Brain Squeeze / The Death Sentence – Split 7″

Na, ihr Vinyl-Hasen – habt ihr auch so einen riesen Bock auf den Record Store Day am morgigen Samstag? Sich mit anderen Hornbrillen in Cordhosen in die Schlange einreihen, um das neues Rerererererelease von einer Industrie-Band ungeöffnet in den Schrank zu stellen? Weil, Discogs, Wertschöpfung und so, man muss ja auch an seine Zukunft denken?

Nööö, klingt doof, dann lieber in einen Second-Hand Laden mit alten abgeranzten Originalen, auf deren Cover noch die Vorbesitzer namentlich erwähnt sind und der ein oder andere Song auf der Platte angekreuzt ist. Sympathisch, Authentisch, teuer, kaputt, aber geil.

So wie Brain Squeeze oder The Death Sentence aus Portland etwa. Eine geteilte Single ist eine doppelte Freude voller großartiger Hardcore Garage Knallern, von denen keiner die 2 Minuten Marke durchbricht. Kurz und krawallig, wie das Wochenende. Heißer Scheiß.

Convulse Records. Auf gelber und schwarzer Vinyl Single erschienen und tausendmal kostbarer als jedes RSD Release, weil geil. Schönes Wochenende!

Tuff Bluff – S/T LP

Na sowas, haben sich Lemuria wieder zusammengetan? Ach, nee. Dafür ist das Schlagzeug nicht virtuos genug. Aber dafür gibt es bei Tuff Bluff mehr Chöre und Harmonien. Tolle Pop Punk Garage Platte von der Band aus Denver mit der man den kaltheißenfeuchtwindigen April prima hinter sich lassen kann.

Ein Album für den Sommer, für die Fahrradtour in der Fußgängerzone und das Weißwein Picknick auf dem heißen Asphalt des Lidl-Parkplatzes. Irgendwie schräg, aber ganz geil.

Snappy Little Numbers. Kommt im Mai auf eco-color Vinyl heraus. Sehen also alle richtig kacke aus, aber der Inhalt zählt, ne.

Cran – Rejet 7″

Ich bin im französischen Oi Punk mit melodischen Background Singalongs nicht so wahnsinnig bewandert und daher erinnert mich die Pariser Band Cran mit ihrer neuen Single direkt an solch tolle andere französische Oi Punk Bands mit melodischem Background Singalong wie zum Beispiel Nightwatchers aus Toulouse.

Ist das noch Ignoranz oder schon frevelhaft? Egal. Die 4 Oi Punker mit melodischem Background Singalong aus Paris bereiten sich schon einmal auf die bevorstehenden Olympischen Spiele in der Hauptstadt vor und sammeln genug Spucke, um die scheiß Fackel auszukotzen, wenn sie denn mal in der Hauptstadt ankommt. Bis dahin kann man noch ein paar tausend Male die ablehnende Haltung ("Rejet") in Form von drei ausgezeichneten Oi Punk mit melodischem Background Singalong Songs zelebrieren und auf richtig schlechtes Wetter hoffen.

Diese spektakuläre Ressourcen- und Geldverschwendung im heuchlerischen Zeichen der Coca-Cola Völkerverständigung muss endlich mal ein Ende finden. OK.

Une Vien Pour Rien Vinyles (Europa) und LongShot Music (USA). Kommt auf 7″ Vinyl mit einem Cover gestaltet von Thomas Dreibier. Cooler Name.

Cutters – An Ode To Shoplifting

Inflation? Keine Gehaltssteigerung erhalten? Kein Bock mehr auf Knäckebrot, Nudeln mit Zucker? Geht doch heute einfach mal raus und klaut euer Frühstück zusammen. Oder das Abendbrot oder Bier oder ne Cola, was weiß ich. Gönnt euch mal ein geiles Stück Käse.

Im Supermarkt zu klauen ist leichter, als man denkt. Die meisten großen Ketten rechnen damit (zurecht), ständig beklaut zu werden und preisen den "Verlust" mit ein. Im Jahr 2022 wurde laut Schätzungen über 20 Millionen mal etwas im Einzelhandel geklaut – von mir! Aber nur 1,5% davon wurde bemerkt. Die Chancen stehen also ganz gut, nicht erwischt zu werden…

Schön, dass die Inflation nicht mehr so arg steigt. Aber die Preise im Supermarkt werden deswegen bestimmt nicht sinken. In Frankreich sichern die Vollidioten schon Butter, Käse und Fleisch mit Chips, die man aus Klamottenläden kennt.

Also werdet Veganer oder stopft euch eure Taschen noch voll, so lange es noch geht. Ach ja, Musik – Cutters sehen das alles genauso. Viel Erfolg!

Shit Present – Acting Tough LP

Ach Du Scheisse, jetzt fängt der Montag auch noch mit Emo Indie Pop Punk an. Das tut mir leid, Freunde. Aber wenn man Bock auf ein bisschen Gedudel zum Wochenstart hat, dann doch bitte richtig.

Shit Present gehen immer irgendwie in beide Richtungen gleichzeitig – Party und Katerstimmung. Keine Ahnung, wie die das bewerkstelligen, aber man kann die Songs der jungen Band aus Exeter stets in der jeweiligen Stimmung genießen. "Hurra" oder "Ugh". Und heute Morgen ist ja offensichtlich nur Fussball wichtig ("Ugh") oder endlich wieder Regenwetter ("Ugh").
Aber hey, bald findet schließlich die Europameisterschaft in den regionalen Gefilden statt, dann haben wir wieder täglich das Rumgeheule der Deutschen wegen des Vorundenaus' – Hurra! Passt.

Specialist Subject. Kommmt als einseitig bespielte 12″ auf rosa Vinyl in 11 Tagen zur Welt. Ich glaub, ich hab viel Scheiße im Leben geschenkt bekommen. Ich erinnere mich noch gut an ein Tee-Service zur Konfirmation, das ich noch am selben Tag bei einem Polterabend zerdeppert hab. War also auch irgendwie "ugh" und "hurra" gleichzeitig. OK.

Prisão – EP 2 7″

Prisão – ein internationales Quartett aus äh, naja, überall eben. Offiziell sind Prisão in Schweden behimatet oder zumindest haben sie dort eine Briefkastenfirma gegründet, um die Fanpost zu verarbeiten.
Die Mitglieder sind wohl inzwischen alle irgendwo in Skandinavien ansässig und tief in der Hardcoreszene verwurzelt, weswegen sie auch auf Portugiesisch singen, klaro. Prisão bedeutet so viel wie Gefängnis und klingt ausgesprochen wie ein leichter Nieser. Gesundheit!

Mir solls egal sein, Schwedisch verstehe ich genauso wenig. Nach dem Demo ist das hier die erste richtige Veröffentlichung und die 4 Songs krachen mit ordentlich Tempo und Aggressivität aus dem Hardcore Keller in die gute Stube. Da wird nicht geklopft, nicht gebeten, nicht gefragt. Top Single für das Wochenende in der Sonne, wenn man sich um die freien Plätze an der Tischtennisplatte kloppen muss. Cool.

11PM Records (US) und Adult Crash Records (EU). Auf schwarzer und durchsichtiger Vinyl Single erschienen. Habt ihr eigentlich auch noch so einen Tischtennisschläger mit Noppen? Komisch. Schönes Wochenende!

Menagramo – Dental Plan LP

Oi, ihr Hippies. Falls ihr noch ein paar neue Songs für die kommenden Lagerfeuerabende lernen wollt, weil der ganze Kanon von Against Me! über Get Dead bis Frank Turner und Tim Vantol niemanden mehr hinter dem Holzscheit hervorholt, dann hab ich hier den neuen feuerfesten heißen Scheiss aus Mailand für euch. Menagramo bedeutet zwar so viel Unheilbringer, aber so ein bisschen düster darf das ganze Gitarrengedudel mit Bierdosen und Raucherhusten ja auch sein, ist doch immerhin noch irgendwie Punk Rock. Oder?

Wild Honey Records. Auf weißem und schwarzem Vinyl erschienen. Ich bin dann der Typ mit dem Waschbrett, den man nicht hört und der irgendwann besoffen ins Feuer kippt. Cool.

Hood Rats – Crime, Hysteria & Useless Information LP

Was kommt raus, wenn man bei den Neighborhood Brats den Nachbarn "B" weg nimmt? Richtig, Hood Rats. Ergibt nicht viel Sinn und stimmt auch musikalisch nicht und passt auch mit Gewalt nicht ins Bild, aber das war das erste, was mir aufgefallen ist.

Ansonsten ist das, was die 3 Männer aus Montreal da machen, erstklassiger Punk Rock. Ohne Garage, ohne Hardcore, einfach nur Punk Rock – richtig gut und schnell und angepisst und mit Skateboard übers Bullenauto grinden und Biertrinken auf dem High School Dropout Jahrestreffen.

Das ist die tausendste Veröffentlichung der Band und letztes Jahr hatten die schon ne Single bei Goodbye Boozy. Dann wisst ihr ja, dass die nicht scheiße sein können. Manchmal klingt das zwar wie Social Distortion, wenn die Band nicht aufpasst und zu langsam spielt. Aber das ist nicht so häufig. Richtig gut.

Dirt Cult Records (hinterm Teich). Bachelor Records (hinterm Berch). Auf schwarzem Vinyl erschienen und bestellbar. Ich hatte mich zunächst mal wieder verlesen und dort stand "Hooded Rats", was ich irgendwie inzwischen sogar als Name geiler finde und den jetzt patentiere und ne Band mach. Also Finger wech.

OSBO – S/T 7″

Ich hab für euch unter der herübergewehten Sanddüne aus Nordafrika die erste richtige Veröffentlichung einer weiteren tollen Band aus Sydney freigeschaufelt. Herzlich gern. OSBO, das Akronym für Office of Strategic Business Operations (?), mixen den ganzen schönen Brei von aktuellem australischem Garage Punk mit der schmackhaften Suppe aus der Hardcore Gosse Sydneys zusammen und es ist ein Wohlgenuss, sich die 5 Songs löffelweise zu Gemüte zu führen. Oder mit Gabel, Strohhalm, was man halt gerade zur Hand hat.
Geiler Scheiß. "Security" ist ein Hit.

Blow Blood Records. Auf Single erschienen, von Alex Macfarlane gemixt – der ist ja auch kein unbeschriebenes Blatt hier. Mal sehen, was eine gründliche Ausgrabung unter dem Wüstensand noch so alles zu Tage fördert. Vielleicht finde ich ja das Bernsteimzimmer. Drückt mir die Daumen.

True Colors – Nimby

Was ist das eigentlich für ein seltsames Land, in dem selbst das letzte Abendbrot und Wunschgericht eines zu Tode verurteilten Menschen nach dem Vollstrecker des Urteils benannt ist? Rhetorische Frage, es ist Deutschland.

Henkersmahlzeit. Isst der Henker da was Leckeres, bevor er seine Axt schwingt oder isst die arme Wurst einen Käse in der Todeszelle? Das sagt irgendwie schon viel über über uns Deutsche aus. Keine Ahnung, was eigentlich, aber es klingt nicht gut.
In anderen Ländern wird das einfach als die "letzte Mahlzeit" bezeichnet. Komisch. Naja.

Neues Album von True Colors aus Austin, Texas ist kürzlich erschienen. Dem poppigen Gitarrenprojekt von David Snyder und Kolleginnen und Kollegen. Die 10 Songs sind genau die richtige Musik zum Start in die Woche. Der eine Song ist doof und der andere mit dem Autotune furchtbar. Aber alle anderen 10 sind super. Ist halt so Indie Pop Rock, ne. Entspannt euch mal. Dafür ist das Cover aber super hässlich. OK.

Digital Hotdogs. Für wenig Geld digital zu kaufen. Ich würde bestimmt Nudeln nehmen als letzte Mahlzeit. Ich glaub, auf Italienisch heißt das auch einfach nur "Ultimo Pasta". Haha