MRS – Blood Drive CS

Ach, wenn wir schon dabei sind…wollen wir mal diese Woche komplett ins 20. Jahrhundert übersiedeln und nur Musik hören, die schon vor 20 Jahren alt war? …Sorry, ich kann euch nicht hören. Dieser Grunge Kram ist zuuuu laut aufgedreht, sonst funktioniert das ja auch nicht.

Also ja – MRS aus Sacramento sind einfach mal so tief in den 90ern stecken geblieben, dass sie sich fast schon zu authentisch anhören. Das könnte eine Band sein, die ich im Vorprogramm von Helmet gesehen habe, oder das waren doch diese langhaarigen Dudes mit den karierten Hemden, die die ganze Zeit verstohlen auf ihre Schuhe geglotzt haben, als wir im Publikum Super Mario auf dem Gameboy® gespielt haben?

Aber nein, das ist eine aktuelle Band und die meinen das ernst und können das auch sehr gut. Bis auf den letzten Song ist das richtig unterhaltsam und bietet sich wunderbar als Grundlage und Soundtrack für eine erneute Partie Zelda oder eine Portion Schichtsalat. Warum nicht.

Transylvanian Recordings. Auf Kassette am 9. November erschienen, damit das auch glaubwürdig in den 90ern bleibt. Naja, müsst eigentlich CD sein, aber man muss es ja nicht übertreiben.

Patrol – S/T EP

Die heutige Band kommt aus der Kategorie "Ich hab zwar das Drehbuch noch nicht fertig, aber der Soundtrack steht". Patrol aus Barcelona sind zurück aus den 80ern und haben sich noch ne extra Prise Haarspray unter die Arme lackiert, eine handvoll Koks ins Gesicht geworfen und in die zu engen Ledergarnituren gezwängt, um ordentlich im Stile der New Wave Of British Heavy Metal abzurocken.

Da bleibt keine Hose trocken, kein Oberlippenbart sauber und kein Autoscooter unbesetzt. Die EP ist schon im Sommer veröffentlicht worden. Macht aber nix, der Sound ist ohnehin zeitlos und für Ewigkeiten in den knochigen Händen der Metal und Rock Maskottchen aus den 80ern gefangen.

Guter Start in die Woche, mit Vollgas in die Discokugel.

La Parca Te Busca. Auf Kassette erschienen, aber schon ausvekauft.

Fun Fact: Wenn man die Bandmitglieder "Heritor, Val, Manah & Romeo" durcheinanderwürfelt und wieder zusammensetzt, ergibt das "A Venom Horror Metal Hail". Naja, fast 😉

Lavender Jets – Junk Room Melodies LP

Krise? Welche Krise? Schön, dass es mindestens einer "Berufsgruppe" noch gut geht und diese sich über ein stabiles Wachstum freuen kann. "Die Vergütung der Vorstandsmitglieder der im Dax, MDax und SDax notierten Konzerne stieg im Geschäftsjahr 2023 im Schnitt um elf Prozent".

Gut, die haben das ja auch verdient. Ihr hingegen müsst froh sein, überhaupt noch Arbeit zu haben, denn eigentlich könnte das auch eine devote KI längst übernehmen, was Du da zusammendichtest und faselst, Sven. Echt ma.

Naja, wenn auch immer nur schlechte und deprimierende Nachrichten auf mich einprasseln, immerhin der poppige Garage Power Punk Rock Pop ist mir noch geblieben. Heute in Form der Lavender Jets aus Cleveland, die mit dem einen Song ihres neuen Albums schon alles richtig zum Wochenende machen. 6 Leute, ausgestattet mit Saxophon, Orgel, Saiteninstrumenten und Schlagzeug, Monosynth und Stimmbändern haben 10 Songs zusammengeschraubt, von denen man jetzt halt erst mal nur einen hören kann. Und der ist ob der Auswahl recht spartanisch instrumentiert. Gefällt mir.

Just Because Records. Auf 200 schwarzen Vinyl LPs erschienen. Ach nee, erst am 13. Dezember. OK.

Armor – More War 12″

Immer schön der Reihe nach, ne? Da haben Armor aus Florida neulich (naja, im Sommer) ihre erste LP veröffentlicht und ich hab da noch nix zu erzählt. Schlimmer noch, ich hab die Knaller-EPs ebenso unerwähnt gelassen. Na sowas. Dann also jetzt.

Der fesselnde Hardcore Oi Punk wurde dankenswerterweise von Mendeku Diskak im schönen Baskenland auf 12″ veröffentlicht, sodass man auch auf coolen Parties mit der Platte unterm Arm aufkreuzen und zum Soundtrack des Straßenkampfes alles kaputt kloppen kann. Prima.

Mendeku Diskak. Auf 12″ im Dezember raus. Die digitale Compilation gibts jetzt schon günstig beim Label. Oder kostenlos bei der Band, da muss man sich das nur selber zusammenbasteln.

Psychbike – S/T CS

Der erste Song des Debütalbums der kanadischen Psychoräder aus Greater Sudbury beklagt sich direkt darüber, ein Schattendasein zu führen. Ich glaub, die sind aus New Jersey oder Kalifornien zugezogen und haben das mit den kanadischen Wintern noch nicht so ganz verkraftet, dass es einfach ein halbes Jahr dunkel und schattig ist.

Zumindest das würde den etwas surfigen Einschlag und Anschlag der Gitarre erklären, der da mitschwingt. Andererseits lässt sich heutzutage auch immer weniger die Herkunft mit dem Sound verbinden. Jeder macht alles, ganz egal, wie viel Sonne und Schnee man vor der Tür wegschippen muss.

Schöner Post Punk Rock mit 80er Kanten und Skateboard Ecken und Hall auf den Saiteninstrumenten. Psychbike machen gewiss vieles richtig, man kann aber erst mal nur eines hören. Bald mehr, immer her damit.

Tetryon Tapes. Kommt am 15. November auf Kassette raus.

Night Court – $hit Machine LP

Wir brauchen mal wieder ein bisschen mehr Optimismus und Power Pop. Also ich. Ja, vielleicht benötigt es fast schon Pop Punk, um der kommenden Welle des Pessimismus aus der Klimakonferenz und der alltäglichen Scheißigkeit der Menschen entgegenzuwirken.

Keine Ahnung, wie das bei euch so aussieht, immerhin haben ja einige Menschen in Deutschland jetzt den kunterbunt-pimmeliglustigen Karneval an der Backe, aber hier im Süden ist herbstliche Tristesse angesagt. Zum Glück haben Night Court aus Vancouver gerade ihr viertes Album parat, das dabei ausgezeichnet hilft, die schlechten Nachrichten und den Zerfall der Zivilisation mit 17 Liedern auszublenden und das Grau farbenfroh zu übertünchen.

Klingt hin und wieder nach den frühen Marked Men. Also dann… Kopf in den Sand, Bier in die Hand. Oder Tee, wie ihr wollt – die gute Stimmung kommt aus den Boxen, nicht aus den Flaschen. OK.

Recess Records. Kommt auf Vinyl in drei Farben und ist auf 300 Stück limitiert. Grün, Blau, Lila und dazu ein dickes Zine. Gegen den Verdruss.

Stagnant – S/T CS

3 von 15 Songs werden vom Drummer nicht angezählt, alle anderen (12) sind fein säuberlich mit vier Stockschlägen eingeläutet, dass es fast schon rührend ist. Hätte ich aus Gründen der Street Credibility und Toughness wahrscheinlich rausgeschnitten, es wirkt so sehr brav und artig, was irgendwie dem harten Geballer zwischen dem Anzählen der Lieder die Glaubwürdigkeit raubt.

Aber vielleicht erinnert mich das auch einfach nur an Schlagzeuglehrer CDs mit mehr Anzählen als tatsächlicher Rhythmusübungen.
Ich mein, wenn die Lieder alle unter einer Minute dauern und das Anzählen schon 10 Prozent der Songs einnimmt, kommt nicht die gewünschte aggressive Stimmung auf. Naja, vielleicht ist das auch nur mir aufgefallen – ansonsten sind Stagnant ein Schreihals mit schlechter Laune und Geballer im Hintergrund und jede Menge Gitarrenlärm, der um die Wette spielt.

Manchmal schon nach 17 Sekunden alles erzählt, manchmal epischer und bis zu 59 Sekunden unterwegs, aber immer mit Hummeln im Hintern. 1 2 3 4

Forever Never Ends Records. Ich behaupte einfach mal, dass das auf Kassette erscheint, weil das Cover so aussieht. Apropos. Das Cover verstehe ich eigentlich auch nicht. Naja. Starten wir die Woche einfach mal kurios.

Index For Working Music – Purple Born 12″

Puh, was für eine Woche. Die eine unsympathische Westmacht erhält einen neuen alten Führer, während die andere alte westliche Ohnmacht auf einmal finanziell führerlos da steht und nun fällt überall Weihnachten aus, oder so ähnlich.
Naja, wenigstens sind wir alle gesund und munter weiß.

Solltet ihr heute Abend noch etwas zum Feiern haben und ausgehen wollen, habe ich hier die perfekte Musik zum Schminken, Kacken, Koksen, Kotzen und Tür hinter sich zu ziehen. Und zwar nicht alles auf einmal, sondern hintereinander, soooo lang ist der Song.

Index For Working Music aus London soll eine Band sein und die machen experimentellen Dream Pop Indie. Das passt also überhaupt nicht in euer Konzept von Radau und Krawall und Bierdusche, aber ein bisschen Ruhe vor dem Sturm ist auch mal angebracht. Macht das Beste draus.

Tough Love Records. Erschienen am 1. November auf 12″ Lathe Cut und ausverkauft. Kann man aber eh nur dreimal abspielen, bevor das Teil im Arsch ist. Digital erst nach 5 mal ausgeleiert. Politik ist scheiße. Wichtig. Aber scheiße.

Rotary Club – Sphere Of Service LP

Vor knapp zwei Jahren hatte ich mal was zu der Band aus Reno geschrieben, als die gerade aus ihrem Wüstenloch herausgerochen kamen, um Goldschätze aus der KBD Garage zu restaurieren.
Damals konnte ich auch nicht viel mehr zu Rotary Club erzählen als heute. Ich bin nicht schlauer geworden, das Gold lässt sich nicht polieren, der Sound ist geblieben. Alles ok eigentlich. Toller Punk aus verstaubten Zeiten, abgeklopft und kurz trocken rübergewischt – Voilà.

Das Album wird wohl irgendwie ein Telefon-Thema als Motto haben. Verstehe ich nicht, aber was solls. Früher, als diese KBD Sache noch groß war, gab es ja schließlich auch nur diese Mickey Mouse Telefonapparate mit lustigen Wählscheiben. Dem kann man sich schon mal ausgiebig widmen, wenn man ohnehin aus der Zeit gefallen ist.
Einen Song darf man vom baldigen Album schon einmal hören, der Rest kommt dann im Dezember hinter Türchen Nummer 13.

Iron Lung Records. Im Dezember auf Vinyl erhältlich. Vielleicht sind bis dahin allerdings wieder viele Fans in ihren Wüstenlöchern verschwunden, um vor dem orangenen Ungeheuer in Deckung zu gehen. Ma' sehen. Viel Glück.