Hacker – Psy-Wi-Fi 7″

Wenn ich morgens so verschlafen Nachrichten höre, hab ich manchmal den Eindruck, da erzählt mir eine Stimme die langweiligen Nebenhandlungen oder Folgen eines B-Movie Action Films. Heute so: Mehrere hundert Kilo Drogen im Raum Aachen gefunden, da ist wohl etwas schief gelaufen. Und: in einer psychischen Anstalt hat ein Insasse einen anderen erdrosselt und noch ein weiterer hat eine ganze Station verwüstet. Kennt man sonst nur aus Filmen.
Ach, egal. Am kürzesten Tag des Jahres hat niemand Zeit für viel Gelaber. Hacker aus Perth machen Hardcore. Der ist gut. Macht was draus.

Helta Skelta Records. Erscheint Mitte Januar auf Vinyl. Du bist der Nagel, ich bin der Hammer. Ist ja hammerhammerhart.

Paranoias – Chemical Sustain CS

Paranoias haben ihre erste LP veröffentlicht. Auf Kassette. Verstehe ich auch nicht, aber in Perth scheinen die Uhren anders zu gehen und die physischen Tonträger austauschbar zu sein. Auf jeden Fall schön, dass hier zwölf Knallersongs zusammengekommen sind, die irgendwo in der Mitte zwischen den Night Birds (RIP), Natterers und Judy & the Jerks gelandet sind.

Ein bisschen Surf Hardcore für den australischen Sommer. Hierzulande muss man dazu halt einen alternativen Sport wählen. Irgendwas drinnen, wo es warm ist. Wassertreten zum Beispiel. Der beste Soundtrack fürs Wassertreten. Cool.

Optimal Tapes & Records. Ich weiß wirklich nicht, ob das jetzt "nur" eine Kassette ist oder auch eine LP, von der sie da sprechen. Klingt aber auch digital ziemlich gut.

Baba!Yaga! – S/T LP

Leute, heute ist Noise Awareness Day und wie Ihr wisst, nehme ich diese Dinge immer sehr ernst und berichte jeden Tag über solche komischen "Days" und stelle einen Bezug zu den Bands her, die ich hier so verwurste. Nicht.

Heute mal ne Ausnahme, weil ich das gerade im Radio gehört hab und mir dachte, dazu passt doch diese Art Rock Band aus Perth, die einen Namen trägt, der sich auf eine Figur aus der slawischen Mythologie bezieht. Klaro. Baba!Yaga! Gebt Acht, was Ihr euch auf die Ohren klatscht.

БАБА-ЯГА oder Baba Jaga steht für eine unheimliche weibliche Hexengestalt, die allerdings wohl erst seit der verfluchten Christianisierung in diese Ecke gedrängt wurde. Zuvor war sie in Geschichten die Wächterin des Totenreichs oder eine wichtige Figur mit sadistischen Zügen im Initiationsritual für junge Männer, die zum Jäger wurden. Oder manchmal ist sie eine Kinderdiebin. Meistens allerdings nicht so sonderlich positiv konnotiert, wenn ihr mich fragt.
Warum sich die fünf Freunde aus Australien ohne erkennbaren slawischen Ursprungs (Madeleine Antoine, Cameron Potts, Nicholas Pratt, Cara Teusner-Gartlando, Raymond Grenfelnach) nach dieser Figur benannt haben, bleibt mir ein Rätsel.

Die Musik hingegen ist komplett undurchsichtig. Irgendwie so Rock mit Geige und Post Punk. Hier spielt auch der Bassist von Last Quokka mit. Hurra. Mal was Anderes, damit Eure Ohren sich entspannen können.

Stock Records. Erscheint auf goldenem Vinyl, aber nur in Australien. Morgen ist Girls Day, da schreibe ich was über "Girls, Girls, Girls". Mötley Crüe? Der Film? Sailor? Beastie Boys? Spannend!

Last Quokka – Red Dirt LP

Neues von den Kurzschwanzkängurus aus Perth. Meine Güte, sucht das mal auf Google oder sonstwo im Internet. Viel süßer gehts ja gar nicht mehr. Und ich hab einen Roten Panda hier aufm Schoß liegen.

Komischer Bandname ist Last Quokka dennoch für eine Gruppe antifaschisticher Punk Rocker, die sich so ziemlich über alles ausscheißen, was in ihrer Heimat und sonstwo kacke ist. "Eat The Rich" zum Beispiel, dieser klassische Songtitel inspiriert von unserem heißgeliebten Philosophen und Aufklärungs-Vater Rousseau, dreht sich laut Bandaussage um "elitäre Privatschuljungen-Wichser von Perths "Goldenem Dreieck"". Haha. Sehr schön.

Musikalisch ist das sogar noch ein bisschen besser geworden als die letzte LP, die ja gerade erst 2 Jahre alt ist. Aber dank der zweiten Gitarre, die da jetzt mitspielt und den typischen Sound des Pub Punk Rocks der australischen Machart hinter sich lässt, klingt das alles irgendwie noch runder. Melodisch, wütend, stark!

Stock Records. Zwei Songs kann man jetzt schon einmal hören, die LP kommt dann im Mai. Leider nur in Australien. Aber digital ist eh besser, sagt Tocotronic.

Gaffer – Dead End Beat LP

Tür Nummer 6 hält die Gaffer aus Perth für euch bereit.
Feiert man in Australien eigentlich auch Nikolaus? Ich würde mich ja weigern, in einem Land, in dem tödliche Spinnen und anderes Kriechtier jederzeit in die Stiefel vor der Tür krabbeln können, in diesen Schuhen dann fröhlich am heutigen Tag nach Süßigkeiten zu kramen.
Aber vielleicht sind das auch nur urbane Mythen, um die blöden europäischen Touristen fern zu halten? Gute Idee eigentlich. OK.

Nach 3 Jahren kommt endlich was Neues aus dem Hause Gaffer, die ja schon mit ihrem Demo zu begeistern wussten. Im Grunde klingen die genauso wie der Rest der genialen Pub Punk Post Rocker aus Australien und daher kann man das Album auch uneingeschränkt empfehlen.

Passt genau in die Lücke des Verdauungsspaziergangs zwischen Brunch und Kuchen bei Omma zu Weihnachten. Ohne Zigarette! Geiler Scheiß.

Rotes und schwarzes Vinyl bei Drunken Sailor Records für Europa. Nur noch schwarzes Vinyl bei Helta Skelta Records für Australien. Der Rest der Welt kann kacken gehen. Man nennt es Labelpolitik.

Gutter Oil – IX CS

Ich hab ja zunächst Gutter Oi gelesen und das ergibt auch irgendwie Sinn. Gitarrenriffs aus der Grundschule, scheppernde Ballerbeats aus der Unterhose und Geschrei mit schlechter Laune aus der Gosse. Breakdowns, Samples und die nette Attitüde alles und jeden kacke zu finden, runden das Tape recht schön ab. Helt Sekelta Records zeichnet verantwortlich und wird, neben Mixer, Artwork-Typ und Master-Typ ordentlich beschimpft. Herrlich.

Gutter Oil aus Perth. Schnoddriger Punk Rock mit geliehenen Hardcore Passagen und geklauten Riffs. Auf Kassette oder digital. Der beste Soundtrack für euren Besuch auf dem Weihnachtsmarkt.

Aborted Tortoise – A Album LP

Alaaf. Morgen ist Karneval.
Und die Vollidioten wollen das tatsächlich feiern, während wir die höchsten Zahlen überhaupt in dieser verschissenen Pandemie täglich aus dem Weltempfänger auf den Frühstückstisch gekotzt bekommen. Ich versteh das nicht.
Ist das schon immer so gewesen, dass man zum Beispiel auch während der Spanischen Grippe einfach Volksfeste gefeiert hat? Nein! Man hat sogar einfach aufgehört, Krieg zu führen, verdammt. Wegen Pandemie, sicher ist sicher. Diese dummbatzige Ignoranz ist unserer Generation also ganz exklusiv vorbehalten. Yeah.

Apropos. Aborted Tortoise aus Perth behaupten selber von sich, sie machten "stupid music for stupid people", also passt das vielleicht jetzt mal ganz gut in die Zeit. Musikalisch gesehen ist es eh egal, alles was hier rauf und runter dudelt ist anachronistisch. Das ist dem Genre Punk Rock inzwischen schon inhärent. So, genug Fremdwörter für heute.

Garage Punk aus Australien von ein paar zottelig lustigen Burschen, die auch schon seit 8 Jahren zusammen diese Band am Leben halten. Inzwischen sind sie mit dem zweiten Album bei Bargain Bin Records gelandet, wo immerhin auch die gehypten Chats unter Vertrag sind und Headlice auch – gute Stube also. 11 Songs, davon ein Surf-Instrumental, weil mans kann. Sehr schöne Platte, hätte ich auch so gemacht. Kann man auf gelbem oder schwarzem Vinyl kaufen und dann das doppelte an Versandkosten oben drauf. Aber vielleicht macht ja Bachelor wieder die Euro Pressung? Na, na?

Fun Fact: Sie bleiben sich treu und verabscheuen die richtige Verwendung des unbestimmten Artikels im Englischen. Erstes Album hieß noch "An Beach" und nun "A Album". Spaßvögel.

Charlie’s High Importance Musical Project DEMO – C.H.I.M.P

Noch so ein verrückter aus Australien, der sich mit einem Keyboard und Kassettenrekorder, Gummibärchen und isotonischen Sportgetränken in der Wellblechhütte seiner Eltern eingeschlossen hat und dem Wahnsinn freien Lauf ließ.
Herausgekommen sind vier hervorragende Synthpunk Eiertanz Pop Stücke, die sich einerseits wunderbar in die Vielzahl der anderen Eggpunk Veröffentlichungen einreihen, aber irgendwie auch davon abheben.

Weil der gute Charlie mit seinem Projekt C.H.I.M.P deutlich mehr Melodien als Qietsch-Quatsch präsentiert und ein besseres Händchen fürs Songwriting und besseres Stimmchen für Gesang hat.

Cooles Demo aus Perth. Erschien bereits vor ein paar Tagen auf seiner Bandcampseite.

Keine Ahnung, wie viel Einfluss sein Dackel auf die Musik hat, aber die beiden scheinen zumindest gemeinsam gut Party zu machen.

Church Group – S/T CS

Na, ich wünschte, die Kirchengruppen in meiner hübsch-dörflichen Gemeinde würden solch schöne Musik an ihren Gottesdiensten den gläubigen Zuhörern servieren. In Nullkommanix wären die Christen im Ort ausgestorben.
Das ist ja sowas von deprimierend, was Church Group aus Perth da in ihrem Debüt vortragen, da kann kaum die vorgetäuschte Besorgnis in der trägen Pfarrers-Stimme von der Kanzel mithalten. Vielleicht lasse ich mich aber auch von diesem ständigen Regenwetter gefühlstechnisch etwas ablenken.

Das Duo kann auf jeden Fall mit den 5 Songs auf Kassette beweisen, dass sie beide singen und Synthesizer bedienen können. Manchmal klingen die Synthie-Melodien schon fast zu sehr aus dem Müll der Proberäume der 80er Jahre hervorgezerrt, aber hier ist immer noch genug Harmonie in Stimmen und Keyboard, dass man darüber hinweg sehen kann. Simpel, unwirsch, Cold Wave, Punk.
Geiler Scheiß aus Perth.

Kam vor ein paar Tagen bei Helta Skelta Records auf Kassette heraus.

Ich brauch dann jetzt mal ne Joy Division Platte zur Stimmungsaufhellung.

Pensioner – Demo CS

Ich glaube ja, hier hat man eine Familie von Marsmenschen, Kobolden und Robotern in eine leere Coladose gesperrt und die haben dann mithilfe ihres Mini-Synthesizers einen Hilfeschrei nach dem anderen aufgenommen.

Zumindest klingt das so. Die coolen Leute nennen sowas Egg Punk oder Devo Core. In Australien, wo diese Coladose in Perth herumsteht und plärrt, ist das ganz normal, so klingen Synthpunk Bands heutzutage halt. Dazwischen ein nettes Ramones Cover. Joa. Meinetwegen.

Die Kassette kommt dann bald bei Under Heat Records. Geiler Scheiß von Pensioner!

Nicht zu verachten ist auch das erste Lebenszeichen vom Ruheständler, das letzten Monat erschienen ist. Tolles Cover von Circle Jerks. Und mit toll meine ich kacke. Aber sympathisch.