X-Nipples – Tape CS

Ich hab jetzt gerade gehört, dass man in Zukunft auch Organe aus dem 3-D Drucker für Transplantationen verwenden werden kann. Das ist doch eine gute Nachricht für all die krankgesoffenen Lebern und Nieren und dem ganzen anderen verlebten Gedöns im Körper!

Und natürlich auch eine gute Nachricht für wirklich kranke Menschen. Aber ich befürchte, dass man diese verpixelten Organe dann nicht für günstiges Geld erhalten und es somit natürlich nur bei Wohlstandsdicken zur Verfügung stehen wird. Ach, Kapitalismus – es ist herrlich. Forschung sollte ausschließlich denjenigen zugutekommen, die sie sich leisten können, ne? Wir generieren James Bond Bösewichte aus dem 3-D Drucker. Hervorragend.

Apropos Zukunftsmusik. Die X-Nipples aus dem italienischen Anatomie 3-D Drucker Cagliari sind zurück mit ein paar neuen Garage Punk Rock’n’Roll Nummern, die zwischendurch auch mal in die Psychobilly Ecke torkeln und mit ihrer überdrehten Energie zeitweise ein bisschen an Zen Guerrilla erinnern. Kann man so machen.

Goodbye Boozy. Auf 20 Kassetten erschienen und ausverkauft. Beim Label kostenlos digital, bei der Band für Geld. Ich glaube ja, dass die ersten anatomischen 3-D Drucker ziemlich schnell mit verschiedenen Pimmelverlängerungsaufträgen relativ lange ausgelastet wären.

XUI – Realities E.P. 7″

Bringt es eigentlich Unglück, die neue Woche mit einer Band zu beginnen, die Pech heißt? Ich mein, ich sprech kein Vietnamesisch, das kann man ja dann gar nicht wissen, oder? Wird schon nicht so schlimm werden.

XUI aus Oakland stopfen auf jeden Fall ihre Debüt EP mit so viel Wumms und Aggression aus dem besten der 80er Jahre Hardcore voll, dass man direkt sein Black Flag Tattoo mit einem dieser neumodischen Pflegeprodukte aus der Drogerie einreibt und sich alter Zeiten aus dem Jugendzentrum erinnert, als man noch unironisch bei Straight-Edge Konzerten besoffen ins Mikro gelallt hat. Also Freunde von mir.

Geiler Scheiß – hat genau die richtige Energie, um einfach im Bett liegen zu bleiben.

Forever Never Ends Records. Klingt auch eher nach dem James Bond Titel als nach einem Hardcore Label, aber kann ja auch beides gehen, was solls. Auf Vinyl kürzlich veröffentlicht und zu kaufen auch. Vielleicht sollte man 2 davon nehmen, Minus uns Minus ergibt Plus und dann gleicht sich das Pech aus? Ach, ich dreh mich noch mal um.

Lysol – Down The Street 7″

Lysol aus Seattle kommen mit einer neuen EP um die Ecke. Darauf sind 4 Songs, einen davon kann man schon einmal hören und der ist gut. Garage Hardcore Punk mit einer Prise nordwestpazifischer Gitarrenakrobatik. Heute alles nur reine Fakten. Ich bin so kreativ wie nie und erzähle noch, dass die Scheibe bei Feel it Records erscheinen wird und das Cover von Bandmitglied Chad Ringo Bucklew gestaltet wurde. OK.

Erscheint am 21. März gemeinsam mit dem Frühling. Hurra. Schönes Wochenende.

The Reeks – Prefigured CS

Pop Punk hatten wir jetzt länger nicht mehr. Ist auch gar nicht so leicht, in dem unübersichtlichen Wust von generischen und zu glatt produzierten Klonen mal was Interessantes zu finden.

Für meinen Geschmack sind the Reeks aus Austin, Texas da eine Ausnahme, denn sie erinnern mich daran, als diese Musik der Soundtrack für entspannte Samstage war. Entspannung in der Form von Rasenmähen und Dosenbier und Fahrradfahren und Autowaschen und von den Dorfidioten aufs Maul kriegen und als Dorfidiot den anderen aufs Maul hauen. Gute Zeiten. Gute Musik.

Hier gibt es 12 Songs auf dem zweiten Album der Band und wenn man nicht aufpasst, steht man auf einmal mit seinem Skateboard in Nachbars Pool und bricht sich den Fuß beim Drop in. Wie gesagt, gute Zeiten!

Digital Hotdogs. Kommt auf Kassette in grün. Oder digital. Frühling kann kommen.

Fen Fen – National Threat LP

Krise? Welche Krise? Der Bundespräsident sagt, wir kommen auch aus dieser Krise wieder heraus. Was meint der Mann?
Wohnungsnot kann es nicht sein, man kann ja sein Schloss einfach für 70 Millionen Euro sanieren, wenn sich die Tapete ablöst. Inflation meint er sicher auch nicht, die ist ja rückläufig, was zwar die teuren Lebensmittel nicht wieder günstiger macht, aber egal, sollen sie halt Reis mit Chappi essen. Umwelt? Klima? Ah, das könnte er meinen, da sollte man wirklich was tun…aber nee, lieber nicht, da würde man sich ja einschränken müssen.

Was er meinte sind die aufeinanderfolgenden Krisen der Pandemie und der Kriege, die uns betreffen. Hm. Zum Glück hat er eine Lösung. "Wir haben das Potenzial, die Kraft, die Möglichkeit und auch die Fähigkeit in Ewigkeit, Amen." Na dann.

Nicht ganz zusammenhangslos kommt hier das neue Album von Fen Fen mit dem schönen Titel National Threat aus Detroit reingaloppiert. Leider erst einmal nur ein Song, aber der zeigt schon die Richtung, in die es auf dem 15 Songs starken Album gehen wird. Rotziger Garage Punk Rock’n’Roll mit Bierspritzen im Auto und Schweißflecken am Hintern. Kommt im Mai – da freu ich mich drauf – perfekte Platte für den Frühling.

Sweet Time Records. Kommt auf weiß und schwarz. Vielleicht meinte die Band mit dem Titel auch vorausschauend die Kackschlacht zwischen den beiden alten weißen Männern in den USA, die sich um das ovale Büro kloppen. Peinliches Land, aber gute Musik.

Bad Omen – Hell

Mit dem Charme einer nostalgischen Filmnacht im Autokino und einer Familienpackung Hackbraten mit Ei gefüllt kommen Bad Omen aus den Niederlanden über die Grenze geschlichen und behaupten, sie hätten den Highway to Hell genutzt, obwohl es doch nur die ordinäre Vaalser Straße war.

Im Kostüm der frühen 80er Jahre Metal Bands, das sich auch Midnight gerne mal überstreift, sind hier 4 Songs in guten 12 Minuten aus der Flachlandhölle in digitale Form gegossen worden, die ganz wunderbar zu Dosenbier am Lagerfeuer und langen Spaziergängen auf Scherbenhaufen passen. Schüttelt Euer Haar, wenn ihr noch welches habt!

Nix Label, keine Kassetten oder Vinyl. Na sowas. Muss ich selber machen. Ganz geil.

Still Animals – S/T LP

Habe ich das eigentlich richtig verstanden, dass wir jetzt irgendwelche Weltraumschrottteile, die in etwa die Größe von Kampfpanzern haben, dem Planeten wieder zurückführen?
Ist ja konsequent, jeder sollte sich um seinen eigenen Müll kümmern, aber diese Nonchalance, mit der angekündigt wurde, "Joa, könnte bei Dir in den Garten oder auf den Spielplatz stürzen, was wissen wir schon, keine Ahnung, wird schon klappen", hat mich ein wenig stutzig gemacht. Naja, egal.

Still Animals aus St. Louis haben jüngst ihr Debütalbum herausgebracht und knüpfen damit an den traditionellen Sound der Stadt an. Schlichter Rock’n’Roll ohne viel Schnick und Schnack und deswegen sehr eingängig und einfach nur cool. Klingt manchmal wie eine Mischung aus Reigning Sound und Blues Explosion und das gibt doch eigentlich genug Schwung für den ersten Schritt in die neuen Arbeitswoche. 10 Songs. Sehr gut.

Slovenly Records. Auf weiß und schwarz erschienen. Kann ich jetzt eigentlich meine leeren Knopf- und AA- und AAA-Batterien einfach so in den Rhein werfen, wenn der ausgediente Energiespeicher der Raumstation auch in den Golf von Mexiko gefallen ist und das in Ordnung ist?

JJ And The A’s – Eyeballer 7″

Punk Rock Geschepper mit Orgel und dem Sänger von den Go Faster Nuns aus Bimbambino Bamberg. Hört sich jedenfalls so an. Tolles Lied, man hat nur leider den Bass vergessen, aber vielleicht hat der Bassist sich auf den restlichen 3 Songs der Single verausgabt oder war gerade noch mit dem Gekritzel für das Cover beschäftigt. Wir werden es erfahren, wenn nächste Woche das neue Release von JJ And The A’s erscheint. Cool.

La Vida Es Un Mus. Vielleicht wechseln sich die Bandmitglieder auch an den Instrumenten ab und bei den anderen Songs fehlt dann jeweils ein anderes? Das wäre mal innovativ und Punk, ne.

Alluvial Nuggetts – Whistling Song

Irre ich mich oder wird sich gerade medial auf die Lokführergewerkschaft eingeschossen, wenn es um die laufenden Streiks bei der Bahn geht? Ihr wisst schon, dass man streiken darf, wenn Arbeitgeber nicht auf gerechtfertigte Forderungen eingehen, oder?
Und wieso ist es für die Deutschen ok, wenn der Vorstand der Bahn sich jedes Jahr Millionen an Bonuszahlungen in die Tasche steckt, aber es ist ein Skandal, wenn die Mitarbeiter am Gewinn des Unternehmens beteiligt werden möchten und evtl. zwei Brötchen mehr am Sonntag essen wollen? Komisches Volk. Zum Glück fahr ich Auto.

Seitdem ich mit dem Rauchen aufghört hab, muss ich während der Fahrt auch immer pfeifen, um nicht die Penner auszuschimpfen, die sich mit ihren dicken Karren die Straße mit mir teilen. Was gibt es dann besseres als schöne Musik, die nicht nur zum Trällern einlädt, sondern sogar das Pfeifen im Titel trägt.

Entspannter Pop aus Australiens Melbourne. Passend zur Urlaubsplanung, wenn denn Flughäfen dann nicht gerade bestreikt werden. Alluvial Nuggetts wird im Juni sein Debüt Album herausbringen und die ersten Singles sind vielversprechend. Ich freu mich drauf.

Lost And Lonesome Records. Mobilität hin oder her, das klingt auch zuhause toll.

Lo Fat Orchestra – LFO 09 LP

Jetzt haben wir den Salat. Man kann nicht einmal mehr gepflegt antikapitalistisch ins letzte Drittel seines Lebens eintreten, ohne an der weltweiten Spekulation um höhere Rendite teilzunehmen. Als zukünftiger Rentner ist man nun also zwangsläufig am Aktienmarkt beteiligt, weil der Finanzminister das für eine schlaue Idee hält.

Das ist der Typ, der es auch für schlau hielt, während steigender Inflation als erstes den Kraftstoff für Autos zu subventionieren, was letztendlich zu einer Verteuerung des selbigen und zur Bereicherung der Mineralölkonzerne geführt hat. Da könnte man sich die Frage stellen, was passiert, wenn der Staat dieses Mal in den Aktienmarkt investiert?
OK, ihr wisst das nicht, kann ja nicht jeder Sport und Kunst studiert haben – niemand profitiert, außer dem Klientel des Finanzministers. Überraschung!

Das schreit nach tanzbarer Meditation und Entspannungsübungen, sonst regt man sich nur auf und zündet irgendwelche Strommasten an oder so. Zum Glück hab ich da genau die richtige Platte gefunden. Also zum Entspannen, meine ich. Lo Fat Orchestra haben ihr fünftes Album jüngst veröffentlicht und bieten auf über einer halben Stunde Spielzeit eine Menge Gelegenheiten an, um sich an den eingängigen Melodien zu laben und hin und wieder das müde Tanzbein aus dem Sessel heraus zu schwingen, dass die Pantoffel durchs Wohnzimmer fliegen.

Tolle poppige Songs mit 90er Synthesizerpistole und 80er New Wave Basskanone. Dazu ein bisschen Post Punk Gitarren und Ohrwurm-Gesangslinien unterfüttert mit eingängigen, zurückhaltenden Schlagzeugrhythmen und fertig ist das runde Popwerk aus der Schweiz. Ohne Löcher.

Sounds Of Subterrania. Kam letzte Woche auf LP heraus und hier ist Longplayer tatsächlich mal eine treffende Beschreibung, jeder Zentimeter des Vinyls wird mit weicher Rille und smarten Melodien ausgefüllt.
Man kann das System von innen bekämpfen, wenn man einfach keine Rentenansprüche anhäuft. Falls ihr wissen wollt, wie das geht – fragt mich!