Stress Test – S/T LP

Ich glaube, mein Nachbar hat mit dem Rauchen aufgehört. Zumindest hab ich ihn schon länger nicht mehr an seinem offenen Küchenfenster gesehen, wo er sonst stets morgens den Tag mit einer Zigarette begrüßt hat, während ich Kakao und Kaffee, Müsli und Tee zum Frühstückstisch jonglierte.

Vielleicht ist er ja auch krank. Oder ein Auslandssemester? Obwohl, so jung sah der gar nicht aus. Kann am Rauchen liegen, sagt man. Oder fastet er am Ende? Solche Leute gibt es ja auch. Einfach mal 6 Wochen aufhören. Hm.

Leute von Unto Others, Vault Dweller und Iron Scepter stressen hier mit einer Mischung aus Metal, Crust und Punk so dermaßen, dass man froh sein kann, sich bereits im Wochenende zu befinden. Portland liefert Grindcore, Salem den Trash und schon hat man 11 Songs aus der Best Of Metal Fabrik der 80er. Passt zum Kickflip üben und Dosenbierstechen.

Transylvanian Recordings. Auf LP und Kassette Ende Februar erschienen. Was hab ich eigentlich von dem ganzen Geld gekauft, das ich nicht mehr für Tabak ausgebe? Ah ja, Nikotinkaugummis C₂₂H₂₈N₂O. Geiles Zeug.

Cut Piece – S/T 7″

Wir sind auf einem guten Weg, Freunde. Zwar schrumpft die Wirtschaft und "wir" befinden uns in einer Rezession, weil die verdammten Konumenten einfach nicht genug konsumieren wollen. Aber "wir" haben einen Plan!

Wir führen einfach die Zwangsarbeit wieder ein und lassen die faulen Asylbewerber nur bei uns wohnen, wenn sie einer ordentlichen Arbeit nachgehen (Tankstelle, Sonnenstudio, Dosenfabrik). Und dann bezahlen wir die Sklaven Arbeitnehmer nicht mit Geld, sondern mit Sachleistungen (Tankgutschein, Sonnenstudio, Dosenobst). Genial. Also wenn das nicht die Wirtschaft ankurbelt, was dann?

Hier, ich hab noch eine Idee. Listen global – buy local. Ihr könnt auch die neue Single von Cut Piece aus Portland einfach bei einem deutschen Label kaufen und sämtliche Fliegen auf einen Streich erwischen. Nicht nur habt Ihr erstklassige 4 Songs aus der Fachwerkstatt des Punk Rocks mit bekannten und bewährten Gesichtern von Piss Test oder Macho Boys. Nein, hier fließt das Geld auch noch nach Norddeutschland, wenn ihr beim Label bestellt. Eine Region, die ohnehin finanzielle Hilfe benötigt.

Obendrein hat die melodisch aggressive Stimmung der Songs zum Glück nicht viel mit der gleichnamigen Performance von Yoko Ono zu tun – alles richtig gemacht. "Life Goes Dark" hat einen leichten Red Dons Anstrich. Steht ihm gut, ist ein Hit. Cool.

Sabotage Records. Vor drei Wochen auf 7″ erschienen und noch bestellbar. Oder digital bei der Band, wenn Ihr Euer Geld nicht im Land ausgeben wollt.

Red Dons – Generations 7″

Nanu, auch schon wieder 6 Jahre her, seitdem die genialen Red Dons ihre letzte Single veröffentlicht haben. Ich dachte, die gibt es gar nicht mehr und der Daniel hat zu viel mit seinem Bomben bauen Mastering in London zu tun?
Aber weit gefehlt! 4 neue Songs, die ungefähr da anknüpfen, wo die Band aus Portland mit dem letzten Album und der letzten Single aufgehört hat.

Weniger Scheppern, dafür mehr Melancholie und mehr Ridebecken und so viele schöne Melodien, wie sie sonst nur in Schlafliedern für Kinder zu finden sind. Das ist es vielleicht. Schlafmusik für Punk Rocker. Im positiven Sinn. Naja, ihr wisst schon.

Falls man noch Lust auf die ganzen alten Singles hat, kann man die nun auch auf ner Compilation LP kaufen. Zwei großartige Veröffentlichungen der Band, die sie nun auf ihre Europa-Tour mitbringen. Gibt keinen Grund, dort nicht hinzugehen. Cool.

Taken By Surprise. Alle LPs der Compilation sind farbig. Singles weiß ich nicht. Aber ist auch nicht so wichtig, ne. Das wird die letzte Tour sein – schaut euch die Band an, der Schlagzeuger ist sensationell. Keine Bange, da schläft man nicht ein.

Cleanser – S/T EP CS

Der Beweis, dass auch DeathRocker und Dark Wave Punks gerne reine Haut hätten. Cleanser aus Portland haben eine Marktlücke erkannt und stoßen mit ihrem neuen Produkt direkt in die Vorweihnachtszeit mit der trockenen Heizungsluft und der spröden Haut.

Da hilft nur lauter Post Punk mit feuchtem Kellergeruch, der sich wie Balsam in die Poren drückt und eine Frischzellenkur anregt. Ganz geil.

Noise Merchant Records. Auf Kassette erschienen. Bei der Band aber auch. In der US-Version ein bisschen mehr DIY, auf der UK-Version ein bisschen mehr hübsch. Beide so rot wie deine Bäckchen, wenn Du aus der Kälte kommst.

Help – Courage EP

Keine Sorge, Hilfe ist unterwegs. Und sie bringt Mut mit. Puh, Glück gehabt, alles richtig gemacht.

Wir müssen zwar noch bis Oktober warten, aber dann warten die drei Männer aus Portland mit einer großartigen Mischung aus Post Punk und Hardcore oder Post Hardcore oder Punk auf. Die Herren haben zuvor bei solch illustren Bands wie Portugal. The Man und And And And ihr Unwesen getrieben und besinnen sich jetzt offensichtlich ihrer Punk Rock Sozialisation, denn mit Indie-Kram hat das nicht mehr viel zu tun.

12 Lieder, wovon die Hälfte Bonus Songs sind, naja, eigentlich sind das nur die Lieder von der ersten EP, die uns das Label nun freundlicherweise auch mit auf die LP presst. Und nach 6 Songs scheinen die Geschichten der Herren bereits erzählt zu sein. Bei Courage geht es um Trennungsschmerz und Beziehungsprobleme, Mutig sein im Angesicht der Hoffnungslosigkeit. Heavy Stuff, was? Da reichen 6 Lieder, sonst wird man zu traurig. Deswegen auch erst einmal nur ein Stück, das ist schon schlimm genug.
Guter Stoff aus Portland.

Three One G. Kommt erst im Oktober in verschiedenen Farben auf Vinyl heraus. Bei dem Fotoshooting zu dem Cover haben sich die Akrobaten leider beim Umplumpsen verletzt und müssen nun genesen, damit sie eine gute Release Show spielen können. Im Alter sollte man sich nicht mehr so ohne Hilfsmittel übernehmen, ne. Aber ich bewundere den Mut.

Brain Squeeze / The Death Sentence – Split 7″

Na, ihr Vinyl-Hasen – habt ihr auch so einen riesen Bock auf den Record Store Day am morgigen Samstag? Sich mit anderen Hornbrillen in Cordhosen in die Schlange einreihen, um das neues Rerererererelease von einer Industrie-Band ungeöffnet in den Schrank zu stellen? Weil, Discogs, Wertschöpfung und so, man muss ja auch an seine Zukunft denken?

Nööö, klingt doof, dann lieber in einen Second-Hand Laden mit alten abgeranzten Originalen, auf deren Cover noch die Vorbesitzer namentlich erwähnt sind und der ein oder andere Song auf der Platte angekreuzt ist. Sympathisch, Authentisch, teuer, kaputt, aber geil.

So wie Brain Squeeze oder The Death Sentence aus Portland etwa. Eine geteilte Single ist eine doppelte Freude voller großartiger Hardcore Garage Knallern, von denen keiner die 2 Minuten Marke durchbricht. Kurz und krawallig, wie das Wochenende. Heißer Scheiß.

Convulse Records. Auf gelber und schwarzer Vinyl Single erschienen und tausendmal kostbarer als jedes RSD Release, weil geil. Schönes Wochenende!

Misery Whip – MWII

In dem anderen Portland, auf der anderen Seite am anderen Ozean, laufen Dinge anders. Hier in Maine spielt zwar die gleiche Musik wie in Oregon, aber das Salz aus dem Atlantik schmeckt halt doch anders auf den Gitarrensaiten und obwohl in Oregon alle immer über das neblige und feuchte Wetter schimpfen, ist es in Maine tatsächlich das ganze Jahr über viel zu kalt und grau. Logisch, dass die hier die Mayo auch umbenennen und der Whip nicht Miracle ist sondern eher Misery.

Passt wunderbar in die Regenzeit. Also immer. Hardcore Punk für Pfützen Springen.

Misery Whip würde ich mir auf jedes Brot schmieren, so viel ist mal sicher. Lecker.

Jenny Don’t & The Spurs – California Cowboy / Mr. Fire Eyes 7″

Türchen Nummer 22 läutet so langsam den Urlaub rund um Weihnachten ein. Klingeling. Vielleicht auch einfach deswegen, weil es am Türchen wortwörtlich den ganzen Tag klingelt und der DHL Mensch Pakete bringt und der DPD Mensch Pakete bringt und der Hermes Mensch Pakete bringt und der UPS Mensch Pakete bringt.

Und das sind dann nicht mal Geschenke für mich – ich nehm den ganzen Tag Post für die Nachbarschaft an. Ihr glaubt ja nicht, was die so alles bestellen. Da sind Sachen drin – von äh, Hygienartikeln mit eingebauter Orgasmusgarantie bis zu Kobolden aus Skandinavien, Gebäck aus der sächsischen Skinhead Schweiz und eine ausgestopfte Seewespe aus Australien.

Apropos. Die großartigen Jenny Don’t & The Spurs haben unlängst diesen Kontinent besucht und eine Tour gespielt, für die sie zuvor noch eine nette Single aufgenommen haben. Und ich glaube, das könnten die letzten Aufnahmen von dem fantastischen Sam Henry gewesen sein. Das alleine wäre eigentlich schon ein Grund, sich diese 7″ ins Zimmer zu nageln, aber die Single ist leider bereits ausverkauft.

Vielleicht fragt Ihr die Outlaw Cowpunk Country/Western Helden aus Portland einfach demnächst mal, ob sie da was nachpressen. Die kommen nämlich im nächsten Jahr nach Europa und auch in Deine Stadt. Also in meine beiden Städte auf jeden Fall. Da freu ich mich.

Wie, Postgeheimnis?

Long Knife – Curb Stomp Earth LP

Die Band aus Portland, die seit knapp zehn Jahren den Sound von Poison Idea imitiert und damit zwei sehr gute Platten abgeliefert hat, möchte nicht mehr mit Poison Idea verglichen werden.
Nun kommt das dritte Album bei Beach Impediment raus und klingt nach einer sehr guten Poison Idea Platte, wenn die Kings of Punk heute noch musizieren würden.

Vielleicht mangelt es mir auch einfach an vergleichbaren Bands im Hinterkopf, ich hab da neulich aufgeräumt und Platz geschaffen für Paw Patrol. Denn ähnlich wie Long Knife gehe ich mit den Zeiten.

Man hört hier und da kaputte Metal Riffs, ne Trompete (?) und ein bisschen Orgel. Insgesamt wird hier einfach hardcore abgefeiert und es macht sehr viel Spaß, dem bunten Treiben über 13 Songs zu lauschen. Das passt ganz hervorragend zu einer Schmökerstunde der Jerry A Bücher, haha – nur Spaß.

Long Knife haben ein eigenständiges, erwachsenes Hardcore Punk Album abgeliefert. Gab es limitiert in türkis (igitt), jetzt noch auf schwarz (yeah).

Ich frage mich, ob sich die Band nach der Bezeichnung "Langmesser" der indigenen Völker rund um das Ohio Gebiet für die britischen Kolonialisten aufgrund ihrer langen Säbel benannt haben oder nach einem langen Messer aus der Küchenschublade. Ich werd sie fragen.

Fathoms – Dead Man’s Cove / Surfin' The Fear 7″

Willkommen zurück aus der Sommerpause.

Apropos Surfen. Hier kommt eine neue Band aus Portland angepaddelt, die man wahrscheinlich mit Fug und Recht als "All-Star" bezeichnen könnte, wenn man auf solche Pflaster Wert legt.
Ach, tut ihr? Oh, ok.
Na bitte – Mit Kelly von P.R.O.B.L.E.M.S./Jenny Don’t & the Spurs/Pierced Arrows/Detestatian uva. und Eric von Poison Idea/Don’t/Fetish uva. und Sam von den Wipers und so ziemlich jeder anderen guten Band, die ihr kennt.

Die drei haben sich in ihrer gemeinsamen Pandemie in Oregon überlegt, mal ne Surfband zu starten und hier sind die beiden vorläufigen Ergebnisse dieses Vorhabens auf einer hübschen 7″ Single in Vinyl gepresst. Was soll man dazu sagen? Ist halt Surf, ne? Aber ziemlich gut gemacht, wenn ich das beurteilen kann. Ich bin beim Duschen nicht ausgerutscht, als ich die beiden Lieder gehört habe und das ist schon mehr als viele andere Songs von sich behaupten können.

Könnt ihr auf hübschem blauen Vinyl kaufen. Limitiert. Und gut.

Fun Fact: Das Cover ist von Magnus Janssen, der schon mehrfach für P.R.O.B.L.E.M.S. Tentakel gezeichnet hat.
Fun Fact II: Wegen Problemen mit Paypal musste die Bandcamp Seite des Trios auf die von den Spurs umziehen. Hmm…