Fen Fen – National Threat LP

Krise? Welche Krise? Der Bundespräsident sagt, wir kommen auch aus dieser Krise wieder heraus. Was meint der Mann?
Wohnungsnot kann es nicht sein, man kann ja sein Schloss einfach für 70 Millionen Euro sanieren, wenn sich die Tapete ablöst. Inflation meint er sicher auch nicht, die ist ja rückläufig, was zwar die teuren Lebensmittel nicht wieder günstiger macht, aber egal, sollen sie halt Reis mit Chappi essen. Umwelt? Klima? Ah, das könnte er meinen, da sollte man wirklich was tun…aber nee, lieber nicht, da würde man sich ja einschränken müssen.

Was er meinte sind die aufeinanderfolgenden Krisen der Pandemie und der Kriege, die uns betreffen. Hm. Zum Glück hat er eine Lösung. "Wir haben das Potenzial, die Kraft, die Möglichkeit und auch die Fähigkeit in Ewigkeit, Amen." Na dann.

Nicht ganz zusammenhangslos kommt hier das neue Album von Fen Fen mit dem schönen Titel National Threat aus Detroit reingaloppiert. Leider erst einmal nur ein Song, aber der zeigt schon die Richtung, in die es auf dem 15 Songs starken Album gehen wird. Rotziger Garage Punk Rock’n’Roll mit Bierspritzen im Auto und Schweißflecken am Hintern. Kommt im Mai – da freu ich mich drauf – perfekte Platte für den Frühling.

Sweet Time Records. Kommt auf weiß und schwarz. Vielleicht meinte die Band mit dem Titel auch vorausschauend die Kackschlacht zwischen den beiden alten weißen Männern in den USA, die sich um das ovale Büro kloppen. Peinliches Land, aber gute Musik.

Satanic Togas – Your Choice 7″

Eigentlich bin ich mit diesem quietschigen Elektro-Synthie-Punk ziemlich durch und kann den meisten Bands ihren absichtlich schlecht leiernden Eiersalat nicht mehr abnehmen. Aber Geschmackssache, ne? Ich verstehe das noch, aber ich mag das nicht mehr.

So wie Bier mit Cola oder Whisky mit Cola oder Wodka mit Dr. Pepper Cherry Vanilla oder alles zusammen. Ich weiß, warum ich das mal getrunken hab, aber inzwischen würde ich das als infantile Scheiße abtun und wie alle alten Menschen das als "Erfahrung" bezeichnen und weitermachen mit dem Ausprobieren und weiterwachsen.

Naja, und manchmal hat man dann so einen Rückfall. Für die Satanic Togas kann ich zum Beispiel so eine Ausnahme machen, die haben einfach genügend melodisches Schepperzeug in ihre kurzen Songs gebügelt, um den Punk Rock noch glaubhaft aus Mama’s Garage kommen zu lassen. 5 Songs, jeweils unter 2 Minuten, alle vom Teufel höchst persönlich geschrieben und von den willfährigen Krachmachern aus Sydney eingespielt. Wenn Ihr den vorherigen Kram mochtet und ein Tee Vee Repairman bei euch ein uns ausgeht, werdet Ihr das hier auch gebrauchen können. Cool.

Sweet Time. 500 Singles gepresst. Die blauen sind ausverkauft, die schwarzen gibt es noch. Im übrigen bin ich mit dem Ausprobieren nicht sonderlich weit gekommen und trinke inzwischen alles entweder pur oder gar nicht mehr. Das kann auch keine Lösung sein, aber ich arbeite noch an mir. OK.

Lousy Sue – Artless Artifacts LP

Recht solider Garage Punk aus Indy. Besser so als andersrum, ne?

Die drei Freunde von Lousy Sue haben ein nettes Album beim Rock’n’Roll Label Sweet Time eingereicht und der hat das direkt auf hübsches weißes Vinyl gepresst. Darauf zu finden sind immerhin 15 eingängige Garage Punk Smasher, die an die 90er und frühen 2000er erinnern. Also so diese Rip Off Records Zeiten, als Bands wie Zodiac Killers und Kill-A-Watts hoch (bei mir) im Kurs standen.

Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn hier spielt Jim Kuczkowski an der Gitarre mit und singt dazu. Naja, singen tun sie alle in der Band. Aber nur Jim Kuczkowski hat damals dafür gesorgt, dass Bands auf Rip Off Records nicht perfekt, sondern nach Punk klangen und hat auch damals bei der ersten Marked Men Platte die Regler in die richtigen Positionen gebracht.

Kein Wunder also, dass hier der Sound an all die genannten Bands erinnert und zwischendurch ein Buck Biloxi Cover eingestreut wird. Passt alles zusammen, Lousy Sue ist live mit Sicherheit eine grandiose Band, wenn die älteren Herrschaften das noch auf der Bühne umgesetzt bekommen, haha.

Ich würde ja gerne mal wissen, wie viele Mitgleider der indigenen Bevölkerung Amerikas tatsächlich in Indiana und Indianapolis (Stadt der Indianer??) leben. 4? 7? Andereseits, Namen sind Schall und Rauch, ne? Es gibt bestimmt auch Ausnahmen bei den Einwohnern von Oberhäslich?

Various Artists – Sweet Time RNR Comp! DoLP

In den allermeisten Plattenläden meide ich beim Stöbern, Verzeihung, das heißt heute ja "Diggen" die gut gefüllten Kisten und Boxen mit den Samplern und Compilations.
Denn die machen mir Angst. Ich besitze inzwischen nur noch maximal die Aufnahmekapazität für eine Split Single, und da darf eigentlich auch nur eine Band unbekannt sein.

Ein ganzer Sampler voller neuer Bands ist kognitiv nicht mehr zu bewältigen und überfordert mich. Das war ja noch ganz lustig, als man jung war und heiß auf neue Bands, die sich alle gleich anhören. Aber jetzt? Puh.

Trotzdem möchte ich euch heute folgenden Sampler wärmstens empfehlen! Ich muss das ja nicht alles hören, ha. Die Sweet Time RNR Compilation ist mit Bands wie den großartigen Mononegatives, Personality Cult sowieso etwas für die Fans (haha) dieses Tagebuchs hier und darüber hinaus sind solch feine Rotz und Rollperlen wie Shizos oder Snooper darauf vertreten.

Richtig gute Doppel LP von Sweet Time Records in Nashville – kann man aber auch digital ganz hervorragend zum BBQ oder Bier oder – wie das Cover suggeriert –  beim Kacken genießen.

Ist vorgestern erschienen und ich habe damit meine Samplerbeiträge für 2020 auch abgehakt. Yay.