Corker – Falser Truth LP/CS

Na, wer von euch genießt die neue Corona-Infektion vom Get Lost Fest? Können wir die schon als eigene Variante bezeichnen, weil die sich im menschlichen Organismus ausschließlich von Punk Rock, Fischbrötchen und Jever ernährt?
Was dann wohl die äquivalente Variante aus dem Post Punk futtern würde? Rotwein und Haschisch oder Wodka und Mettbrötchen? Ich hätte hier zumindest einen guten Nährboden parat, denn heute ist die neue Corker LP erschienen und postiger wirds nicht mehr.

Die vier Jungs aus Cincinnati liefern mit der LP eine tolle Reise durch die Tiefen der kopflastigen Melodien und Rhythmen aus den latent anstrengenden Genres der letzten 60 Jahre ab. Deswegen klingt das dann auch so intelligent, da hat man viel drüber nachgedacht. Herausgekommen sind 8 Songs, die mehr zum Zuhören animieren als zum Tanzen oder Steine schmeissen, aber irgendwas müssen wir alten Herren und Damen ja auch noch mit Musik anzufangen wissen. Toll.

Feel it Records. Kommt auf ähm, ungefärbtem Vinyl und in schwarz. Fragt mich nicht. Wem das zu hippiemäßig erscheint, kann auch zu der Kassette greifen. In den USA bei Future Shock Recordings und in Europa bei Urticaria Records. Na dann.

Treeboy & Arc – Natural Habitat LP

Pünktlich zum Ferienstart in diesem Bundesland setzt auch das beschissene Wetter ein und die Vorfreude auf sonnenverbrannte Kinder weicht der Einsicht, dass mehr UNO als Beach Ball gespielt werden wird.
Die metaphorische Brandmauer ist vom Parteivorsitzenden eingetreten worden und die echte Brandmauer im Süden des Kontinents ist abgebrannt. Der passende Soundtrack dazu ist auch schon fertig abgemischt und liegt bereit.

Treeboy & Arc haben neulich ihr Debütalbum auf Schallplatte gepresst und servieren 9 sehr angenehme Post Punk Stücke, zu denen man lieber ein Glas Wein am Küchentisch als eine Dose Bier am Strand trinkt. Mehr Sprechgesang und Redekunst als Wutgeschrei oder Gesang. Mehr Gitarrenspiel als Akkorde und der Bass tritt so oft in den Vordergund, dass das BO seine Freude hätte. Schöne Melodien, tolle Platte.

Grünes Splatterschwarzvinyl. Dazu gibt es noch verschiedene andere Kaufoptionen über Longsleeve, Cap und Küchentuch bis zu T-Shirt und Digipack. Und alles zusammen und auf einmal. Heute habe ich gelernt, dass Küchentuch im Englischen ein tea towel ist. Charmant.

Datenight – Mother’s Day

Wisst Ihr, was schön ist? Pfirsiche, Nektarinen und Melonen und Orangen. Also solch Obst, bei dem man beim Kauf noch nicht weiß, ob es schmecken wird, oder ob man daran stirbt. Das ist doch eine nette Abwechslung in dem durchdesignten Geschmackserlebnis der deutschen und internationalen Supermärkte, wo alles immer gleich schmecken muss.

Um es dann noch spannender zu machen, müsste man die Sachen alle komplett im Bioladen kaufen, dann hat man sogar noch die Chance, bei einer blinden Verköstigung das korrekte Obst herauszuschmecken, aber man muss ja auch nicht immer übertreiben. OK.

Datenight aus Nashville kommen mit ihrer dritten LP weniger als Wundertüte des Punk Rocks rüber als vielmehr eine sehr verlässliche Tüte lofi Post Punk Rock Garage für Genießer und :innen. Die können keinen schlechten Song schreiben, Mother’s Day ist ein hervorragendes Sommeralbum , das beruhigt gleichermaßen beim Stau auf der Autobahn und animiert ebenso beim Tischtennisrundlauf auf dem Zeltplatz. Wunderbar.

Kommt die noch auf LP oder begnügen wir uns diesmal mit digital? Stachelbeeren schmecken im übrigen immer gut, da gibt es kein schlecht. Deswegen sind es auch die besten Beeren. Gerne.

Gentilesky – S/T LP

Na, fastet Ihr auch fleißig? Auf was verzichtet Ihr denn nun bis Ostern? Alkohol? Schokolade? Social Media? Pornos? Fern….boah ist das langweilig. Braucht Ihr echt einen Tag im Jahr, um lustig zu sein und dann einen anderen, um über Euer Konsumverhalten nachzudenken und gegebenenfalls etwas davon einzuschränken? Aber nur für ne Weile, ne?

Hat der "Markt" sich da eigentlich schon etwas zu ausgedacht, wie man daraus Kapital schlagen kann? Gibt es "Fastenwurst (extra lang – 3 Meter bis Ostern") oder so Zeugs? "Wenn Sie jetzt 3 Gemüsesäfte bestellen, erhalten Sie dieses halbe Schwein gratis dazu". Puh. Religion ist echt bescheuert.
Gentilesky kommen aus Italien und machen ganz fantastischen Post Punk, der bei manchen Stellen wunderbar an ein paar Dischord Hits erinnert. Das Debut erscheint diesen Sommer bei Hozac Records und jetzt kann man schon einmal 3 von 9 Songs hören. Wenn man will, kann man auch das digtitale Album bereits vorbestellen für 999$. Oder bei der Band selber einen Song digital kaufen für 1000€.

Ich glaub, ich warte auf die Platte.

Apropos, wusstet Ihr, dass Religion das einzige Schulfach ist, das im Grundgesetzt verankert ist? In einem säkularen Staat? Hätte man ja auch so Sachen wie Deutsch oder Mathe reinschreiben können, aber drauf geschissen. Deswegen fasten die Leute jetzt auch 40 Tage, weil Jesus. Man hätte ja auch 40 Tage lang gemeinsam über etwas beraten können oder vielleicht eine neue Sache lernen können. Aber nöö, wir verzichten auf Leberwurst, weil Jesus. Ugh.

Splizz – S/T CS

Haarspalter aus der Hauptstadt machen anachronistische NDW bis Darkwave Punk Musik mit sympathischen Texten und ohne Verzerrer. Das hat jetzt nicht unbedingt Nachrichtenwert. Da gibt es bestimmt noch eine andere oder 14 Bands, die das in den Kellern der 12 Stadtteile Berlins bei Pfeffi und Kindl ausprobieren.
Aber niemand erzeugt dabei eine solch schöne Mixtur aus trauriger Heiterkeit wie die Mädels und Jungs von Splizz. OK, man könnte dazu natürlich auch "Soundtrack zu manischer Depression" schreiben, aber so ist das halt, wenn man jung ist und in einer hippen urbanen Umgebung mit Haar- und Alltagsproblemen zu kämpfen hat.

Schöne 10 Songs zwischen Monarchie und Alltag, Feudalismus und Anarchie, Party- und Katerstimmung. Das ist jetzt das erste physische Release auf Kassette, für das auch schon ältere Songs verwurstet (vegan) wurden, die bereits auf dem 2019er Debüt erschienen sind. Macht nichts. Schmeckt immer noch.

Phantom Records. Die Band scheint eine Vorliebe für das Doppel-ZZ zu haben. Nicht nur Bandname, sondern auch der Song "Bizzy" schmückt sich mit dem Doppelkonsonanten. Man hat hier allerdings eine Gelegenheit verpasst, ein Konzeptalbum zu veröffentlichen. Pizza, Puzzle, Scheizze, etc. Naja – nächstes Mal.

Villages – Excessive Demand LP

Post Punkiger wird es heute nicht mehr. Villages aus dem unheiligen Dreieck zwischen Dresden, Leipzig und Halle haben ein neues Album aufgenommen und zaubern dabei mit ein paar düster bis atmosphärischen Teppichen aus Synthesizern und Gitarren eine passende Grundlage für die schrägen bis eingängigen Rhythmen der Schlagzeug- und Percussionfraktion. Auf dem kühlen bis wohligen Belag breitet sich dann der Gesang wie eine wärmende bis zierende Decke aus.
Hä? Hört selbst –>

Bei It’s Eleven Records und Pike Records auf gelbem Vinyl erschienen und gut von bis jetzt.

Onlooker – Total Rest LP

Na, endlich mal wieder eine Post Punk Band aus England, mit der ich etwas anfangen kann!
Onlooker aus Teesside im Nordosten des Landes suhlen sich erfrischenderweise nicht in Langeweile und einem arty farty Geplänkel, der beweist, dass sie auf der Kunsthochschule auf dem Klo gekokst haben und nun über alle Dinge erhaben sind. Nee.
Die vierköpfige Männerbande lässt vielmehr den Einflüssen aus meiner Jugend freien Lauf und rührt hier eine elegante Mixtur heran, die sich aus 70er Wire, 80er Pixies, 90er Fugazi und dem besten von heute zusammensetzt. So etwas ähnliches behauptet zumindest das Label und da will ich mal nicht streiten. Lecker isses ja allemal.

Das einzig arty fartyge an diesem Release ist das bekloppte Cover, für das der "Künstler" wahrscheinlich länger als 2 Minuten gebraucht und das auch noch tieferen Sinn hat. Hm, ich bräuchte da wohl einen Abschluss von der HBK und/oder einen Rollkragenpulli, um das wertzuschätzen.
Aber schlussendlich geht es ja um die Musik, und wenn 3/13 gut sind, ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch, dass 13/13 auch gut ist – alte Bauernweisheit aus der Stadt.

Nach zwei EPs hier nun ihre Debüt LP, von der man bereits 3 Songs hören darf. Das ganze Ding erscheint dann Ende Februar bei Serial Bowl Records in England auf einer hübsch bunten Schallplatte.

Fun Fact: Teesside ist eine Konurbation. Und ich war heute-Tage-alt, um zu lernen, was zur Hölle eine Konurbation ist. Spoiler: Eine Siedlung aus mehreren Stadtkernen. OK.

Halfsilks – Cupid Operations CS

Neulich aufm Flohmarkt hat mich ein etwas untersetzter Herr in seinen 50ern über die beste Ein- und Verkaufspolitik aufgeklärt. Keine Ahnung warum, ich hab nicht danach gefragt. Wahrscheinlich stand ich zu lange vor seinen Kartons mit Bowie LPs und hab "Hallo" oder "Hmpf" gesagt. Meine Schuld also.

Auf jeden Fall sammelt der Typ jetzt Schallplatten von Udo Lindenberg, damit er davon bald profitiert, wenn der Sänger stirbt. Hat mit den Bowie Platten auch funktioniert, meinte er. Feiner Kerl.
Vielleicht sollte man einfach bei ein paar Künstlern nachhelfen, hatte ich dann vorgeschlagen. Warum nicht einfach jetzt alle Platten von Xavier Naidoo kaufen und dann nach Mannheim fahren und den Typen abknallen? Hahaha haha haben wir gelacht. Naja.

Hier, Halfsilks aus Berlin machen so angenehm seichten Elektropop, den ich von Zeit zu Zeit gegen das Schlechte in der Welt einsetze, wenn mehr aggressive Musik nicht mehr als Schutzschild hilft. 9 schöne Songs, getragen von einem ganz zauberhaften Bass, dessen Spiel jedes Abdriften in die Langeweile oder Eintönigkeit der Lieder wunderbar zu verhindern weiß.
Ein bisschen Synthesizer, weil Berlin und ein bisschen mehrstimmiger Frauengesang, weil toll und dazu ein bisschen Ladidadeldumm auf Englisch, weil das auf Deutsch alles NDW wäre und so ist es Post Punk, haha.
Erschienen bei Kitchen Leg Records. Auf Kassette, natürlich.

Das ist ja auch jetzt keine neue Idee. Man kann ja inzwischen à la "Deadpool" auf den Tod verschiedener Promis wetten, da hat doch bestimmt der eine oder andere Typ schon mit Epstein ein paar Bitcoins verdient, hihi.

Beige Banquet – S/T 10″/CS

Huch, heute ist ja Freitag der 13. ! An so einem Tag fällt mir immer wieder auf, dass ja Wochenende ist wie wenig Horrorfilme ich eigentlich gesehen habe. Das kann man an einer Hand abzählen, während man auf die feine englische Art "Du kannst mich mal" signalisiert. Halloween I und II. Und die hab ich auch nur wegen des Soundtracks gesehen. Naja.

Apropos "feine englische Art". Beige Banquet aus London haben kürzlich ihre 10″ EP veröffentlicht und damit direkt Nachschlag zu ihrem Debüt Album von Anfang des Jahres serviert. Ein Stückchen Kirsche auf die Sahne der Torte.

Ganz feiner Post Punk, der nicht zu verkopft ist und noch genug Bauch hat, dass auch ich das kognitiv verarbeiten kann und mit gutem Gewissen zu dem 80er Jahre Drumcomputer Gedöns auf meiner Hollywoodschaukel schwingen und wippen kann.
Auf Vinyl bei Just Step Sideways in England und auf Kassette bei Mangel in Berlin erschienen. Die Qual der Wahl oder einfach digital.

Freitag der 13. kann maximal dreimal im Jahr passieren. Dieses Jahr allerdings nur heute. Falls ihr euch also etwas Pech vorgenommen habt, dann müsst ihr jetzt ein bisschen Gas geben. Schönes Wochenende!

Pyrex – Touch/Conditioner 7″

So. Und jetzt?
Was machen wir jetzt? Einfach so weiter wie bisher? Oder klammern wir uns vielleicht an den Irrglauben, die Politik könnte das alles noch ungeschehen machen?
Wie naiv kann man sein? Verschließt doch nicht die Augen vor der Realität, Freunde! Es geht doch wie immer nur ums Geld. Sprecht mit: "Ka-Pi-Ta-Lis-Mus". Genau.

Und wenn Messi nun bei Paris Fussball spielen will, dann kann da niemand mehr was dran ändern. Akzeptanz ist der erste Schritt zur Heilung. Oder zur Einsicht. Oder zur U-Bahn? Verdammt, wie geht das Sprichwort noch mal?
Ach, egal. Sitze gerade bei 45°C in Italien fest und kann mit einem lauten Pups das Teelicht vor mir zu einem Waldbrand entfachen, aber sonst ist alles gut. Apropos.

Pyrex aus Portland. Die sind aber mal sowas von gut. Hauen demnächst eine Single mit zwei Liedern raus und man kann davon schon mal die Hälfte hören. Die hat es aber in sich. Perfekter Post Punk Noise Rock. Nehm ich drei von.
Erschien digital vor ein paar Tagen und demnächst dann auf Vinyl bei Filth Pot Records in Portland. Cool!

Die Hitze macht einen fertig. Wenn man doch nur was gegen diese Hitze und Dürre und Feuer und Flut unternehmen könnte. Aber was soll man da schon machen..? Wählen gehen? Hahahahahahahahaha