The Snags – White Russians In Kreuzberg 7″

The Snags aus Berlin. Alles daran erinnert an früher. Der Song klingt wie eine Mischung aus Briefs und Cyanide Pills, also Bands, die ihrerseits bereits in der Mottenkiste des 77er Punks gewühlt haben.

Der Titel verspricht einen Sahne-Drink mit Kaffeelikör, der schon unseren Omas (und dem Dude, natürlich) im Bart kleben geblieben ist. Naja, manch einer kann einfach bestimmte Sounds immer und immer wieder hören, ohne dass sie langweilig werden.

Oder, wenn die Buzzcocks LPs aus Deinem Regal alle durchgelutscht und auswendig gelernt sind, kannst Du hier ein paar Kopien von Kopien der Kopie genießen. Für die einen ist es der Beweis, dass Punk wirklich not dead und für andere, dass Innovation dem Genre nicht gerade inhärent ist. Ich bin zwischen beiden Stühlen ausgerutscht und hingefallen. Cool?

Take The City Records. Kommt auf 7″ Größe heraus. Ich hab in Kreuzberg lieber Bier, Russisch Koks und Polnische Rakete getrunken, aber ich bin auch ein Hinterwäldler. Cheers.

Pretty Littles – Force LP

Seit wann schwappt eigentlich diese australische Punk Rock Garage Pub Suppe über die europäische Kontinental-Langeweile? Wann hat das angefagen? Ich kann mich nicht daran erinnern, aber eigentlich waren die Pretty Littles damals schon ganz vorne mit dabei und surfen seit bereits 14 Jahren auf der Blues Punk Garage Pub Punk Welle mit. Oder führen sie an, was weiß ich.

Den Kopf immer oberhalb des Wassers, damit man die Texte gut verstehen und angeregt zum Grooooooove nicken kann, basteln die vier gutgelaunten Männer aus Melbourne immer wieder epische Songs jenseits der 4 Minuten Marke. Unter 2 Minuten packen sie gar nicht erst ihre Instrumente aus. Auf dem jüngsten Album sind es somit 10 Lieder mit 38 Minuten Spielzeit geworden.

Das opus magnum "Australian Dream" dauert alleine 8:22 und brauchte nur läppische 5 Jahre vom Reißbrett zur Tonspur. Ein schönes Album, das viel zu bieten hat – von unbeschwerten Melodien der australischen Südostküste bis zur schweren Stimmung eines Tinkers, der dem irischen Herbstregen dabei zusieht, wie er grau gegen das Kneipenfenster prasselt. Cool.

Sounds Of Subterrania. Auf LP erschienen und mit einer liebevollen Aufmachung versehen – wie man das von dem Label gewohnt ist. Zuvor auf Kassette in Frankreich bei Idiotape und in Australien auf Platte bei Endless Recordings. OK.

Tics – Unmirrored Gaze E.P. 7″

Heute weisen uns zum schleichenden Beginn des Frühlings die Herren von Tomatenplatten und Tics darauf hin, dass es Zeit wird für die FSME Impfung. Nett. Wenn ihr also noch nicht habt, holt euch den neuesten Shot in den Oberarm oder Popo oder in die Stirn, um vor Meningoenzephalitis geschützt zu sein.

Die Band aus Köln tut dies mit drei neuen Songs in 10 Minuten, die zusammen mit Labelboss Thomas aufgenommen wurden und wieder einmal in die Post Punk Richtung von Gang Of Four und Konsorten wandern. Art Punk? Kopfmusik? Anti-Zecken? Klar, warum nicht.
Aufgenommen in den Jahren 2022 und 2024, optimiert von verschiedenen Menschen, bis es endlich im Jahr 2025 noch so knackig und modern klingt wie 1983. Cool.

Mörtel Sounds. Irgendwie bei dem Kölner Label auf 150 Singles erschienen und dennoch auch in Berlin bei Tomatenplatten. Verrückte Zeiten.

Moonraker – The Forest LP

Natürlich ist grundsätzlich Sean Connery einem Roger Moore als James Bond vorzuziehen, aber man darf auch nicht vergessen, dass Moore hier schon so viel Ironie in seiner Rolle verwurstet, dass man die sexistischen Sprüche und Handlungen der Figur fast schon übergehen kann.

Zudem sind hier die besten Schauplätze aller Bond-Filme vertreten: Verfolgungsjagd durch die Kanäle Venedigs, Verfolgungsjagd durch den Karneval in Rio (mit Zuckerhut), Verfolgungsjagd über den Amazonas und natürlich finale Schlacht im fucking Weltall! So gesehen haben die "Michael Jordan of Baseball of Punk Rock" aus Santa Clarita in Kalifornien alles richtig gemacht bei der Namensgebung.

Musikalisch bewegen sich Moonraker ein bisschen von der klassischen Untermalung der Spionagefilme weg und machen, naja, Punk Rock. Passt zum Hängegleiterfliegen, Raumkapselvögeln und einem Ritt in der Humanzentrifuge. Ganz geil.

No Time Records. Das Album ist schon 3 Jahre alt. Aber dafür kann man das jetzt auf ganz vielen Farben kaufen. Ich muss gestehen, ich hab die letzten Teile gar nicht mehr gesehen. Ähnlich wie bei den drei ??? wälzen sich die Stories zu sehr im eigenen Sud und langweilen mich. Sorry, not sorry.

Stress Test – S/T LP

Ich glaube, mein Nachbar hat mit dem Rauchen aufgehört. Zumindest hab ich ihn schon länger nicht mehr an seinem offenen Küchenfenster gesehen, wo er sonst stets morgens den Tag mit einer Zigarette begrüßt hat, während ich Kakao und Kaffee, Müsli und Tee zum Frühstückstisch jonglierte.

Vielleicht ist er ja auch krank. Oder ein Auslandssemester? Obwohl, so jung sah der gar nicht aus. Kann am Rauchen liegen, sagt man. Oder fastet er am Ende? Solche Leute gibt es ja auch. Einfach mal 6 Wochen aufhören. Hm.

Leute von Unto Others, Vault Dweller und Iron Scepter stressen hier mit einer Mischung aus Metal, Crust und Punk so dermaßen, dass man froh sein kann, sich bereits im Wochenende zu befinden. Portland liefert Grindcore, Salem den Trash und schon hat man 11 Songs aus der Best Of Metal Fabrik der 80er. Passt zum Kickflip üben und Dosenbierstechen.

Transylvanian Recordings. Auf LP und Kassette Ende Februar erschienen. Was hab ich eigentlich von dem ganzen Geld gekauft, das ich nicht mehr für Tabak ausgebe? Ah ja, Nikotinkaugummis C₂₂H₂₈N₂O. Geiles Zeug.

Contraband – Demo 24

Noch ein Reaper, noch ein Projekt von den Leuten, die sonst ihren Krach und die aufgestaute Wut in den Kellerräumen von Who Decides, Taking Meds, Into The Light, Such Gold, Hard To Know, Druse und vielen anderen Bands auskotzen. Geil, immer her damit.

In Rochester muss es ganz schön scheiße sein, wenn so viel Aggression und Angepisstheit dort in Hardcore Bands der Extraklasse kumuliert. Konsequenterweise haben sich die Überbringer der schlechten Nachrichten doppeldeutig einfach Contraband genannt.

Perfektes Tape für den Frühjahrsputz, wenn man sich nicht entscheiden kann, ob das noch sauber gemacht oder zertrümmert und weggeschmissen werden soll. Geiler Scheiß.

Head2Wall Records. Auf Kassette im letzten Sommer erschienen und mir irgendwie durch die geballte Faust gerutscht. Na sowas.

Persica 3 – Beauty In The Noise CS

Keine Ahnung, was mit 1 und 2 passiert ist, aber Nummer 3 macht wunderschönen warmen Bedroom Pop oder Dream Pop oder wie diese sanfte Musik zum Einlullen genannt werden soll.

Einflüsse aus den 60ern und 70ern klingen durch, spielen mit Seifenblasen, Pusteblumen und Regenbogenkreide und legen sich wie ein weicher Samtumhang über den grauen Alltag. Persica 3 aus Paris hat hier sein zweites Album veröffentlich und damit die Unbeschwertheit Deiner Kindheit in Musik gepresst. Kann man auch mit einen Poster zusammen kaufen. Alle Einnahmen gehen an das UN Flüchtlingshilfswerk, man könnte also auch gerne 2 kaufen.

Find ich super, ich leg mich wieder hin.

Hidden Bay Records. Auf Kassette am 21. März verfügbar.  Als Persika (frz. Persica) werden antike griechische Geschichtswerke bezeichnet, die das persische Achämenidenreich behandelten und im 5./4. Jahrhundert v. Chr. verfasst wurden. Oder eine Bio Freilandgurke. OK.

Cafard – Demo ’24 CS

Uffta. Richtig guter Hardcore Punk aus Montréal von Cafard. Dort, wo man offensichtlich noch immer angestrengt gegen meterhohe Schneeberge kämpft, haben die Leute von Youssouf Today, Michel Platinium und Cloaca ihren Weg zum Proberaum freigeschippt und sich mit energetischem Lärm warm gehalten.

Das bereits im Jahr 2023 aufgenommene Demo Tape der Kakerlaken wurde 2024 mühsam mit Schlittenhund zum Mastern zu Will Killingsworth gefahren, wo es dann seit letztem März ein ganzes Jahr herumlag. Glücklicherweise fanden die 5 Knaller ihren Weg zurück in die Metropole von Québec und konnten dort in das weltweite Internet geladen werden. Schön auch, dass die Themen der Songs zeitlos sind. Geiler Scheiß.

Dirty Slap Records. Auf Kassette erschienen. Und ihr wisst jetzt auch, was Kakerlake auf Französisch heißt.

Last Quokka – Take The Fight To The Bastards LP

Da ärgert man sich die ganze Zeit über schlaflose Nächte und die Gedanken drehen sich im Kreis und man weiß nicht, wie der ganze Apparat wieder funktionieren kann und dann kommen Last Quokka aus ca. 14.000 Kilometern Entfernung und erzählen, wie es geht. Den Spieß aus der veganen Schaschlik Wurst rausziehen und umdrehen!

Das vierte Album der Band bietet eine bissige Analyse der kulturellen Zweigstellen in Australien und macht die Erkenntnis, warum Kneipen so wichtig für das allgemeine Wohlgefühl sind, tanzbar. Die 11 Songs werden in bester Pub Rock Garage Punk Manier druntergesprudelt und man kann dazu klatschen, lachen, weinen, saufen. Prima.

Valve Records. Man ist sich nicht ganz einig, wann das erscheint, aber es wird es eine LP.
Es müssen im Übrigen alle mitmachen, Freunde. Nicht dass, ich wieder alleine mit meiner Mistgabel und der Fackel vor dem Bundestag stehe. OK – auf geht’s.

Pyrex – Body LP

Die zweite LP von Pyrex klingt ein bisschen nach einer härteren und schlechter gelaunten Version von den großartigen Video aus Austin. Das ist natürlich Quatsch. Die Band aus Brooklyn, die sich nach hitzebeständigem Glas benannt haben, ballern einfach 8 schnörkellose Punk Rock Knaller mit Hardcore Effet in die Magengrube und der leichte Hall-Effekt auf der Stimme erinnert mich ein bissl an besagtes Nebenprojekt des Bad Sports Sängers.

Manchmal ist das schon sehr assoziativ und schnell geschossener Mist, den ich hier fabriziere, aber bei dem Wetter bin ich lieber draußen bei der Tischtennisplatte als im Punk Rock Lexikon. Habt ihr auch nicht verstanden? OK.

Total Punk Records. Kommt heute raus. Entweder ich habe ein Fake gekauft, oder die Beschriftung des Glases ist nicht so hitzebeständig wie das Glas selber. Da löst sich die Skala ab, was für einen Messbecher ziemlich blöd ist. Braucht jemand einen Spucknapf? Schönes Wochenende!