UPDATE: Witching Waves- Streams And Waterwaves LP

***UPDATE – Was wäre ich nur ohne meine 3 Leserinnen. Ich hab mich bei so Kleinigkeiten wie dem Bandnamen vertan und wurde darauf hingewiesen (Ich hab darauf beharrt, dass die Band "Witches And Waves" heißt). Schön, dass jemand aufpasst. Danke, Thomas! – UPDATE***

Kurz vor zu poppig, aber genug Gitarrengedudel und Akkordwechsel nach meinem Geschmack, um hier gerade noch unter Post Punk reinzurutschen. Ich hab ja eh diese Schwäche für mehrstimmigen Gesang von Mann und Frau. Und heute ist Donnerstag mit Husten und Kopfweh, da braucht man ein bisschen Musik, die sanft die Seele streicheln kann. Witching Waves kriegen das hin. Scheiß Herbst.

Specialist Subject Records. Kommt Anfang Dezember auf Vinyl in den Adventskalender und man wirft jetzt schon einmal diese Perle vor die Säue, um zu schauen, ob jemand daran knabbert. Mir schmeckt’s.

Datenight – Mother’s Day

Wisst Ihr, was schön ist? Pfirsiche, Nektarinen und Melonen und Orangen. Also solch Obst, bei dem man beim Kauf noch nicht weiß, ob es schmecken wird, oder ob man daran stirbt. Das ist doch eine nette Abwechslung in dem durchdesignten Geschmackserlebnis der deutschen und internationalen Supermärkte, wo alles immer gleich schmecken muss.

Um es dann noch spannender zu machen, müsste man die Sachen alle komplett im Bioladen kaufen, dann hat man sogar noch die Chance, bei einer blinden Verköstigung das korrekte Obst herauszuschmecken, aber man muss ja auch nicht immer übertreiben. OK.

Datenight aus Nashville kommen mit ihrer dritten LP weniger als Wundertüte des Punk Rocks rüber als vielmehr eine sehr verlässliche Tüte lofi Post Punk Rock Garage für Genießer und :innen. Die können keinen schlechten Song schreiben, Mother’s Day ist ein hervorragendes Sommeralbum , das beruhigt gleichermaßen beim Stau auf der Autobahn und animiert ebenso beim Tischtennisrundlauf auf dem Zeltplatz. Wunderbar.

Kommt die noch auf LP oder begnügen wir uns diesmal mit digital? Stachelbeeren schmecken im übrigen immer gut, da gibt es kein schlecht. Deswegen sind es auch die besten Beeren. Gerne.

Sweet Teeth – High Anxiety LP

Junge, Junge. Mädel, Mädel. Wenn ich davon noch mehr höre, muss ich bald zum Zahnarzt.
Ich glaub, weil ich in den Neunzigern nur Spice Girls (Girl Power!) und Rammstein (äh.., Feuer, Bumm, Männerrrr!) gehört hab, fehlt in meiner musikalischen Sozialistaion dieser zuckersüße Grunge-Indie Kram. Wie schön, dass Sweet Teeth sich ebenso noch immer an diesem Sound erfreuen können und ihn obendrein so wunderbar zelebrieren.

Andererseits, wenn die sich schon nach einem Plural von einer Vorliebe zu Süßkram benennen, muss da ja was Klebriges bei rumkommen.
Na klar, das sind Schweden, natürlich können die unglaubliche Pop Songs schreiben und eh besser Englisch sprechen als das durchschnittliche Inzestopfer des britischen Königshauses, aber wer hätte gedacht, dass die Jungs so eine authentische Version des 90er Indie Rock Grunge Pop Punks in das Jahr 2022 transportieren können? Ich.

OK – das Album kommt wieder auf Löveley nächste Woche raus und man kann das in gelb oder pink kaufen. Und der beste Schokoriegel wäre natürlich Lion, wenn er nicht von fucking Nestlé wäre.

Tenpara – Buffet

Wäre ich nicht so wahnsinnig up to date mit meiner jugendlichen infantilen Zielgruppe, wüsste ich nicht einmal, was der Bandname bedeutet und hätte das einfach mal so unter "irgendwat aus Spanien halt" abgetan. Aber Stopp! Tenpara ist, wie wir alle wissen, ein Pokemon mit 8 Tentakeln à la Oktopuss. OK.

Die Band allerdings besteht nur aus drei Leuten, etwas enttäuschend, wenn ihr mich fragt. Aber musikalisch haben sie ihren Emo-Indie-Punk-Rock-Pop am rechten Fleck und dafür braucht es ja auch nicht mehr als Schlagzeug, Gitarre, Bass und einen kräftigen spanischen Akzent beim Vertonen der interessanten Texte.

Ich find das gut, schon allein wegen solch Sachen wie "The Decline Of The Shopping Mall", "Cheap Burger" und "Muesli". Die Songs sind wahrscheinlich deshalb so indifferent zur Pandemie und der furchtbaren Zeit, in der wir leben, weil die Aufnahmen bereits uralt sind und aus dem Dezember ’19 bzw. Januar 2020 stammen. Gut Ding will Eile haben, haha.

Das Album ist gestern digital, auf Kassette und auf CD erschienen. Emo-Scheiss aus San Sebastián.

Hm, Oktopus, Burger, Müsli…jetzt hab ich mir selber Hunger gemacht und geh mal in die Mall zum frühstücken. Vielleicht fang ich unterwegs ja einen Lapras, der fehlt mir noch.

Cold – S/T LP

Schön, dass jetzt jemand auf die Eso-Spinner und die Reichswürger und die anderen armseligen Dummbrote der sogenannten "Querdenker" Bewegung aufpassen will. Dass es ausgerechnet der Verfassungsschutz machen soll, ist natürlich ein bisschen ärgerlich, wenn man sich mal so die "Erfolge" des Organs ansieht.

Und ebenfalls etwas blöd, dass man dafür eigens eine neue Kategorie erfunden hat. Die "Delegitimierung des Staates" soll nun also genügen, um beobachtet zu werden?

Haha. Geil. He, Deutschland, ich find Dich ganz schön oft ziemlich kacke und will Dich so nicht haben.
Ach, ich merk schon, das ist was für meine Therapeuten und nicht für euch.

Aber vielleicht ist das hier was für euch.
Eine tolle Band aus Osnabrooklyn, der Stadt, in der sich unser ehemaliger Bundespräsident Herr Wulff als König zur Ruhe gesetzt hat. COLD gibt es erst seit 3 Jahren und schon kommt ihr Debüt Album bei Kidnap Music heraus, nachdem sie 2019 eine EP noch selbst veröffentlicht haben. Es geht hier grob in die Punk Rock Indie Richtung und das sehr solide und gut vorgetragen, sehr sicheres Songwriting und die LP hat das Presswerk mit einer guten und sauberen Abmischung verlassen. Schade, ein bisschen mehr Rotz in den Sound und es würde mich noch mehr begeistern.

So geht ein bisschen was von der Kraft und der Wut oder Verzweiflung verloren, wenn da so ein glatter Sound am Ende herausgebügelt wird. Vielleicht höre ich in letzter Zeit aber auch einfach zu viel lo-fi 2 Spur Demos.

Wirklich gute Platte mit sehr guten Musikern und guten Texten und guten Melodien und guten Rhythmen/Beats und guten Ideen, an manchen Stellen klingt Sängerin Hannah sogar ein bisschen nach Kim Gordon. Mehr kann man mit einem Debüt Album nun wirklich nicht verlangen.
Guter Scheiß aus Osnabrück. (So ein Bett hatte ich auch mal.)

Wenn "zu rechts" und "zu links" nicht auf die "Querdenker" Bewegung gepasst hat, wieso dann nicht einfach eine neue Kategorie "zu doof für Deutschland"? Kann man die nicht beobachten?