Telecult – Waiting 7″

Nachdem ich schon die alte Single von Andy the Band aus dem letzten Jahr hier gerade noch einmal angepriesen habe, mach ich direkt mit altem Kram weiter. Die fantastische Debüt Single von Telecult aus Paris ist bereits letztes Jahr im März bei P.Trash und No Glory Records und Crapoulet Records erschienen, aber hat so viel Hitpotential, dass man die einfach erwähnen muss. Auf der kleinen 7″ sind nur 2 Songs drauf und diese sind bei meiner Version auch noch auf einer Seite, da wirkt ein Release auf 3 Labels irgendwie ein bisschen wie ein Overkill, aber bitte – vielleicht wollten einfach ganz viele Leute mit dabei sein, wenn das poppige Feuerwerk zum ersten Mal zündet.

Musikalisch dicht an dem melodieverliebten Garagezeugs, das auch Blank Pages oder meinetwegen Radioactivity so gut macht, ist der Zauber leider nach nicht einmal 7 Minuten schon wieder vorbei. Dafür hat man aber von dem zweiten Lied "C-R-O-I-X" so lange einen Ohrwurm, dass es die kurze Spielzeit glatt entschädigt. Das bekommen andere Bands auf einer ganzen LP nicht hin, diese Melodien! Absoluter Tipp, das Trio sollte man live bestaunen, wenn man die Chance hat. Die können ja inzwischen nicht immer noch nur 2 Songs in ihrem Repertoire haben – in der Tat soll demnächst ihre erste LP erscheinen. Bis dahin freut man sich über das hier…

Andy the Band – Carry on 7″

Andy Dahlström hat schon bei solch großartigen Bands wie Terrible Feelings, Sista Sekunden und Satanic Surfers gespielt und ist damit längst kein unbeschriebenes Blatt mehr in der Punk Rock Szene – in der Tat könnte man sagen, sein Blatt sei bereits zu 90% vollgekritzelt und ein Platz neben (ein wichtiger verstorbener Punk aus Schweden oder so) in der Ruhmeshalle des skandinavischen Punk Rocks ist für ihn schon reserviert. Aber um sicher zu gehen, dass dieses Blatt tatsächlich noch vollgeschrieben wird, muss man natürlich einen auf Rikk Agnew machen. Ihr wisst schon – alle Instrumente selber einspielen und dazu auch singen. So gesehen ist dann auch der "band" Name Programm, denn Andy the Band besteht lediglich aus eben diesem Andy. Fertig.
Herausgekommen aus dieser Kooperation mit sich selbst ist eine sehr feine Single mit 4 Songs, von denen ich nur schwer einen als den besten ausmachen kann. Alles solider Punk Rock mit Garage Kante, wie man sich das jetzt halt auch schon hat denken können. Und der Vergleich mit Rikk Agnew ist jetzt auch gar nicht mal so weit hergeholt, denn zumindest die Solosachen von Herrn Agnew ähneln dieser Debüt Single von Herrn Dahlström klanglich doch schon merklich. Das meine ich absolut positiv!
Das Ding ist bereits vor einem Jahr auf Sabotage und Instigate erschienen, aber vielleicht hattet ihr das noch nicht auf dem Schirm, manche Leute haben ja keinen Bock auf 7″s, warum auch immer.
Absolute Empfehlung – hört und seht selbst:

Auf der Bandcamp Seite von Sabotage könnt ihr sogar noch ein paar von den limitierten Stücken kaufen. Schlagt zu!

Amyl and the Sniffers – Big Attraction & Giddy Up

Hui, die australischen Amyl and the Sniffers sind ein bisschen aus der Zeit gefallen. Die 3 Kerle (Sniffers) um Sängerin (Amyl) schütteln hier mal eben 10 kurzweilige Punk Rock’n’Roll der 70er mit so viel Charme und Rotz aus dem Ärmel, dass man annehmen könnte, das sind Veteranen von Down Under, die seit 50 Jahren Musik machen und mit Bon Scott gesoffen haben. Stimmt aber so nicht, die Band gibts erst seit knapp 2 Jahren und diese LP hier ist netterweise eine Veröffentlichung ihrer ersten beiden EPs auf einem Vinyl Album. Giddy up und Big Attraction sind in den letzten beiden Jahren nämlich von der Band selbst auf Kassetten herausgebracht worden und nun hat sich Homeless Records erbarmt und den großartigen Rockern eine Labelheimat für Vinyl Releases in Melbourne gegeben.

Ob das anstehende Album, das noch dieses Jahr erscheinen soll, ebenfalls bei Homeless sein wird, wird sich zeigen. Ich hab da auf jeden Fall Bock drauf, mehr von diesen Vokuhila Leuten zu hören. Bis dahin muss diese Zusammenstellung erst einmal reichen.

Discogs – Aufstieg und Fall in der Gunst eines Nutzers

Discogs! Die fast schon zwanzig Jahre alte Webseite hat sich in den letzten 10 Jahren zu der meistbesuchten Plattform für Musikliebhaber/Nerds und Sammler gemausert, wenn man den nicht ganz so genauen Statistiken Glauben schenken mag. Und das auch irgendwie zurecht, denn mit der Idee einer vollständigen Online-Datenbank von Tonträgern aller Musikrichtungen hat man – gerade was Vinyl angeht – bei dem Hipster-Zeitgeist offene Türen eingerannt. Ok, zunächst war das alles anders und der Gründer Kevin Lewandowski (habt ihr auch zwei hässliche Fußballer vor Augen? Haha) wollte eigentlich bloß seine eigene Plattensammlung online katalogisieren. Das fanden viele Leute ganz prima und so wurde Discogs zu einer öffentlichen Seite, die durch ihre Nutzer und deren Input stetig wuchs. Zunächst wurden Diskografien von Künstlern eingetragen, die nur ein einziges Genre – elektronische Musik – bedienten. Dann kam Hip Hop hinzu und nach und nach wuchs die Datenbank durch die Fleißarbeit der vielen Discogs-Nutzer an.
Heute hat Discogs fast 400.000 Nutzer und die Datenbank umfasst mehr als 9 Millionen Tonträger. Das ist alles ziemlich cool, wie ich finde. Ein System, das von einer Vielzahl von Nutzern aufgebaut und kontrolliert wird, erfüllt so seinen Selbstzweck: die vollständige Diskografie von Labels und Bands mit allen offiziellen und inoffiziellen Releases in all ihren Variationen.