Canteleu – S/T EP CS

Wusstet ihr eigentlich, dass Feldermäuse überkopf gebären? Klar, das könnte man sich ja denken, wo die ohnehin in Ruhephasen da herumhängen und sich nicht für so ne läppische Geburt mal eben hinsetzen. Aber wann grübelt man schon mal über so etwas nach, ne? Dafür habt ihr ja mich.

Also, Fledermäuse müssen sich unglaublich anstrengen, ihre Babys gegen die Schwerkraft nach oben heraus zu drücken und dann müssen die frischgewordenen Mamas auch noch sehr wachsam sein und die Kleinen mit den Flügeln auffangen, damit sie nicht direkt herunterplumpsen. Schon komische Tierchen, fasinierend.

Kein Wunder, dass viele Bands sich dieser fliegenden Säugetiere bedienen, wenn es um düsteres Artwork und schaurige Musik geht. Aber das ist dann wohl eher der Nachtaktivität der Viecher geschuldet (Bands und Fledermäuse), als dem Umstand der anderen Umstände. Canteleu aus Lille machen da keine Ausnahme. Auch hier finden sich als Begleitung zu dem schaurig-schönen Orgel Post Punk Grusel Dark Wave die obligatorischen Fledermäuse auf den Covern ihrer Veröffentlichungen. Gefällt mir.

Dirty Slap Records. Auf 70 Kassetten erschienen. 4 eigene Songs und ein Cover von Q.Lazzarus, das ich eigentlich nur aus dem "Schweigen der Lämmer" kenne. Schließt sich der gruselige Kreis.

Last Quokka – OTC

Ein neuer Song von Last Quokka aus Perth. Die müssen jetzt Weihnachten auf dem Surfboard feiern, die armen Menschen. Können einem wirklich leid tun. Naja, immerhin müssen sie den Strand mit tellergroßen Spinnen und europäischen Touristen teilen. Da ist der Neid schon fast verflogen.

Ansonsten wieder einmal typisch australischer Kneipen Punk Rock, wie man es inzwischen schon gewohnt ist von den tausend übertalentierten Bands des Kontinents. OTC bedeutet wohl so viel wie "Over The Counter", aber ich hab die Erklärung heute Morgen nicht verstanden und ich glaube, meine kognitiven Fähigkeiten zum Ende des Monats sind komplett aufgebraucht. Hab ich zumindest auch schon meinem Chef gesagt und das scheint ok zu sein.

Also dann. Schönen 1. Advent und so.

Die scheinen einen neuen Künstler am Start zu haben. Konnte man schon bei der letzten digitalen Single bestaunen. Ist ja nicht so meins, aber ich hab davon auch keine Ahnung. OK.

Cleanser – S/T EP CS

Der Beweis, dass auch DeathRocker und Dark Wave Punks gerne reine Haut hätten. Cleanser aus Portland haben eine Marktlücke erkannt und stoßen mit ihrem neuen Produkt direkt in die Vorweihnachtszeit mit der trockenen Heizungsluft und der spröden Haut.

Da hilft nur lauter Post Punk mit feuchtem Kellergeruch, der sich wie Balsam in die Poren drückt und eine Frischzellenkur anregt. Ganz geil.

Noise Merchant Records. Auf Kassette erschienen. Bei der Band aber auch. In der US-Version ein bisschen mehr DIY, auf der UK-Version ein bisschen mehr hübsch. Beide so rot wie deine Bäckchen, wenn Du aus der Kälte kommst.

Es ist zuviel.

Während sich andere Menschen täglich mit Hunger und Krieg, Verfolgung und Unterdrückung auseinandersetzen müssen, habe ich das Problem, dass mein Email-Postfach zu voll ist. Ist mir nur gerade bewusst geworden, als ich mich dabei ertappt habe, wie mir das just sauer aufgestoßen ist, dass ich mit dem Lesen und manchmal auch Hören nicht hinterher komme.

Und was macht man dann mit seiner weißen Schuld an dem Unglück der Welt? Man wirft schnell Geld irgendwohin, um Ruhe zu haben. Der moderne Ablasshandel, um sich ein gutes Gewissen zu kaufen und um in den westeuropäischen Teil des Himmels zu kommen.

Versteht mich nicht falsch – Spenden ist gut. Aber man darf ja mal darüber nachdenken, was man eigentlich möchte. Das System füttern und die Versäumnisse der Gesellschaft mit Kleingeld-Pflastern reparieren, damit es irgendwie am Leben gehalten wird? Oder muss das System mal neu gestartet werden?

Naja, und so sitz ich dann auf dem Klo und höre mir die letzten 200 Bands aus meinem Postfach an und sinniere darüber, was ich hier eigentlich mache…
Unterdessen habe ich dann vergessen, ein paar Bands und Songs hier reinzustellen, die eigentlich längst hätten verwurstet werden sollen. Sowas hier zum Beispiel.

The Wind-Ups – Jonathan Says 7″

Der Titeltrack ist der beste Song der Band und eine Hommage an den Typen von den Modern Lovers. Zusammen mit einem anderen ist dieser auf einer Single erschienen, die man sich für den doppelten Portopreis nach Deutschland schicken lassen kann. Das digitale Release der neuen Wind-Ups hat noch 2 Leider mehr. Du hast die Wahl. Blue Arrow Records.

Cherry Cheeks – CCLPII lp

Die zweite LP von dem Synth-Punker aus Florida erscheint am 1. Oktober bei Total Punk und man kann sich schon einmal einen Song davon dort anhören. Keine Ahnung, ob heute noch seine Holzhütte steht oder ob das Cherry Cheeks Studio mit dem Hurrikan weggeweht wurde, aber Cherry Cheeks enttäuscht nicht.

Stanley Brinks – Good Moon LP

Auch hier kann man sich erst einmal einen Song der kommenden LP anhören, um zu horchen, ob das vielleicht etwas für einen ist. Joa, kann man machen, wenn man betrunken durch die Gasse torkelt und sich an seinen Feunden oder festgefahrenen Meinungen festhält, um dann später in der nächsten Kneipe mit dem Barhocker über die Sinnlosigkeit der Welt zu diskutieren. Singer & Songwriter halt. Stanley Brinks kann das.

Beef – S/T

Kann ich mir hier eigentlich nur schlecht reinkleben, wenn ich doch eigentlich vegetarisch bis vegan leben will und die Band Beef sich damit rühmt, rotes Fleisch als Einfluss zu nennen. Wahrscheinlich verstehe ich den Witz nicht. Aber die Musik ist gut. Fleischgewordenes Garage Punk n Roll Würstchen im Eigendarm. Feel it.

Mutant Strains – Murder Of Crows LP

Wo wir gerade dabei waren und von dem Tierwohl gesprochen haben. Die Mutant Strains gehen noch einen Schritt weiter und schieben ein "r" ein, um auch die leidigen schwarzen Viecher vom Himmel runterzuballern. Genug Lärm machen sie mit dem Hardcore auf jeden Fall. Schaut die mal live an, die sind sensationell und reißen alles ab. Sorry State.

Slutbomb – Commodified Identity CS

Und wenn Ihr auf Hardcore mit Frauenstimme steht, dann gönnt Euch doch mal die Slutbomb. Da sind zwischendurch noch ein paar Metal-Riffs eingestreut. Gruselig schön. Hektisch gut. Nervig entspannend. Noise Merchant.

Vangas – S/T LP

Post Punk muss auch mit rein und Vangas haben ein ziemlich gutes Album in die Schublade gelegt, das sich vielleicht in den besten Momenten neben solche Bands wie Big Ups oder Hot Snakes legen kann. Ziemlich cool. Chunklet Industries.

Das muss erst einmal reichen. Man muss ja auch mal was essen. Wenn man etwas hat. Ach, lassen wir das.

The Ape-ettes – No Matter What 7″

Was machen die Kanadier, wenn die Boule Kugeln immer im Schnee verschwinden oder auf den eisglatten Flächen stets nach links oder rechts wegrollen? Sie prügeln (friedfertig) so lange auf die Dinger ein bis sie platt sind, kleben ein altes Bügeleisen oben drauf und machen dann daraus einen eigenen Sport.

Gut, ich weiß jetzt nicht, ob diese Disziplin tatsächlich so beliebt ist bei den Kanadiern, wenn er nicht einmal in der Statistik zu den populärsten Sportarten des Landes auftaucht, aber was wissen schon die Deutschen, ne.

Die Ape-ettes aus Sudbury in Ontario wissen da so einiges mehr und haben es eigentlich gar nicht nötig, sich bei ihren Landsleuten mit einem Beweisfoto ihrer Teilnahme an dem lustigen Vergnügen als Cover zu verwenden, aber vielleicht hat das Management auch nach mehr Authentizität gefragt. Ist ja heute total wichtig.
Ganz nebenbei gibt es auf der neuen Single drei Garage Power Pop Punk Stücke von den Mädels, die genau so klingen wie der Rest des Outputs der Band seit 2015. Toller, melodischer Garage Punk, der mich ein bisschen an die Hot Toddies erinnert. Passt zu heißer Schokolade und gefrorenen Fingerkuppen. Fein.

Discos De Muerte und Snappy Little Numbers. Auf bunten Singles erschienen. In rot oder clear mit blauen und roten Sprenklern verziert. Limitiert. Klar. Vielleicht ist der Sport auch in Ungnade gefallen und taucht deswegen nicht mehr in der Statistik auf, weil das kanadische Team bei den olympischen Spielen 2018 so kläglich versagt hat. Spannend.

The Mourning After – Put On A Smile 7″

Die Garage Punk Rock Opas/Omas aus Sheffield erklären noch mal kurz auf einer neuen Single, wie das mit diesem orgelinduzierten Tanzorchester funktioniert. Mit zwei Songs, die irgendwo zwischen Garage, Psychedelic und Rock’n’Roll mäandern, befinden sich The Mourning After in ihrer 36-jährigen Karriere kurz vor dem Zenit, bevor sie ihre Myspace Seite löschen und die polierten Lackschuhe im Keller einmotten.

Das Artwork hat ein bisschen den Zeitpunkt verpasst, eine schönes Halloween Cover zu werden, aber gruseln kann man sich ja immer und gelungen ist es allemal. Die beiden Lieder laden zum Tanzen ein, man muss die Einladung ja nicht annehmen.

Aber ein Lächeln wäre nett. 🙂

Chaputa Records. Auf 7″ Vinyl erhältlich ab Freitag. Wie passend, da ist hier gerade Sperrmüll und ich kann eine bisschen Platz schaffen. OK.

The Circulators – Insufficient Fun LP

Was ist eigentlich ein Zirkulator? Ähm, momentlemalschauen… "Bauelement oder eine Schaltung zur Auftrennung von Signalrichtungen". Klar, da kommt mir auch direkt Punk Rock in den Sinn.

Naja, zumindest in San Francisco scheinen sie im Baugewerbe ein paar anständige Punks herumlungern zu haben, die sich bei den gemeinsamen Pausenbroten zu den Circulators zusammengefunden haben, um den traditionellen Westküsten Power Pop Street Punk zu zelebrieren. Das geht stark in die Richtung von den Briefs oder den anderen Reinkarnationen der Seattle Bands um Steve E. Nix und Konsorten (ich sehe sogar Ähnlichkeiten in der Ästhetik zu Farbton und Stil des Cute Lepers Covers zu "Can’t Stand Modern Music") .

Ein bisschen Dead Boys Appeal, doppelt so schnell in die Richtung von den Ramones gespielt und fertig ist die Zauberbude. 14 Songs, eine echte LP und viel Bier vor der Bühne verspritzt. Kann man so machen – vor allem an einem Montagmorgen.

Total Punk Records. Seit dem 15.11. auf Vinyl LP erschienen. Eigentlich hätten sich die 4 Zirkulatoren auch direkt "Circulator Jerks" nennen können.

Speed Plans – D.U.I. 7″

Unter der Woche lief ein Beitrag im Radio, bei dem ein Reporter sich irgendwo im Rhein/Ruhrgebiet auf dem Parkplatz und in einer Dorf/Landdisco strategisch günstig mit einem Karton Wodka positioniert hat, um der Frage auf den Grund zu gehen, wie besoffen die deutschen Teenager eigentlich Autofahren.

Stellt sich heraus, dass sich nicht viel getan hat, seit ich ein Teenager gewesen bin und dass alle am besten fahren, wenn sie betrunken sind. Glauben zumindest die meisten. Ein Typ ist in der Reportage zunächst noch von den Türstehern "überzeugt" worden, nicht zu fahren, setzte/legte sich dann ein paar Minuten auf den Parkplatz, kotzte genüsslich in den Rinnstein und fuhr dann erst los.

In Chicago scheint das ähnlich zu laufen. Zumindest schreibt man sich als Hardcore Band Speed Plans und D.U.I. auf die stinkende Bier/Schnapsfahne und poltert dann megaasozial mit 1000 Sachen von der Kneipe in den Stadtverkehr. Naja, Musik ist gut.

Convulse Records. Auf schwarzer 7″ erschienen und mit 437 Stück auch irgendwie limitiert. Ich wünsche euch ein schönes Wochenende – fahrt vorsichtig oder lasst das Auto einfach stehen. Es soll nachts glatt werden, schlittert doch einfach auf euren traurigen Hintern nach Hause.

Autocamper – Summertime CS

Ein bisschen antizyklisch ist der Titel der Kassettensingle von Autocamper aus Manchester ja schon, oder? Naja, vielleicht hingt das Label mit der Veröffentlichung ja auch nur hinterher oder der Song und die Kassettensingle sind nur Teil einer Abrechnung, ein mentaler Abschluss des warmen Teil des Jahres. Ein Rückblick in Tönen, sozusagen.

Andererseits sollen es ja in den nächsten Tagen auch schon wieder frühlingshafte Temperaturen werden, so gesehen kann man natürlich wieder einmal die Kassettensingle herauskramen, in den Autocamper springen und in den Schneematsch des Sauerlandes schlittern.

Naja, egal – hier sind zwei Pop Songs.

Safe Suburban Home. Hab ich erwähnt, dass es sich um einen Kassettensingle handelt? Was für ein Quatsch. Naja, wir warten aufs Christkind Album der Band. Hoffentlich ist auf dem Cover der LP dann nicht wieder eine Reichskriegsflagge angedeutet.

Sex Mex – I Love Everyone

Haha. Habt ihr gehört, was Boris Pistolios geantwortet hat, als er gefragt wurde, ob er sich eine Kanzlerkandidatur vorstellen könne? Er sagte, er sei "Parteisoldat". Oh Mann, ich glaub, der Typ hat sich die BW-Hose zu hoch gezogen und den Helm ein bisschen zu fest angeschraubt.

Aber schön, wenn Menschen heute noch so in ihrem Berufsleben aufgehen und sich mit ihren Rollen identifizieren können.
Ähnlich erfolgreich in Umfragen ist Sex Mex, der verrückte und oberfleißige Synth Punk Rocker aus San Antonio. Der hat schon wieder eine neue LP am Start – ok, das ist eher eine Resteverwertung in neuem Gewand, aber immerhin. Und nebenbei hat der gute Junge auch noch ein paar neue Songs abgeliefert. Einen davon mag ich gerne. Der hat das Zeug zum Soundtrack für eine politische Kampagne.

Hört mal.

Hat sich der Verteidigungsminister eventuell die Beliebtheit in den Umfragen einfach nur von seinen 100 Milliarden Euro Taschengeld erkauft? Hm.