Zero Azúcar – Antes Lo Eras Todo

Ach komm. Wo wir doch gestern schon so poppig unterwegs waren, kann man heute die Woche ruhig mit super sweetem und gleichzeitig gut verträglichem, weil zuckerfreiem Synth-Pop-Punk ausklingen lassen. Und da gibt es eigentlich keine bessere Band (aus Madrid) als Zero Azúcar.

Die Spanier dudeln souverän ihre Pop Indie Hymne herunter und versüßen den Freitag. Also mir. Das träufel ich mir in die heiße Zitrone, das hilft bestimmt. Fuck Herbst.

Erst einmal nur ein Song. Vielleicht dann irgendwann mehr. Das ist so zuckerreduziert, da könnt ihr euch am Wochenende mit Baklava vollstopfen, bis ihr platzt.

The Snags – White Russians In Kreuzberg 7″

The Snags aus Berlin. Alles daran erinnert an früher. Der Song klingt wie eine Mischung aus Briefs und Cyanide Pills, also Bands, die ihrerseits bereits in der Mottenkiste des 77er Punks gewühlt haben.

Der Titel verspricht einen Sahne-Drink mit Kaffeelikör, der schon unseren Omas (und dem Dude, natürlich) im Bart kleben geblieben ist. Naja, manch einer kann einfach bestimmte Sounds immer und immer wieder hören, ohne dass sie langweilig werden.

Oder, wenn die Buzzcocks LPs aus Deinem Regal alle durchgelutscht und auswendig gelernt sind, kannst Du hier ein paar Kopien von Kopien der Kopie genießen. Für die einen ist es der Beweis, dass Punk wirklich not dead und für andere, dass Innovation dem Genre nicht gerade inhärent ist. Ich bin zwischen beiden Stühlen ausgerutscht und hingefallen. Cool?

Take The City Records. Kommt auf 7″ Größe heraus. Ich hab in Kreuzberg lieber Bier, Russisch Koks und Polnische Rakete getrunken, aber ich bin auch ein Hinterwäldler. Cheers.

Zero Azúcar – S/T

Die neue Lieblingsband meiner Diabetiker-Freunde aus Spanien.

Zero Azúcar machen da weiter, wo Coca Cola und Pepsi aufhören, denken Saccharin noch eine Nummer weiter und präsentieren 10 super eingängige Synth Punk und Pop Songs aus dem Honigtopf der Garage. Das klingt hin und wieder ein bisschen nach den melodieverliebten Landsleuten von Oki Moki, die ich recht gerne mag.

Die drei Madrilenen machen das schon eine ganze Weile und sehen bis auf die offensichtliche Lichtempfindlichkeit verdammt gesund aus. Muss ich probieren.

Andalucia Über Alles. Kommt erst einmal nur digital. Ich blicke ja bei diesen ganzen Varianten der Limonaden nicht mehr durch, aber gibt es auch ganz unironisch eine koffeinfreie und zuckerfreie Cola ohne Kohlensäure?

Ataque De Caspa – Supongamos Por Ejemplo LP

Wenn der Finanzminister sich vor einen wütenden Bauern-Mob stellt und von der "Politik und den Medien" (?) fordert, endlich etwas gegen die linksextremistische Unterwanderung der Klimakleber zu unternehmen und sich obendrein stolz damit brüstet, die finanziellen Leistungen für Asylbewerber und Arbeitslose zu kürzen, dann fragt man sich, was der Mann eigentlich beruflich macht. Was für ein Kasper.

Apropos, man könnte meinen, die Band aus Madrid habe namentlich etwas gemein mit dem Auftritt des peinlichen Penners, aber weit gefehlt. Ataque de Caspa bedeutet vielmehr so etwas wie ein akuter Anfall von Schuppen. Hm, ok.
Vielleicht ist es ja ein spanisches Wortspiel und die Doppeldeutigkeit ist absichtlich, wer weiß. Als sich die Band diesen Namen gab, waren sie noch ca. 40 Jahre jünger, denn die Pop Wave Post Punker gabs eigentlich nur ne kurze Zeit in den 80ern. 1985 haben sie ihr Demo "Supongamos Por Ejemplo" veröffentlicht und sich dann aufgelöst. Schlau.

Naja, nun gibt es dieses tolle Demo zum ersten Mal auf Platte und auch nach vier Dekaden klingen die Melodien noch wunderbar nach quietschbunten und verpixelten Schulterpolstern im Musikfernsehen und einem ausgeleerten Sangriaeimer über den Kopf gestülpt. Cool!

Flexidiscos. Gibts in Orange, Grün und Schwarz.
In den USA hat ein anderer Kasper auch schon wieder die Bühne betreten. Hurra, es geht wieder los. Gute Nacht.

Oh Snap!!

Aus der unbeliebten Reihe "Vier Bands von einem Label für Manierenversagen" (muss noch an einem catchy Titel arbeiten) kommen heute mal ein paar nette Veröffentlichungen vom spanischen Label Snap!! Records aus Madrid. Alles im Juni erschienen und alle auf Vinyl bei eurem Lieblingsplattenhändler zu bekommen. Sonst ist der doof.
Wenn das wohl mit dem unbeschwerten Sommer nichts mehr wird in diesem Jahrzehnt, dann holen wir uns eben den Sommer in die klimatisierte Mancave und tun bei Craftbier und High-End so, als wäre die Welt in Ordnung.

The Cheap Cassettes – See Her In Action EP 7″

Eigentlich schon im Jahr 2019 erschienen und somit auch völlig unberührt von diesem ganzen Pandemie-Zirkus, kommen diese alten Herren von Cheap Cassettes aus Seattle und Boston (?) mit ihrer EP recht fröhlich und unbedarft rüber, was allerdings in dem gewählten Subgenre von Power Pop auch zur Pflicht gehören dürfte. Die Männer machen schon seit Mitte der 90er zusammen Musik und sind nicht unbedingt schlechter geworden. So gesehen alles richtig gemacht, drei stabile Lieder mit guter Tanzlaune zu unstabilen Zeiten und Krampflaune.

Food Fight – S/T EP 7″

Ein paar Franzosen aus Rennes kamen jüngst auf die Idee, eine Power Pop Band zu gründen und sich dafür einen anrüchigen Namen zu geben, der aneckt, aber nicht komplett die linksgrünversifften Zuhörer abschreckt. Et voilà – Food Fight! Ich glaub, wenn man sich am Tisch gegenseitig mit Kartoffelschale und ausgelutschten Pampelmusen bewirft, ist das ok. Müssen ja nicht immer Mettigel sein, die da durch den Raum fliegen. Ach so. Ja. Musik – Power Pop. Ahh, hab ich schon gesagt. Ja nun. 4 Songs, tanzen und Kaugummi.

Eddie Mooney And The Grave – Telephone 7″

Wenn man es ernst meint mit Power Pop, muss man eigentlich in den späten Siebzigern buddeln und irgendeine Perle hervorzaubern, die damals die Punks in England begeistert hat. So geschehen dann hier auch mit Eddie Mooney, der schon die Bühne mit the Cure und the Damned und Joy Division geteilt hat und somit also vielen Leuten außer mir ein Begriff sein dürfte. Mitgewirkt haben hier an den zwei Portionen Zuckerguss außerdem noch Mike Rowbottom, Ricky Medlock und Malte Buhr. Aha. Und man merkt, dass es entweder alte Männer oder alte Lieder sein müssen, wenn es um die Beschwerde über das Klingeln eines Telefons in einem Song geht. Haha.

The Speedways – Borrowed And Blue

Ich mag die Speedways. Solch fein dargebotener Power Pop mit Punk Rock passt einfach immer in den Sommer und zum Fenster auf und Beine hoch und Eiswürfel. Kaum gefährdet von schlechter Laune. Nach zwei sehr guten LPs und einem Haufen guter Singles (auch alle bei Snap!!) haben die Jungs aus Nottingham wie ihr berühmter Legendenvater nun auch mal bei den Reichen gestohlen, um den Armen zu geben. Naja, da hab ich ein bisschen übertrieben. Sie haben ein paar Coversongs eingespielt. Den hier find ich aber super. Zack, Ingwer-Bier auf, Beine hoch. Prost.
Bäääääh.

Rata Negra – Una Vida Vulgar LP

¡Buenas! Tolles drittes Album von Rata Negra aus Madrid!

Die zehn Songs, die von "Una Vida Vulgar" erzählen, trällern dabei irgendwo zwischen dem quietschvergnügten frühen 80er Jahre WavePunk und dem verspielten Gute Laune Punk Rock vom Lagerfeuer am Strand. Und auf dieses Gerüst wird dann ein großer Haufen von grobem Brei aus Postpunkigem Allerlei gegossen. Fertig ist der Pop Punk Post Dudel Wahnsinn.

Hin und wieder kann man das Salz schmecken, den Sand in der Arschritze fühlen und die toupierten Haare vor seinem geistigen Auge sehen. Schöne Produktion, man schummelt sich hier nicht sieben Gitarren in den Sound, der nur von den drei schwarzen Ratten eingespielt wurde.
Klingt echt, macht Spaß. Sogar Menschen, die kein Italienisch können.

Kam vor ein paar Wochen in Spanien bei Humo Internacional heraus und in England bei dem bewährten Label La Vida Es Un Mus Discos. Die Farben, die bei der Covergestaltung fehlt, haben die kreativen Köpfe dann in das Vinyl gemischt. Es gibt sowohl rote wie auch grüne und schwarze LPs zu kaufen. Zusammen ist das dann die gefürchtete Kenia-Koalition.

Viel mehr Punk als "schwarze Ratte" kann man eigentlich beim Bandnamen nicht sein. Obwohl, "Pantalones Muertos" hört sich eigentlich auch ganz cool an. Haha.