Haggus – Destination Extinction LP

Montagmorgen und schon so einen ekelhaften Kram auf dem Teller liegen. Igitt. Herz, Leber, Lunge, Nierenfett, Hafermehl, Zwiebeln und Graupen in den Schafsmagen gepresst und zu einer windschiefen Wurst auf den Teller gekotzt. Puh, ich bekomme ja schon beim Gedanken an Graupen einen Würgereiz.

Oh, hab mich verlesen. Geht gar nicht um Haggis, sondern Haggus. OK, vielleicht könnte man aber auch zu meiner Verteidigung sagen, dass die Band aus Kalifornien schon seit über 10 Jahren diese schottische Spezialität quasi vertont und eine Fülle von Subgenres miteinander verwurstet, durch den Fleischwolf dreht und in den Rumpf von Hardcore zurückscheißt, um dieses seltsame Genre des Mincecore zu bedienen.

Alles verhackstückeln und zusammenrühren, bisschen Melodie darübergießen und ins Mikro reingrunzen, damit auch der Nachbarstall was davon hat. Wenn es euch heute Morgen so geht wie mir, dann versteht ihr bei den beiden Songs des neuen Albums sogar die Texte.

Tankcrimes. Erscheint auf einer lustigen Vinyl LP mit "Beach Slime" gefüllt. Limitiert und ausverkauft. Digital aber ebenso verstörend. Produziert von unserem Freund in Oakland, dem "Shrinkwrap Killer" Greg im Earhammer Studio.

Big – Small Scale EP 7″

Schöner Hardcore aus Oakland kommt hier unter den Hammer. Apropos. Der Typ von Blink 182 lässt sein Gemälde von Banksy bei Southerbys versteigern. Wenn ihr 6 Millionen Dollar habt, könnt ihr vielleicht per SMS mitsteigern.

Puh, Punk Rocker in Zeiten von Streamingdiensten heutzutage müssen auch zusehen, wie sie an Geld kommen. Da kann man nur viel Glück wünschen, sonst spielt der bald nur noch auf drei Basssaiten oder so. Jaja.

Also Oakland. Big sind vier Leute von dem äußeren Rand Kaliforniens, die Hardcore können. Das haben sie schon auf ihrem Demo vor zwei Jahren bewiesen. Und nun kommen sie mit ihrer Debüt EP um die Ecke, von der man erst einmal nur einen Song hören kann und dieser auch erst nach einer Minute so richtig anfängt, um dann 60 Sekunden Aggressionsbewältigungsstrategien musikalisch zu untermalen. Für den Rest der 6 Songs muss man bis Mitte März warten. Geiler Scheiß.

Forever Never Ends Records. Wird auf blauer Single erscheinen und im Bundle mit T-Shirts angeboten. OK. Das Motiv des Gemäldes von Banksy zeigt ein tanzendes Paar am Strand, hinter dem ein Tankschiff sinkt. Menschen in Schutzanzügen räumen ein Fass weg. Somit ist es ein echtes "Ölgemälde". Ha.

Marbled Eye – Read The Air LP

Aus der Kategorie "Frühlingsmusik für den Herbst" haben wir hier das letzte Album von Marbled Eye aus Oakland im Angebot. Veröffentlicht im März, aber mit dem Sound eines Post Punk Albums, das wunderbar zu Spätsommer- und Herbstabenden unter dem Heizpilz begrabend passt.

Relativ unbeweglich, bisschen monoton, bisschen phlegmatisch und doch wunderbar zu genießen. Es plätschert wohlig wie eine Tasse Tee mit Honig in die Ohren und lullt ordentlich ein. Vielleicht nicht die erste LP, um in das Party-Wochenende zu starten, aber bestimmt das beste, um am Montagmorgen mit Amphetamin-Kater nach Hause zu kommen und sich unter den besagten Heizpilz zu legen. Cool?

Summer Shade und Digital Regress. Auf letzterem sind auch die beiden ersten EPs kürzlich auf Vinyl erschienen. Guten Start in die Woche wünsche ich euch.

Smokers – The Rat That Gnawed The Rope LP

Ich persönlich bin zum Glück schon lange kein Raucher mehr, aber als echter Punk Rock’n’Roller muss ja eigentlich stilecht immer ne Kippe im Mundwinkel oder Hintern hängen, wenn man auf der Bühne oder unter der Dusche oder auf dem Schlauch steht.

Und wenn man schon "beruflich" so viel mit dem Rauchen zu tun hat, kann man sich direkt auch so nennen. So geschehen bei den taltentierten Musikern aus Oakland, die da namentlich Andy Asp (Nuisance, The Pattern), Cyrus Comiskey (Black Fork, Drunk Horse), Jim Nastic (Talk is Poison, Year Future), und Omen Starr (St. James Infirmary) sind. Ihr könnt an den Bands vielleicht schon erkennen, in welche Richtung das hier geht. Ja? Ich nicht.

Es ist aber wirklich eingängiger Punk Rock aus der Garage mit sehr viel Melodien und Power Pop im Abgang. Die Smokers sind schon ne Weile die Westküste der USA hoch und runter gefahren und haben dabei mit relativ bekannten Bands die Bühnen geteilt, wie zum Beispiel The Avengers, Jawbreaker, Samiam, Subhumans, Murder City Devils und vielen mehr. Puh. So viel Namedropping. Jetzt ist mir schwindelig. Oder es liegt am Rauchen.
15 Songs, richtig gute Unterhaltung für die Zugfahrt mit offenenm Fenster.

Mouth Magazine Records. Vor 2 Wochen auf Platte erschienen und vielleicht auch über Umwege irgendwann in Europa zu erwerben. Da sind aber ne Menge Kippen zu rauchen, bis die hier ankommen. Da hat man ja schon Krebs.

XUI – Realities E.P. 7″

Bringt es eigentlich Unglück, die neue Woche mit einer Band zu beginnen, die Pech heißt? Ich mein, ich sprech kein Vietnamesisch, das kann man ja dann gar nicht wissen, oder? Wird schon nicht so schlimm werden.

XUI aus Oakland stopfen auf jeden Fall ihre Debüt EP mit so viel Wumms und Aggression aus dem besten der 80er Jahre Hardcore voll, dass man direkt sein Black Flag Tattoo mit einem dieser neumodischen Pflegeprodukte aus der Drogerie einreibt und sich alter Zeiten aus dem Jugendzentrum erinnert, als man noch unironisch bei Straight-Edge Konzerten besoffen ins Mikro gelallt hat. Also Freunde von mir.

Geiler Scheiß – hat genau die richtige Energie, um einfach im Bett liegen zu bleiben.

Forever Never Ends Records. Klingt auch eher nach dem James Bond Titel als nach einem Hardcore Label, aber kann ja auch beides gehen, was solls. Auf Vinyl kürzlich veröffentlicht und zu kaufen auch. Vielleicht sollte man 2 davon nehmen, Minus uns Minus ergibt Plus und dann gleicht sich das Pech aus? Ach, ich dreh mich noch mal um.

Sectarian Bloom – S/T CS

Ziemlich guter Dark Post Punk Kram aus der Bay Area (Oakland, glaub ich), der kürzlich auf Transylvanian Tapes veröffentlicht wurde.
Die drei MusikerInnen von Sectarian Bloom klauen hier einfach kurzerhand bei allen Bands, die man auf dem schmutzigen Sektor zwischen Dark Wave und Death Rock im Matsch des Post Punks rumliegen sieht.
Warum auch nicht, machen ja eigentlich alle Bands, die sich diesem Sound heutzutage verschrieben haben – Musikalische Leichenfledderei. Und es funktioniert.

Klingt aber weniger nach Tod, als ich das hier beschrieben habe. Macht aber auch nicht lebendig.
Hm. Vielleicht der richtige Soundtrack für den Zustand zwischen den Zuständen? Alter…voll meta!

Kann man kostenlos herunterladen oder die Kassette für 6.66 Dollar erwerben. Oder beides.

New Flesh – The Absurd & Tour

Wusstet Ihr eigentlich, dass Oakland in Kalifornien eine der gefährlichsten Städte der USA ist? Dafür, dass diese popelige Stadt an der San Francisco Bay gerade mal 400.000 Einwohner zählt, gab es im Jahr 2012 über 3500 Gewaltverbrechen, davon 127 Morde. Da geht einiges. Schief. Keine Ahnung, warum ich das hier schreibe, ist mir nur letztes Jahr aufgefallen, als ich näheres zu der Band The New Flesh nachgelesen habe. Die kommen eben aus dem besagten Oakland und das Debüt Album Reality fand ich richtig gut – da wollte ich mal mehr Infos zu dem Umfeld haben und so, manchmal ist sowas ja interessant zu wissen. Doch so sehr mir auch die erste LP von The New Flesh gefallen hat, dieses mal geht mir der Gesang bereits nach 5 Minuten derartig auf den Sack, dass ich den Kram ausmachen und ein paar Worte in den leeren Raum hinein sprechen muss, um mich zu vergewissern, dass ich nicht auch so seltsam klinge. Was ich meine? Die Stimme klingt so, wie Jens Rachut das mal in dem Dackelblutsong Kinder kriegen Kinder beschrieben hat.

Er streicht es rot, wenn der Herbstwind tröhlt.

Das hab ich bis heute nicht verstanden. Tröhlen kam in meiner sprachlichen Sozialisation nicht vor, aber jetzt kann ich mir vorstellen, was das sein soll, wie das klingen soll. So, wie der Sänger von The New Flesh. Der tröhlt sich auf der neuen LP The Absurd durch 7 Songs, die mir alle überaus gut gefallen würden, wenn…nun ja.
Die LP wird im Oktober auf Deranged erscheinen und man kann sich das Album hier schon vorbestellen. Die Band bringt sich im übrigen bald in Sicherheit, denn Ende dieses Monats beginnt ihre Europa-Tour in Barcelona. Danach spielen sie auch einige Shows im sicheren Deutschland – vielleicht passt mir der Gesang live ja besser, ich werde es herausfinden. Tourdaten nach dem Sprung.