The Tensors – S/T

Großartige Garage Punk Band aus ähm, keine Ahnung. Generell finde ich über die Band nicht viel heraus. Aber glaubt man einer Quelle aus dem Internet, so haben sich die vier Bandkollegen während der Aufnahmen zu dem Album so dermaßen (selbst) verstümmelt, dass es ein Wunder ist, überhaupt noch die drei Tensöre lebendig bestaunen zu können.

Entweder eine schöne Geschichte zur Legendenbildung oder einfach nur Quatsch, weil man mal ein bisschen mehr Blut und Knochensplitter in den Promozetteln braucht. Liest sich auf jeden Fall recht abenteuerlich. Und ganz nebenbei ist die Musik hervorragend. Fans von Jay Reatard oder dergleichen sollten es mögen.

Der eine brach sich im Studio einen Arm in der Mitte durch und musst fortan die Gitarre rhythmisch gegen die Hand schlagen, um die Songs zu spielen. Der andere verlor ein Auge (!), weil ihm ein Mikroständer in den Kopf gebohrt wurde. Davon recht beeindruckt wollte ein weiteres Mitglied der Band nicht blöde dastehen und ließ sich mit sämtlichen Dingen beschmeißen, die man so im Studio herumliegen hat (Verzerrer, Fußmaschine, Gitarren…), bis er endlich auch bewusstlos in seinem Blut lag. Davon inspiriert holte sich dann der letzte im Bunde mit ein paar verschlissenen Kabeln eine Portion Prügel ab und ließ sich praktischerweise direkt mit ein paar Stromschlägen in den Schlaf wiegen.

Das Ergebnis kann man hier hören und auf dem Cover sehen. The Tensors! Ziemlich tolles Album.

Eat Em Up Records. Die muss ich mal live sehen. Mit genügend Abstand.

Hacker – Psy-Wi-Fi 7″

Wenn ich morgens so verschlafen Nachrichten höre, hab ich manchmal den Eindruck, da erzählt mir eine Stimme die langweiligen Nebenhandlungen oder Folgen eines B-Movie Action Films. Heute so: Mehrere hundert Kilo Drogen im Raum Aachen gefunden, da ist wohl etwas schief gelaufen. Und: in einer psychischen Anstalt hat ein Insasse einen anderen erdrosselt und noch ein weiterer hat eine ganze Station verwüstet. Kennt man sonst nur aus Filmen.
Ach, egal. Am kürzesten Tag des Jahres hat niemand Zeit für viel Gelaber. Hacker aus Perth machen Hardcore. Der ist gut. Macht was draus.

Helta Skelta Records. Erscheint Mitte Januar auf Vinyl. Du bist der Nagel, ich bin der Hammer. Ist ja hammerhammerhart.

Ryan Davis & The Roadhouse Band – Dancing On The Edge CD/CS

Nanu, da ist mir doch glatt Indie Rock in die Stube gepurzelt. Aber Ryan Davis & The Roadhouse Band ist auch einfach eine unglaublich entspannte Platte gelungen, die ich gerne nebenbei höre, wenn es irgendwelche simplen Tätigkeiten auszuüben gilt. So hab ich neulich schon meine Steuererklärung und den PISA Test gemacht.
Und da ich heute für die Kinder zweihundert Geschenke von der bekloppten Familie einpacken darf, läuft Dancing On The Edge in Schleife zum Rotwein- und Tesafilmverbrauch.

Leider ist ein physisches Format unendlich weit Porto entfernt und die digitale Version ist entweder ausverkauft (!) oder recht teuer (1000 Dollar). Interessantes Konzept. Vielleicht ist das diese künstliche Resourcenverknappung, von der ich in der VWL-Vorlesung gehört habe. Aber anspruchsvoller Gedanke, das bei digitalen Inhalten zu versuchen. Hat ja mit diesen komischen Affen und NFTs nicht so gut geklappt, ne? Naja.

Schöne Feiertage und seid nett zueinander. Bis bald!

ever/never records & Sophomore Lounge. Nehmt Ihr eigentlich so richtig buntes Papier für die Geschenke oder reichen da auch Wochenzeitungen und Prospekte und Steuerbesch…ah! Da ist der.

Smooch – A Forth To Be Rockin With LP

Habt ihr das mitbekommen, dass die Weihnachtsmäkte Deutschlands in der Vergangenheit nicht ganz ehrlich zu der GEMA waren, was die Fläche anging, die mit den immergleichen Songs von Wham!, Mariah Carey oder Bing Crosby vollgekotzt wurden? Da haben die Glühweinpanscher einfach 5m² statt 50 angegeben und nicht die korrekten monetären Abgaben geleistet. Huch. Skandal. Wer macht denn sowas? Naja, Schwamm drüber, ne.

Aber nicht in Deutschland! Nicht mit der GEMA! Die schickt jetzt Privatermittler auf die Märkte und kassiert ordentlich ab. Da bleibt den heizverstahlten Veranstaltern nicht anderes übrig, als auf die populäre Kommerzmusik zu verzichten und auf andere musikalische Unterhaltung zurückzugreifen. Ich hätte da ein paar Vorschläge…

Zum Beispiel Smooch aus Melbourne. Die machen ihrem Namen nach so Musik wie KISS und das stimmt sogar. Irgendwie Glam Power Pop Rock’n’Roll nur mit ner richtig tollen Frauenstimme. Klasse Album, 8 melodische und leicht verdauliche Songs, die auch mit Pilzpfanne, gebrannten Mandeln und Kinderpunsch zum wilden Schunkeln einladen. Schön.

Wanda. Auf LP erschienen und in zwei Varianten zu bestaunen. Wie wird man eigentlich so ein verdeckter Ermittler für die GEMA? Muss man da nur mit Telefon und Shazam herumlaufen und Strafzettel aushändigen? Gibt es noch niedrigere Tätigkeitsbeschreibungen, als Spaß daran zu haben, Leuten ihren Spaß zu verbieten? Lausiges Volk, diese GEMA. Hört Punk Rock, die wollen kein Geld, die wollen nur spielen.

Knowso – Pulsating Gore LP

Heute mal ein bisschen Post Punk mit intellektuellem Appeal. Das bedeutet natürlich gleichzeitig, dass man zu dumm für Musik ist, wenn einem das nicht gefällt, logisch. Aber ich will in diesen harten Zeiten nicht polemisch sein. Nein.

Hier, für all die hart streikenden Dummbauern auf den Straßen und die hart trauernden Dummbrote in den Gossen rund um Deutschlands Fußballstadien. Der König der Bauern, der Beckenbauer, der Kaiser ist von uns gegangen, aber hey, gute Freunde kann niemand trennen, ne.

Auch Knowso aus Cleveland spaltet nicht, sondern versöhnt missmutige Bahnfahrer, die auf ihren Zug warten, mit streikenden Treckerfahrern, die ebenso auf ihre Almosen vom Start warten, mit dickbäuchigen Deutschland-Fans, die um eine vermeintliche Lichtgestalt weinen, die sie als Kaiser und einzige Führungsperson in schwarz-rot-gold akzeptierten. Wir sind alle eins, und das ist ganz schön impertinent.

Sorry, das hat alles gar nichts mit dem verqueren Gedudel der Band zu tun, die nun ihr drittes Album herausbringen und ähm, eigenwilliger denn je sind. Dazu kann man sich vielleicht nicht unbedingt konstruktiv in einen Dialog miteinander begeben, die Musik erfordert zu viel Aufmerksamkeit. Aber vielleicht ist es das, was wir gerade brauchen. Mehr Zuhören, weniger Scheiße labern. Mehr Versuchen, komplizierte Dinge zu verstehen, als sie in eine Schublade zu stecken und reinzukacken. Naja. Ich mags jedenfalls. Die Musik meine ich, nicht in Schubladen kacken. OK.

Sorry State. Auf 12″ erschienen. Mir ist gerade aufgefallen, dass es in Deutschland gar keine Thronfolge für den Kaiser gibt. Haben jetzt die Reichsbürger gewonnen oder verloren?

Perp Walk – Permacrisis 7″

Wieso heißt es eigentlich Doppelhaushälfte? Dieses Land macht mich fertig. Da verdoppelt man etwas, um es dann wieder zu halbieren. Kann man das nicht wegkürzen und dann steht da einfach nur "Haus"?

Perp Walk aus Bristol müssen sich – da nicht deutschsprachig – mit anderen Sorgen herumplagen, die sie auf einer neuen Single hübsch angepisst und wütend vertont haben. Passend zur neuen Woche also ein paar Hardcore Schmankerl zur Permakrise, die den Weg zur Arbeit im Stau versüßen und schon einmal das korrekte Stimmungsbild für das Büro zeichnen. Cool.

Crew Cuts Records macht das Vinyl, Hollow Life die Kassette und den digitalen Vertrieb. Oder man gibt de Band direkt Geld.
Am Wochenende hab ich eine andere schöne Wortkreation im Supermarkt entdeckt: "Hündchenlaptop". Das Produkt war aber leider ein Kinderspielzeug und kein fellüberzogenes Notebok. Chance vertan.

V.A. Fichines Ruido Zafarla – Este Sinte Mata Fascistas CD

Leider hat man nicht nur in unserem Land mit einem furchtbaren Linksruck zu kämpfen, auch in anderen Teilen der Welt fallen immer mehr Menschen auf die vernünftigen Vorschläge von intelligenten Personen rein. Hä? Nee. Moment.
Da hat mir mein Praktikant was durcheinander gebracht.
Eigentlich wollten wir einen flammenden Appell niederschreiben, der zum Ausdruck bringt, wie populistische Männer mit lustigen Haaren die ärmeren Menschen eines Landes mit hohlen Phrasen zu blenden, anschließend an die Macht kommen, um dann diesen Leuten den Rest des Geldes aus den Taschen zu ziehen.

Dann nennt man das "Anarchokapitalismus", wischt sich den Scheiß seiner arbeitenden Bevölkerung auf die Stirn und lächelt verschmitzt verschwitzt in die Weltpresse.

Offensichtlich haben die jüngeren Menschen Argentiniens den Mann und die herrschenden Politiker durchschaut, schließlich kämpft das Land schon seit gefühlten Ewigkeiten mit wirtschaftlichen ähm, Fehlentwicklungen, die zumeist auf dem Rücken der untersten Schichten des Landes ausgetragen werden. Vor 70 Jahren war Argentinien noch das Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen in der Welt. Mit natürlichen Ressourcen und fruchtbaren Böden, die eigentlich bis ins 22. Jahrhundert eine goldene Zukunft verprachen. Und dann haben die Deppen die Nazis ins Land gelassen, sich selber erfolgreich am Faschismus versucht und letztlich nur im internationalen Fußball brilliert. Was sagt die Jugend dazu? Alles Tango? Oder eher Synth-Punk und Techno?
Könnt ihr hier hören. Schöne Zusammenstellung aktueller Reaktionen aus der subkulturellen Musiklandschaft Argentiniens. Von Eier bis Uffta alles dabei. Cool.

Fichines Ruido Zafarla. Auf CD und digital zu erwerben.
Immer wieder schade, dass Hoffnungsträger einer Generation zunächst beklatscht werden, um daran anschließend irgendwie dumm wie Brot alten Kram nachzuplappern und nichts zu ändern. Ging mir auch so.

TV Cop – Another Good One CD/LP

Beim Hören der neuen Ausgabe von Pop Punk für heranwachsende Skateboarder hatte ich ein Flashback zurück in die 90er, als solch Bands auf einmal überall aus ihren Löchern gekrochen kamen und gefühlt die Sonne Kaliforniens aus dem Lautsprecher in mein Leben transportierten.

Ich fand das damals super, ein unbeschwerter Sound für eine unbeschwerte Zeit – die größten Probleme waren ein leiernder Walkman und die Eltern.
Gut, für viele Menschen in meinem Alter hat sich das nicht großartig geändert, die sitzen jetzt auch mit ihrem Walkman in der S-Bahn und drehen ihre Kassetten lautstark um, damit das auch alle sehen. Nerds. Und gleichzeitig denken sie darüber nach, wie sie ihre senilen Eltern am liebsten an Weihnachten zu den Geschwistern abschieben würden.

TV Cop aus dem Süden Iowas spielen diesen Power Pop Punk Rock, der in den meisten Comig-Of-Age Filmen und Serien im Hintergrund zur Berieselung läuft. Oder der auf einem Tony Hawk Soundtrack hätte landen können. Und alle 4 Jahre mag ich das. Wünsche Euch eine unbeschwerte Zeit.

Bloated Kat Records. Kann man auf CD oder LP kaufen. Leider keine Kassetten für unterwegs. Aber schaut doch mal, ob euer alter MP3-Player noch irgendwo herumfliegt. Die sind auch bald wieder in, wetten?

Idaho Green – Double Ashley / Virgelle to Victor 7″

Während wir hier sitzen und unser Bildungssystem hinterfragen, weil die meisten einheimischen Kinder zu doof sind, um aus einem tiefen Teller zu essen, haben sogar die Erfinder von "Bang", "Poof" & "Pow" als literarische Unterhaltungselemente das Land der Dichter und Denker im Lesen überholt. Na sowas.
Ich habe gestern Post von einer Band aus Brooklyn bekommen, die ich vorher noch nicht kannte. Jetzt fangen die Amis also auch noch an, die deutschen Blogs zu lesen und mit ihrem kulturimperialistischen Vinylveröffentlichungen zu überschwemmen. Und es funktioniert.

Idaho Green haben eine tolle Single im Sommer auf Vinyl gepresst, die mit 4 poppigen bis schmutzigen Indie Garage Punk Songs bestückt sind. Jeder um die 3 Minuten lang und sehr passend zu Kaffee im Thermosbecher, während man mit Schlittschuhen zur Arbeit stolpert. Beste Überermalung des Besuchs auf dem gezwungen fröhlichen Weihnachtsmarkt mit Glühweindunst in der Luft und Lebkuchenkotze auf den Schuhen.
Die Band gibt es schon seit 2008, ist trotz des Namens in New York City ansässig und die haben sogar einen hübschen Weihnachtssong in ihrer Discografie – passend zur Saison. Toll.

Satellite Tribe Records, Minor Bird Records. Die 7″ Single ist grün, limitiert und nach dem 3. Abspielen nicht mehr aus den Ohren zu kriegen. Danke, Austin. Wenn das so weitergeht mit der Bildungsmisere, wünschen wir uns in ein paar Jahren amerikanische Verhältnisse. Na sowas.

Lexicon – Poison Head 7″

Manchmal muss es Geballer sein, wenn man es eilig hat. Garniert mit Ernte 23 Stimme und mehr Kreischen als Akkorden aus dem Gitarrenamp, haben Lexicon das Hardcore Alphabet in Form von 6 Songs auf Vinyl gepresst und dabei alles befolgt, was man so Regeln aus dem DIY Hardcore Punk weiß. Nix. Macht wach, macht Spaß mach Krach.

Iron Lung Records. Kommt auf 7″ raus, jetzt schon einmal 2 Songs anhören und die Band im Nordwesten der USA auf Tour bestaunen. Ich leg mich wieder hin.