Stress Positions – Human Zoo LP

Stress Positions melden sich nach dem Album im Dezember schon mit der zweiten Ladung an geballter akustischer Frustbewältigung zurück. Thematisch möchte uns die Band aus Chicago in den Zoo mitnehmen und auf die besonderen Exponate (sagt man nicht bei einem Zoo, oder?) hinweisen, die hier in Käfigen und Gehegen zu begaffen sind.

Sorry, das ist nicht witzig, die Historie der sogenannten Völkerschauen zeigt uns deutlich, was für ein dummes Stück Scheiße eigentlich der weiße Mann war (und wahrscheinlich in den meisten Fällen noch ist). Die beste Antwort lautet da eigentlich nur draufhauen und kaputtschlagen.

Stress Positions machen das ganz wunderbar mit ihrem eingängigen Hardcore Punk der schnelleren Spielart und zeigen mit der Themenauswahl ebenso anschaulich die vielen Spiel- und Schauplätze der menschlichen Verrohung.

Bittere Pille, bleibt im Hals stecken und schmeckt nach Hass. Ziemlich geil.

Three One G. Erscheint auf Vinyl im Mai in grün und coke bottle. Mal sehen, wie lange es noch dauert, bis man auch die Tiere nicht mehr so zur Schau stellt, dass sie dem verwöhnten Kind ein Wohlgefallen sind. OK.

Whelpwisher – Same Mistakes

Manche Künstler müssen es den weniger talentierten Menschen um sie herum immer wieder unter die Nase reiben, wie viel besser sie doch sind. Natürlich meinen die Menschen das nicht so – Nein – das ist wie früher in der Schule, wo sich auch die Klassenbesten immer total verwundert über ihre tollen Zensuren gezeigt haben.

Gut, im Gegensatz zu den Künstlern heute haben die Kinder früher immer Klassenkloppe bekommen, aber hat es geholfen? Oder sind das am Ende ein und dieselben Personen? Huch.
Ich muss den Ben das mal fragen, wenn ich ihn sehe. Der Mann steckt hinter Whelpwisher aus Chicago, der mit diesem neuen Album ein Projekt veröffentlicht, das er Ende letzten Jahres in Angriff genommen hatte. Jeden Tag einen Song schreiben und aufnehmen. Und so hat der fleißige Mann in einem Amphetamin Cannabis Kaugummi Exzess zwei Wochen durchgemacht und 12 wunderbare Pop Punk Garage Nummern inklusive Interlude veröffentlicht, die auch gut einem Tony Molina zu Gesichte stünden. Das gibt Keile, Mister!

Nur digital. Das Cover ist kacke. Und mit dem Plattenpressen kommt er anscheinend noch nicht hinterher. Beruhigend zu wissen, dass er irgendwas nicht kann. Schönen Start in die Woche – falls ihr Lehrer seid, klaut doch mal so einem Kind heute das Pausenbrot. Pädagogik und so.

Game Show Models – Fight Theory

Lo-Fi Garage Power Pop. Das kommt wohl dabei heraus, wenn man in Chicago ein paar Proberaum-Lagerhallen ausfegt und die scheppernden und melodischen Reste in einer Ecke aufstapelt – siehe Cover.

Die neue Veröffentlichung von den Game Show Models ist eine wunderbare Mischung aus radiotauglichem Garage Punk und trashigem Power Pop aus dem 4-Spur-Gerät der Hölle. Fight Theory ist das erste Lebenszeichen seit vier Jahren und scheinbar haben sie ihren Sound jetzt gefunden, nur halt kein anständigen Rekorder. Egal.

Inklusive Orgel und Ohrwürmern für die kommende Freibadsaison. Toll.

Ich will den Ball auf dem Bild unbedingt wegkicken.

Meat Wave – Voicemail / Dehydrated

Zwei neue Post Hardcore Nummern von den fleischgewordenen Wellenbrechern aus Chicago. Meat Wave gibt es jetzt auch schon über 10 Jahre und die haben ihren Sound bereits im Jahr 2015 in einer Seitenstraße neben ihrer Lieblingskneipe gefunden und dann stetig optimiert.

Herausgekommen ist so ne Art Post Garage Punk Hardcore Frickel Melange, die manchmal nach DC-Sound klingt und dann wieder in poppige Gefilde und zurück in die Hosentasche wandert. Kein Wunder, dass die Band so gleichermaßen auf Let’s Pretend, Side One Dummy und auch Swami Records passt. Keine Ahnung, wo diese beiden neuen Songs schlussendlich erscheinen werden, aber ich würde mich anbieten, bei Touch & Go ein gutes Wort für sie einzulegen. Ist ja immerhin ortsansässig. Schön.

Erst mal nur so. Die Musik muss ja Dich anfassen und nicht umgekehrt, ne? OK.

Cucuy – Pepople Talking CS

So richtig viel weiß ich noch nicht über diese Band aus Chicago, die hier mit ihrem ersten Tape bei dem Label aus Hattiesburg aufwartet. Aber Halb- und Unwissen hindert mich ja seit jeher nicht daran, irgendetwas zu tun. Das wird sich wohl auch nicht in diesem Jahr ändern. Sorry, not sorry.

Cucuy müssen etwas Besonderes an sich haben, das Earth Girl Tapes dazu bewogen hat, die Band aus dem geografischen Norden bei sich unter die Fittiche zu nehmen, wo sie doch sonst eigentlich nur die Krachmacher aus den südlichen Gefilden mit Bandsalat unterstützen. Und ich sehe bzw. höre auch, was sie hier gefunden haben. Cucuy behauptet, Punk Hardcore zu sein, aber die Schubladen sind in diesem Fall zu klein geraten. Da quillt es links und rechts heraus und suppt in andere Bereiche hinein. Hektisch, melodiös und vertrackt trifft auf Geschrei und Noise.
Geiler Scheiß, den ich bei meinen Kassetten von Minutemen einsortieren würde. Hab aber keins.

Earth Girl Tapes. Wieso schreiben die Amis eigentlich, dass man einen "Trip down to Chicago" nehme, wenn man aus dem Süden doch offensichtlich nach OBEN fahren muss? Den Leuten muss man echt alles erklären, das wird ja immer schlimmer.

Stress Positions – Harsh Reality LP

Puh, wieder eine Woche geschafft, Freunde. Zur Belohnung könnt ihr euch den neuen Asterix beim Kacken anschauen und das Kaminholz für Weihnachten im Wald abholen. Oder einen matschigen Halbmarathon im Regen laufen. Oder Fifa zocken? Klamotten bei Mama waschen? Auto putzen? Ketaminrausch in der Shoppingmall?

Wie auch immer ihr euch eure Realität gestaltet, Stress Positions unterstützen den Plan am Wochenende mit der passenden musikalischen Untermalung. Harsh Reality, das zweite Album der Hardcore Punk Band aus Chicago, ist ein ungezügeltes Geballer in LP Format, das sich wie eine Zwangsjacke um die Herbstdepression legt und sie erstickt. Mit genügend angestauter Aggression lässt sich die Fessel dann mit voller Kraft aufsprengen und der gesamte Energieüberschuss entlädt sich bestenfalls im Straßenverkehr des Adventswochenendes in der Innenstadt.

Viel Spaß. Passt auf euch auf.

Three One G. Auf pinkem und türkisem Vinyl erschienen.
Falls euch interessiert, dass "Stress Positions" nicht etwa arbeitsintensive Berufsumgebungen bedeutet, dann sucht doch mal nach dem Begriff "Murgha" in dem Zusammenhang. Will unsere Schule jetzt auch einführen. Cool.

Speed Plans – D.U.I. 7″

Unter der Woche lief ein Beitrag im Radio, bei dem ein Reporter sich irgendwo im Rhein/Ruhrgebiet auf dem Parkplatz und in einer Dorf/Landdisco strategisch günstig mit einem Karton Wodka positioniert hat, um der Frage auf den Grund zu gehen, wie besoffen die deutschen Teenager eigentlich Autofahren.

Stellt sich heraus, dass sich nicht viel getan hat, seit ich ein Teenager gewesen bin und dass alle am besten fahren, wenn sie betrunken sind. Glauben zumindest die meisten. Ein Typ ist in der Reportage zunächst noch von den Türstehern "überzeugt" worden, nicht zu fahren, setzte/legte sich dann ein paar Minuten auf den Parkplatz, kotzte genüsslich in den Rinnstein und fuhr dann erst los.

In Chicago scheint das ähnlich zu laufen. Zumindest schreibt man sich als Hardcore Band Speed Plans und D.U.I. auf die stinkende Bier/Schnapsfahne und poltert dann megaasozial mit 1000 Sachen von der Kneipe in den Stadtverkehr. Naja, Musik ist gut.

Convulse Records. Auf schwarzer 7″ erschienen und mit 437 Stück auch irgendwie limitiert. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende – fahrt vorsichtig oder lasst das Auto einfach stehen. Es soll nachts glatt werden, schlittert doch einfach auf euren traurigen Hintern nach Hause.

Abi Ooze – Julia’s Apartment (Demos) CS

Abi Ooze mit 7 lofi Garage Pop Nummern, die (momentan?) noch den Status des Demos innehaben. Das Coverbild wohl auch. Und die Songs seien noch roh, nicht poliert und nicht perfekt. Meine Güte, ganz schön viel Entschuldigungen vorweg für ein Release, nachdem sich andere Bands die Finger wundlecken würden. Gute Musik bleibt gute Musik, dreht da bloß nicht an irgendwelchen hübschen Knöpfen herum.

Nachdem Debüt und zugleich Abschiedsrelease ist das dann hier jetzt was? Auferstanden oder Leichenfledderei? Christen oder Okkultisten? Spannend.

Meat Wave – Honest Living

Hat eigentlich der Kalkofe schon diese saudumme "OMNi-BiOTiC®" Werbung aufs Korn genommen? Das schreit doch nach einer Parodie. Womit man heute so Geld verdienen kann…erstaunlich.
Obwohl. Eigentlich auch wieder nicht. Auf einem völlig übersättigten Markt muss man sich eben seine Nische suchen, um Leuten mit Dummquatscherei noch ein paar Euros aus der Tasche zu ziehen. Erinnert mich stark an dieses "Mösenhof-Protein". Naja, es schadet ja niemandem, ne? Ist ja nicht Homöopathie, haha.
Apropos Geld verdienen. Neuer Song von Meat Wave. Immer noch sehr guter Post Punk aus Chicago. Das wird auch so bleiben.

Ich verkauf dann vielleicht auch einfach bald Mondlicht im Glas.

Canal Irreal – S/T LP

Meint Ihr eigentlich, dass eine Korrelation zwischen der Intelligenz und dem Musikgeschmack einer Person existiert? Also simpel ausgedrückt, je blöder desto Onkelz und je schlauer desto Zwölfton?

Ich bin mir da nicht sicher, schließlich hält man sich selbst meistens für nicht ganz so strunzdoof, wie man eigentlich ist. Aber seit der 5. Klasse, als ein Klassenkamerad bereits mit Beastie Boys CDs um die Ecke kam und ich noch irgendeine Scorpions Platte und die "Bis zum bitteren Ende" der Toten Hosen abgefeiert habe (für beide braucht es nicht gerade geistige Höhenflüge), frage ich mich, ob ich für manche Musik einfach zu doof bin.

Das ist mir nur gerade eingefallen, weil das Debütalbum von Canal Irreal so ein ziemlich intelligentes Hardcore und Punk Rock Album ist, das vor musikalischer Brillanz über den Dingen zu schweben scheint. Hier gibt es nichts zu meckern. Richtig gutes Songwriting mit ganz großartigen Melodien, die mal weniger und mal mehr gut hinter aggressiven Bassläufen und Gitarrengeschrei versteckt sind. Abwechslungsreich und erwachsen kommt das Album daher.
Das erinnert irgendwie an ganz viel Sound aus Chicago, was nicht sonderlich verwundert, da die Band da tatsächlich auch herstammt.
Somit stellt sich die Frage, ob Canal Irreal im Jahr 2021 tatsächlich ein besseres Album als Naked Raygun auf den Markt gerotzt haben..?

Mit Leuten von Limp Wrist, Los Crudos und Sin Orden. Für mich das beste Punk/Hardcore Album des Jahres. Erschien bei Beach Impediment Records vor ein paar Tagen und ist auf farbigem Vinyl auch schon ausverkauft, aber schwarze Platten drehen sich auch. Geiler Scheiß aus Chicago.

Für mich ist das Album auf jeden Fall intellektuell hervorragend geeignet. Gegen eine Korrelation von Intelligenz und Musikgeschmack würde ja auch der Doktortitel in Mikrobiologie von Dexter Holland sprechen. I guess you gotta keep 'em separated…haha