Leche – Miracle Whip-It CS

Bekloppter Tag heute. Heute ist ein Tag für Leche. Die Cowpunks aus Austin, wo man dieses Genre noch mit Fug und Recht an jedem Straßenrand an den Weidenzaun pinkeln kann, haben jüngst ihr tausendstes Album mit weiteren 32 verstörenden Hits veröffentlicht und spiegeln damit relativ akkurat meine Gedankenwelt wider.

Das ist wieder mal eine Sammlung von wirren Melodien und Punk Hymnen, die die Grenzen des Belastbaren austesten und wahrscheinlich in einem kompletten Durchgang nur mit einem Kanister selbst gebrannten Moonshines zu ertragen sind. Aber das ist ja Teil des Konzepts. Ganz geil.

Digital Hotdogs. Auf Kassette erschienen. Ich hatte versehentlich einen weiteren Tab mit Musik geöffnet und das ist mir erst nach dem Ende des Songs aufgefallen. Whip it good!

Chronophage – Musical Attack: Communist + Anarchist Friendship 7″

Eine neue Single von Chronophage aus Austin oder New York, wie schön. Vier Zeitfresser in Form von Indie Post Punk Hits, zu denen Punk Rocker nicht tanzen dürfen, aber heimlich beim Autofahren die Finger aufs Lenkrad tippen können.

Post Present Medium. Auf Single vor ca. 3 Wochen erschienen. Wie gut, dass es die ganze Zeit regnet, sonst würde man noch mit offenem Fenster auf der Straße ertappt werden.

Criminal Assault – Demo

Der Bandname ist ein bisschen redundant, oder? Fast schon tautologisch. Das ist ja so wie "leckeres Erdbeereis" oder "sinnlose Arbeit". Man kann sich eigentlich das Adjektiv sparen.

Obwohl, es gibt ja durchaus sinnhafte Lohnarbeit und die wird in Deutschland sogar alle 30 Jahre mit Applaus vom Balkon herab vergütet. Respekt.
Aber wer für Geld arbeitet, hat ja den falschen Beruf, ne?

OK, ja. Heute ein bisschen schlechte Laune, da hilft das Demo von Criminal Assault musikalisch auf jeden Fall drüber hinweg. Hardcore Punk Geballer mit mid-tempo Passagen zum Springen oder auf die Tastatur hauen.
Sieben tolle Knaller aus Austin.

Sound Grotesca. Bald kommt das auf Kassette heraus. Applaus!

Drip-Fed – Sold For Parts LP

Ich hab kürzlich gelesen, dass sich inzwischen schon über 110.000 hirntote Menschen in das Online-Register eingetragen haben, in dem die Entscheidung für oder gegen eine Organspende gespeichert wird. Demgegenüber sind die 8.500 Menschen, die auf der anderen Seite der Liste stehen und auf ein neues Organ warten, bevor sie hirntot sind, doch eigentlich überschaubar.

Da müssen wohl einfach ein paar Leute von den Listen sterben, sonst ist niemandem geholfen. Sorry.

Oder man macht es einfach so, wie Drip-Fed mit ihrem neuen Album suggerieren und verkauft seine Einzelteile an den Höchstbietenden. Nieren werden händeringend gesucht und die meisten Menschen haben zwei, da kann man richtig Asche machen.

Naja, musikalisch ist der neue Song dementsprechend auch von launigem Hardcore gezeichnet, der zwischen Post- und Punk- mäandert. Technisch versiert und mitreißend abgemischt, präsentiert sich die Band aus Austin zu ihrem 10. Geburtstag in bester Spiellaune und bester klanglichen Gesellschaft mit Bands wie Bronx oder Fucked Up. Ganz geil.

Head2Wall Records. Die LP mit 11 Songs kommt im Juni heraus. Bis dahin vielleicht schon einmal anfangen zu sparen oder mit dem Verkauf von überschüssigen Organen anfangen. Geld braucht man immer, aber auf ein Zwerchfell kann man auch verzichten.

Dregs – Enemy Not Me CS

Könnt Ihr Euch noch daran erinnern, dass die nicht ganz aldente Zwitschernudel Adele bzw. ihr Plattenlabel Sony für das gesamte beschissene Jahr 2021 die Presswerke für kleine Labels lahmgelegt hat, damit pünktlich vor Weihnachten das sensationell langweilige Album "30" in die Läden kam?

500.000 Stück wurden gepresst, um "die Nachfrage bedienen zu können". Keine Ahnung, wer diese Nachfrage errechnet hat, aber zumindest die Hälfte der LPs ging weg. Was macht man denn dann mit den restlichen 250.000 Platten?

Die ersten Exemplare wurden kürzlich in einem Goodwill in England entdeckt. Prima –  da haben wir schon einmal 100 – also ein Drittel der durchschnittlichen Auflage eines kleinen Labels. Und der Rest? Daraus werden dann wohl die Obstschüsseln und Wanduhren, die Fußbodenbeläge und Kunstobjekte, die eine IKEA-Familie so in ihrer individuellen Wohnung stolz präsentieren kann. Traurig.

Dregs aus Texas ist das wohl ziemlich egal. Die haben es mit ihrer Garage Punk Hardcore Mischung "nur" auf Kassette geschafft und diese Produktion geht relativ zügig. Nicht zu verwechseln mit den SxE Leuten aus Wien, die den gleichen Bandnamen haben. Der Abschaum aus Austin gefällt mir gut, die vier Leute bringen genug Energie auf, um meinen Hamster in seinem Rad genügend Angst zu machen und ihn zu Höchstleistungen zu treiben. Gut so, wir müssen alle auf alternative Energielieferanten zurückgreifen, um die 50-jahre alten Kühlschränke mit Bierflaschen weiterhin vereisen zu lassen. Cheers.

Digital Hotdogs bietet das digitale Würstchen Album für lau an. Bei der Band kann man ein paar Dollar spenden. Oder einfach die Kassette kaufen, solange die Industrie noch nicht errechnet hat, dass für das nächste Taylor Swift Album eine Nachfrage von 20 Millionen Tapes existiert.

Prince – s/t EPs

Jaja, is 1. April und so, aber diese Band gibts wirklich und die heißt auch wirklich so, wie der kleinwüchsige Tausendsassa, den man unter vielen Bezeichnungen kennt. Aber die Band hier, zusammengesetzt aus Leuten von Dude Jams, Wild America und anderen, klingt meiner Meinung nach wesentlich besser. Irgendwo zwischen Punk Rock, Garage, Indie und Power Pop oder so.

Viel kann man über die Band nicht herausfinden, was natürlich an dem bescheuerten Namen liegt. Nur mal auf die Schnelle soviel: Kommen aus Austin und haben im Februar ihre letzte selbstbetitelte 7″ veröffentlicht. Im Juli letzten Jahres haben sie ihre erste 7″ auf ADD rausgehauen, die mir sogar noch ein bisschen besser gefällt. Die hieß genauso. Könnt Ihr beide hier mal hören.