Misery Whip – MWII

In dem anderen Portland, auf der anderen Seite am anderen Ozean, laufen Dinge anders. Hier in Maine spielt zwar die gleiche Musik wie in Oregon, aber das Salz aus dem Atlantik schmeckt halt doch anders auf den Gitarrensaiten und obwohl in Oregon alle immer über das neblige und feuchte Wetter schimpfen, ist es in Maine tatsächlich das ganze Jahr über viel zu kalt und grau. Logisch, dass die hier die Mayo auch umbenennen und der Whip nicht Miracle ist sondern eher Misery.

Passt wunderbar in die Regenzeit. Also immer. Hardcore Punk für Pfützen Springen.

Misery Whip würde ich mir auf jedes Brot schmieren, so viel ist mal sicher. Lecker.

Cut Piece – S/T 7″

Wir sind auf einem guten Weg, Freunde. Zwar schrumpft die Wirtschaft und "wir" befinden uns in einer Rezession, weil die verdammten Konumenten einfach nicht genug konsumieren wollen. Aber "wir" haben einen Plan!

Wir führen einfach die Zwangsarbeit wieder ein und lassen die faulen Asylbewerber nur bei uns wohnen, wenn sie einer ordentlichen Arbeit nachgehen (Tankstelle, Sonnenstudio, Dosenfabrik). Und dann bezahlen wir die Sklaven Arbeitnehmer nicht mit Geld, sondern mit Sachleistungen (Tankgutschein, Sonnenstudio, Dosenobst). Genial. Also wenn das nicht die Wirtschaft ankurbelt, was dann?

Hier, ich hab noch eine Idee. Listen global – buy local. Ihr könnt auch die neue Single von Cut Piece aus Portland einfach bei einem deutschen Label kaufen und sämtliche Fliegen auf einen Streich erwischen. Nicht nur habt Ihr erstklassige 4 Songs aus der Fachwerkstatt des Punk Rocks mit bekannten und bewährten Gesichtern von Piss Test oder Macho Boys. Nein, hier fließt das Geld auch noch nach Norddeutschland, wenn ihr beim Label bestellt. Eine Region, die ohnehin finanzielle Hilfe benötigt.

Obendrein hat die melodisch aggressive Stimmung der Songs zum Glück nicht viel mit der gleichnamigen Performance von Yoko Ono zu tun – alles richtig gemacht. "Life Goes Dark" hat einen leichten Red Dons Anstrich. Steht ihm gut, ist ein Hit. Cool.

Sabotage Records. Vor drei Wochen auf 7″ erschienen und noch bestellbar. Oder digital bei der Band, wenn Ihr Euer Geld nicht im Land ausgeben wollt.

Red Dons – Generations 7″

Nanu, auch schon wieder 6 Jahre her, seitdem die genialen Red Dons ihre letzte Single veröffentlicht haben. Ich dachte, die gibt es gar nicht mehr und der Daniel hat zu viel mit seinem Bomben bauen Mastering in London zu tun?
Aber weit gefehlt! 4 neue Songs, die ungefähr da anknüpfen, wo die Band aus Portland mit dem letzten Album und der letzten Single aufgehört hat.

Weniger Scheppern, dafür mehr Melancholie und mehr Ridebecken und so viele schöne Melodien, wie sie sonst nur in Schlafliedern für Kinder zu finden sind. Das ist es vielleicht. Schlafmusik für Punk Rocker. Im positiven Sinn. Naja, ihr wisst schon.

Falls man noch Lust auf die ganzen alten Singles hat, kann man die nun auch auf ner Compilation LP kaufen. Zwei großartige Veröffentlichungen der Band, die sie nun auf ihre Europa-Tour mitbringen. Gibt keinen Grund, dort nicht hinzugehen. Cool.

Taken By Surprise. Alle LPs der Compilation sind farbig. Singles weiß ich nicht. Aber ist auch nicht so wichtig, ne. Das wird die letzte Tour sein – schaut euch die Band an, der Schlagzeuger ist sensationell. Keine Bange, da schläft man nicht ein.

Jenny Don’t & The Spurs – California Cowboy / Mr. Fire Eyes 7″

Türchen Nummer 22 läutet so langsam den Urlaub rund um Weihnachten ein. Klingeling. Vielleicht auch einfach deswegen, weil es am Türchen wortwörtlich den ganzen Tag klingelt und der DHL Mensch Pakete bringt und der DPD Mensch Pakete bringt und der Hermes Mensch Pakete bringt und der UPS Mensch Pakete bringt.

Und das sind dann nicht mal Geschenke für mich – ich nehm den ganzen Tag Post für die Nachbarschaft an. Ihr glaubt ja nicht, was die so alles bestellen. Da sind Sachen drin – von äh, Hygienartikeln mit eingebauter Orgasmusgarantie bis zu Kobolden aus Skandinavien, Gebäck aus der sächsischen Skinhead Schweiz und eine ausgestopfte Seewespe aus Australien.

Apropos. Die großartigen Jenny Don’t & The Spurs haben unlängst diesen Kontinent besucht und eine Tour gespielt, für die sie zuvor noch eine nette Single aufgenommen haben. Und ich glaube, das könnten die letzten Aufnahmen von dem fantastischen Sam Henry gewesen sein. Das alleine wäre eigentlich schon ein Grund, sich diese 7″ ins Zimmer zu nageln, aber die Single ist leider bereits ausverkauft.

Vielleicht fragt Ihr die Outlaw Cowpunk Country/Western Helden aus Portland einfach demnächst mal, ob sie da was nachpressen. Die kommen nämlich im nächsten Jahr nach Europa und auch in Deine Stadt. Also in meine beiden Städte auf jeden Fall. Da freu ich mich.

Wie, Postgeheimnis?

Long Knife – Curb Stomp Earth LP

Die Band aus Portland, die seit knapp zehn Jahren den Sound von Poison Idea imitiert und damit zwei sehr gute Platten abgeliefert hat, möchte nicht mehr mit Poison Idea verglichen werden.
Nun kommt das dritte Album bei Beach Impediment raus und klingt nach einer sehr guten Poison Idea Platte, wenn die Kings of Punk heute noch musizieren würden.

Vielleicht mangelt es mir auch einfach an vergleichbaren Bands im Hinterkopf, ich hab da neulich aufgeräumt und Platz geschaffen für Paw Patrol. Denn ähnlich wie Long Knife gehe ich mit den Zeiten.

Man hört hier und da kaputte Metal Riffs, ne Trompete (?) und ein bisschen Orgel. Insgesamt wird hier einfach hardcore abgefeiert und es macht sehr viel Spaß, dem bunten Treiben über 13 Songs zu lauschen. Das passt ganz hervorragend zu einer Schmökerstunde der Jerry A Bücher, haha – nur Spaß.

Long Knife haben ein eigenständiges, erwachsenes Hardcore Punk Album abgeliefert. Gab es limitiert in türkis (igitt), jetzt noch auf schwarz (yeah).

Ich frage mich, ob sich die Band nach der Bezeichnung "Langmesser" der indigenen Völker rund um das Ohio Gebiet für die britischen Kolonialisten aufgrund ihrer langen Säbel benannt haben oder nach einem langen Messer aus der Küchenschublade. Ich werd sie fragen.

Fathoms – Dead Man’s Cove / Surfin' The Fear 7″

Willkommen zurück aus der Sommerpause.

Apropos Surfen. Hier kommt eine neue Band aus Portland angepaddelt, die man wahrscheinlich mit Fug und Recht als "All-Star" bezeichnen könnte, wenn man auf solche Pflaster Wert legt.
Ach, tut ihr? Oh, ok.
Na bitte – Mit Kelly von P.R.O.B.L.E.M.S./Jenny Don’t & the Spurs/Pierced Arrows/Detestatian uva. und Eric von Poison Idea/Don’t/Fetish uva. und Sam von den Wipers und so ziemlich jeder anderen guten Band, die ihr kennt.

Die drei haben sich in ihrer gemeinsamen Pandemie in Oregon überlegt, mal ne Surfband zu starten und hier sind die beiden vorläufigen Ergebnisse dieses Vorhabens auf einer hübschen 7″ Single in Vinyl gepresst. Was soll man dazu sagen? Ist halt Surf, ne? Aber ziemlich gut gemacht, wenn ich das beurteilen kann. Ich bin beim Duschen nicht ausgerutscht, als ich die beiden Lieder gehört habe und das ist schon mehr als viele andere Songs von sich behaupten können.

Könnt ihr auf hübschem blauen Vinyl kaufen. Limitiert. Und gut.

Fun Fact: Das Cover ist von Magnus Janssen, der schon mehrfach für P.R.O.B.L.E.M.S. Tentakel gezeichnet hat.
Fun Fact II: Wegen Problemen mit Paypal musste die Bandcamp Seite des Trios auf die von den Spurs umziehen. Hmm…

Pyrex – Touch/Conditioner 7″

So. Und jetzt?
Was machen wir jetzt? Einfach so weiter wie bisher? Oder klammern wir uns vielleicht an den Irrglauben, die Politik könnte das alles noch ungeschehen machen?
Wie naiv kann man sein? Verschließt doch nicht die Augen vor der Realität, Freunde! Es geht doch wie immer nur ums Geld. Sprecht mit: "Ka-Pi-Ta-Lis-Mus". Genau.

Und wenn Messi nun bei Paris Fussball spielen will, dann kann da niemand mehr was dran ändern. Akzeptanz ist der erste Schritt zur Heilung. Oder zur Einsicht. Oder zur U-Bahn? Verdammt, wie geht das Sprichwort noch mal?
Ach, egal. Sitze gerade bei 45°C in Italien fest und kann mit einem lauten Pups das Teelicht vor mir zu einem Waldbrand entfachen, aber sonst ist alles gut. Apropos.

Pyrex aus Portland. Die sind aber mal sowas von gut. Hauen demnächst eine Single mit zwei Liedern raus und man kann davon schon mal die Hälfte hören. Die hat es aber in sich. Perfekter Post Punk Noise Rock. Nehm ich drei von.
Erschien digital vor ein paar Tagen und demnächst dann auf Vinyl bei Filth Pot Records in Portland. Cool!

Die Hitze macht einen fertig. Wenn man doch nur was gegen diese Hitze und Dürre und Feuer und Flut unternehmen könnte. Aber was soll man da schon machen..? Wählen gehen? Hahahahahahahahaha

Launderette – Dressing For Pleasure E.P. CS

Ich glaube, diese Vorliebe für Musik mit Synthesizern und Frauengesang ist tief in meiner Adoleszenz verwurzelt. Zumindest behauptet das mein Therapeut nach den letzten Hypnose-Therminen.
Ich kann das verstehen, früher lief bei uns immer Radio und dadurch wohl auch viel typische 80er und 90er (und das Beste von heute) Musik à la Sandra, Kim Wilde oder Samantha Fox. Irgendwoher muss ja dieser stete Tropfen kommen, der mein Hirn aufweicht.

Heute hinterlassen auf jeden Fall Launderette aus Portland ihre Spuren im Hippocamous mit der herrlich poppigen und düster wavigen Art, ihren Kleidungsstil zu beschreiben.
Zugegeben, hier singt nicht nur eine Frau (Bri), sondern Fernando übernimmt auch hin und wieder Gesangspflichten, was der Abwechslung gut tut und insgesamt die E.P. auch rund macht, obwohl es eine Kassette ist, haha. Ansonsten gibt es hier nicht viel Überraschung – ein Bass, zwei Keyboards und ein Schlagzeug zaubern die Melodien aus meiner Kindheit in eine neue bunte Tüte voller tanzbarer Hits für die Jugend-Disco in der Mehrzweckhalle.

Vor zwei Tagen bei der Band selber auf Kassette erschienen und bereits ausverkauft. Aber digital für immer im Internet.

Dass ich musikalisch teilweise durch die 80er Jahre Terrorherrschaft des privaten Radios sozialisiert wurde, erkennt man auch daran, dass ich beim Lesen des Titels dieser E.P. direkt einen Ohrwurm von Roxette habe…ugh.

Drunk Dial #6 – Hakan 7″

Single Serien! Das ist so ganz furchtbarer Kram, bei denen sich Labels einfach mal auf Kosten der dummen Plattensammler austoben und mit abstrusen Ideen eine Reihe von Bands auf 7″s pressen, die dann auch noch unverschämt rar und teuer sind. Natürlich bin ich da also ein großer Fan von.

Zum Beispiel die "Under the Influence" Serie von Suburban Home, bei der ziemlich viele gute Bands ausschließlich ihre größten Einflüsse gecovert haben. Schon mal wegen der Bandauswahl ziemlich cool, aber weil der von mir sehr geschätzte Künstler Mitch Clem gemeinsam mit seiner Verlobten Nation of Amanda die Cover von den Original Alben nachempfunden und für die Singles nachgezeichnet hat, war diese Serie darüber hinaus exquisit.

Oder die Sister Series, die vom sehr guten Fanzine Razorcake ins Leben gerufen und veröffentlicht wurde. Auch dort spricht zunächst die gute Bandauswahl für sich. Außerdem gehören immer zwei Single zueinander, wie das mit Geschwistern halt so ist, ne? Die Bands covern sich unter anderem gegenseitig und die Cover der Singles sind ebenfalls aufeinander abgestimmt bzw. ergänzen sich.

Oder natürlich auch die NOFX Single of the Month Club Sache, wenn man schon von Covern und zueinander gehörenden Singles spricht.
Oder Oder Oder, ach da gibt es doch so viele coole Sachen. Voodoo Doughnut Recordings, All in Vinyl Single Serien (Ja, Plural), und so weiter und dideldadeldumm.

Ja, und eben diese hier, die Drunk Dial Serie, bei denen sich das Label Drunk Dial Records aus Portland  diverse Bands ins Studio holt, sie dort saufen – und dann under the influence (höhö) einen neuen Song schreiben und aufnehmen lässt. Dazu auf die B-Seite noch ein Cover eingespielt und fertig ist die auf Vinyl gepresste Party.
Eignet sich hervorragend für SxE Bands, haha. Hakan, diese Pop Punk Garag Helden aus Italien, die hatten bei der 6. Ausgabe der Serie dort sichtlich hörbar Spaß.
Der neue Song ist ein Ohrwurm und das Cover von Devo ist ziemlich mutig und gut. Kauf ich mir trotzdem nicht. Ich bin doch nicht bescheuert und fang jetzt noch mal mit irgendwelchen Serien an.

Kann man auf der Bandcamp bestellen und (hust hust) mir dann schenken? Danke. Falls ihr sonst noch Tipps habt, welche Serie ich unbedingt mal hören und ansehen muss…

Putzfrau – Demo 2019

Ich dachte ja beim Namen verständlicherweise an eine deutsche Band, die eher so pseudowitzig ausm Dorf heraus Schrammelpunk mit "lustigen" Texten macht. Trotzdem hab ich mal reingehört, weil das Cover so scheiße aussieht.
Ja, deswegen macht man sich doch im Proberaum bei den Pausen (saufen) auch immer so großartig Gedanken zum Bandnamen, damit eben nicht derlei Assoziationen entstehen, ne?
Da grübelt man herum (saufen) und lehnt so lange gemeinsam Vorschläge ab, bis es jedem total egal ist (zu viel saufen) und man sich auf irgendeinen Scheiß einigt.

Keine Ahnung, wie das hier gelaufen ist, aber es ist auf jeden Fall komplett anders, als ich gedacht hab. Die Band kommt nicht mal aus Deutschland, sondern aus Portland, Oregon und macht auch nicht Schrammelpunk, sondern Hardcore. Und zwar richtig guten, einfachen, brillanten Hardcore Punk. Der, der schlechte Laune und gute Laune macht.

Ich hab keine Ahnung, wer dahinter steckt, wie viele Menschen da mitwirken und wieso die sich so genannt haben. Was ich weiß, ist, dass sie bei 8 Liedern 7 mal unter einer Minute bleiben und durchballern, was das Zeug hält. Fantastisch!

Schön, dass man sich so täuschen kann. Leider nur 10 Minuten, aber die sind hui. Forward Thinking ist der Hit. Und Running. Und Sick Sad World. Ach, alles geil.