Bocce – Good For You

Achtung, es wird noch schlimmer.

Bocce aus Los Angeles machen so richtigen Indie Rock. So einen Sound, den man als Punk Rocker und Hardcore Kid zu verachten gelernt hat, weil das ja weichgespült und auf kommerziellen Erfolg getrimmt ist und belanglosen Scheiß von tausenden anderen Bands stumpf wiederholt. OK? Ja, weißt Du,…das ist vielleicht Deine Meinung, Mann.

Bocce haben sich erst letztes Jahr gegründet und machen tatsächlich eine große Dose mit gemischten Indie-Rock-Nüssen auf, in der so leckere Sachen wie Strokes, Yeah Yeah Yeahs oder auch Rhonda im Salz der ignoranten Musikindustrie herumliegen.
Kurz abgeleckt, in den Mixer geworfen und heraus kommt ein Debüt mit 10 Songs, die so auch vor 20 Jahren mit Erfolg hätten vermarktet werden können. Das Gute daran ist, dass die Lieder ganz wunderbar in den kommenden Sommer passen, nett die Staustunden auf der Autobahn akustisch abfedern, die Stimmung heben oder senken können, je nachdem, ob sich die Kinder gerade auf der Rückbank streiten oder ein kühles Bier in der Hand liegt.

Ich mag das. Ich werd alt.

Nix Label – Indie 🙂
Bocce ist das englische Wort für Boccia. Kennt Ihr Snobs vielleicht auch unter dem Namen Boules.

The Ballet – Daddy Issues LP

Erinnert sich jemand noch an diesen sensationellen Song "Hello Dad, I’m in Jail" von Was (Not Was)? Großartig.  Musst ich nur gerade wegen des Albumtitels von The Ballet dran denken, obwohl der Grund für die Daddy Issues mit Sicherheit nicht auf einen Knastaufenthalt zurückzuführen ist. Sagt mein Therapeut.
Meistens sind es ja diese Gefühle von Zurückweisung oder die Gleichgültigkeit, die Abstinenz von Geborgenheit und Sicherheit oder einfach nur ein generelles Desinteresse seitens des Erzeugers. Aber Knast würde es auch tun. Wenn der Vater drin sitzt. OK.

Ob die Band hier über den von Carl Gustav Jung propagierten Elektrakomplex singt, kann ich nicht beurteilen, glaube aber, dass "Daddy" hier auch oftmals die Probleme der älteren (schwulen) Herren meint, die sich mit dem jungen Gemüse herumschlagen müssen. Egal.

The Ballet kommen mit ihrem bereits fünften Album mit ziemlich viel Pop um die Ecke, die bei mir gerade ohnehin ausgefegt wurde und wo somit viel Platz für trallala Melodien ist. Ein bisschen Cure dazu, vielleicht Belle & Sebastian? Keine Ahnung, bin ich Musikkritkiker oder was? Gefällt mir bei einem Bier mit Feuerschale am lauen Sommerabend, wenn ich mich frage, warum mich mein Vater eigentlich das letzte Mal vor 18 Monaten angerufen hat.

Fika Recordings haben die durchsichtige Platte Ende Mai veröffentlicht. Auch schön: Kelly Bundy.

Motorbike – S/T LP

Ab wann fängt man als alter Man eigentlich damit an, die Hände auf dem Rücken zu verschränken, wenn man spazierengeht und immerzu den Mund leicht geöffnet zu haben, um ausschließlich zwischen den 3. Zähnen ein- und auszuatmen? Da muss es eine Altersgrenze geben, denn alle weißen alten Säcke, die ich beim Tanken heute Morgen verachtet beobachtet habe, liefen vom SUV oder Cabrio mit verschränkten Armen und leicht angespanntem Gesicht zur Kasse. Seltsam.
Das sind also diese Drängler auf der Autobahn, dachte ich mir. Diese verlorenen Bruchstücke aus den Zacken der Krone der Schöpfung, für die sie sich halten. Da hat man ja fast ein wenig Mitleid.

Immerhin sind die nicht Motorrad gefahren, das geht ja gar nicht mehr mit der Gicht in den Fingern und wenn man nie gelernt hat, das Gleichgewicht zu halten, kippt man schließlich selbst bei starken Kurven im Auto um. Schlimm. Dann bloß nicht Mofa oder so.
Apropos. Gute Band aus Cincinnati.  Also Motorrad. Toller, erwachsener Punk Rock, der ein bisschen an die Kneipen Rocker aus Australien erinnert und gerne ein paar Minuten mehr dudelt, als es vielleicht die jugendlichen Mofafahrer tun würden. Motorbike – Punk Rock für unterwegs zum Einpacken bitte.

Kommt am 16. bei Feel It Records heraus. Auf Platte. Dem einen Song nach zu urteilen, wird die ziemlich gut.

Toronto Blessings – Teeth And Nails

Erster Song vom neuen Album der lauten Burschen von Toronto Blessings aus Barnsley. Klingt nach Meat Waves und Big Ups, also ziemlich guter Post Hardcore Punk mit Noise Dressing. Kann man so machen.

Not so fun Fact: "Toronto Blessing" als Oberbegriff bezeichnet diese wahnsinnigen Christen, die hysterisch heulen, in Ohnmacht fallen und Zuckungen bekommen, sobald ein Pastor "Jehova" ruft. Wie früher bei einem Take That Konzert eigentlich.

Serial Bowl Records. Das Album "Big Wins" erscheint Mitte Juli auf Vinyl und CD. Eins von beiden wird Orange sein. Spannend. Die MP3s sind regenbogenfarbend, ich habs ausprobiert. Find ich gut.

The Stools – R U Saved? LP

Wisst Ihr, was erfrischend wäre? Ein paar "motherfucking" Punk Rocker, "who actually give a fuck". Von denen, die "absolutely no fuck" äh, given, hab ich jetzt keinen besonderen Mehrwert für irgendwas herausarbeiten können.

Ach, das ist Sinn der Sache? Ja, richtig. Trotzdem irgendwie langweilig, immer wieder von Leuten zu hören, die mit getönten Schläfen ihn ihren Doppelhaushälften sitzen, den Dachboden zu einer AirBnB Wohnung ausbauen, mit ihrem Wohnmobil in den Kosovo fahren, weil es da noch billiger ist und die ein paar Wertpapierfonds zur Alterssicherung mit ihrem Sparkassenkaufmannsfreund beim Bierchen unterm Heizpilz diskutieren. Ich glaub, die geben einen Fuck.
Naja.

The Stools aus, halt, nein, das müsst Ihr erraten. Hört Euch mal die beiden Songs vom neuen Album an und sagt mir, wo die Burschen herkommen. Na? Richtig. Und das ziehen die drei Blues Punk Rocker auch auf den 12 Songs durch. Blues Punk Garage Rock Oi. Sehr schön.
Nach ein paar Singles und einer Split 12″ auf unterschiedlichen Labelgrößen wie Big Neck, Drunken Sailor, Goodbye Boozy, Third Man und Not on Label sind die drei Hocker jetzt bei Feel it gelandet. Glückwunsch?

Erscheint Anfang Juni auf schwarzem und lilanem Vinyl. Könnt Ihr vorbestellen. Oder warten. I don’t give a fuck. 🙂

The Spells – Loose Change Vol.2 LP

The Spells aus Denver machen laut Pressemitteilung sowas wie "Hardcore for Dorks" und ich glaube, das ist eine Zuschreibung, die aus einer latenten Faulheit oder während eines akuten Sonnenstichs herausposaunt wurde. Die Band hat mit Hardcore so viel zu tun wie Pizza mit Ananas. Ist wohl ne Geschmacksfrage. Ich mag den Song, den man schon einmal hören darf und würde ihn bei mir zuhause in die Schublade für poppigen Post Garage Punk ablegen. Gut.

Big Neck Records. Gibt es auf farbigem Vinyl zu kaufen. Ich hab viele Schubladen.

Frankie Traandruppel – Castling LP

Hab gerade keine Lust mehr auf dieses Dings hier. Muss mal in die Sonne und Energie tanken. Passend dafür nehme ich mir die Frankie Traandruppel LP mit, die passt zu den ersten paar richtig schönen Sonnentagen. 4 Eps auf einer großen Scheibe. Toll. Muss man halt für den Weg zu MP3s zusammenschmelzen oder auf Kassette überspielen und in den Walkman, aber es bleibt dabei – Gute Unterhaltung mit Gitarre und Pop!

Zwischendurch bricht es mal in die Garage aus und wischt dort ordentlich Dreck auf. Ansonsten wird auch mal durch Null geteilt und gezeigt, dass die Welt anschließend noch immer steht. Keine Angst.
Macht euch locker, dreht das Fenster runter, kackt dem Chef auf den Schreibtisch und zündet Nestlé an. Was immer Ihr braucht, um den Optimismus und die Leichtigkeit des Frühlings aus eurem Herzen auf die Straße zu kotzen. Das hier ist auf jeden Fall ein Teil des Soundtracks. Schön.

Ronny Rex. Die Platte ist auf 296 Stück limitiert.

D.R.L.N. – Broadcasting CS

Interessantes Tape von D.R.L.N. aus Indianapolis. Sie selber behaupten, das sei Bullshit Noise, ich würde behaupten, das ist richtig. Aber. Da steckt natürlich viel Post-Punk drin, der mich manchmal an Gad Whip erinnert und dann wieder vermuten lässt, die Jungs spielen eigentlich unterschiedliche Lieder gleichzeitig. Hin und wieder bricht alles zu einem Gewitter aus und kommt anschließend wieder verspielt melodisch zur Ruhe. Die haben Spaß. Cool.

Goodbye Boozy Records. Ganze 25 Stück gibts für den Kontinent auf Kassette. Ihr wollt sicher wissen, wofür die Buchstaben stehen, ne? OK. Doppler Radar and the Local News. OK.

Nervous Jerk – Ugly Losers Club LP

Freunde, FREUNDE! Nervous Jerk haben uns ein Album gewidmet!
Kommt morgen raus und klingt wie in den 90ern. Toll. Wurde auch Zeit, dass die da unten in Neuseeland ein Album veröffentlichen. Vielleicht kommt eine von den 150 LPs ja auch nach Europa? Naja, geht auch erst einmal digital – ein Song heute, der Rest dann wohl morgen am fucking Himmelfahrtskommandovatertag.

Dust Up! Records. Als Mitglied im Club muss man wohl coole Bandshirts tragen, damit einem die Menschen nicht direkt ins hässliche Gesicht starren. Guter Tipp!

The Out​-​Sect Meet The Wind​-​Ups

Sehr schönes Split Release von den Bindestrichen-Bands The Wind-Ups und The Out-Sect. Gibt es auch nicht mehr so viele von, oder? Also ich meine die Split Releases. Bindestrichen-Bands weiß ich nicht.
Aber diese Split Releases haben mir damals immer die Gelegenheit gegeben, zu dem Preis von einer Single direkt zwei Bands kennenzulernen. Das Konzept ist unschlagbar. Und Einsortieren tut man die Single dann unter dem Künstler oder der Band, die den besseren Song beigesteuert hat.  Wenns sein muss.

In diesem Fall haben wir einmal eine prima Rock’n’Roll Nummer von Out-Sect, die solide tanzbare Wochenendstimmung verbreitet und zu der man auch im Regen gerne im Müll nach Musikinstrumenten wühlt, was die Mädels und Jungs aus Philadelphia tatsächlich genau so getan haben, um ihren trashigen Garage Punk zu spielen. Cool.

Und auf der imaginären anderen Seite haben wir die Wind-Ups, die ein Cover beisteuern. Das ist natürlich ein bisschen geschummelt, sich mit fremden Federn zu schmücken, aber ok. Der Song "Le Beau Têtard Sur Son Cigare" ist eigentlich ein Power Pop Punk Rock Song aus dem Jahre 1978 von Les Marylènes. Klingt an manchen Stellen ein bisschen wie das verhasste "Ça Plane Pour Moi" vom Plastik Berti, aber grundsätzlich ein wirklich tolles Lied. Tanzt!

Auf ihrer Bandcamp-Seite haben The Out-Sect vergessen, den Bindestrich bei The Wind-Ups zu setzen. Respektlos. Also unter "W" einsortieren. Oder besser gar nicht.