Spitboy – Body Of Work (1990 – 1995) 2xLP

Es ist ja schon lustig, dass bei einem kompletten Schaffenswerk einer feministischen Anarcho Hardcore Punk Band die Linernotes von einem männlichen Rockstar geschrieben werden und das dann der einzige Aufmacher bei vielen Artikeln der Musikpresse über dieses Release ist.

Also nee, ist doch nicht lustig. Ist sogar irgendwie kacke. Denn ganz nebenbei hat nicht nur Green Day Vogel Billie Joe Armstrong zu den großartigen Spitboy ein paar nette Sachen zu sagen, sondern auch Vique Simba von Simba Records und dem gleichnamigen Fanzine. Aber scheiß auf die Linernotes.

Denn man sollte hier den Fokus wirklich auf die tolle Band und die Musik legen und nicht irgendwelche Sätze eines ehemaligen Punk Rockers als Kaufanreiz für die LP oder als Werbung für Klickzahlen missbrauchen. Denn so schmälert man die Relevanz dieser 26 Song starken Diskografie von Spitboy. Es geht um fucking Spitboy, nicht um irgendetwas Anderes.

Die Band aus San Francisco hatte, wahrscheinlich durch ihre Veröffentlichungen auf den semi-populären Labels Lookout und Ebullition, einen großen Einfluss auf die männlich dominierte Hardcore und Punk Rock Community, als Themen wie Geschlechterrollen oder Feminismus im Punk Rock zwar beim Plenum, aber nicht auf der Show besprochen wurden.

Natürlich habt ihr das eh alles schon auf Singles und LPs zu hause rumstehen, aber es ist so viel bequemer, nicht dauernd aufstehen zu müssen und trotzdem alles von Vinyl hören zu können (Indian Summer haben es vorgemacht). Kommt Ende Juni bei Don Giovanni raus. Könnt ihr auch bei der Band direkt im hübschen roten Vinyl vorbestellen, aber Porto.

OK, man muss dreimal aufstehen. Aber besser als acht mal. Ich habs nachgezählt.

Modern Needs – Survey of the Animal Kingdom CS

Hä? Hat da jemand den Keller von Posh Boy Records ausgefegt und ist über 40 Jahre alte Demos gestolpert?
Das ist ja heutzutage recht praktisch, wo doch wieder das Format der Kassette als ganz normales Medium angesehen wird…man kann den alten angestaubten Kram, der sich dort in den Spinnweben der rattenverseuchten Gewölbe angesammelt hat, einfach wieder auf den Markt werfen und lediglich ein "anachronistisch" drauf stempeln.
Im Punk Rock ist das kein Problem – wir hören schon seit tausend Jahren denselben Scheiß, das fällt niemandem auf!

OK, ich tue den Modern Needs Unrecht, denn das ist natürlich eine aktuelle Band (behaupten sie) aus San Francisco (ha, wer’s glaubt) und die haben auch schon ein paar andere Sachen raus (zwinker).
Stilistisch gibt es also Punk Rock à la KBD und Ostküste der USA, so, wie man ihn liebt und kennt. Geiler Rock n Roll. Rotziger Punk mit genügend Melodien. Simpel und perfekt.

Ich wittere ja eine Milli Vanilli – Verschwörung! Ein windiger Produzent (ich) bringt uralte Tapes als den neuen heißen Scheiß heraus, dessen Bands heute nur Schauspieler mit Charisma auf der Bühne sind. Ist Punk, merkt live keine Sau. Allerdings verdient man damit genau fünf Pfennig…
Brauche Business-Partner – schreibt mir.

Seablite – Grass Stains and Novocaine LP

Achtung, Pop! Triggerwarnung für alle ultraharten Kerle, denen eventuell bei zu sanftem Musikgenuss die Eier abfallen können!

Seablite aus San Francisco haben im Juni bereits ihre Debüt LP bei Emotional Response veröffentlicht und liegen damit bis jetzt immer noch auf dem ersten Platz der diesjährigen IndieDreamiePoppiePunkie Charts. Also jedenfalls hier bei mir im Wohnzimmer. Wahrscheinlich auch deswegen, weil sie klingen wie eine Band aus den 80ern. Oder 90ern. Oder aus den 2000ern, denn irgendwie haben sich die 3 Mädels und der eine Typ einen Sound zusammengeklaut, der das leistet, was die meisten bekloppten Radiosender des Landes propagieren…ein Mix aus den 80ern, 90ern und das Beste von heute.

Tolle Melodien und großartiger mehrstimmiger Gesang über einer gelungenen Abmischung von Bass/Gitarre und dem Ridebecken-verliebten Schlagzeug. Mag ich gern. Passt wohl auch zu einem kurzen Zahnarzttermin, wenn man dem Titel Glauben schenken mag.

Bonus:
Auf dem aktuellen Sampler von Girlsville sind sie mit einem Cover von Stereolab’s French Disko vertreten…falls die harten Kerle unter euch das noch aushalten können.