Distance – Le Décor EP

Gibt es sowas wie Posi-Deathrock? Ach, diese bekloppten Genre Schubladen werden noch einmal mein Ende sein. Die fünf Franzosen aus der Distance in Bordeaux zaubern auf jeden Fall auf ihrer Debüt EP eine schöne Mischung aus Post Punk mit Melodie und Garage Rock mit kalten Füßen aus dem Hut und positionieren sich damit irgendwo auf dem Schulhof zwischen Gummitwist und den Tischtennisplatten.

Melodiös und verspielt, aber rau und hart. Kaugummi mit Biergeschmack vielleicht? Ziemlich gut. Also die Band, das Kaugummi spucke ich im hohen Bogen in dein Rotweinglas. Prost.

Sabotage & Dans Le Vide. Da soll irgendwann Vinyl erscheinen und vielleicht auch was auf Kassette? Keine Ahnung, digital sind die 6 Songs schon erschienen und das muss erst einmal reichen.

The Pennys – S/T 12″

San Francisco Occult Heartbreak Pop. Viel mehr Worte braucht es eigentlich nicht, um mich anzulocken. Die Musik von The Pennys kommt etwas grobschlächtig daher, ärgert sich nicht über schiefe Harmonien oder Rauschen im Hintergrund und macht deswegen genau alles richtig, um nicht langweilig und austauschbar zu wirken.

Keine Ahnung, was okkult an dem Quintett ist? Der Song, den man jetzt schon einmal hören darf, ist einfach nur ein poppiger Abgesang über eine verflossene Liebschaft, aber das Wort "Kerze" kommt vor. Vielleicht reicht das schon. Schön.

Mt.St.Mtn. Kommt auf 12″ raus und ist auf 100 Stück limitiert. Mal sehen, ob ein paar davon den Weg über den Ozean schaffen. Kann man jetzt vorbestellen, sind 6 Songs und bis zur Zustellung und/oder Veröffentlichung kann man sich auch das Video zu dem Song "Say Something" ansehen.

Aldi Ost – S/T 7″

Ob wohl der fiktive, ostdeutsche Part des Aldi Konzerns genauso kleine Eier hat wie die Schlappschwänze von Aldi-Süd und vor dem mächtigen Präsidenten der USA einknickt, wenn es um Diversität geht? Einfach mal sämtliche Informationen über Initiativen zu Diversität, Gleichstellung und Inklusivität (DEI) von der Webseite mit Jobangeboten und Karrieremöglichkeiten genommen.

Danke, ALDI – schöne Grüße in den Arsch von Trump & Musk. Wir sollten uns merken, wer höchstwahrscheinlich in Zukunft nicht auf unserer Seite steht. Aber im Osten weht bestimmt ein anderer Wind, oder?
Wie dem auch sei. Geiler Bandname der Reinkarnation von den Dead Kennedys. Aldi Ost – Alles richtig gemacht.

Sabotage. Auf Single erschienen. Opportunismus führt nicht zum Erfolg. Die Frage ist nicht, was nützt es mir, sondern wem nutze ich?

Roberta Lips – En Plein Cœur 7″

Eine lustige Mischung aus quietschvergnügtem Keyboard Power Pop und zuckerfreiem Punk Rock kommt da in Form einer runden Vinylscheibe ins Haus geflogen.

Roberta Lips macht sich an den Frühjahrsputz und fegt noch schnell vor dem Umstellen der Uhrzeit die Reste aus den 60ern und 70ern in die vier Songs der Debüt Single. Das hat den Charme eines rotweingetränkten Baguettes zum Frühstück an der Atlantikküste und passt am besten zu einer hektischen Fahrt auf dem Roller zur Kneipe, bevor die Pforten und Zapfhähne eine Stunde früher schließen.

Trifft mich nicht mitten ins Herz, sondern ist eher so der Bauchschuss, aber die Veteranen sagen immer, da hat man länger was von. OK. Hübsch.

Le Cèpe Records (Paris) und Flexidiscos (Valencia). Da auf Französisch und Spanisch gesungen wird, ist das nur konsequent. Kommt letzten Freitag raus, als es noch früher spät war. Das geht mir alles zu schnell mit dieser Zeit.

Licklash / Scud – Split 7″

Ah, die Split Single. Unser Format des Herzens. Dieses Mal mit zwei Bands aus Melbourne, die tatsächlich auch beide letztes Jahr den Support für Jack White gespielt haben. Aber in Australien läuft das ja eh anders, da finden sich auch Pub und Punk Rocker in den Charts wieder.

Licklash und Scud spielen beide rotzigen Power Pop oder poppigen Kneipen Rock, wie man’s nimmt. Scud schummeln mit ihrer vertonten Ophidiophobie sogar eigentlich einen zweiten Song auf ihre Seite, aber da war halt noch Platz auf dem digitalen Vierspurgerät. Licklash dudeln einfach nur sehr angenehm eine Ode an ihren Vorort ins Ohr und sind soundtechnisch ein bisschen in der Nähe von Amyl & the Sniffers, wenn die noch interessant wären. Cool.

Roolette Records. Im März noch auf ganz vielen quietschbunten Vinylscheiben erhältlich gewesen. Jetzt noch auf grün, aber naja, Porto. Bestes Format. OK.

Butrón – ¡Mentira! 7″

In NRW gibt es jetzt bald die Polizei der Polizei. Ihr könnt da zu den "unabhängigen Polizeibeamten" hingehen, wenn ihr Probleme mit einem prügelnden Beamten habt und die schreiben das dann auf und schmeißen den Zettel weg.

Kurzer Dienstweg, keine langen Verhandlungen mit immer wieder denselben Ergebnissen, Staatsanwaltschaft wird entlastet. Win Win Winnetou.

Was ich auch nicht verstehe ist Spanisch, aber das hält mich trotzdem nicht davon ab, immer wieder mit eingängigem Garage Punk von der iberischen Halbinsel meinen Lambada-Kurs zu malträtieren. Gestern haben wir zu Butrón getanzt und es sind nicht wenige Stühle dabei geflogen, was ich als Erfolg werte. Die drei Nager liefern mit dem 4 Song Debüt eine ordentliche Mischung aus Pop Punk und Garage, Rock’n’Roll und Punk Rock ab, was ein bisschen mit dem Titel der Single kollidiert ("Bullshit"), aber Selbstkritik ist natürlich immer lieber gesehen als Eigenlob. Cool.

Jarama 45RPM Records. Kommt im April auf Vinyl. Digital jetzt schon zu erwerben und für jede Tanzschule geeignet. Nicht zu verwechseln mit der Band aus Madrid, die nicht mal die Eigenheiten ihrer eigenen Sprache berücksichtigt und sich mit einem Umlaut schreibt. Tss.

Personality Cult – Dilated LP

Nanu, das letzte Album unserer heutigen Ablenkungsstrategie ist auch schon wieder 5 Jahre alt. Toll, dass jetzt die dritte LP von Personality Cult in den Startlöchern steht und Anfang Mai veröffentlicht wird.

Bis dahin kann man schon einmal 2 von den 10 neuen Songs anhören und begeistert feststellen, dass die Band um Ben Carr (Paint Fumes, Natural Causes) noch mehr Melodien auf den Straßen und Garagen von North Carolina gefunden hat, um die exzellente Mischung aus Kaugummi, Garage und Pop Punk Weirdness in den Gehörgang zu drücken.

Das Cover ist bestimmt künstlerisch höchst wertvoll, aber dennoch kacke. Schön.

Dirtnap Records. Erscheint auf Vinyl in gelb, wenn man in den USA bestellt. Oh, das reimt sich. In schwarz wird es bestimmt auch toll klingen. Hm, das nicht.

Rags – S/T CS

Sowas nennt man also Fastcore? Hm, da kenn ich aber ein paar Mädels aus der Grundschule, die schon flotter auf ihrem Cajon herumprügeln. Na, was solls. In Italien drehen sich die Uhren einfach ein bisschen langsamer, was ja auch angenehm sein kann.

Rags spielen erstklassigen Hardcore mit mehr Breakdowns als Geballer und mehr Hass im Blut und Stimme als ich Parmesan auf meine Nudeln reibe. Leider wurde beim Mastern vergessen, die Lautstärke ein bisschen anzuheben, aber trotzdem geiler Scheiß.

Noise Merchant. Auf Kassette erschienen. 8 Songs unter 10 Minuten könnte allgemein noch als superfast gelten, aber 8 Songs über 9 Minuten ist dann auch nur Mittelstrecke. Reicht für mich.

Eat Avery’s Bones – S/T CD

Auch vor 20 Jahren haben verrückte junge Menschen schon kauzige Musik gemacht, die heute noch genauso den Gehörgang verklebt wie zeitgenössische Quietschtöne von modernen Punk Rockern, die künstlich mit Eiersalat an der Perfektion vorbei produzieren, damit es noch in die Schublade mit dem "Seltsam"-Aufkleber passt.

Da muss man sich teilweise ein bisschen durchqälen und zäh bleiben, es kostet ein bisschen Kraft, aber das passt zu einem Montag. Eat Avery’s Bones waren oder sind eine lustige Truppe aus Denton in Texas, die ihre Musik selber als Aufmerksamkeitsdefizitstörung bezeichnen. Das klingt alles ein bisschen so, wie das Cover aussieht. Passt.

Trading Wreckage. Frühe Aufnahmen der Band aus dem Jahr 2006 gepaart mit Stücken von einer 7″ und sonstiger Kram. Ziemlich seltsam.

Monomonaco – Yeah Yeah LP

Das könnte ein spannendes Album werden, was Monomonaco da im April veröffentlichen wollen. Das Artwork sieht zwar auf den ersten Blick nach einer Mischung aus heimatlicher Folklore und verspießter Harmlosigkeit aus, aber schaut man genauer, erkennt man in dem süßen Hündchen das schlummernde Monster, das gerade sein nächstes Opfer kaltblütig anvisiert und dessen abgrissenen Schädel in die Schrumpfkopfsammlung einplant.

Vielleicht lässt sich so das gesamte Album der Band beschreiben, wer weiß. Der Song, den man vorab schon mal als kleinen Lutschbonbon vorkosten kann, schmeckt auf jeden Fall lecker nach bissiger Gesellschaftskritk in waviger Schrammelpunk-Manier. Ganz geil.

La Pochette Surprise. Kommt auf schwarzem und clear Vinyl. 12 Songs. Mit Leuten von King Khans The Shrine, Suck, Catch As Catch Can – ein Best of Kassel also. Yeah. Yeah.