Bad Omen – Hell

Mit dem Charme einer nostalgischen Filmnacht im Autokino und einer Familienpackung Hackbraten mit Ei gefüllt kommen Bad Omen aus den Niederlanden über die Grenze geschlichen und behaupten, sie hätten den Highway to Hell genutzt, obwohl es doch nur die ordinäre Vaalser Straße war.

Im Kostüm der frühen 80er Jahre Metal Bands, das sich auch Midnight gerne mal überstreift, sind hier 4 Songs in guten 12 Minuten aus der Flachlandhölle in digitale Form gegossen worden, die ganz wunderbar zu Dosenbier am Lagerfeuer und langen Spaziergängen auf Scherbenhaufen passen. Schüttelt Euer Haar, wenn ihr noch welches habt!

Nix Label, keine Kassetten oder Vinyl. Na sowas. Muss ich selber machen. Ganz geil.

Still Animals – S/T LP

Habe ich das eigentlich richtig verstanden, dass wir jetzt irgendwelche Weltraumschrottteile, die in etwa die Größe von Kampfpanzern haben, dem Planeten wieder zurückführen?
Ist ja konsequent, jeder sollte sich um seinen eigenen Müll kümmern, aber diese Nonchalance, mit der angekündigt wurde, "Joa, könnte bei Dir in den Garten oder auf den Spielplatz stürzen, was wissen wir schon, keine Ahnung, wird schon klappen", hat mich ein wenig stutzig gemacht. Naja, egal.

Still Animals aus St. Louis haben jüngst ihr Debütalbum herausgebracht und knüpfen damit an den traditionellen Sound der Stadt an. Schlichter Rock’n’Roll ohne viel Schnick und Schnack und deswegen sehr eingängig und einfach nur cool. Klingt manchmal wie eine Mischung aus Reigning Sound und Blues Explosion und das gibt doch eigentlich genug Schwung für den ersten Schritt in die neuen Arbeitswoche. 10 Songs. Sehr gut.

Slovenly Records. Auf weiß und schwarz erschienen. Kann ich jetzt eigentlich meine leeren Knopf- und AA- und AAA-Batterien einfach so in den Rhein werfen, wenn der ausgediente Energiespeicher der Raumstation auch in den Golf von Mexiko gefallen ist und das in Ordnung ist?

JJ And The A’s – Eyeballer 7″

Punk Rock Geschepper mit Orgel und dem Sänger von den Go Faster Nuns aus Bimbambino Bamberg. Hört sich jedenfalls so an. Tolles Lied, man hat nur leider den Bass vergessen, aber vielleicht hat der Bassist sich auf den restlichen 3 Songs der Single verausgabt oder war gerade noch mit dem Gekritzel für das Cover beschäftigt. Wir werden es erfahren, wenn nächste Woche das neue Release von JJ And The A’s erscheint. Cool.

La Vida Es Un Mus. Vielleicht wechseln sich die Bandmitglieder auch an den Instrumenten ab und bei den anderen Songs fehlt dann jeweils ein anderes? Das wäre mal innovativ und Punk, ne.

Alluvial Nuggetts – Whistling Song

Irre ich mich oder wird sich gerade medial auf die Lokführergewerkschaft eingeschossen, wenn es um die laufenden Streiks bei der Bahn geht? Ihr wisst schon, dass man streiken darf, wenn Arbeitgeber nicht auf gerechtfertigte Forderungen eingehen, oder?
Und wieso ist es für die Deutschen ok, wenn der Vorstand der Bahn sich jedes Jahr Millionen an Bonuszahlungen in die Tasche steckt, aber es ist ein Skandal, wenn die Mitarbeiter am Gewinn des Unternehmens beteiligt werden möchten und evtl. zwei Brötchen mehr am Sonntag essen wollen? Komisches Volk. Zum Glück fahr ich Auto.

Seitdem ich mit dem Rauchen aufghört hab, muss ich während der Fahrt auch immer pfeifen, um nicht die Penner auszuschimpfen, die sich mit ihren dicken Karren die Straße mit mir teilen. Was gibt es dann besseres als schöne Musik, die nicht nur zum Trällern einlädt, sondern sogar das Pfeifen im Titel trägt.

Entspannter Pop aus Australiens Melbourne. Passend zur Urlaubsplanung, wenn denn Flughäfen dann nicht gerade bestreikt werden. Alluvial Nuggetts wird im Juni sein Debüt Album herausbringen und die ersten Singles sind vielversprechend. Ich freu mich drauf.

Lost And Lonesome Records. Mobilität hin oder her, das klingt auch zuhause toll.

Lo Fat Orchestra – LFO 09 LP

Jetzt haben wir den Salat. Man kann nicht einmal mehr gepflegt antikapitalistisch ins letzte Drittel seines Lebens eintreten, ohne an der weltweiten Spekulation um höhere Rendite teilzunehmen. Als zukünftiger Rentner ist man nun also zwangsläufig am Aktienmarkt beteiligt, weil der Finanzminister das für eine schlaue Idee hält.

Das ist der Typ, der es auch für schlau hielt, während steigender Inflation als erstes den Kraftstoff für Autos zu subventionieren, was letztendlich zu einer Verteuerung des selbigen und zur Bereicherung der Mineralölkonzerne geführt hat. Da könnte man sich die Frage stellen, was passiert, wenn der Staat dieses Mal in den Aktienmarkt investiert?
OK, ihr wisst das nicht, kann ja nicht jeder Sport und Kunst studiert haben – niemand profitiert, außer dem Klientel des Finanzministers. Überraschung!

Das schreit nach tanzbarer Meditation und Entspannungsübungen, sonst regt man sich nur auf und zündet irgendwelche Strommasten an oder so. Zum Glück hab ich da genau die richtige Platte gefunden. Also zum Entspannen, meine ich. Lo Fat Orchestra haben ihr fünftes Album jüngst veröffentlicht und bieten auf über einer halben Stunde Spielzeit eine Menge Gelegenheiten an, um sich an den eingängigen Melodien zu laben und hin und wieder das müde Tanzbein aus dem Sessel heraus zu schwingen, dass die Pantoffel durchs Wohnzimmer fliegen.

Tolle poppige Songs mit 90er Synthesizerpistole und 80er New Wave Basskanone. Dazu ein bisschen Post Punk Gitarren und Ohrwurm-Gesangslinien unterfüttert mit eingängigen, zurückhaltenden Schlagzeugrhythmen und fertig ist das runde Popwerk aus der Schweiz. Ohne Löcher.

Sounds Of Subterrania. Kam letzte Woche auf LP heraus und hier ist Longplayer tatsächlich mal eine treffende Beschreibung, jeder Zentimeter des Vinyls wird mit weicher Rille und smarten Melodien ausgefüllt.
Man kann das System von innen bekämpfen, wenn man einfach keine Rentenansprüche anhäuft. Falls ihr wissen wollt, wie das geht – fragt mich!

Misery Whip – MWII

In dem anderen Portland, auf der anderen Seite am anderen Ozean, laufen Dinge anders. Hier in Maine spielt zwar die gleiche Musik wie in Oregon, aber das Salz aus dem Atlantik schmeckt halt doch anders auf den Gitarrensaiten und obwohl in Oregon alle immer über das neblige und feuchte Wetter schimpfen, ist es in Maine tatsächlich das ganze Jahr über viel zu kalt und grau. Logisch, dass die hier die Mayo auch umbenennen und der Whip nicht Miracle ist sondern eher Misery.

Passt wunderbar in die Regenzeit. Also immer. Hardcore Punk für Pfützen Springen.

Misery Whip würde ich mir auf jedes Brot schmieren, so viel ist mal sicher. Lecker.

Scud – No / Car EP CS

Noch so eine australische Band, die ich im letzten Jahr übersehen hab. Das Land wirkt immer so lütt, wenn man bedenkt, dass ja eigentlich nur die Ränder des Kontinents besiedelt sind, aber offensichtlich reichen ein paar kleine Städte wie Sydney und Melbourne mit ihren insgesamt 10 Millionen Einwohnern, um eine größere Szene und Füllmenge von guten Punk Rock Bands hervorzubringen als ganze andere Kontinente. Ja, ich meine Dich, Antarktis – sieh zu!

Scud waren letztes Jahr recht fleißig und haben direkt zwei EPs digital veröffentlicht, die voller Punk Rock Garage Hardcore Hits sind. Also, wenn man seinen Punk Rock mit künstlerischen Kanten mag und sich an den Hardcore oder Garagen oder Grunge Ecken stoßen möchte und die blauen Flecken stolz zur Schau stellen möchte, sollte man hier zugreifen.
Die zweite EP , die sich thematisch gänzlich dem Auto widmet, passt auch wunderbar in den Anachronismus von Punk Rock und huldigt einem totgerittenen Pferd, ohne zu bemerken, dass man noch immer im Sattel sitzt und dem armen Gaul die Sporen gibt. Sehr cool. Erinnert mich manchmal an Judy And The Jerks, nur halt im dritten statt des fünften Ganges über die verstaubten Freeways gejagt, um mal im Bild zu bleiben. Toll.

Noise Merchant Records bringt beide EPs auf einer Kassette heraus. Nett, oder? Ich empfehle auch die digitalen Versionen direkt bei der Band, die Cover sind schöner. OK!

Antenna – S/T CS

Zum Wochenende eine Extrawurst für alle frohgelaunten Tänzerinnen und Tänzer und solche, die es werden wollen. Mit dem neuen Projekt Antenna von Tim Wall, der auch unter seinem Alias Shogun veröffentlicht hat und Sänger bei den großartigen Royal Headaches war, macht die Tanzstunde doppelt so viel Spaß.

Seitwärts, vorwärts, Drehung, Sprung, Bier, Kippe, Spagat, auf’s Maul und wieder von vorne. Toll. Geiler Scheiß aus Sydney!

Urge Records. Nächste Woche erscheinen die 5 Songs in Australien auf Kassette und weltweit digital. Die Anleitung mit den Tanzschritten folgt dann auch ein paar Tage später. Prost, Freunde – auf die nächsten königlichen Kopfschmerzen!

Total Sham – S/T

Total Sham haben die seltene Gabe, ihren super aggressiven Hardcore mit so viel Spielfreude einem vor die Füße zu rotzen, dass man direkt gute Laune bekommt.

Ich glaub, hier ist irgendwo heimlich Pop Punk DNS in den Songs versteckt und die 4 Burschen glauben, ich würde das nicht merken. Im Proberaum gutgelaunt mit Akustikgitarre und Dosenbier Songs schreiben und dann alles doppelt so schnell und laut und wild aufnehmen, jaja. Denkt euch die Lieder ohne den Krach-Filter, dreht ein bisschen an der Geschwindigkeit stattet den Sänger mit einer Ben Weasel Stimme aus und schon passt der Kram auf ein gutes Pop Punk Label. Hm, naja, das gilt aber eigentlich auch für ziemlich viele Bands.

Ach, egal. Diese 13 Songs eignen sich hervorragend als Soundtrack für infantilen Unsinn und/oder Kamikaze Skateboardfahren im Einkaufszentrum. Toll!

Nix Label, weder Hardcore noch Pop Punk. Dabei würde sich das auf Vinyl und CD und Kassette bestimmt noch einmal besser anhören. Nicht. Für die Kopfhörer in der Bahn oder die Boombox auf dem Parkplatz passt die digitale Variante wunderbar.

Jug – Or Not 7″

Ach, wie erfrischend. Eine kleine Single mit 4 krachig bis wütend meldischen Songs, die einfach nur richtig guten Hardcore Punk aus dem Herzen Kanadas in Dein Wohnzimmer spucken.

Jug aus Winnipeg spielen eine simple Mischung aus klassischen Hardcore Riffs gepaart mit klassischem Basslauf und klassischem Mid-Tempo Scheppern, das alles durch das leidvolle Brüllen des Sängers als Kirsche auf der Sahne getoppt wird – Klassisch. Alles ein bisschen abgehackt, ein bisschen 80er und mit genug Gedudel und Spielerei zwischendurch ausgestattet, dass es bei dem Debüt der Band nicht etwa langweilig wird, sondern schon wieder eine richtig coole Single von Herrn Killingsworth abgemastert wurde. Scheint ein Qualitätsmerkmal zu sein, der Kerl. Toll.

Neon Taste. Erscheint in 3 Wochen auf schwarzem Vinyl. 200 Stück gibts und das wars. Auch erfrischend, ohne 6 Farben auszukommen. Leider teuer wegen Kanada, aber digital auch gut.