendwo zwischen den Speedways, Undertones und tausend anderen Teenage Power Pop Punk Bands angesiedelt sind und so den perfekten Soundtrack für das Federball-Turnier am Strand bieten. Erfrischend unkompliziert und leicht; so wie das Gefühl nach dem dritten Bier oder wenn man sich ein bisschen zu doll den Kopf an dem verdammten Deckenbalken stößt.

Faster Action ist schon das zweite Album der Band, die es eigentlich erst seit zwei Jahren gibt. Aber die Jungs konnten vorher auch schon gewaltig üben, als sie bei den großartigen IMAGES gespielt haben. Daraus rekrutiert sich die Band nämlich zu 75%.
Die LP erscheint demnächst bei Snap Records (Spanien) und Beluga Records (Schweden) und Time for Action Records (Deutschland). Ein paar limitierte Platten sind wohl schon weg, aber die schwarzen kann man auch vorbestellen. Toll.

Fun Fact: Auf dem Album gibt es einen Bonus Song, der nur auf der CD vorhanden ist. Naja, und bei Bandcamp. Hallo Reflectors, die 90er haben angerufen und wollen ihren CD-Wechsler zurück haben. Ha.

Jenny – Trajinero b/w Kids Of Today 7″

Guten Morgen, Freunde!
Lasst uns mal ein bisschen powerpoppig in die neue Woche starten. Ich hab so das Gefühl, dass es in den kommenden Tagen nicht unbedingt besser wird mit Schreckensnachrichten und dafür brauchen wir eine extra Portion Zuckerwatte mit Melodie.

Da kommt die neue Single von den Punk Pop Rockern aus Los Angeles gerade richtig. Jenny beweisen hier wiederholt ihr Händchen für eingängige und zeitlose Melodien, wie es Justin Maurer eigentlich bei allen seiner vorherigen Bands ebenso zelebriert hat – siehe Clorox Girls oder Suspect Parts. Der Typ kann anscheinend nur einen Song schreiben, der dann aber immer super ist. Faszinierend.

Und damit das niemandem auffällt, singt er hier bei einem Song einfach mal auf Spanisch. Gute Idee! Da gibt es sogar noch ein schickes Video zu. Toll.

Erscheint in Deutschland bei Wanda und kann vorbestellt werden. Prima!

Neben Jenny Piccolo und Julia und Nancy ist das die vierte Band mit einem Frauennamen in meinem Regal. Was soll das eigentlich? Bands mit Frauennamen ohne Frau? Gibt es sowas auch andersrum? Ne Frauenband, die Horst heißt? Hm.