Alluvial Nuggetts – Whistling Song

Irre ich mich oder wird sich gerade medial auf die Lokführergewerkschaft eingeschossen, wenn es um die laufenden Streiks bei der Bahn geht? Ihr wisst schon, dass man streiken darf, wenn Arbeitgeber nicht auf gerechtfertigte Forderungen eingehen, oder?
Und wieso ist es für die Deutschen ok, wenn der Vorstand der Bahn sich jedes Jahr Millionen an Bonuszahlungen in die Tasche steckt, aber es ist ein Skandal, wenn die Mitarbeiter am Gewinn des Unternehmens beteiligt werden möchten und evtl. zwei Brötchen mehr am Sonntag essen wollen? Komisches Volk. Zum Glück fahr ich Auto.

Seitdem ich mit dem Rauchen aufghört hab, muss ich während der Fahrt auch immer pfeifen, um nicht die Penner auszuschimpfen, die sich mit ihren dicken Karren die Straße mit mir teilen. Was gibt es dann besseres als schöne Musik, die nicht nur zum Trällern einlädt, sondern sogar das Pfeifen im Titel trägt.

Entspannter Pop aus Australiens Melbourne. Passend zur Urlaubsplanung, wenn denn Flughäfen dann nicht gerade bestreikt werden. Alluvial Nuggetts wird im Juni sein Debüt Album herausbringen und die ersten Singles sind vielversprechend. Ich freu mich drauf.

Lost And Lonesome Records. Mobilität hin oder her, das klingt auch zuhause toll.

Scud – No / Car EP CS

Noch so eine australische Band, die ich im letzten Jahr übersehen hab. Das Land wirkt immer so lütt, wenn man bedenkt, dass ja eigentlich nur die Ränder des Kontinents besiedelt sind, aber offensichtlich reichen ein paar kleine Städte wie Sydney und Melbourne mit ihren insgesamt 10 Millionen Einwohnern, um eine größere Szene und Füllmenge von guten Punk Rock Bands hervorzubringen als ganze andere Kontinente. Ja, ich meine Dich, Antarktis – sieh zu!

Scud waren letztes Jahr recht fleißig und haben direkt zwei EPs digital veröffentlicht, die voller Punk Rock Garage Hardcore Hits sind. Also, wenn man seinen Punk Rock mit künstlerischen Kanten mag und sich an den Hardcore oder Garagen oder Grunge Ecken stoßen möchte und die blauen Flecken stolz zur Schau stellen möchte, sollte man hier zugreifen.
Die zweite EP , die sich thematisch gänzlich dem Auto widmet, passt auch wunderbar in den Anachronismus von Punk Rock und huldigt einem totgerittenen Pferd, ohne zu bemerken, dass man noch immer im Sattel sitzt und dem armen Gaul die Sporen gibt. Sehr cool. Erinnert mich manchmal an Judy And The Jerks, nur halt im dritten statt des fünften Ganges über die verstaubten Freeways gejagt, um mal im Bild zu bleiben. Toll.

Noise Merchant Records bringt beide EPs auf einer Kassette heraus. Nett, oder? Ich empfehle auch die digitalen Versionen direkt bei der Band, die Cover sind schöner. OK!

Smarts – Who Needs Smarts, Anyway? LP

Na endlich. Heute ist der 16. Oktober. Da hab ich jetzt aber auch lange drauf gewartet.
Vielleicht ein bisschen zu lange…Was war da noch gleich?

Ich hatte mir doch extra einen Knoten in den Enddarm gemacht. Hm, mal schauen.
Ist ja sowas wie ein Tagebuch hier, ne? Blätter, blätter, hmm…ahhhhh!

Heute erscheint das Album von den genialen Smarts aus Melbourne. Cool! Wisst ihr noch? Hatte ich neulich angekündigt.

Tolles Debüt, das irgendwie innerhalb eines Songs den Spagat zwischen chilligem Saxophon-Indie und hektischem Minutemen-Punk schafft, ohne sich dabei den Musculus pectineus zu zerreißen.
Irgendwas zwischen Egg-Punk und 80er New Wave Indie?

Ach, es ist einfach schön, den 4 Leuten da zuzuhören. Der Kram geht mit eingängigen bis interessanten Melodien und aufmunternden Rhythmen direkt ins Bein. Oder bei alten Männern in den Fuß, der nicht mehr tanzen, sondern nur noch wippen kann.

Die Band gibt es erst seit 2 Jahren. Mal sehen, wohin die Reise geht.

Ist heute bei Anti-Fade in Australien und Feel it Records in den USA erschienen. Und steht bald bei eurem Plattenhändler im Regal. Mit Kaufempfehlung.

Jackson Reid Briggs & The Heaters – Hammered LP

Hier kommt das bereits 4. Album von den australischen Garage Punk Rockern Jackson Reid Briggs & The Heaters. Und nachdem sie mit den letzten drei Platten sukzessiv immer ein bisschen an Fahrt oder Tempo oder Drive oder sonst einer Metapher aus der motorisierten Bewegung eingebüßt haben, ist nun folgerichtig fast schon ein neues Genre fällig, um das Album "Hammered" zu beschreiben.

Ich mein, das ist immer noch ein großartiges Songwriting von Herrn Reid Briggs und es macht auch Spaß, das gesamte Album zu hören, aber hier fehlt halt ein bisschen die rohe und unkontrollierte Energie des Erstlingswerks. Ihr wisst schon, der Dampf, der Druck, das Feuer.

Hier wird dann eben nicht mehr unkontrolliert herum gehüpft und Bierflaschen geköpft, sondern mal lieber mit Kopfhörern auf den Ohren und einem Whiskey Sour in der Hand im Ledersessel genussvoll mit dem Schluppen gewippt. Dafür hat man auf der Platte ein bisschen mehr Zeit für Saxophon und Gitarrendudelei gefunden.
Warum nicht – es ist immer noch typischer Garage Punk aus Melbourne und mit "Rented Fists"  und "You’ve got it now" ist der Band sogar fast ein wenig das midtempo entglitten.

Die Platte kann man sich bei Beast Records bestellen. Ich suche im übrigen noch die ersten beiden LPs, falls ihr da mal in Australien drüber stolpert…