Rat Cage – Savage Visions LP

Habt Ihr auch den Verfassungsschutzbericht gelesen? OK, müsst Ihr auch nicht, ich fass die Eckpunkte mal zusammen.

Wir haben ungefähr eine gleichgroße Anzahl an sogenannten "Links- und Rechtsextremisten" in Deutschland (ca. 36.500 resp. 38.800). Die rechtsextremen Straf- und Gewalttaten beziffern sich im Jahr 2022 auf eine Summe von 22.357. Die linksextremistischen Straf- und Gewalttaten kommen lediglich auf eine Summe von 3847. Das sind nur 17.2% von den rechtsextremen Taten! Und da sind die Spinner von den Reichbürgern noch gar nicht mit eingerechnet.

Was war denn da los, Freunde? Nächstes Jahr möchte ich ein bisschen mehr Bemühungen sehen. Nicht immer nur reden und so, ne. Sonst müssen wir Euch irgendwann zurückstufen zu der Gruppe "Ver­fas­sungs­schutz­re­le­van­te De­le­gi­ti­mie­rung des Staa­tes" und Ihr malt wieder Protestplakate mit Wachsmalern und bekommt das Megaphon ohne Batterien.

Zur Motivation und Aggressionssteigerung empfehle ich die neue Platte von den sagenhaft schlechtgelaunten Rat Cage aus Sheffield. Hier kann man 11 mal bestauenen, wie sich Hardcore Punk im Jahre 2023 noch immer anhört. Wie vor 40 Jahren, wenn wir mal ehrlich sind. Uffta Uffta, Metalsoli, Riff Riff, Schrammel, Schreien, Beckenkrachen, mid-tempo auf die Fresse. Hier wird das Rad eckig gemacht und mit Nägeln gespickt. Das passt schon. Geiles Album.

La Vida Es Un Mus Discos. Auf rotem und schwarzem Vinyl. Weil Antifa, weißte. Herrje, nun kauft halt beide und nagelt sie Euch an die Wand. Vielleicht reicht das dem Verfassungsschutz ja schon, um Euch als Sympathisanten zu zählen.

Last Quokka – Unconscious Drivers LP

Das zweite Album der Burschen aus Perth, der "most isolated city in the world", kam zwar schon vor ein paar Wochen raus, ist seitdem jedoch kein Stück schlechter geworden.

Schöner (Post) Punk Rock der australischen Sorte mit schnoddrigen Passagen und guten Texten, harmonischen Melodien und melodischen Harmonien.

Die Band beschreibt ihre Musik selbst als antifaschistischen Punk. Das wirft die Frage auf, ob das nicht ein bisschen redundant ist. Ist der Punkmusik nicht eine Form des Antifaschismus inhärent? Ich frage für mein Soziologiestudium – brauche da noch ein Doktorthema, damit ich auf fremde Kosten nach Australien reisen kann, um mir die Last Quokka mal persönlich anzusehen. Sollen ja putzige Viecher sein.

Die Platte kann ich euch dann auch mitbringen, die ist nämlich hübsch rot und eh nur dort zu bezahlen (Porto und so).

Ihr wohnt vielleicht in der "most isolated" Stadt der Welt, aber ich komme aus dem "Knotenpunkt der Langeweile", aus dem "Herz der Ereignislosigkeit", wie man jüngst in der TAZ lesen konnte. Und auch aus mir ist nichts geworden. Geht doch.