Jacke Schwarz – Witaj LP

Es ist Montagmorgen und die Heizung will nicht so, wie ich das will. Es ist aber noch warm unter der Decke. Bleib ich liegen oder kämpfe ich mich durch den Tag in die Kälte, in die Woche, in die Welt? Der Promozettel vom neuen Jacke Schwarz Album suggeriert, ich solle mich noch einmal umdrehen. Na gut, Herr Tomatenplatten, aber Du erklärst das dem Chef.

Das Album "Witaj" von Jacke Schwarz, dem Bassisten der Berliner Punks von den Eastie Ro!s, hat seinen ganz eigenen Charme. Hier ist nicht viel mit Punk Rock, das ist eine Mischung aus Liedermacher Folklore und Gitarren Pop der 70er Jahre. Das ist das wilde warme Berlin der langen Bärte und gefütterten Wildledermäntel, das auf die kalte Realität des feuchten Asphalts und die verranzten Gürteltaschen der zähneknirschenden Speeddealer trifft.
Es stimmt, hier und da hört man den großen Rio Reiser heraus und manchmal findet man Schnipsel von Danger Dan’s Poesie in den Texten, aber das passiert halt schnell, wenn ein Künstler in Deutschland eine Gitarre in die Hand nimmt, die Menschen um sich herum beobachtet und die daraus entstehenden Bilder und Geschichten dann in Lieder verpackt.
"Ach, guck, ein Linker mit Musik und Texten. Wie der Rio damals. Oder der Typ von den Antilopen mit dem Maschinengewehr."

Vielleicht braucht Herr Schwarz deswegen auf dem 11 Song starken Album auch mal eine Pause und singt 2 Lieder auf Sorbisch, damit das nicht jeder versteht und packt dann zusätzlich noch ein Instrumental mit dazu. Sicher ist sicher. Die Slide-Gitarre hat er schon einmal bei einem Pisse Album ausprobiert und das war ok, also kommt die auch hier zum Einsatz.
Tolle Platte – einen Song kann man schon einmal hören. Am 03. Februar kommt dann der Rest.

Lieber unter der Decke die Welt doof finden als in der Kälte auf gutgelaunten Menschen auszurutschen. Habt einen schönen Start in die Woche!

EASTIE RO!S – The Peel Sessions 10″

So schön eine 10″ auch grundsätzlich ist, dieses Cover versucht mit aller Macht, dass ich die Platte im Regal stehen lasse und mir die 6 Songs erst gar nicht anhöre.
Der Name der Band ist in den letzten 6 Jahren nicht wirklich lustiger geworden und das Teil einfach eine "Peel Session" zu nennen, macht es nicht zu einem interessanten Release. Aber ok – die Komiker von EASTIE RO!S aus Ostberlin waren ja in der Vergangenheit zumindest immer gut zu meinen Ohren, die Augen mögen zwar von Zeit zu Zeit auch mitessen, aber mithören? Wir wollen mal nicht übertreiben (siehe alle 80er Platten von D.I. – nur blind zu genießen).

Leider geht es beim ersten Song allerdings direkt weiter mit der albernen Blödelei. Ein "Radiomoderator" kündigt die Band an und spielt einen Song in der falschen Geschwindigkeit ab. Haha. Brüller.

Hat man allerdings den ganzen unwürdigen Quatsch überwunden, bekommt man zum Glück eine Entschädigung in Form von 6 feinen Stücken, die jajajajajaja ein bisschen an die alten Shocks erinnern, weil eben auch hier wieder abgehackte Gitarrenriffs von oben nach unten gespielt und gute deutsche Texte von links nach links über den trockenen Punk Rock Sound gesungen werden. Ich glaub, den Typen da, den hab ich schon mal bei Gulag Beach gehört, oder? So ist das in Berlin. Wunderbar!

Toll auch, dass die Aufnahmen alle live am Stück auf ein 8 Spur Gerät eingespielt worden sind und dann in gewohnt feinster Manier von Daniel Husayn gemastert wurden. Also von der technisch und musikalischen Seite alles wie immer topp – wie bei Tomatenplatten eigentlich auch nicht anders zu erwarten. Vielleicht ist das ja ne Platte für Mord im Dunkeln spielen…erscheint am Freitag kompletto – jetzt erst mal nur der Track hier.

Sucht doch mal auf dem Cover nach einem Witz. Sucht. Da ist bestimmt was Lustiges. Sucht!