Sweet Teeth – High Anxiety LP

Junge, Junge. Mädel, Mädel. Wenn ich davon noch mehr höre, muss ich bald zum Zahnarzt.
Ich glaub, weil ich in den Neunzigern nur Spice Girls (Girl Power!) und Rammstein (äh.., Feuer, Bumm, Männerrrr!) gehört hab, fehlt in meiner musikalischen Sozialistaion dieser zuckersüße Grunge-Indie Kram. Wie schön, dass Sweet Teeth sich ebenso noch immer an diesem Sound erfreuen können und ihn obendrein so wunderbar zelebrieren.

Andererseits, wenn die sich schon nach einem Plural von einer Vorliebe zu Süßkram benennen, muss da ja was Klebriges bei rumkommen.
Na klar, das sind Schweden, natürlich können die unglaubliche Pop Songs schreiben und eh besser Englisch sprechen als das durchschnittliche Inzestopfer des britischen Königshauses, aber wer hätte gedacht, dass die Jungs so eine authentische Version des 90er Indie Rock Grunge Pop Punks in das Jahr 2022 transportieren können? Ich.

OK – das Album kommt wieder auf Löveley nächste Woche raus und man kann das in gelb oder pink kaufen. Und der beste Schokoriegel wäre natürlich Lion, wenn er nicht von fucking Nestlé wäre.

Pershagen – Hilma LP & Warthog – S/T 7″

Also wenn man mal meinen geistigen Zustand in zwei kürzlich erschienenen Veröffentlichungen zusammenfassen möchte, würden sich die schwedischen Pershagen aus Piteå und die Amis aus New York von Warthog anbieten. Ist das schon Deperession oder nur Verzweiflung über Krieg, Klima und Kinderkacke?
Ich bin gefangen zwischen Aufbruchstimmung mit blindem Schnaps-Aktionismus und Ignoranz mit Heroin-Lethargie. Aber vielleicht ist es auch einfach zu warm im "mobilen Arbeiten" im Dachgeschoss ohne Fenster? Hm.

Aber ganz nebenbei ist das Pershagen Album auch einfach nur gut und für alle, die dem Schwedischen nicht mächtig sind eine echte Alternative zum kommenden Hurula Album. Erschienen bei Lövely.

Chillig, oder?

Aber wenn man dann mal wieder ein bisschen Nachrichten gelesen oder gehört hat und wutentbrannt nach draußen stürmen will, um den CO2-Ausstoß seiner Nachbarn zu senken (SUV-Autoreifen zerstechen), dann braucht es schon eine andere musikalische Motivationsgrundlage. Warthog zum Beispiel. Mit viel Wohlwollen steckt ja sogar im Warzenschwein "War" drin und wenn das nicht aggressiv macht, was denn sonst. Auf geht’s Kollegen!

Ganz nebenbei isses auch eine tolle 7″. Kommt in ein paar Tagen bei Toxic State bzw. Static Shock.
Und wenn man hier zwischen den Streams immer hin und her springt, ist das so wie "Frozen" mit der Tonspur von "Apocalypse Now" zu schauen. Willkommen in meinem Dachgeschoss.

Nightwatchers – Common Crusades LP

Hey, heute ist offiziell das neue Album von den großartigen Nightwatchers aus Toulouse erschienen. Kann man jetzt auf LP bei Lövely Records vorbestellen. Hä?
Ja, heute ist erst mal "nur" digitales Release. Das haptische Glücksgefühl einer Vinylscheibe zwischen den Zähnen muss bis Weihnachten warten. Das mutet zwar ob des Titels etwas ironisch bis zynisch an, aber immerhin. Dann kann man das Teil auch direkt verschenken oder an den Oh Tannebaum hängen.

Vielleicht sollten wir auch endlich mal aufhören mit diesem ganzen Kirchenscheiß. Hatten wir uns nicht mal irgendwann darauf verständigt, dass hier Säkularisierung herrscht? Aufklärung? Huhu Humanismus?
Pfui, ich verzichte gerne auf die Feiertage der Christen und aller anderen verdammten Religionen, wenn wir dafür von dieser organisierten Verblendung loskommen. "Ach komm, die Kirchen tun doch so viel Gutes." Alter, wenn Greenpeace so viel Geld in den Arsch geblasen worden wäre, wie der christlichen Kirche in Deutschland, hätten wir heute schon auf der ganzen Welt Klimaneutralität erreicht und in den Kindergärten würden Aktivisten herangezüchtet und keine gehorsamen Vollidioten, die an einen Freak im Himmel glauben.
Ach. Egal. Nur ein weiterer Nagel im Sarg meines Optimismus'. Hier.
Musik.

Wenn man jeden Morgen auf WDR5 der Kirche schon Raum gibt, ihren furchtbaren Quatsch durch den Äther zu blasen, warum nicht auch mal was aus dem Koran? Oder dem Tanach? Oder lasst Marius Müller Westernhagen seine Kontoauszüge der Deutschen Bank vorlesen. Pluralistische Gesellschaft? Nein? Ach Ach Ach.

Sweet Teeth – Acid Rain 12″ EP

Hallo Sommer. Puh, warm.
Hat hier zufällig noch jemand Bock auf eine frisch gepresste Limettenlimonade mit Eiswürfeln und frischer Minze aus dem Garten?
Ich auch nicht. Aber man kann da auch Alkohol und ein Stück Zucker rein tun und es Mojito nennen und schon ist Wochenende im Kopf und auf der Zunge.

Passender Soundtrack, während man im Planschbecken vor sich hin fettet, wäre dann dann ein Best Of SST Records aus den 80ern. Aber es geht auch modern! Die Sweet Teeth zum Beispiel klingen exakt so, wie Hüsker Dü und der ganze andere poppige Gitarrenzauber, der damals auf dem Label alle Menschen begeistern konnte, die ebenfalls Cocktails beim Planschen mögen. Und die Sweet Teeth dürfen das mit der Kopie, die kommen aus Finspång in Schweden und wissen wenigstens, was "Hüsker Dü" heißt.

Die bringen demnächst ihr Debüt bei Lövely heraus – eine einseitig bespielte 12″ mit ganz wunderbarer Punk Rock Power Pop Dudelei, die hervorragend zu einem verlorenen Tag am See oder im Pool oder auch in der Feuerschale passt. Zwei Songs davon sind schon einmal veröffentlicht. Beide sind gut. Das kann ja was werden.

Kann man nicht kaufen, muss man erst mal hören. Ende Juli dann irgendwo zu haben…

Falls jemand Interesse an Rezepten für Cocktails hat, dann immer her damit. Ich hab keine Ahnung, was ich hier tue.

True Moon – II

Seit heute ist das komplette Album der großartigen True Moon veröffentlicht. Wie schon zu dem Teaser "Poison" vor ein paar Wochen beschrieben, treibt die Stimme von Karolina Engdahl die depressive Stimmung voran und untermalt so fantastisch die graue Scheiße da draußen, die Wetter/Herbst/Leben genannt wird.

Allerdings muss ich nach dem ersten Hören auch sagen, dass II tatsächlich ein wenig eingängiger, ja fast poppiger geworden ist als das Debüt.

Bei dem selbstbetitelten Erstlingswerk waren noch ein paar sperrige Momente in die Songs eingebaut, die die LP ein bisschen krummer machten und mich damit erst recht zu begeistern wussten. Darauf wurde hier weitestgehend verzichtet. Das stört mich allerdings nicht besonders, bleibt so doch ein bisschen Frohsinn im Darkwave Indie Post Punk Pop.

Auch dieses Album ist bei Lövely erschienen und bestimmt bald auch als LP erhältlich.

True Moon – Poison

Pünktlich in den wunderschönen Sommermonaten wird ein neuer Song von True Moon auf die Fußmatte geweht, damit man auch ja nicht vergisst, dass der stürmische Herbst und der dunkle Winter direkt vor der Tür stehen.
Wie schon bei dem ersten Album, das 2016 bei Lövely erschienen ist, wird auch hier maßgeblich die Stimmung von Karolina Engdahl geprägt, die mit ihrem Gesang so schrecklich schön verzweifelt sein kann. Das hat sie im übrigen auch bei Vånna Inget schon so fabelhaft bewiesen. Doch wo bei Vånna Inget noch Punk als Schublade ausgereicht hat, muss man hier schon eine weitere Ebene hinzufügen und mindestens im Bereich "Post" kramen, wenn nicht sogar bei Darkwave oder so Zeugs.

Ich finds prima, habe die erste LP rauf und runter gehört, als es kälter wurde im Land und im Herzen. Poison klingt vielversprechend – kommt demnächst auch bei Lövely, denke ich mal.