Sauvageoness – Phoebe

Vielleicht liegt es am Montag, vielleicht an den schlechten Träumen der kurzen Nacht wegen zu vielen Kuchens oder vielleicht liegt es an der Dunkelheit, die einfach nicht verschwinden will. Vielleicht ist es die allgemeine Dummheit der vernunftbegabten Mitmenschen um mich herum oder vielleicht ist es das Gehupe der tausend Traktoren vor der Tür. Was auch immer es ist – ich muss gerade die Welt ein bisschen leiserdrehen und langsamer werden.

Danke, Sauvageoness für den passenden Soundtrack. Der klingt zwar wie eine hippieske Untermalung zu psychedelischen Einhorn-Comicfilmen, aber erfüllt auch ganz wunderbar seinen Zweck, dem Lärm Einhalt zu gebieten und ob der Scheißigkeit der Dinge nicht verrückt zu werden.
Jedenfalls für mich. 9 Songs, vorerst nur einer davon zu hören, aber der strahlt schon genügend Ruhe aus. Wie eine warme Valium Kapsel im Hintern, die langsam ihr Wattepolster um das schwere Gemüt legt. Toll. Macht was draus.

Table Basse Records. Kommt demnächst ohne physisches Format, soweit ich das sehen kann. Aber über das Mobiltelefon kann man die musikgewordene Beruhigungspille immerhin auch für unterwegs ein- und ausschalten. Merci.

Seb Radix – 1977 LP

Man sollte auf Namedropping nicht reagieren, ne. Dieses Werben mit Menschen, die irgendwann einmal etwas Gutes gemacht haben, läuft ja meistens ins Leere. Ich kann mich zumindest nicht an eine Supergroup aus den letzten Jahren erinnern, die dieses Attribut verdient hätte. Ach so, die Plosivs vielleicht. Hm.
Aber grundsätzlich sollte man sich ja von solchen Dingen frei machen. Leider klappt das bei mir in der Regel nicht so gut, wenn ich eine Ankündigung für ein Album überfliege, auf dem dann so Leute wie Andy Kerr von Nomeansno und Mike Watt von Minutemen mitspielen. OK, Mike Watt macht auch in ziemlich vielen Projekten und Bands mit, die ich nicht unbedingt abfeiern würde, aber von Andy Kerr hab ich schon länger nichts mehr gehört.

Seb Radix hat sich die beiden Helden meiner Jugend geschnappt und sie auf seinem Album irgendwo zwischen den Rillen versteckt. Denn zumindest auf den beiden Songs, die man bereits vorab hören kann, erahne ich nicht unbedingt den trockenen Basslauf von Opa Watt oder die verstimmte Gitarre von Onkel Kerr. Das liegt wahrscheinlich daran, dass die beiden gar nicht ihre Instrumente mitgebracht haben und nur singen. Und trotzdem sind die Lieder gut.
Es braucht hier also gar nicht unbedingt die Namen von Punk Rock Stars aus den 80ern und 90ern, das Album scheint auch so für sich zu sprechen. Na sowas.

Table Basse Records. Auf Vinyl im Dezember. Haben sich das eigentlich irgendwelche schlauen Labelmenschen schon mal zunutze gemacht und mit Leuten ein Album beworben, auf dem der Hausmeister die Triangel spielt, der aber zufälligerweise Keith Richards heißt? Geile Idee.

Tickles – Tickles EP 12″

Ziemlich großartige Noise Post Punk Whatever Band aus Nantes, dessen Schlagzeuger nebenberuflich wohl Hufeisen schmiedet oder die Hau-den-Lukas Kirmesgerätschaften auf ihre Stabilität prüft. Tickles! Ordentlich Wumms in jedem Beat, ordentlich Fuzz und Filz in jedem Akkord, ordentlich Kehle in jedem Schrei…tolle 6 Songs für Freunde von Ten Volt Shock (sagt Armin). Cool.

Table Basse Records. Kommt auf rotem Vinyl. Wegen der Peperoni, ihr wisst schon. Tolle Platte für Freunde von mir (sag ich).