Lebende Tiere – Uwaga CS

Schrammel Garage Punk aus Leipzig oder Berlin oder was weiß ich, die klingen ja alle gleich. Anfang 80er Charme mit Eiersalat und Schweineschmalz. Hat trotzdem noch genügend sympathische Melodien und aggressiven Druck, um das erste Herbstlaub aus den Gossen zu blasen.  Lebende Tiere. Schönes Ding.

Flennen. Auf Kassette erschienen und mit Speck eingerieben. Flutscht gut rein.

Laxisme – S/T LP

Eine schöne neue LP von Laxisme aus Leipzig. Die Band hab ich vor einigen Jahren noch in Berlin verortet, weil ich sensationelle Recherchequalitäten aufzuweisen hab. Hinzu kommt, dass ich in meinem Kopf den Namen stets mit Laxismus in Verbindung gebracht habe und dementsprechende dachte, es sei lediglich die französische Übersetzung dieser seltsamen Moraltheologie, die besagt, dass man Gesetze schon als zweifelhaft betrachtet, wenn auch nur ganz schwache Gründe deren Geltung fraglich erscheinen lassen.

Also sowas wie ein Rauchverbot im Wartezimmer oder das Springen vom Beckenrand. Tatsächlich aber ist Laxisme laut Wörterbuch einfach nur die französische Übersetzung von "Laxheit", was ja wiederum sowas wie locker oder lasch bedeutet (vom lateinischen "Lax" für schlaff, schlapp, etc. kommend und nicht vom veganen Fischersatz). Ja. Da haben wir alle wieder was gelernt.

Und nebenbei gute Musik gehört, die sich genauso anhört wie auf der ersten Kassette. Viel Garage Punk mit abgehackter Gitarre ohne Verzerrung und mit Verzerrung und mit französischen Texten, einem Spagat zwischen poppigen Melodien aus den frühen 80ern und rotzigem Sound, der manchmal an die deutschen Shocks oder an französischen Oi erinnert oder an italienische Shitty Life. Hoch die internationale Solidarität. Tolle Platte.

Phantom Records. Auf Vinyl erschienen vor 2 Wochen und mit Anlauf vom Beckenrand zu springen ist ok.

Z.O.L. – Zwei Oktaven Langsamer CS

Ich könnte mir vorstellen, dass genau so vor 40 bis 45 Jahren ein ganzer Haufen an Garage- und Kellerbands in Deutschland geklungen haben. Wie schön, dass wir heutzutage an dieser Subkultur direkt teilhaben können.

Zwei Oktaven Langsamer oder Z.O.L. sind drei Leipziger Streuner, die im Musikunterricht nicht besonders gut aufgepasst haben und deswegen auch so wunderbar krumme Musik abliefern können. Der Roundhouse Kick mit Räuberleiter vom Cover visualisiert sehr charmant den Mix der 8 Knaller aus Lofi Schrammel Garage Punk mit viel Herz und Dosenbier. Cool.

Phantom Records. Auf Kassette erschienen. Achtung, Schulferien. Vielleicht ein bisschen weniger schreiben und ein bisschen mehr spielen. Bis denne.

Telesatan – S/T 7″

Oh je, die sind ja alle wahnsinnig. Telesatan aus Leipzig kommen mit ihrer neuen Single um die Ecke geschlichen und klingen darauf besessener von den Resten des umgegrabenen Dorffriedhofs als zuvor.

Garage Punk Rock’n’Roll für junge Christen aus dem gottlosen Vorort. Räudig instrumentiert, handgepickte Bibelstellen rückwärts zitiert und in (veganem) Hühnerblut gebadet.

Bester Soundtrack für das erste Bier am Sonntagmorgen in der Kirche. Ganz geil.

Phantom Records. Auf 7″ erschienen und mit knapp 10 Minuten auch lang genug für die Werbepause.

New Adults – Listen To New Adults CS

Zum Ende des Jahres wurden noch einmal saftige Strafen auf europäischen Straßen eingeführt, damit sich das Rasen auch wirklich nur noch die Besserverdienenden leisten können.

In Italien und Tschechien sollte man in Zukunft also nicht mehr während der Fahrt aufs Telefon glotzen und masturbieren, die haben die Preise ordentlich angezogen. In Schottland hingegen kann man immer noch am meisten saufen, bevor man mit seinem Defender über die Wiesen holpert und ein paar von diesen komischen langhaarigen Rindviechern umfährt, die eh nix sehen, weil ihr Pony vor den Augen hängt. Falls ihr also während der Feiertage eure Familien im Umland besuchen fahrt, denkt daran…

Andere nützliche Tipps von erwachsenen Menschen geben euch die New Adults aus Leipzig auf ihrem neuen Album. Garage Punk mit künstlichem Hall auf dem Gesang, natürlichem Geschepper von den Becken am Schlagzeug, eierverzerrter Gitarre aus der Blechdose und charmanten Melodien aus der Traumfabrik der sächsischen Idylle. Gebannt auf 9 Songs in tatsächlicher Albumlänge. Vielleicht ist das ja ein schöner Soundtrack für die Heimfahrt?

Flennen & U-Bac. Falls ihr nach Polen fahrt, könnt ihr euch dort hinter der Landesgrenze direkt von der Gurtpflicht befreien, das ist spottbillig und paart sich wunderbar mit dem Rasen, das hier auch noch für den Normalbürger erschwinglich ist. Viel Spaß.

Lumb – S/T CS

Was für ein Lumb. Das ist teilweise fast schon zu intellektuell für mich, aber zum Glück hatte ich noch eine Flasche abgestandene Gymnasiastenbrause im Küchenschrank herumstehen, um mich auf das richtige Level zu katapultieren.

Sehr abwechslungsreiches Zeug, eine "wilde Mischung" wurde auch dazu gesagt, und ja, das passt auf eine sehr angenehme Art und Weise zu einem chaotischen Abend voller Schlüpferstürmer bis Busengrapscher-Testreihen. Alkoholfrei natürlich. Versteht ihr nicht? Muss an mangelnder Bildung liegen. Höhö.

Einwandfreier Punk, Wave, Nowave, NoPunk, Post und Eiertanz.

Splitter Records. Vor ein paar Tagen auf Kassette erschienen. Vielleicht reicht das Cover ja als mein Beitrag zu Halloween.

Cold Summer – Altlasten 7″

Deutscher Post Punk aus Leipzig mit Friesennerz im Rucksack. Da rumpelt nichts, die können ihre Instrumente bedienen und die Aufnahmen sind ebenso professionell und sauber abgemischt. Ist ja fast schon ein bisschen enttäuschend. So klingt das dann wohl, wenn richtige Musiker Punk Rock machen.

Zahlreiche Einflüsse aus verschiedenen Garagen kommen hier zusammen und fließen zu einem reißenden Strom aus Death Rock Dudelei in die Weiße Elster, Pleiße und Parthe. Also dann. Parthe Boot mieten und der Band zuschauen, wie sie die lästige Sonne aus der Stadt verjagt.

Schatten über alles – das sind Cold Summer.

It’s Eleven Records. Kink Records. Auf 7″ heute offiziell erschienen. Während der Bandname früher noch in Form einer Beschwerde von Rudi Carrell daherkam, ist er heute eher zu einer Wunschvorstellung verkommen. Crazy.

Parking Lot – My Life Is A Mess CS

Achtung Freunde, am Montag kommt der Superstreik! Absoluter Stillstand im gesamten Land. Wer mir das beste Video von Tumbleweed (Bodenläufer) aufm Aldi-Parkplatz schickt, bekommt eine Palette Karlsquell geschenkt.

Apropos. Auf Parkplätzen haben bei uns immer nur die Asis herumgehangen und ihre tiefergelegten und furchtbar bunten und lauten Freundinnen präsentiert. Wer cool war, saß mit uns im Baumhaus und hat Caprisonne ohne Strohhalm getrunken. Aber andere Seite von Deutschland, ne? Was weiß ich schon.

Aus Leipzig kommen offensichtlich ziemlich viele coole Leute. Schon wieder hat es eine Band aus der Szene der terrorverdächtigen Leipziger Kulturschaffenden geschafft, mit 12 abwechslungsreichen Liedern irgendwie die Mixtur aus lofi Surf und Punk und Post Punk zusammenzurühren. Parking Lot erinnert an Einiges, kopiert Vieles, passt zu allem. Cool!

Phantom Records. Erst einmal nur auf Kassette, aber angeblich kommt da noch Vinyl hinterher geschossen. Das mit der Caprisonne stimmt, aber war aus der Not heraus geboren, weil die scheiß Dinger immer abgefallen sind. Früher war auch nicht alles besser.

Lafff Box – S/T 7″

Nach dem guten 2-Song Demo vom letzten Jahr kommt nun eine 4-Lieder Single in diesem Jahr und nächtes Jahr dann eine 8-Stücke LP. Und dann lösen sich Lafff Box auf. Weil die Leute sind nämlich Punk Rock und aus Halle, Leipzig und Berlin und haben neben dieser Band auch noch zwanzig andere Kohlenstücke im Feuer. Oder waren es Kartoffeln, wie geht noch das Sprichwort?
Egal, die Single kommt jetzt auf jeden Fall bei Turbo Discos aus Halle (Saale) heraus und kann ab sofort jekauft werden, wa. Punk Rock mit super Gitarren und doppeltem Gesang, fast schon Küken. Geiler Scheiß.

Fun Fact: Da hat man so ein schönes Cover im Riso-Druck gemacht und dann stimmt die Reihenfolge der Songs auf der Rückseite nicht. Haha. Zum Glück haben sie nur 300 davon gemacht.

POKY – POKY CS

Heute mal was Deutsches, der 9. November ist ja schließlich der "Schicksalstag" des Landes, sagt man. Da kann man sich ja mal mit inländischen Gewächsen beschäftigen, sagt man. Zuhause schmeckts doch auch nicht, sagen meine Kinder.
Keine Ahnung, ob jetzt unbedingt Poky aus Leipzig den passenden Soundtrack für diese Stimmung liefern, aber irgendwer muss ja dran glauben und warum nicht dann ne Band aus Leipzig, das ist immerhin im Osten.

Und man kann der Band fast schon ein bisschen Lokalpatriotismus vorwerfen, wenn sie von der Fortress Lipsia singen. Aber wer wird denn so kleinlich sein und auf Texte achten, nur weil sie auf einmal in der Muttersprache aus dem Kopfhörer schwingen? Zur Sicherheit haben die fantastischen Vier auch Songs auf Englisch eingestreut, um mein Sprachzentrum zu verarschen.

Ach ja, die Musik! Könnt ihr euch noch an Telemark erinnern? Nein? Gut, ich auch nicht so recht, aber ich glaub, die klangen auch ein bisschen so. Post Punk mit guten Krachgitarren und ein bisschen mehr Zeit für die Lieder. Tolle Melodien, gute Ideen verpackt in 7 Songs mit insgesamt über 16 Minuten Spielzeit, da machen andere Leute schon ein Album draus – mit Leuten von den genialen Laff Box, Lost Jobs und Zentralheizung Of Death. Geiler Scheiß aus Leipzig, Verzeihung, Lipsia.

Tape ist Ende Oktober bei Of Bits & Pieces erschienen.

Wusstet ihr, dass der "Leipziger Allerlei" Fraß über den Reichtum der Stadt hinwegtäuschen sollte? Spannend.
So, wie man mit dem "Schicksalstag" des 09. November auch darüber hinwegtäuscht, dass heute eigentlich der Todestag von Holger Meins ist. Und der Geburtstag von Frank Lehmann.