Ach, wenn wir schon dabei sind…wollen wir mal diese Woche komplett ins 20. Jahrhundert übersiedeln und nur Musik hören, die schon vor 20 Jahren alt war? …Sorry, ich kann euch nicht hören. Dieser Grunge Kram ist zuuuu laut aufgedreht, sonst funktioniert das ja auch nicht.
Also ja – MRS aus Sacramento sind einfach mal so tief in den 90ern stecken geblieben, dass sie sich fast schon zu authentisch anhören. Das könnte eine Band sein, die ich im Vorprogramm von Helmet gesehen habe, oder das waren doch diese langhaarigen Dudes mit den karierten Hemden, die die ganze Zeit verstohlen auf ihre Schuhe geglotzt haben, als wir im Publikum Super Mario auf dem Gameboy® gespielt haben?
Aber nein, das ist eine aktuelle Band und die meinen das ernst und können das auch sehr gut. Bis auf den letzten Song ist das richtig unterhaltsam und bietet sich wunderbar als Grundlage und Soundtrack für eine erneute Partie Zelda oder eine Portion Schichtsalat. Warum nicht.
Transylvanian Recordings. Auf Kassette am 9. November erschienen, damit das auch glaubwürdig in den 90ern bleibt. Naja, müsst eigentlich CD sein, aber man muss es ja nicht übertreiben.
Die heutige Band kommt aus der Kategorie "Ich hab zwar das Drehbuch noch nicht fertig, aber der Soundtrack steht". Patrol aus Barcelona sind zurück aus den 80ern und haben sich noch ne extra Prise Haarspray unter die Arme lackiert, eine handvoll Koks ins Gesicht geworfen und in die zu engen Ledergarnituren gezwängt, um ordentlich im Stile der New Wave Of British Heavy Metal abzurocken.
Krise? Welche Krise? Schön, dass es mindestens einer "Berufsgruppe" noch gut geht und diese sich über ein stabiles Wachstum freuen kann. "Die Vergütung der Vorstandsmitglieder der im Dax, MDax und SDax notierten Konzerne stieg im Geschäftsjahr 2023 im Schnitt um elf Prozent".
Immer schön der Reihe nach, ne? Da haben Armor aus Florida neulich (naja, im Sommer) ihre erste LP veröffentlicht und ich hab da noch nix zu erzählt. Schlimmer noch, ich hab die Knaller-EPs ebenso unerwähnt gelassen. Na sowas. Dann also jetzt.
Der erste Song des Debütalbums der kanadischen Psychoräder aus Greater Sudbury beklagt sich direkt darüber, ein Schattendasein zu führen. Ich glaub, die sind aus New Jersey oder Kalifornien zugezogen und haben das mit den kanadischen Wintern noch nicht so ganz verkraftet, dass es einfach ein halbes Jahr dunkel und schattig ist.
Wir brauchen mal wieder ein bisschen mehr Optimismus und Power Pop. Also ich. Ja, vielleicht benötigt es fast schon Pop Punk, um der kommenden Welle des Pessimismus aus der Klimakonferenz und der alltäglichen Scheißigkeit der Menschen entgegenzuwirken.
3 von 15 Songs werden vom Drummer nicht angezählt, alle anderen (12) sind fein säuberlich mit vier Stockschlägen eingeläutet, dass es fast schon rührend ist. Hätte ich aus Gründen der Street Credibility und Toughness wahrscheinlich rausgeschnitten, es wirkt so sehr brav und artig, was irgendwie dem harten Geballer zwischen dem Anzählen der Lieder die Glaubwürdigkeit raubt.
Puh, was für eine Woche. Die eine unsympathische Westmacht erhält einen neuen alten Führer, während die andere alte westliche Ohnmacht auf einmal finanziell führerlos da steht und nun fällt überall Weihnachten aus, oder so ähnlich.
Vor knapp zwei Jahren hatte ich mal was zu der Band aus Reno geschrieben, als die gerade aus ihrem Wüstenloch herausgerochen kamen, um Goldschätze aus der KBD Garage zu restaurieren.