Foil – Foiled CS

Schön stressiger Post Punk Hardcore mit zu viel Schwung aus dem Bett gehüpft und die morgendliche Selbstüberschätzung direkt beim Schwindelanfall auf dem Weg zum Klo bereut.

Das vertonte Ritual der alltäglichen Streiterei ums Zähneputzen und die richtigen Klamotten fürs passende Wetter anzuziehen kommt heute von Foil und ist mit 13 Songs so richtig schön anstrengend, wenn die Fahrt ins Büro nicht motivierend genug ist. Kennt ihr vielleicht von der Split mit Zhoop? Oder hatte ich die hier gar nicht? Hm. Naja, dann eben was Neues aus der Heimat des amerikanischen Jazz Museums. In Folie eingewickelt und frisch geblieben.
Eigentlich ist die Band als kleines Nebenprojekt von Jame Mendenhall (Dumpster Rats, Sarin Reaper) entstanden, um nur Songs heimlich im Kämmerlein aufzunehmen, aber dann wurde schnell erkannt, dass die Leute komplett durchdrehen, wenn man die entartete Kunst dann live spielt. Na also.

Dirtbag Distro & Popular Affliction. Vor ein paar Tagen auf Kassette erschienen. Jame Mendenhall ist im übrigen auch verantwortlich für erstgenanntes Label. Ja.

VR Sex – Hard Copy LP

Da hat der schrullige Millardär also einem Menschen einen Chip ins Hirn gespflanzt, um ihn mit Twitter, Pardon, X zu verbinden und ähm, live aus dem Krankenbett x-en zu lassen. Oder ähnliches, ich war nicht dabei.
Die computergestütze Augmentierung des Menschen hat begonnen, hurra – ich hab so gerne dieses Spiel damals gespielt – Deus X, bei dem man sich selbst nach Belieben "verbessern" kann. Der Protagonist startet das Spiel mit einem sogenannten "Infolink", mithilfe dessen er kommunizieren kann – also quasi das Gegenstück zu dem nun verpflanzten Chip.

Darauf aufbauen können dann aber recht schnell Muskelmasse, Sehleistung unnd Heilungsprozesse verbessert/erweitert werden. Und naja, Unsichtbarkeit, Schutzschild, blabla, ist ja schließlich ein Spiel. Mal sehen, wann Realität mit Phantasie gleichzieht und die ersten Supersoldaten in Deutschland herumlaufen, die alle wie der stramme Niedersachse Boris aussehen. Sorry, bin ein wenig abgedriftet.

Passend zum Thema eine neue Platte von dem VR Sex Typen, der jetzt 4 Freunde eingeladen hat, um aus dem Projekt eine richtige Band zu kneten. Hat wohl funktioniert. Die L.A. Boys haben sich im Proberaum eingeschlossen und 10 Songs aufgenommen, die auch wieder in die Post Punk Richtung wandern, aber auf dem Weg sehr viel von Synth Pop Punk und Garage aufsammeln, um diesen Spaziergang nicht allzu langweilig werden zu lassen. Beim ersten Song kann man das schon wunderbar hören. Eine Mischung aus Mind Spiders und Shrinkwrap Killers, die sich auf fast 5 Minuten austoben. Sehr cool.

Dais Records. Das Album erscheint erst im März. Bis dahin sind wohl die ersten Lötstellen des Chips bereits verrostet, aber wir sind live dabei und können mitlesen. Cool.

Astrel K – The Foreign Department LP

Ihr kennt das ja inzwischen, dass am Montagmorgen eher seichte Klänge über dieses Ding hier laufen. Das wird auch heute nicht anders, denn Astrel K liefert mit seinem neuen zweiten Album einen wunderbar smoothen Einstieg in die Werktagsdepression, der sich hervorragend als Beruhigungspille für den Start in die Rush Hour eignet.

Man kann zwar erst einmal nur einen Song von den 11 Stücken hören, aber der dauert ja auch epische 4:29 und ist somit ausreichend lang für eine ganze Runde OHM AH HUM Mantra. Hurra. Klingt ein bisschen wie die Musik zu einem Filmabspann, dessen Drehbuch ich noch nicht fertig geschrieben hab. Schön.

Tough Love. Das Album erscheint erst am 08. März, aber dann auch auf LP und CD.

Sex Mex – Cold, Not Cute CS

Fürs Wochenende eine kleine Synth-Punk Pop Perle. Könnt Ihr mit kuscheln, zum Tanzen ausführen oder einfach nur mit Wodka bespritzen und in Speed ausbacken. Keine Ahnung, was ihr so an den freien Tagen macht. Ein Song jetzt, den Rest gibt es Ende Februar. Sex Mex ist King, aber Finger weg von Sonic, Du Penner.

Kann man auf Kassette (5) günstiger kaufen als die digitale Verison (10). Auch schön.
Ich muss am Wochenende alle Kirchen niederbrennen, könnte aber noch Hiilfe gebrauchen. Sagt Bescheid.

Billiam / Revv – Split 7″

So sehr ich den Billiam auch mag, auf dieser Split Single muss er den Thron verlassen und ihn an Revv übergeben. Dieser rotzige Garage Punk aus einer Stadt in South Australia (Mount Gambier – "bum fuck town") ist einfach seit ein paar Jahren ungeschlagen supergut.

Ich glaub, Billiam selber hat die Band mal gelobt und beworben als "Pause von deinem dummen Leben, die du so dringend brauchst". Noch eine tolle Ein-Mann-Band aus Australien. Richtig gut – hört euch auch die anderen Sachen an, so viel gibt es da noch nicht. Hatte ich den nicht schon mal?

Goodbye Boozy. Kommt bestimmt bald auf ner schicken und sehr limitierten Single raus, die innerhalb von 2 Minuten ausverkauft ist. Vielleicht gefällt es auch digital? Nutzt sich nicht so ab (Geheimtipp).

Fun Total – Tristesse LP

Ich glaub, früher hat man dazu "intelligenter Punk Rock" gesagt, weil es deutschsprachig ist und man auf einmal gezwungen wurde, auf die Texte zu achten. Und wenn dann nicht nur saudumme Parolen gegröhlt werden, ist das direkt intelligent, ähnlich wie in der Politik eigentlich.

Was die Punk Rocker in den USA und sonstwo auf Englisch für eine Scheisse erzählen, wird ja oft weggetanzt und weggetrunken, Hauptsache, man hat Spaß. Und schon wären wir bei der Band aus Hamburg mit dem englischen Namen Fun Total. Die hat jüngst ihr Debütalbum veröffentlicht und 11 Lieder abgeliefert, die irgendwo zwischen Hamburger Indie Punk Realschule und Stuttgarter Noise Punk Gymnasium herumschwirren.

Passt ebenso gut zum Fußballspielen wie zum Antifa-Diskussionsabend in der Eckkneipe. Schaut sie euch live an, die sind im Februar und April unterwegs. Cool.

My Ruin. Leider zertrommelt die Snare ein bisschen den Sound auf der Platte, da hat jemand versucht, St. Anger von Metallica nachzuspielen und dann vergessen, den Mülldeckel wieder vom Snareständer abzuschrauben. Naja, vielleicht live ohne dann.

Adam Ross – Littoral Zone LP

Mögt Ihr eigentlich so Singer/Songwriter Kram? Rhetorische Frage. Denn, wie mein Kind gerade zu sagen pflegt: "Ist mir wurscht".

Ich hab jeden Montag die Wahl, die Woche entweder mit Geballer oder mit seichten Tönen zu beginnen, um wieder die Kraft zu finden, die Spitzhacke aufzunehmen und in den Stollen zu marschieren. Heute ist es eher eine sanfte Untermalung, die – ähnlich wie eine Judas-Kuh – uns gemütlich und ruhig zur Schlachtbank geleitet, ohne dass wir in Panik verfallen oder gar rebellieren.

Auf seinem zweiten Album hat Adam Ross weniger Klampfe und Lagerfeuer und mehr Piano, Streicher und Kollaborationen mit anderen Multi-Talenten am Start, weniger DIY lo-fi Attitüde und mehr Filigranität, womit man die LP dann wohl in das Pop Regal stellen muss, wenn man nach Genre sortiert. Ein Song jetzt, den Rest gibt es dann erst, wenn der Frühling in Deutschland eingekehrt ist. Ich finde, der gute Mann klingt manchmal ein bisschen wie Sean Bonnette von AJJ, wenn die Band ihre Punker-Schuhe ausziehen, aber ich hab auch zu wenige Platten in dem Regal mit Folk stehen und keine Ahnung. OK.

Fika Recordings. Auf Platte erst Mitte April verfügbar. Dazwischen liegen noch eine Menge Geballer-Montage. Versprochen.

Tics – Flash Language LP

Am nahen Horizont lauert ein neues Highlight aus dem deutschen Post Punk Firmament! Tics aus Köln haben ihr viertes Album nun schon ein paar Mal mit zwei Singles angekündigt – eine im November und eine im Januar – und diese Salamitaktik scheint aufzugehen, zumindest hat sich dadurch mein Interesse zur  Ungeduld gesteigert und ich hab mir die LP kurzerhand brühwarm aus dem Presswerk geklaut und teuer weiterverkauft bei einem Glas Rotwein für Euch vorgehört.

Kurzum könnte man meinen, hier ein neues Release von Dischord Records aus den 2000ern auf dem Plattenteller liegen zu haben und ich musste mich zweimal vergewissern, nicht eine alte Testpressung von Q and not U geklaut zu haben. Ich geh jetzt einfach mal davon aus, die richtige LP hier zu besprechen, was solls. Tics sind auf Flash Language ein bisschen weniger im Funk-Universum unterwegs und lassen ihrer Post Punk Tanz- und Spielfreude freien Lauf, die sich auf diesem Album eher in die Richtung von Washington D.C. als Leeds U.K. (Gang Of Four) bewegt.

Mir gefällt das sehr gut, es ist eine großartige Platte für den späten Winter, wenn man gemütlich über Kopfhörer lauschen kann und eher die Organe qua Kohlsuppe tanzen lässt, als durch das zugige Wohnzimmer zu hüpfen. Nur ein Song ist zu viel auf der Platte, aber den verrate ich euch nicht. Tolles Album von Tics, hoffentlich.

Tomatenplatten. Das dritte Album auf dem Label und bis zum Erscheinungsdatum am 02. Februar kann man die Platte auch noch auf der Bandcampseite von Tics zu einem günstigeren Preis vorbestellen. Na los, ihr Schnäppchenjäger!

Jenerator Jenkins – Let’s Jenerate! No. 1 / Evil Rising In The Collapsing Age CS

Kaufe ein charmantes lo-fi Punk Rock Album und bekomme eine EP gratis dazu!

Na, da muss man doch zuschlagen. Jenerator Jenkins aus St. Louis haben letztes Jahr in kurzer Folge 19 Songs veröffentlicht, die alle irgendwo in dem Spektrum von sämtlichen Jay Reatard Bands liegen. Manchmal ein bisschen weirder, manchmal ein bisschen poppiger, aber dieser mitreissende Flair der kreischenden Garage Punk Gitarren und den unwiderstehlichen Meodien aus 60 Jahre Pop Musik sind einfach eine perfekte Geheimformel für eingängigen Punk Rock.

Sie selbst bezeichnen den Stil als Nuke Punk, aber lasst euch nicht von diesen Genre-Blendgranaten verwirren – das ist Punk Rock und fertig. Gut so. Ziemlich sogar.

Dirtbag Distro hat die beiden Veröffentlichungen nun auf eine Kassette gepackt und damit die digitale Wundertüte auf analogem Tonband für die Ewigkeit konserviert. Naja, in 3 Monaten leiert das Teil, aber egal. Cooler Scheiß!

Ataque De Caspa – Supongamos Por Ejemplo LP

Wenn der Finanzminister sich vor einen wütenden Bauern-Mob stellt und von der "Politik und den Medien" (?) fordert, endlich etwas gegen die linksextremistische Unterwanderung der Klimakleber zu unternehmen und sich obendrein stolz damit brüstet, die finanziellen Leistungen für Asylbewerber und Arbeitslose zu kürzen, dann fragt man sich, was der Mann eigentlich beruflich macht. Was für ein Kasper.

Apropos, man könnte meinen, die Band aus Madrid habe namentlich etwas gemein mit dem Auftritt des peinlichen Penners, aber weit gefehlt. Ataque de Caspa bedeutet vielmehr so etwas wie ein akuter Anfall von Schuppen. Hm, ok.
Vielleicht ist es ja ein spanisches Wortspiel und die Doppeldeutigkeit ist absichtlich, wer weiß. Als sich die Band diesen Namen gab, waren sie noch ca. 40 Jahre jünger, denn die Pop Wave Post Punker gabs eigentlich nur ne kurze Zeit in den 80ern. 1985 haben sie ihr Demo "Supongamos Por Ejemplo" veröffentlicht und sich dann aufgelöst. Schlau.

Naja, nun gibt es dieses tolle Demo zum ersten Mal auf Platte und auch nach vier Dekaden klingen die Melodien noch wunderbar nach quietschbunten und verpixelten Schulterpolstern im Musikfernsehen und einem ausgeleerten Sangriaeimer über den Kopf gestülpt. Cool!

Flexidiscos. Gibts in Orange, Grün und Schwarz.
In den USA hat ein anderer Kasper auch schon wieder die Bühne betreten. Hurra, es geht wieder los. Gute Nacht.