Splizz – S/T CS

Haarspalter aus der Hauptstadt machen anachronistische NDW bis Darkwave Punk Musik mit sympathischen Texten und ohne Verzerrer. Das hat jetzt nicht unbedingt Nachrichtenwert. Da gibt es bestimmt noch eine andere oder 14 Bands, die das in den Kellern der 12 Stadtteile Berlins bei Pfeffi und Kindl ausprobieren.
Aber niemand erzeugt dabei eine solch schöne Mixtur aus trauriger Heiterkeit wie die Mädels und Jungs von Splizz. OK, man könnte dazu natürlich auch "Soundtrack zu manischer Depression" schreiben, aber so ist das halt, wenn man jung ist und in einer hippen urbanen Umgebung mit Haar- und Alltagsproblemen zu kämpfen hat.

Schöne 10 Songs zwischen Monarchie und Alltag, Feudalismus und Anarchie, Party- und Katerstimmung. Das ist jetzt das erste physische Release auf Kassette, für das auch schon ältere Songs verwurstet (vegan) wurden, die bereits auf dem 2019er Debüt erschienen sind. Macht nichts. Schmeckt immer noch.

Phantom Records. Die Band scheint eine Vorliebe für das Doppel-ZZ zu haben. Nicht nur Bandname, sondern auch der Song "Bizzy" schmückt sich mit dem Doppelkonsonanten. Man hat hier allerdings eine Gelegenheit verpasst, ein Konzeptalbum zu veröffentlichen. Pizza, Puzzle, Scheizze, etc. Naja – nächstes Mal.

Social Union – Fall Into Me EP

Luke sagt, Social Union würden dort weitermachen, wo The Tacks aufgehört haben. Das wirft natürlich ein paar Fragen auf für die jungen Leute, die hier nicht seit 10 Jahren diesen Unsinn verfolgen.

Warum haben sich The Tacks aufgelöst? Wer sind The Tacks eigentlich und wer verdammt noch mal ist Luke? Antworten dazu bitte auf einen Zettel schreiben und den Leuten vorlesen, die das interessiert.

Mit Social Union kämpft sich auf jeden Fall eine neue Band aus den Dark Wave und Indie-Tiefen Neuseelands und Australiens empor, die ganz wunderbar zu einer langen Autofahrt mit dem Campinganhänger einlädt. Man kann eh nur 80 fahren, also einfach mal chillen, Arm aus dem Fenster, Tüte bauen, Dose Bier aufm Schoß. Toll.
Beeinflusst von der Architektur der Sowjetunion im hübschen Osten Europas versucht das Duo aus dem sonnigen Teil der Erdkugel ein bisschen miese Stimmung herauszupressen, aber richtig depressiv ist das nicht. Dafür haben die einfach zu viel Vitamin D.

Leider bis jetzt nur ein Song öffentlich, aber ich sage Euch…hui – die restlichen drei Songs enttäuschen auch nicht, bestimmt. Keine Ahnung.
Kommt nächsten Monat bei Blackjack Illuminist Records heraus. Auf, äh, Kassette?

Apropos The Tacks – da kommt tatsächlich noch posthum eine LP heraus. Auf Vinyl und so. Richtig toll. Mehr dazu später.

Body Maintenance – S/T LP

Darf’s ein bisschen dunkler sein? Die Post/Dark Wave Punks von Body Maintenance aus Melbourne hätten da ein fettes Stück auf dem Grill liegen, das zwar nach der langen Zeit seit dem Demo (2017) fast bis zur Unkenntlichkeit verbrannt ist auf der Spectres Seite, aber dafür im Inneren noch roh blutet und nach Estranged und Bad Doctors schmeckt.

Vielleicht nicht die positivsten Vibes, die da aus den Boxen schwingen, aber was erwartet man auch, wenn man in diesem Alter seinem Körper Wartungsarbeiten unterzieht?
Naja, auf jeden Fall nett von Unwound Records, dass die 6 Songs auch auf einer schönen 12″ Scheibe veröffentlicht wurden und demnächst sogar ihren weiten Weg von Australien bis nach Europa finden. Nehm ich!

Die Band macht mir ein schlechtes Gewissen. Das versteht ihr auch bald, keine Sorge.

Nag – Observer

Schönes neues Ding von den Nörglern aus Atlanta, Gerogia. Ein richtig dick gepacktes Album voller Dark Wave Post Punk Hardcore Stücke, die auch schwarzgekleidete Freunde aus der Death Rock Ecke begeistern könnten, wenn die nicht so unfassbar dogmatisch da rumsäßen und, äh, nörgeln würden.

OK, Nag machen hier sicherlich nix Neues, aber dafür ist die Aufbereitung aus Melodie und Düsternis so sehr mit verschiedenen Einflüssen gespickt, dass Nag durchaus mit ihrem zweiten Album Observer ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der dunkleren Post Punk Szene haben dürften. Und wie schön, dass es ein positives Merkmal ist – man könnte ja auch sensationell scheiße sein. Aber dieses Privileg überlassen sie gekonnt den englischen Bands, die sich anschicken, alle gleich zu klingen.

Das Album ist derzeit nur digital zu bestaunen, vielleicht kümmert sich da aber bereits jemand drum, dass man es auch auf Vinyl oder Kassette hören kann. Wäre doch schön.

Apropos Nörgeln. Wusstet ihr, dass euer Kaminfeuer daheim hundertausendmal mehr Feinstaub verursacht als mein stinkender Diesel? Echt? Dann schaut nicht so pikiert, wenn ich qualmend vor dem Biomarkt stehe und darauf warte, dass ihr mit eurem SUV (Benziner, natürlich) umständlich ausparkt. Ha!