Flèches – S/T CS

Soll der Hund laufen oder soll der Hund buddeln? Eigentlich soll er ja nur sitzen und treudoof schauen, oder? Naja, Geschmackssache. Ihr habt auf jeden Fall hier die Wahl! Entweder ihr nehmt euch das Tape vor die Brust mit dem laufenden Köter, oder ihr wählt das buddelnde Vieh.

Es kommt im Grunde auf das Gleiche raus – französischer Punk Rock mit zu vielen Melodien in die begrenzte Zeit gedrückt und dann auch noch hier und da eine Spur Oi. Fast zu viel des Guten.

Flèches aus Brittany liefern mit dem Debüt eine großartige Untermalung für den kurzen Tripp im Osterurlaub durch die Bretagne ab. Man kann sich richtig eingrooven und die Bestellung für die Leckereien in der Boulangerie üben. Toll.

Dirty Slap Records. Auf Kassette erschienen und mit einem laufenden Hundecover ausgestattet. Warum? Die suchen im Übrigen ein Label für Vinyl. Also macht mal! Vielleicht nicht wegweisend aber auch nicht abweisend. OK.

S.S.I.K. – Inferior Health 7″

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Bands aus der selben Stadt sich den selben Namen geben und diese dann nicht etwa beide schlechte K.I.S.S. Cover Bands sind, sondern eigenständige ähm, Punk Bands mit dem lustigen Titel S.S.I.K., also Küsschen rückwärts. N.E.H.C.S.S.Ü.K., wenn man so will.

Naja, vielleicht sind es auch dieselben Leute, die vor drei Jahren noch grungegeladede Punkballaden gespielt haben und nun, vom Leben enttäuscht und mit schlechter Gesundheit gezeichnet, einfach brachial schlechtgelaunten Hardcore aus dem Partykeller der Großeltern herausbrüllen.

Ich weiß es nicht. Die Debüt 7″ ist auf jeden Fall ein Knaller. Bands aus Kelowna in British Columbia haben alle den selben Namen. Fertig. Geiler Scheiss.

Neon Taste Records & Slow Death Records. Auf kleiner runden 7″ Vinylscheibe erschienen und mit 7 Songs ist das auch gut genutzter Platz. Man kann die kaufen. Entweder mit blauem Cover oder mit rotem. Musik bleibt gleich, denke ich mal. Ich bin auch krank.

Z.O.L. – Zwei Oktaven Langsamer CS

Ich könnte mir vorstellen, dass genau so vor 40 bis 45 Jahren ein ganzer Haufen an Garage- und Kellerbands in Deutschland geklungen haben. Wie schön, dass wir heutzutage an dieser Subkultur direkt teilhaben können.

Zwei Oktaven Langsamer oder Z.O.L. sind drei Leipziger Streuner, die im Musikunterricht nicht besonders gut aufgepasst haben und deswegen auch so wunderbar krumme Musik abliefern können. Der Roundhouse Kick mit Räuberleiter vom Cover visualisiert sehr charmant den Mix der 8 Knaller aus Lofi Schrammel Garage Punk mit viel Herz und Dosenbier. Cool.

Phantom Records. Auf Kassette erschienen. Achtung, Schulferien. Vielleicht ein bisschen weniger schreiben und ein bisschen mehr spielen. Bis denne.

Labrador – My Version Of Desire LP

Hat eigentlich die Popularität dieser Rasse inzwischen ein bisschen nachgelassen oder sind die braunen und schwarzen Tölen mit dem breiten Schädel immer noch die erste bis zweite Wahl bei Hundebesitzern? Das ist so ein bisschen die alternativere Version zum Golden Retriever, wenn man halt keine Kinder hat und nicht so einen blöden treudoofen Familienhund braucht, den man auch treten kann, ohne dass er beißt, ne?

Der Labrador ist zwar ähnlich dumm, aber hat wohl den liebevolleren Hundeblick, wohingegen der Golden Retriever gutmütig sei. Dass mir bloß niemand diesen Hunden verrät, sie stammen von einem Wolf ab. Das gibt Depressionen.

OK, wo wollte ich eigentlich hin? Ach ja, die neue Platte von Labrador aus Philadelphia. Der Song zum Vorhören klingt zunächst nach ein bisschen Gaslight Anthem der späteren Stunde und stürmt dann blitzschnell auf Reigning Sound Niveau, das man auch erst einmal erreichen muss. Die Orgel bleibt im Ohr. Ganz geil.

Safe Suburban Home. Auf LP im Mai. Mal schauen, wie die anderen 8 Lieder werden. Insgesamt wohl eine Spielzeit von 30 Minuten. In der Zeit lernt ein guter Hund Sitz, Platz und hol mir ein neues Bier. Toll.

Fugitive Bubble – What Will Happen If We Stop? LP

Vor 20 Minuten wurde noch darum gebeten, dass wir aufhören sollen, um etwas zu tun. Jetzt fragen wir uns, was eigentlich passiert, wenn wir tatsächlich aufhören. Und ich hab noch nicht einmal einen Kaffee getrunken, ihr Stresser. Ich mach jetzt erst mal gar nichts mehr, bis wir uns einig werden.

Die Fugitive Bubble in Olympia, Washington platzt nebenbei zum zweiten Mal in voller Länge und hinterlässt zunächst zwei kleine Flecken mit angenehm aufdringlichen Punk Rock der melodischnellen Spielart. Hektisch, brillant, wo steht mir der Kopf? Kann ich sehr viel mit anfangen.

Ich hab im Übrigen gestern wieder ca. 1000 Beiträge online gestellt, die vorher in Quarantäne waren. Wenn ihr also Lust auf alte Lektüre habt, klickt euch durch bis 2013 oder so. Gruselig.

Sorry State Records. Erscheint morgen auf LP. Falls ihr Fehler findet oder Copyrightsverletzungen schnüffelt, schreibt mir ne Nachricht. Cool.

Eel Men – Stop it! Do Something. LP

Auch wenn der Aufruf ein bisschen verwirrend anmutet, wirkt das Debüt Album von den Eel Men aus London wie ein Riesenlutscher vom Jahrmarkt. Was soll ich denn nun machen? Aufhören oder Anfangen. Womit? Das klingt ein bisschen nach panischem Aktionismus, aber vielleicht schätze ich die Stimmung auch falsch ein.

Mit dem Album kommt auf jeden Fall ein bisschen klebriger Pop mit quietschbuntem Punk und einer Aura aus längst vergangener Zeit auf den Plattenteller . Runde Sache. Der Lutscher und das Album. Schmeckt auch nicht nach Fisch, sondern ist tatsächlich süß wie Toffee, bleibt gleichermaßen in den Zwischenräumen des Gehirns stecken und macht es sich da bei den Buzzcocks und Wire gemütlich. Passt.

Big Neck Records. Erschienen auf schwarzem Vinyl mit drei verschiedenen Covervariationen. Vielleicht hat das in England eine besondere Bedeutung, aber die "Aal Männer" ist ein selten dämlicher Bandname.

Stress Positions – Human Zoo LP

Stress Positions melden sich nach dem Album im Dezember schon mit der zweiten Ladung an geballter akustischer Frustbewältigung zurück. Thematisch möchte uns die Band aus Chicago in den Zoo mitnehmen und auf die besonderen Exponate (sagt man nicht bei einem Zoo, oder?) hinweisen, die hier in Käfigen und Gehegen zu begaffen sind.

Sorry, das ist nicht witzig, die Historie der sogenannten Völkerschauen zeigt uns deutlich, was für ein dummes Stück Scheiße eigentlich der weiße Mann war (und wahrscheinlich in den meisten Fällen noch ist). Die beste Antwort lautet da eigentlich nur draufhauen und kaputtschlagen.

Stress Positions machen das ganz wunderbar mit ihrem eingängigen Hardcore Punk der schnelleren Spielart und zeigen mit der Themenauswahl ebenso anschaulich die vielen Spiel- und Schauplätze der menschlichen Verrohung.

Bittere Pille, bleibt im Hals stecken und schmeckt nach Hass. Ziemlich geil.

Three One G. Erscheint auf Vinyl im Mai in grün und coke bottle. Mal sehen, wie lange es noch dauert, bis man auch die Tiere nicht mehr so zur Schau stellt, dass sie dem verwöhnten Kind ein Wohlgefallen sind. OK.

Big Mess – Terry 7″

Vielleicht sollten wir damit anfangen, nur noch doitsche oder europäische Musik zu konsumieren, weil die Platten aus den USA bald eh nicht mehr zu bezahlen sind. Und wenn einer bockig und kindisch sein kann, dann doch wir?

Hier würden sich die Dänen aus Kopenhagen anbieten, die ähnlich power poppig unterwegs sind wie die gestrigen Number Ones (auch ein europäisches Produkt), nur ein bisschen mehr Punk in die Garage schaufeln, was den 3 Songs, die man schon einmal vorab hören darf, sehr gut zu Gesichte steht. Sie nennen sich Big Mess oder auch Kings of Bestial Pop, ich nenne sie Steuerschlupfloch.

Naja, passt nicht wirklich, aber gute Musik. OK.

Specialist Subject Records. Erscheint auf 7″. Sollte man live nicht verpassen, aber haben wir jetzt bereits. Letztes Wochenende schön in England unterwegs gewesen. Wieder zu spät. Aber wir wollten ja eh nur europäisch bleiben, ne? Ha.

The Number Ones – Sorry 7″

Da fängt man am Montag schon in aller Frühe damit an, sich zu entschuldigen. Wo soll das enden?

Erstes Lebenszeichen von The Number Ones aus Dublin seit 7 Jahren – uiuiui. Beim letzten Release war ja England noch in der EU? Ich glaub, die müssen wieder an ihre Instrumente und raus in die Welt, um Geld zu verdienen. Die Mietpreise in der Stadt haben sich in den letzten 10 Jahren dort verdoppelt.

Da muss man halt aus der Kneipe taumeln und wieder in den Proberaum schaukeln, um ein paar Hits unter die Bevölkerung zu bringen. Die Irren haben tatsächlich nichts verlernt, vielmehr hat es den Anschein, als ob sie ihre Handwerkskunst sogar noch ein bisschen verbessern konnten über die Laufe der Jahre.

Schön eingängiger Power Pop, der so nur in Großbritannien aus dem Pub geflossen kommen kann. Schmeckt nach Guinness und Gentrifikation, aber man kann dazu prima tanzen. Schön.

Static Shock. Kommt auf 7″ Vinyl am Karfreitag raus und wird bei den irischen Katholiken dann bestimmt arg abgefeiert. Hierzulande kann man das auch schon jetzt digital abfeiern und sich im Entschuldigen üben. Einfach mal sorry. Wegen allem.

TV Sundaze – Plastic Bags / Packing Tape LP

Das ist ja schon ein bisschen gehässig, dieses Album ausgerechnet am Tanzverbotstag in Deutschland zu veröffentlichen. Vielleicht hält man sich als streitbarer Franzose da eh nicht dran, mag sein. Aber ich als guter Katholik, ach nee.

Scheiß auf die christlichen Konventionen, das neue Album von TV Sundaze wird am Erscheinungstag mit voller Fahrt und großer Lautstärke als Begleitmusik zu sämtlichen Kreuzigungen eingespielt. Wie blöd kann man eigentlich sein, wegen des vermeintlichen Todes eines Mannes an einem bestimmten Tag des Jahres ein ganzes Land über Jahrhunderte zum Trauern zu verpflichten, wenn man doch weiß glaubt, der Typ hat das eh überlebt?

Wieso reißen wir eigentlich nicht alle Kirchen ab und bauen Wohnungen oder Kneipen? Wieso zahlen Menschen Steuer für die Kirche? Wieso lässt man sich das Tanzen verbieten? Hallloooo. Die Aufklärung hat angerufen, sie möchte bitte beim Bällebad des Propheten abgeholt werden.

Nebenbei ziemlich gute zwei Songs, die man hier vorab hören kann. Klingt manchmal ein bisschen so, als hätte Rick Froberg sich an Garage Rock probiert. Sehr cool.

Howlin' Banana Records. Auf Vinyl am Karfreitag. Wieso kann Rick Froberg eigentlich nicht wieder auferstehen, wäre mir persönlich wichtiger, aber naja. Nicht OK.