Die Benjamins – In 10 Jahren / Pas De Deux 7″

Noch so eine Single mit dem Hit auf der B-Seite. Zumindest wenn man etwas einfacher und engmaschiger gestrickt ist wie ich. Oder muss es dann großmaschig und weitmaschig heißen? Hm. Hab mich ein bisschen im Bild verloren.

Auf jeden Fall sind Die Benjamins mit ihrer zweiten Veröffentlichung auch in diese Kategorie gepurzelt, da der Song "In 10 Jahren" zwar musikalisch ansprechend sperrig und einen angeschnallten post punkigen Zappelphilipp (Mit "ph" oder "f" und wie viele "l" sollen es sein?) der Marke Trend wiedergibt. Aber auf der B-Seite platzt der Gurt und Phillip kann so richtig auf die Kacke hauen. Da gibt’s einen Ohrwurm mit "Pas De Deux" und das Tanzbein tritt nach hinten vorne seitwärst aus. Feine Single, am besten nicht darauf achten, was A und B ist, ihr Freigeister.

Tomatenplatten. Am Freitag erschienen und kommt auf hübscher Single daher mit roter oder schwarzer Verpackung und inklusive eines Aufklebers der Bandmitglieder im Comic-Style. Montagmorgentanz, warum nicht.

Ausgebombt – Bomberliebe & Split EP 7″

Neue Singles aus der Erinnerungskultur des Antimilitarismus. Oder aus dem Kinderzimmer der Spielzeugsoldaten. Ich weiß es nicht. In Zeiten der endgültigen Wehrpflicht-Fantasien und dem Griff zur Bombe als Allheilmittel kommen auf jeden Fall Ausgebombt mal wieder aus dem Kellerasselloch herausgekrochen und werfen ein paar neue Lieder auf das Schlachtfeld.

Melodischer Oi Hard Rock Metal Punk aus Tübingen auf Deutsch und auf Englisch. Das ist ja mindestens interessant. Tolle Melodien in den Gesangslinien, dazu rockige Riffs aus dem Ärmel gebröselt, mit dicke Eier Attitüde und scharf geschnittenem Schlagzeugkrach in die Nase gezogen. Da hört man hin und wieder die Nähe zu Hysterese heraus und das hätte man so auch nicht vermuten können. Ziemlich gut.

Alle Singles, auch diese beiden, sind beim Label Kink Records zu bekommen.

Dazu gibts beim Label auch die ausverkauften Tapes inzwischen auf Vinyl, wenn ihr da Bock drauf habt. Ich hab mich schwer getan, ein Cover auszusuchen, die sehen alle furchtbar aus. OK.

Sulus – S/T CS

Sulus bedeutet auf Russisch so viel wie Zyniker und es leben davon soooo viele in dem riesigen Land, dass es einen ganzen Ort mit dem Namen gibt. OK, die Population beträgt gerade einmal 38 Personen und ein paar Eiszapfen, es gibt nur eine Straße und das Dorf liegt 9 km von Daktuy und 40 km von Magdagachi entfernt, aber wie viele Zyniker kennt ihr denn persönlich, die einen Kommune bilden? Egal.

Auf jeden Fall haben sich Timur, Marseille, Ignat, Dima und Sasha zusammengefunden und eine verbitterte Band gegründet, die dem 90er Jahre Emo Hardcore und 2000er Post Punk Indie Gedudel huldigt. Das machen die ganz gut und solange nicht versucht wird, melodisch zu singen, ist das Debüt der Russen auch ein gelungener Start.

Erinnert manchmal an solche Größen wie And The Winner Is oder Opiliones. Warum nicht.

Substance D Records. Soll auf Kassette erscheinen. Eine weitere Band mit einem Palindrom als Namen. OK.

Lebende Tiere – Uwaga CS

Schrammel Garage Punk aus Leipzig oder Berlin oder was weiß ich, die klingen ja alle gleich. Anfang 80er Charme mit Eiersalat und Schweineschmalz. Hat trotzdem noch genügend sympathische Melodien und aggressiven Druck, um das erste Herbstlaub aus den Gossen zu blasen.  Lebende Tiere. Schönes Ding.

Flennen. Auf Kassette erschienen und mit Speck eingerieben. Flutscht gut rein.

Flying Racoon Suit – Mothership

Mögt ihr eigentlich Ska und Ska Punk und so? Da gab es ja mal vor ein paar Jahren so ein kleines Revival, nachdem das Subgenre für mehr als eine Dekade für die meisten musikverliebten Menschen völlig zu recht in Vergessenheit geraten war.

Die Musik hat sich nicht wirklich über die Zeit verändert oder revolutioniert, wie denn auch, das sind immer noch Bläser und Off-Beat Strophen mit gelegentlich verzerrten Gitarren und Sprech- bis Trällergesang. Aber offensichtlich ist die Stimmung im Jungvolk wieder ein bisschen positiver und auf Skanking und Two Step eingestellt. Warum nicht. Ich bin da ja seit des Ska Dream Albums von Jeff Rosenstock wieder an Bord und verknote mir mit meinen Kindern die Beine.

Und ausnahmsweise kommt hier auch mal ein Song in den Dienstag, damit man nicht direkt in eine bewegungslose Septemberstarre fällt. Außerdem ein lustiger Bandname. Flying Racoon Suit aus Mississippi sind schon seit zehn Jahre diesem Irrtum aufgesessen und machen das richtig gut. So mit allem, was dazu gehört. Warum nicht.

Noch kein Label. Könnte aber sein, dass der Song zu einem neuen Album gehört? Spannend. In Deutschland ist man eigentlich nur eine ernstzunehmende Ska Band, wenn das Genre im Namen enthalten ist, ne? Umzugskarton. Bitte schön. Könnt ihr haben.

Svart Katt – Tills ingen längre minns LP

Mein Gott, diese Schweden haben aber auch teilweise ein Talent für Melancholie, das ist ja fast schon deprimierend. Dabei versteh ich nicht einmal, worüber die schwarze Katze hier singt. Naja.

Das dritte Album der Stockholmer Svart Katt kommt auf jeden Fall genau zur rechten Zeit, zum Übergang des Sommers in den Herbst. Wenn die Nächte wieder kälter werden und die Tage ein bisschen grauer und man den letzten warmen Sonnenstrahlen hinterherjagt, um noch den Rest aus dem Eisbecher auszukratzen.

Tolle Melodien, gespickt mit ein paar Dissonanzen und Kanten, die das traurige Ungetüm davon abhalten, in die Belanglosigkeit des Indie Pops abzudriften. Sehr schön.

Adrian Recordings. Kommt auf Vinyl ohne viel Farbe und Schnickschnack.

Another Fucking Problem – Are We Making You Sick EP CS

Zum Ausklang der Woche ein bisschen Hardcore aus Neuseeland. Genauer gesagt aus Auckland. Und noch genauer gesagt ist das Tāmaki Makaurau, wo Another Fucking Problem herkommen. So viel Zeit muss sein.

Die sind im Mai aufgestanden und haben uns 4 zauberhafte Hardcore Knaller vor die Haustür gekackt. Wundervoll. Das passt genauso gut zur schlechten Laune auf dem Weg zur Arbeit wie zur guten Laune auf dem Weg ins Wochenende. Kommt drauf an, wie mans hört.

Probierts mal aus.

Noise Merchant. Ist jüngst auf Kassette erschienen. A Seite für den Weg zur Arbeit und B Seite für den Weg ins Wochenende. Wie praktisch.

The Prize – In The Red LP

Habt ihr euch jetzt eigentlich schon überlegt, wie ihr eurem Land dienen könnt, wenn ihr schon zu alt für die Armee und zu doof für die Feldküche seid? Ich auch nicht. Aber es gibt ja auch Wichtigeres.

Das erste Album von The Prize aus Melbourne zum Beispiel. Das lauert um der Ecke. Und da wird man wohl dieses Jahr nicht drum herum kommen, die können das einfach mit diesem Garage Power Pop Gedudel. Da fragt man sich doch, wieso eigentlich nicht alle Bands mit 3 Gitarren spielen, das wirkt ja hier wie geschummelt.

Toller Song vorab, das macht Appetit auf den Rest. Insgesamt 11 Ohwürmer wird es geben, 2 davon kennt man schon von der ersten Single. Also insgesamt kommen dann, ähm, 8 neue Songs auf LP. Toll.

Goner (USA) und Anti Fade (AUS). Kommt auf mindestens zwei verschiedenen Vinylfarben im September raus. Leider kein Camouflage. Sorry, Leute.

O-D-EX – Talents EP

Ach schau an. Da versteckt sich der Mind Spider unter einem anderen Namen und macht den gleichen Quatsch nur in Grün.

O-D-EX sind laut eigener Angabe aus Texas und machen Machine Punk, was jetzt auch ein bissl ein komisches Genre ist, aber heutzutage muss man ja mit etwas Neuem um die Ecke kommen, um altbewährten Sound zu beschreiben, sonst würde man ja zugeben, immer wieder den gleichen Kram zu veröffentlichen. Und wenn es dann halt nur ein neuer Name und ein neues Genre sind. Ha.

Mark Ryan in Hochform und inzwischen ist das Projekt zu einem Trio gewachsen, nachdem die LP im letzten Jahr noch zu zweit eingespielt wurde. Naja. Eingespielt.
Schöner Synth Punk der Geschmacksrichtung Mark Ryan.

Nur digital, ohne Label. Odex ist ein Wirkstoff im Deo. Zinkricinoleat. Könnte man als Wink mit dem Zaunpfahl verschenken, die EP.

Leche – Miracle Whip-It CS

Bekloppter Tag heute. Heute ist ein Tag für Leche. Die Cowpunks aus Austin, wo man dieses Genre noch mit Fug und Recht an jedem Straßenrand an den Weidenzaun pinkeln kann, haben jüngst ihr tausendstes Album mit weiteren 32 verstörenden Hits veröffentlicht und spiegeln damit relativ akkurat meine Gedankenwelt wider.

Das ist wieder mal eine Sammlung von wirren Melodien und Punk Hymnen, die die Grenzen des Belastbaren austesten und wahrscheinlich in einem kompletten Durchgang nur mit einem Kanister selbst gebrannten Moonshines zu ertragen sind. Aber das ist ja Teil des Konzepts. Ganz geil.

Digital Hotdogs. Auf Kassette erschienen. Ich hatte versehentlich einen weiteren Tab mit Musik geöffnet und das ist mir erst nach dem Ende des Songs aufgefallen. Whip it good!