Pretty Littles – Force LP

Seit wann schwappt eigentlich diese australische Punk Rock Garage Pub Suppe über die europäische Kontinental-Langeweile? Wann hat das angefagen? Ich kann mich nicht daran erinnern, aber eigentlich waren die Pretty Littles damals schon ganz vorne mit dabei und surfen seit bereits 14 Jahren auf der Blues Punk Garage Pub Punk Welle mit. Oder führen sie an, was weiß ich.

Den Kopf immer oberhalb des Wassers, damit man die Texte gut verstehen und angeregt zum Grooooooove nicken kann, basteln die vier gutgelaunten Männer aus Melbourne immer wieder epische Songs jenseits der 4 Minuten Marke. Unter 2 Minuten packen sie gar nicht erst ihre Instrumente aus. Auf dem jüngsten Album sind es somit 10 Lieder mit 38 Minuten Spielzeit geworden.

Das opus magnum "Australian Dream" dauert alleine 8:22 und brauchte nur läppische 5 Jahre vom Reißbrett zur Tonspur. Ein schönes Album, das viel zu bieten hat – von unbeschwerten Melodien der australischen Südostküste bis zur schweren Stimmung eines Tinkers, der dem irischen Herbstregen dabei zusieht, wie er grau gegen das Kneipenfenster prasselt. Cool.

Sounds Of Subterrania. Auf LP erschienen und mit einer liebevollen Aufmachung versehen – wie man das von dem Label gewohnt ist. Zuvor auf Kassette in Frankreich bei Idiotape und in Australien auf Platte bei Endless Recordings. OK.

Sha-La-Lee’s – Hex LP

Kennt ihr diese schöne Tattoo, das immer als schlechtes Beispiel dienen muss, wenn es um die längerfristige Entscheidung geht, sich Tinte in den Körper ritzen zu lassen? Dieses mutige Statement, ja dieser verzweifelte Aufruf an die Götter der Liebe von Frau Effenberg "True Love Never Die", wo es doch eigentlich "True Love Never Dies" heißen müsse. Na sowas.

Ich erzähl das, weil mir bei der neuen LP von Sha-La-Lee’s eine ähnliche Verwechslung aufgefallen ist. Während der 13 Songs, die zwischen Garage Rock und Roll und 60’s Straßen Sound hin und herzaubern, vernimmt man in Gedanken den leise mitschwingenden Appell "Rock’n’Roll Never Die!".

Die Platte klammert sich nämlich an den Klang und das Gefühl der letzten 100 Jahre Rock’n’Roll Geschichte und wirkt dabei nicht einmal peinlich. Die vier Belgier packen sogar zwischendurch ganz schamlos ihre Mundharmonika aus und stellen an anderer Stelle unter Beweis, dass auch ein bisschen Country nicht weh tut. Ganz geil.

Wenn ihr mit einem Bein manchmal im dreckigen Sound von Gestern steckt, und wer tut das nicht, der hier mitliest, dann gönnt euch das mal. Ein bisschen Best of Greg Cartwright gefällig? Bleibt die Erkenntnis, dass "Rock’n’Roll Never Dies". OK.

Sounds Of Subterrania. Auf LP und CD erschienen und mit der Releasenummer 250 ein kleines Jubiläum. Happy Dappy. Apropos Tattoo. Der letzte Song "Don’t Bury Me Before I’m Dead" eignet sich ganz gut als Warnhinweis für Freunde/Verwandte/Leichenwäscher. Jep.

Lo Fat Orchestra – LFO 09 LP

Jetzt haben wir den Salat. Man kann nicht einmal mehr gepflegt antikapitalistisch ins letzte Drittel seines Lebens eintreten, ohne an der weltweiten Spekulation um höhere Rendite teilzunehmen. Als zukünftiger Rentner ist man nun also zwangsläufig am Aktienmarkt beteiligt, weil der Finanzminister das für eine schlaue Idee hält.

Das ist der Typ, der es auch für schlau hielt, während steigender Inflation als erstes den Kraftstoff für Autos zu subventionieren, was letztendlich zu einer Verteuerung des selbigen und zur Bereicherung der Mineralölkonzerne geführt hat. Da könnte man sich die Frage stellen, was passiert, wenn der Staat dieses Mal in den Aktienmarkt investiert?
OK, ihr wisst das nicht, kann ja nicht jeder Sport und Kunst studiert haben – niemand profitiert, außer dem Klientel des Finanzministers. Überraschung!

Das schreit nach tanzbarer Meditation und Entspannungsübungen, sonst regt man sich nur auf und zündet irgendwelche Strommasten an oder so. Zum Glück hab ich da genau die richtige Platte gefunden. Also zum Entspannen, meine ich. Lo Fat Orchestra haben ihr fünftes Album jüngst veröffentlicht und bieten auf über einer halben Stunde Spielzeit eine Menge Gelegenheiten an, um sich an den eingängigen Melodien zu laben und hin und wieder das müde Tanzbein aus dem Sessel heraus zu schwingen, dass die Pantoffel durchs Wohnzimmer fliegen.

Tolle poppige Songs mit 90er Synthesizerpistole und 80er New Wave Basskanone. Dazu ein bisschen Post Punk Gitarren und Ohrwurm-Gesangslinien unterfüttert mit eingängigen, zurückhaltenden Schlagzeugrhythmen und fertig ist das runde Popwerk aus der Schweiz. Ohne Löcher.

Sounds Of Subterrania. Kam letzte Woche auf LP heraus und hier ist Longplayer tatsächlich mal eine treffende Beschreibung, jeder Zentimeter des Vinyls wird mit weicher Rille und smarten Melodien ausgefüllt.
Man kann das System von innen bekämpfen, wenn man einfach keine Rentenansprüche anhäuft. Falls ihr wissen wollt, wie das geht – fragt mich!