Canteleu – S/T EP CS

Wusstet ihr eigentlich, dass Feldermäuse überkopf gebären? Klar, das könnte man sich ja denken, wo die ohnehin in Ruhephasen da herumhängen und sich nicht für so ne läppische Geburt mal eben hinsetzen. Aber wann grübelt man schon mal über so etwas nach, ne? Dafür habt ihr ja mich.

Also, Fledermäuse müssen sich unglaublich anstrengen, ihre Babys gegen die Schwerkraft nach oben heraus zu drücken und dann müssen die frischgewordenen Mamas auch noch sehr wachsam sein und die Kleinen mit den Flügeln auffangen, damit sie nicht direkt herunterplumpsen. Schon komische Tierchen, fasinierend.

Kein Wunder, dass viele Bands sich dieser fliegenden Säugetiere bedienen, wenn es um düsteres Artwork und schaurige Musik geht. Aber das ist dann wohl eher der Nachtaktivität der Viecher geschuldet (Bands und Fledermäuse), als dem Umstand der anderen Umstände. Canteleu aus Lille machen da keine Ausnahme. Auch hier finden sich als Begleitung zu dem schaurig-schönen Orgel Post Punk Grusel Dark Wave die obligatorischen Fledermäuse auf den Covern ihrer Veröffentlichungen. Gefällt mir.

Dirty Slap Records. Auf 70 Kassetten erschienen. 4 eigene Songs und ein Cover von Q.Lazzarus, das ich eigentlich nur aus dem "Schweigen der Lämmer" kenne. Schließt sich der gruselige Kreis.

Kronstadt – Quai De L’Ouest LP

Oh, Lala. Eine neue Platte von den Oi Punk Rockern aus Lille in Frankreich! Das ist schön, da hab ich schon seit dem Sampler "Oi L’Album 2" drauf gewartet, auf dem mir die Band tatsächlich zum ersten Mal positiv aufgefallen ist (den super Song "Commune" findet man auch hier wieder – ein Hit). Ein Hoch auf Sampler und Split Releases, auf denen man immer wieder tolle neue Sachen entdeckt! Aber weiter im Text. Äh. Ja.

Das Schöne an Kronstadt ist meiner Meinung, dass die Band kein Rumpel und Hau-Drauf Oi besoffen ins Mikro gröhlt, sondern eher aus der Street Punk Ecke kommt und die Wut und die Energie so gut in Ohrwurm-Melodien und Midtempo-Rhythmen verpackt, dass man hierzu eher auf der Straße tanzen als Bullenautos anzünden möchte. Das ist jetzt nur meine Reaktion, ihr seid da in Eurer Entscheidung völlig frei. Aber nach den 12 Songs des neuen Albums brennt auf jeden Fall entweder die Schuhsole oder die Nachbarschaft, sonst macht ihr das falsch.

Leider reicht mein Französisch immer noch nicht aus, um euch die Texte komplett zu erklären. Aber meine Schulbildung sagt, es gibt hier traurige Lieder über blutige Schnittblumen, Ratten und Überirdisches. Kaum zu glauben.

Erscheint Mitte Juni bei strahlendem Sonnenschein und bei vier verschiedenen Labels. Unter anderem Une Vie Pour Rien? und Destructure. Tolle Platte!

Utopie – Nouveau Souvenirs (Demo)

Schönes Demo von ein paar Franzosen aus Lille. Sie nennen sich Utopie und haben offensichtlich keine Polizisten in ihrer Freundschaftsliste auf Facebook oder gar auf der Liste für die aktuellen Weihnachtsgrußkarten.

Nein, die Band markiert ihre Musik selbst als Cold-Punk und ACAB, 1312 und 161. Und, falls es hier Klärungsbedarf gibt, 161 steht für Antifaschistische Aktion (AFA) und nicht etwa für Einhunderteinundsechzig (161).
Cold-Punk hingegen ist Teil eines schönen Zitats aus dem Munde Billy Joels, dem alten Punk Rocker (“Hot funk, cold punk, even if it’s old junk, it’s still rock and roll to me"). ACAB und 1312 sind redundant und ich muss hier auch nicht jeden Scheiß erklären.
Schön.

Utopie machen nebenbei auch Musik und das ist irgendwie so kühl angehauchter Synthie Wave Punk Rock, der jetzt auf den ersten Eindruck keinen besonders linksradikalen Anstrich hat. Aber gut zu wissen, dass die Band auf unsere Seite ist, ich frag mich ja manchmal schon, ob es bei der Vielzahl an guten neuen Bands nicht auch ein paar "Querdenker" darunter gibt…Ich mein, es ist 2020 und die jungen Leute bringen derzeit viel durcheinander. Naja.

Als ich noch studiert habe, gab es eine tollte Partyreihe in meiner Stadt, die "Cold Punk & Old Junk" hieß. Das war prima, Oli und ich waren immer alleine da und haben die Musik aufgelegt, bis wir ein paar Stunden später den Barkeeper aufgeweckt haben und nach Hause konnten.