Class – A Healthy Alternative LP

Ich war gestern so müde vom stressigen Wochenende, dass mir mein Gehirn heute Nacht eine Portion "Jetzt fallen mir alle Zähne aus" mit "Zurück in die Schule, Du musst noch mal Deinen Abschluss machen" spendiert hat. Puh, war ich froh, als der Wecker gerade geklingelt hat und ich mich endlich wieder mit meinen schiefen Zähnen in den Berufsalltag knien durfte. Danke.

Apropos Schule. Class haben mal wieder ein neues Album herausgebracht. Ich glaub, seitdem ich das letzte Mal nach der Band aus Tucson in Arizona geschaut habe, sind da schon ein paar Alben aus der kreativen Feder entsprungen. Na sowas. Die Cover werden zwar nicht hübscher, aber dafür ist die Musik komisch geworden. So mit Saxophon und Synthesizer und das steht der Band ausgezeichnet.

Richtig gutes Album für einen langen Tag im Bushäuschen, auf der Flucht vor dem Regen, die neuen Tanzschritte übend. Rock’n’Roll und Garage Glam. Power Pop und Proto Punk. Zusammengewürfelt und einen Pasch gehabt. Super.

Feel It. Auf Schallplatte erschienen. Während man im Englischen wie auch im Deutschen sagen kann, etwas habe Klasse, wenn man meint, etwas sei besonders, sagt man analog im Französischen dazu "Es ist der Fuß!". Keine Ahnung, ob das eine gesunde Alternative ist.

Misanthropic Minds / H​ä​peä – Split EP 7″

Ahh, Split Singles. Was für eine tolle Erfindung für die kleinen Möchtegern-Punker, die auf Konzerten verschwitzt in den Distro-Kisten der ortsansässigen Händler herumgrabbelten, um ein paar neue geile Bands kennenzulernen, ohne zu viel Kohle auszugeben. Also ich.

Was hab ich da nicht für tolle Sachen gefunden. Born Against haben tolle Split Singles gehabt. Oder die Splits auf Dirtnap, die waren auch nett.
Irgendwelche Leute haben dann immer versucht, einen Gewinner von der Split zu ermitteln, weil es im Leben nichts gibt, wo Wettbewerb keine Rolle spielt. Ganz schön arm. Naja, wir sind ja unter uns Hippies hier und finden alles dufte.

Misanthropic Minds aus Kanada sind genauso BallaBalla wie Häpeä aus Finnland unterwegs zum Beispiel. Beides erstklassiger Hardcore Punk mit ordentlich Scheppern und Quietschen und Schreien, dass es eine wahre Freude ist. Beide Bands liefern 3 kurze Knaller ab, die aber ausreichend transatlantische Energie versprühen, um den gesamten Freitag noch im Büro auf einer Arschbacke abzusitzen, damit man besser furzen kann. Geiler Scheiß.

Sewercide Records. Auf 7″ am 3. Oktober erschienen. 350 schwarze Scheiben. Keine Spielerein, keine Farben, einfach ne Split Single. So wie früher. Misanthropic Minds sind die Gewinner. Nee, stimmt nicht. Häpeä. Hm.

Crime Waves – II (Demos & Outtakes) CD

Na sowas, manche Synth Punk Garage Bands haben am Ende der Probestunde noch so viele tolle Demos und Outtakes übrig, die allesamt besser klingen als der meiste Kram, den ich auf meinem Keyboard im letzten Jahr zusammengeschraubt hab. Frustrierend.

Aber man muss auch einfach neidlos anerkennen, dass Crime Waves mehrere Händchen für eingängige Melodien hatten und diese nun zum Glück posthum aus dem Archiv ausgebuddelt wurden. Also die Händchen. Ach, egal.

Ein paar Garage Punk Hits, ein paar Synthies und dazu eine Prise Cover Songs aus dem Proberaum der Samstagabendparty und fertig ist das schwedische Gartenhäuschen. Sehr schön.

Helevete’s Kitchen. Auf CD erschienen. Haha. CD. Macht doch, was ihr wollt.

Rowdy – S/T LP

Rock’n’Roll! Rowdy aus dem großen und weiten Texas sind die etwas räudigere Variation von Romero aus dem großen weiten Australien.

Richtig tolle Melodien, großartige Sängerin, gerade genügend Knarzen aus den Verstärkern – kurz vor Fuzz, kurz nach verzerrt – und ordentlich schepperndes und klatschendes Schlagwerk. Super Platte von den Leuten, die man vielleicht aus Goldie Dawn oder den Hex Dispensers kennt.
Mit dem Namen werden sie auf den Straßen und in den Bars in ihrem Heimatstaat gewiss nur auf 12 Millionen gleichnamige Bands treffen, die von Country über Metal bis Electro-DJ jedes Genre bedienen. Vielleicht sollte man doch mal anfangen, diesen vermeintlich individuellen Bands einfach Nummern zu geben. Schaut euch Blink oder Sum an. Höhö.

8 Songs, Cover ist farblich mit der Jahreszeit abgestimmt und mit dieser wunderbar eingängigen Mischung aus Power Pop, Rock’n’Roll und Glam kann man wunderbar das Laub auf der Straße wegblasen. Cool.

Drunken Sailor. Rote und schwarze Platten im Angebot. Im Gegensatz zu Romero bringen Rowdy direkt ihre durchschnittliche LP heraus, um dann erst die Hit Single mit zwei sehr starken Songs zu veröffentlichen. Ha.

Pooched – Pooched / Tercel LP

Bevor der Sommer komplett zu Grabe getragen ist und das Wetter mir nur noch ungemütlich matschigen Post Punk und gemütlich warme Marshmallows in die Gehörgänge drückt und meinen Geschmack verklebt, muss ich schnell noch eine Überdosis sonnigen Pop Punk in Schokolade dippen und durch die Pauken- und Trompetenröhrchen am Trommelfell vorbei in den Hippocampus schieben.

Wieso dann nicht gleich einfach zwei Alben zum Preis von einem, damit es sich auch lohnt? Pooched aus Victoria in Kanada haben zwei Alben irgendwann in den letzten 5 Jahren aufgenommen und digital veröffentlicht, aber jetzt tatsächlich bemerkt, dass die einzeln zu kurz für ne LP und zu lang für ne Single sind. Also packen sie beide zusammen und veröffentlichen das auf zwei Seiten einer 12″ Schallplatte. Nett.

Poppiger Skate Schrammel Core zum Wackelpudding lutschen und Kaugummi kauen. Cool.

Bloated Kat Records. Auf buntem Vinyl im November verfügbar. Von unserem Freund Greg in Oakland gemastert und recht enthusiastisch vom Label beworben:"Should be shipping Early November. I’ve never heard that band, but I bet they suck."

Cosey Mueller – Soft Core LP/CS

Unterkühlt und knitterfrei kommt der Berliner Synth Post Punk aus dem Atomschutzbunker heraufgeweht und vernebelt mit 40 Jahre alten Sounds und dem Duft von modriger Herzwärme die kühlen Nebelschwaden der Götterdammerung. Guten Morgen.

Cosey Mueller liefert mit ihrem dritten Release eine wunderbare neue Portion aus der unentspannten und nervösen Genreecke, die als Softcore bezeichnet wird, aber irgendwie teilweise härter rüberkommt, als der Berliner Winter.

Grauer Coldwave und bunte Pillen zum Frühstück. Hallo Herbst.

Static Shock. Auf limitiertem Vinyl und limitierter Kassette und nicht limitierten Vinylschallplatten am Tag der Deutschen Einheit erschienen. Anachronistischer Elektrotanz für ganz Deutschland aus der Hauptstadt. OK.

Breech Boys – Greetings From Paradise 7″

Na, werdet ihr nicht so recht wach und kommt nicht in die Puschen, weil es draußen den ganzen Tag dunkel ist und eure verklebte Seele immer schwerer wird und euch in den herbstlichen Depressionsschlund hinabzieht? Da kann man leider nichts machen und ich weiß keinen Rat.

Aber seitdem ich die neue EP von den Breech Boys als Weck- und Klingelton installiert habe, springe ich morgens sofort auf und bin hellwach am Telefon.
Die Verrückten aus Kelowna in British Columbia knallen mit ihren 5 Hardcore Punk Songs derart mit der Peitsche, dass totgerittene Pferde wieder über den Paddock galoppieren. Geht manchmal sogar ein bisschen in die Richung von Heihaizi.

Tolle Single, bekloppter Name. Egal. Andersherum wär schlimmer.

Slow Death Records. Auf 216 limitierten Vinyl Singles Ende September erschienen. Immerhin hat man sich mit dem bekloppten Bandamen auch zu einem hässlichen Cover hinreißen lassen. Konsequent.

Inepsy – See You In Hell EP (Reissue)

Um das mal klarzustellen: ihr dürft eure Haustiere essen, wenn sie aus unerklärlichen Gründen einfach tot umfallen oder die Goldfische ertrinken oder der Wellensittich gegen die Wand fliegt. Ihr dürft den Kram nicht aufm Flohmarkt verkaufen, das geht nur mit allen (!) anderen Tieren, aber zuhause ist egal – schmeisst den Hamster auf den Grill.

Wie wussten Gorilla Biscuits schon? Cats and Dogs have all the luck.

Also, die Moralpolizei hat in Deutschland gesagt, es sei nicht cool, Hunde und Katzen zu verspeisen, dafür müsst ihr in die Schweiz fahren, die sind da flexibler. Solltet ihr für den heutigen Feiertag noch nichts für die Familie im Ofen haben, schaut doch mal, wie es Fiffi oder Minka geht…

Und dann sehen wir uns in der Hölle wieder, wenn man Inepsy Glauben schenken möchte. 4 lebensfrohe und erquickende Songs über biologische Kriegsführung, Zeitbomben, heiße Glut für die Hammerschmiede und den obligatorischen Sensenmann, der alles beobachtet. Auch Dich beim Verzehren Deiner Haustiere. Metal Punk aus Quebec City. Gibts auch schon seit 26 Jahren. Das hier ist eine neue Auflage ihrer Debüt EP, die im Jahr 2002 erschienen ist, aber jetzt von Enthusiasten aus Oakland noch einmal ausgegraben wurde. Zur Feier des Tages. Mahlzeit!

Tankcrimes. Die bringen gefühlt den gesamten Backkatalog der Band noch mal raus. Die EP als grüne 7″ Single und dazu jede Menge anderen Kram. Schaut mal selber.

Sinthome – L’Ombre des Croix LP

Herbstlich, dunkel, unterkühlt und französisch. Eigentlich die beste Stimmung für ein Fass Rotwein am Vorabend des 3. Oktobers, den man nur in schwermütiger Weindepression ertragen kann. Vielleicht bin ich einfach nicht patriotisch genug oder umarme die neuen Bundesländer auf meinem Deutschland-Globus nicht häufig genug, aber ich hab das Gefühl, hier gibt es nicht viel zu feiern.

Aber ihr dürft gerne, Danke vielmals für den freien Tag und so.

Unterdessen kommt passend zur Stimmung ein neues Album von den Cold Wave Post Punkern aus Frankreich. Ich will ja nicht auf der Schnöseligkeit der Formulierung herumreiten, mit der das Album von Sinthome beschrieben wird, aber was sind denn bitte "Arpeggien" und wer hat das schon einmal außerhalb von Musikschulen oder Scrabble-Gruppen gehört?

Die Antwort erfahrt ihr beim Hören der 8 Songs, die irgendwo zwischen Synth und New oder Cold Wave herumwabern. Ist also mehr Wave als Punk, aber wie schon gesagt, Stimmung. Freier Tag – macht was draus.

No Way Asso (FR), Table Basse Records (CH) und Skank Bloc Records (FRA/IT). Auf 200 limitiert und auf 33 1/3 Umdrehungen fixiert, damit die Noten eines Akkords auch sauber hintereinander und nicht gleichzeitig gehört werden können. OK.