Brabrabra – Danger! Danger! Danger! CS

Während meiner Studienzeit hatte ich mal eine Bekannte, die hieß auch Barbara. Supernette Frau, wir haben einen tollen Abend im äh, keine Ahnung, verbracht und getrunken und gelacht und über Musik gefachsimpelt und vielleicht dann später noch einmal getroffen und das gleiche gemacht, oder so, keine Ahnung mehr, ist lange her. Wie es der jetzt wohl geht? Hm. Ich hoffe, sie hat ein tolles Leben. OK.

Die Berliner Mädels von Brabrabra spielen auf ihrem neuen Album seltsame Musik, die zwischen Pop und Rock und Wave hin und her tingelt und am besten einfach ins Fach unter "Experiment" sortiert werden könnte. Ich mag sowas, das lullt ein und schreckt im nächsten Moment wieder ob der Dissonanz auf, lässt aktiv zuhören und die Emotionen reichen von Hä bis Oha und Hm. Ein größeres Spektrum hab ich aber auch nicht.

Obgleich der Titel eine gewisse Gefahr suggeriert, sind die 11 Songs komplett harmlos, aber irgendwie ganz cool.

Kitchen Leg Records. Auf einer limitierten Kassette erschienen. Also auf mehreren. Schönes Wochenende.

D.I.V.A. – S/T CS

Da haben ein paar Leute aus Kansas City einen Sack voller Verzerrer gefunden und kurzerhand sämtliche Instrumente inklusive der malträtierten Stimmbänder noch zusätzlich durch den Deformator gejagt, um 4 recht eingängige Songs auf ein leierndes Magnetband zu kleben. Das nennt man dann Punk D.I.V.A. und fertig ist der neue heiße Scheiss. Kann man so machen.

Dirtbag Distro. Am 6. Dezember vom Nikolaus in die Stiefel gekackt.

Liquids – Abcess/Water It Down

Ich hab neulich im Razorcake eine Werbeanzeige für einen Radiosender bzw. eine Radioshow gesehen, in der darauf hingewiesen wurde, was man da so erwarten könne. "Garage Punk" und "Regular Punk" würden dort geboten.

Da stellt sich die Frage, was das denn nun wieder sein soll. Regular Punk. Das klingt ja im Vergleich zu den vielen anderen Ausschmückungen des Punks (Skate, Post, Street, Oi, Hardcore, Folk, Ska, Horror, etc…) irgendwie so nach 08/15. Und wenn man mit Punk mal irgendwas bezwecken oder meinen wollte, dann jawohl bestimmt nicht, regulär zu sein.

Aber was solls, im Grunde ist es ja auch total egal und man sollte sich nicht im Subgenre-Dschungel oder in semantischen Irrgärten verrennen.
Da lob ich mir die Liquids aus Indiana, die ganz einfachen, äh, schrägen Punk Rock mit unterhaltsamer und melodieverliebter Note aus dem Kasten zaubern. Hier wieder zwei Exemplare.

Werbung funktioniert offensichtlich. Kann mich aber leider nicht an den Namen erinnern. Vielleicht reiche ich das noch nach. Gut.

Klavo – Demo CS

Bei uns vor der Tür hat der politische Endgegner doch tatsächlich versucht, Wahlkampf zu betreiben. Zumindest hat mir das Tina erzählt, als sie vom Markt zurückkam. Ja, die Frau geht auf den Markt, während ich nicht.

Folgender Dialog entstand daraus am Frühstückstisch: "Puh, die haben aber einen schweren Stand." "Wieso, will keiner was von denen geschenkt bekommen oder mit denen reden?" "Nein, ich hab versucht, den umzuwerfen, aber die haben einen ziemlich schweren Stand." Schön, hin und wieder daran erinnert zu werden, die richtige Partnerin ausgewählt zu haben. 🙂

Den Soundtrack für euren handgreiflichen Wahlkampf liefern Klavo mit ihrem Demo und den ersten 3 Songs zum Thema Politik. Kann man zumindest so herauslesen, wenn man will. Ansonsten sind die fünf Berliner musikalisch zwischen 70er Jahre Rock und Hauptstadt Garage Punk gefangen uns basteln sich daraus eine quietschfidele Mischung, die wunderbar als Farbtupfer in den grauen Alltag eingebettet werden kann. Ganz geil.

Roachleg Records. Beim Label in New York City ist die digitale Version für 3 Dollar zu bekommen, während die gleiche Version bei der Band kostenlos zur Verfügung steht und die Kassette bei den Konzerten und Berliner Plattenläden für 10-12€ über die Theke wandert.
Der Name Klavo bedeutet im übrigen auf Esperanto so viel wie "Taste" (something you press to operate, as on a piano or other keyboard). Aha.

Gull House – Gull House I 7″

Die Grenzen von Punk Rock, Garage Punk und Rock’n’Roll sind fließend auf dieser feinen Debut Single von den Leuten aus Diest in Belgien. Gull House haben Bock und hauen mal eben 5 perfekte Mischungen aus der Ambivalenz von Erdbeereis und Möwenscheisse in die Saiten und auf die Becken, dass es eine wahre Freude ist.

Wer schon einmal mit einem dieser furchtbaren Viecher um sein Käsebrot gekämpft hat, weiß eigentlich auch, dass man denen kein eigenes Haus baut, aber vielleicht sind die Leute von Gull House irgendwelche krassen Tierschützer oder so. Wer weiß. Ich glaub aber nicht, dass es in Diest überhaupt solche Vögel gibt? Egal.

Die Single ist mit einem hübschen Cover verziert, das obendrein noch handgestempelte Labels hat. Der Stempel soll eine Möwe darstellen. Die Obsession mit diesem Tier verstehe ich nicht, das ist aber auch nicht so wichtig. Geiler Scheiß mal wieder aus Belgien.

Ronny Rex. Auf Vinyl Single erschienen. Die digitale Version ist schon 3 Monate alt. Sorry, not sorry. Wenn ihr tagesaktuell über Neuigkeiten aus dem Punk Rock Universum informiert werden wollt, müsst ihr zu Leuten mit mehr Ahnung gehen (Groschi, zum Beispiel).

EVA – II 7″

Für Fans von aufdringlichen Bassisten ist hier eine wunderschöne Single erschienen, um die sich gleich 3 Labels gekloppt haben.

EVA aus Granada und Bristol zaubern auf ihrer zweiten Veröffentlichung einen zauberhaften Post Punk bis Dark Wave Spaziergang über den nächtlichen Dorffriedhof und lassen dabei mit schaurig schönen Melodien die Knochen gefrieren. Oder wars Blut? Egal, ist kalt draußen.

Viel Hall, viel the Cure gehört – ihr kennt das Konzept. Dafür, dass zwischen den beiden Städten/Menschen/Gruften ca. 2000 Kilometer liegen, haben sie sich eigentlich mit 4 Jahren zwischen den Veröffentlichungen ordentlich beeilt. Cool.

Flexidiscos, Andalucia Über Alles, Chicken Attack Records. Auf einer schwarzen Single erschienen und mit einem Siebdruckcover geschmückt. Passt geknickt in jeden Stiefel zum Nikolaus.

Gold Cup – Beyond A Joke CS

Habt ihr mitbekommen, dass diese Woche die Playstation® 30 Jahre alt geworden ist? Keine Ahnung, ob ihr überhaupt schon so alt seit, aber ich kenne noch ein paar Spiele aus der ersten Generation, die sich ganz wunderbar auf einem kleinen Röhrenfernseher entfalten konnten. Crash Bandicoot, FIFA98 (Sammer in den Sturm stellen), Earthworm Jim, Tekken oder Ridge Racer und WipEout hab ich bei einem befreundeten Choleriker stundenlang gespielt und gelernt, dass ich weder für Hochgeschwindigkeitsrennen noch für Arcade Auf-Die-Fresse-Hauen geeignet bin, mich aber beim Foulspiel recht geschickt anstelle.

Mit mir war als Partner eigentlich in keinem der Spiele etwas zu gewinnen und schon gar nicht ein goldener Cup zu holen, aber die Überleitung wollte ich mir nicht nehmen lassen. Die Konsolenprofis Gold Cup aus Manchester haben ein hübsches kleines Album aus mehreren Leveln zusammengetragen und ihre erreichten Punkte gegen 5 Songs eingetauscht, die sich irgendwo entlang der Schiene von Garage Punk, Psychedelic Rock und englischer Kneipenschlägerei entlang hangeln.

Könnte so auch Teil eines neuen Soundtracks für Tony Hawk’s Pro Skater sein. Naja, vielleicht auch eher was Englisches wie der Soundtrack zu King Charle’s Cricket oder so. OK.

Chicken Attack Records. Auf Kassette im Oktober erschienen, aber nur bei der Band zu bekommen. Komisches Konzept, aber ok.

Hase – 14 Songs CS

In der schönen österreichischen Stadt Graz geht der Geist des Kommunismus nicht nur um, der sitzt dort seit 3 Jahren in der Person von Frau Kahr auf dem Thron und regiert mit eiserner Faust anderen bürgerlichen Parteien die Hauptstadt der Steiermark.

Da sollte man meinen, in der beschaulichen Stadt mit einer über 3000-jährigen Historie geht es gemütlich und gesittet zu. Aber nein, hier tümmeln sich junge Künstler und Punks, die nichts Besseres zu tun haben, als sich in ihrer elterlichen Garage zu treffen, ein paar Puntigamer zu trinken und krachigen Lärm zu veranstalten, den sie dann auch noch Musik nennen. Fantastisch. Dieser Hase (vegan) kommt an Weihnachten auf den Tisch.

14 Songs (ach was) in überschaubarer Länge dargeboten und mit schönen Texten garniert. "Deutsch im Geist" ist ein Hit. Cool.

Phantom Records. Auf Kassette erschienen. Ich frag mich immer, wie man sich bis zu 100 Songs überhaupt merken kann, wenn man mal live auftreten will als Hardcore Band. Die spielen ja nicht nur 15 Minuten, selbst das wäre das Album zweimal durchgeeiert. Oder spielen die womöglich immer den selben Scheiß und niemand merkt das?

Benzin – Treibjagd LP

Benzin aus Berlin versprühen typischen Hauptstadt 80er Jahre NDW Charme über den Rest der Republik aus einem großen Gülle-Punk-Rock-Kessel und wundern sich dann, warum es in diesem Land so gut stinkt.

Da muss eigentlich kein weiterer Beipackzettel drangeklebt werden, man hört, woher das kommt, was es ist und was das soll. Einfach mal alles auf 45rpm gestellt und mit einer surfigen Gitarre im Stile Dead Kennedys 11 Songs in knapp 15 Minuten in den Schnee auf der Allee der Kosmonauten gerotzt. Ganz geil.

Das Cover von Anton Garber erinnert ein bisschen an Raymond Pettibon’s Zeichnungen für Black Flag, aber somit bleibt es ja in der Peripherie des Westküsten Hardcores aus den 80ern und passt ins Gesamtkonzept. Runde Sache.

Static Age Musik. Gibt es in schwarz oder clear auf 12″ Vinyl. In den 80ern gab es schon mal ein Album mit dem Titel "Treibjagd", allerdings war das damals Udo Jürgens. In den 90ern waren es dann die Berliner Oi Punks Death Infektion (sic!). Und in den 2000ern haben Skady ("Pommerscher Berserkermetall") sich dann des Themas angenommen. OK.

Canteleu – S/T EP CS

Wusstet ihr eigentlich, dass Feldermäuse überkopf gebären? Klar, das könnte man sich ja denken, wo die ohnehin in Ruhephasen da herumhängen und sich nicht für so ne läppische Geburt mal eben hinsetzen. Aber wann grübelt man schon mal über so etwas nach, ne? Dafür habt ihr ja mich.

Also, Fledermäuse müssen sich unglaublich anstrengen, ihre Babys gegen die Schwerkraft nach oben heraus zu drücken und dann müssen die frischgewordenen Mamas auch noch sehr wachsam sein und die Kleinen mit den Flügeln auffangen, damit sie nicht direkt herunterplumpsen. Schon komische Tierchen, fasinierend.

Kein Wunder, dass viele Bands sich dieser fliegenden Säugetiere bedienen, wenn es um düsteres Artwork und schaurige Musik geht. Aber das ist dann wohl eher der Nachtaktivität der Viecher geschuldet (Bands und Fledermäuse), als dem Umstand der anderen Umstände. Canteleu aus Lille machen da keine Ausnahme. Auch hier finden sich als Begleitung zu dem schaurig-schönen Orgel Post Punk Grusel Dark Wave die obligatorischen Fledermäuse auf den Covern ihrer Veröffentlichungen. Gefällt mir.

Dirty Slap Records. Auf 70 Kassetten erschienen. 4 eigene Songs und ein Cover von Q.Lazzarus, das ich eigentlich nur aus dem "Schweigen der Lämmer" kenne. Schließt sich der gruselige Kreis.