Late! – Coolest In Town CS

Ironischerweise bin ich mal wieder ein bisschen spät zur Party von Late!, der Garage Grunge Punk Band aus Toulouse, die jüngst ihr Kasstten Debüt abgeliefert haben. Aber wie sagte Großmutter Shumway immer? "Es ist selten zu früh und niemals zu spät." OK.

Auf dem Tape findet man 6 Songs, die irgenwo in den 90ern den Rückenwind von poppigeren Grunge Bands aus dem Radio aufgeschnappt und diese dann in frische Melodien geblasen haben. Recht unterhaltsam und adrett zubereitet ist das eine runde Sache im eckigen Format. Kann man so an einem Montag machen.

Idiotape. Auf pink oder rot. Keine Ahnung, was da sonst für Leute in Toulouse herumlaufen, aber wenn böse Schauen und Sonnenbrille schon das Nonplusultra der Coolness ist, was machen die dann, wenn sich jemand eine Zigarette ansteckt und Coca Cola trinkt? Fallen die dann alle in Ohnmacht? Ha.

Vemberlain – First Demos CS

Habt ihr mitbekommen, dass sich Google so langsam aber sicher auch in die neue Trump Ära einbringen möchte und jetzt damit angefangen hat, im Kalender Dinge zu "richten"? Der Black History Month ist weg. Ebenso ist der Women History Month verschwunden und die Feiertage zu LGBTQ+ ebenso. Warum?

Der Tech-Riese kündigte kürzlich an, dass er sein früheres Engagement für Initiativen zur Förderung von Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion in seiner Beschäftigungspolitik zurückfahren würde, nachdem der US-Präsident in einer seiner ersten Amtshandlungen als Präsident angeordnet hatte, diese Initiativen in Bundesbehörden einzuschränken. Cool, oder?
Bei Google Maps ist auch schon der Golf von Mexiko umbenannt worden zu Golf von Amerika. Wohin wollen eigentlich all diese Leute, die mir unentwegt entgegenkommen und zurücklaufen?

Ich weiß, wohin Vemberlain wollen, das hört man ja recht deutlich an ihrem Jangle Pop. Zurück in die 60er, wo die Melodien der beiden Demos direkt zu Einschlägen in der örtlichen Hitparade geführt hätten. Die vier Franzosen aus Toulouse haben in den letzten Monaten zwei Demos veröffentlicht und diese wurden nun von einem Label auf einer Kassette zusammen getragen, damit man zwischendurch auch mal aufstehen und umdrehen kann. Bewegung ist wichtig.

Hidden Bay Records. Auf Kassette erschienen und ab dem Valentinstag kostenlos digital zu haben. Vielleicht hätte heute ein neues Release von Bootlicker besser gepasst.

No Drama – Papershop / A City Within 7″

Da hab ich noch neulich drüber gelächelt, dass bei einer Single mit 4 Songs 6 Labels involviert waren, oder war es umgekehrt? Naja, egal. Ich dachte, das sei schon das Ende der Fahnenstange, wenn es um die Beteiligung von Plattenfirmen an einer kleinen Veröffentlichung geht. Aber da hab ich mich wohl getäuscht.

Inzwischen kosten Vinyl Singles offensichtlich mehrere Millionen Euro in der Herstellung und können nur noch über ein Konglomerat von mindestens 5-12 beteiligten Geldgebern finanziert werden. Bei der neuen Single von No Drama aus Toulouse sind direkt mal 8 (!) Labels involviert. Für zwei Lieder, wohlgemerkt. Einen davon könnt ihr schon mal hören. Der ist nett. Garage poppiger Indie Trash.

Kommt ins Kuriositätenkabinett.

Anything Bagel (US), Araki Records (FR), Brainwasher Records (DE), Bus Stop Press (FR), Hidden Bay Records (FR), Seitan’s Hell Bike Punks (FR/ES), Stonehenge Records (FR), Wood of Heart (JP). Auf Single am 1. November raus. Bin gespannt, ob das noch getoppt wird.

Nightwatchers – Common Crusades LP

Hey, heute ist offiziell das neue Album von den großartigen Nightwatchers aus Toulouse erschienen. Kann man jetzt auf LP bei Lövely Records vorbestellen. Hä?
Ja, heute ist erst mal "nur" digitales Release. Das haptische Glücksgefühl einer Vinylscheibe zwischen den Zähnen muss bis Weihnachten warten. Das mutet zwar ob des Titels etwas ironisch bis zynisch an, aber immerhin. Dann kann man das Teil auch direkt verschenken oder an den Oh Tannebaum hängen.

Vielleicht sollten wir auch endlich mal aufhören mit diesem ganzen Kirchenscheiß. Hatten wir uns nicht mal irgendwann darauf verständigt, dass hier Säkularisierung herrscht? Aufklärung? Huhu Humanismus?
Pfui, ich verzichte gerne auf die Feiertage der Christen und aller anderen verdammten Religionen, wenn wir dafür von dieser organisierten Verblendung loskommen. "Ach komm, die Kirchen tun doch so viel Gutes." Alter, wenn Greenpeace so viel Geld in den Arsch geblasen worden wäre, wie der christlichen Kirche in Deutschland, hätten wir heute schon auf der ganzen Welt Klimaneutralität erreicht und in den Kindergärten würden Aktivisten herangezüchtet und keine gehorsamen Vollidioten, die an einen Freak im Himmel glauben.
Ach. Egal. Nur ein weiterer Nagel im Sarg meines Optimismus'. Hier.
Musik.

Wenn man jeden Morgen auf WDR5 der Kirche schon Raum gibt, ihren furchtbaren Quatsch durch den Äther zu blasen, warum nicht auch mal was aus dem Koran? Oder dem Tanach? Oder lasst Marius Müller Westernhagen seine Kontoauszüge der Deutschen Bank vorlesen. Pluralistische Gesellschaft? Nein? Ach Ach Ach.

Nightwatchers – La Paix Ou Le Sable LP

Auch wenn die neue LP von den Nachtwächtern aus Toulouse so ähnlich anfängt wie "Auf dem Kreuzzug ins Glück" von den Toten Hosen, muss man nicht direkt vor Schreck vom Stuhl fallen und die LP aus dem Fenster werfen. Denn schon nach nicht mal einer Minute sind die Ähnlichkeiten verschwunden und "Le Paix Ou Le Sable" hat bereits beim zweiten Song komplett überzeugt. Also beim ersten. Ach. Egal.

Nightwatchers spielen auf ihrem ersten richtigen Longplayer eine grandiose Mischung aus Red Dons und Estranged mit einer Leichtigkeit herunter, dass man das Album mindestens 4mal hintereinander anhören kann, ohne dass es langweilig oder eintönig wird. Die bisschen düstere Grundstimmung (Estranged) wird mit tollen Gesangs- und Gitarrenmelodien (Red Dons) auf eine solide Ohrwurmebene angehoben und obwohl die Themen nicht gerade ein Zuckerschlecken sind, wippt man fröhlich mit allen wackeligen Körperteilen mit.

Dass diese Hampelei ob der Textebene eigentlich nicht ganz angebracht ist, kann man verschmerzen. Schließlich hat man in Deutschland schon immer zu fragwürdigen Texten seine Gliedmaßen geschüttelt (Cheri Cheri Lady, Sweat alalalalalong, usw.).
Ihr könnt auf dem Blog der Band ziemlich genau nachlesen, worum es in den Songs geht.

All the present lyrics deal with the abuses and acts of violence perpetrated by the French State within three of its Colonial Empires and territories (…).

Empfehlenswerte LP, die bereits im April bei Lövely erschienen ist und die man über deren Bandcamp Seite auf limitiertem Vinyl kaufen kann. Find ich gut.