Night Court – $hit Machine LP

Wir brauchen mal wieder ein bisschen mehr Optimismus und Power Pop. Also ich. Ja, vielleicht benötigt es fast schon Pop Punk, um der kommenden Welle des Pessimismus aus der Klimakonferenz und der alltäglichen Scheißigkeit der Menschen entgegenzuwirken.

Keine Ahnung, wie das bei euch so aussieht, immerhin haben ja einige Menschen in Deutschland jetzt den kunterbunt-pimmeliglustigen Karneval an der Backe, aber hier im Süden ist herbstliche Tristesse angesagt. Zum Glück haben Night Court aus Vancouver gerade ihr viertes Album parat, das dabei ausgezeichnet hilft, die schlechten Nachrichten und den Zerfall der Zivilisation mit 17 Liedern auszublenden und das Grau farbenfroh zu übertünchen.

Klingt hin und wieder nach den frühen Marked Men. Also dann… Kopf in den Sand, Bier in die Hand. Oder Tee, wie ihr wollt – die gute Stimmung kommt aus den Boxen, nicht aus den Flaschen. OK.

Recess Records. Kommt auf Vinyl in drei Farben und ist auf 300 Stück limitiert. Grün, Blau, Lila und dazu ein dickes Zine. Gegen den Verdruss.

Stagnant – S/T CS

3 von 15 Songs werden vom Drummer nicht angezählt, alle anderen (12) sind fein säuberlich mit vier Stockschlägen eingeläutet, dass es fast schon rührend ist. Hätte ich aus Gründen der Street Credibility und Toughness wahrscheinlich rausgeschnitten, es wirkt so sehr brav und artig, was irgendwie dem harten Geballer zwischen dem Anzählen der Lieder die Glaubwürdigkeit raubt.

Aber vielleicht erinnert mich das auch einfach nur an Schlagzeuglehrer CDs mit mehr Anzählen als tatsächlicher Rhythmusübungen.
Ich mein, wenn die Lieder alle unter einer Minute dauern und das Anzählen schon 10 Prozent der Songs einnimmt, kommt nicht die gewünschte aggressive Stimmung auf. Naja, vielleicht ist das auch nur mir aufgefallen – ansonsten sind Stagnant ein Schreihals mit schlechter Laune und Geballer im Hintergrund und jede Menge Gitarrenlärm, der um die Wette spielt.

Manchmal schon nach 17 Sekunden alles erzählt, manchmal epischer und bis zu 59 Sekunden unterwegs, aber immer mit Hummeln im Hintern. 1 2 3 4

Forever Never Ends Records. Ich behaupte einfach mal, dass das auf Kassette erscheint, weil das Cover so aussieht. Apropos. Das Cover verstehe ich eigentlich auch nicht. Naja. Starten wir die Woche einfach mal kurios.

Index For Working Music – Purple Born 12″

Puh, was für eine Woche. Die eine unsympathische Westmacht erhält einen neuen alten Führer, während die andere alte westliche Ohnmacht auf einmal finanziell führerlos da steht und nun fällt überall Weihnachten aus, oder so ähnlich.
Naja, wenigstens sind wir alle gesund und munter weiß.

Solltet ihr heute Abend noch etwas zum Feiern haben und ausgehen wollen, habe ich hier die perfekte Musik zum Schminken, Kacken, Koksen, Kotzen und Tür hinter sich zu ziehen. Und zwar nicht alles auf einmal, sondern hintereinander, soooo lang ist der Song.

Index For Working Music aus London soll eine Band sein und die machen experimentellen Dream Pop Indie. Das passt also überhaupt nicht in euer Konzept von Radau und Krawall und Bierdusche, aber ein bisschen Ruhe vor dem Sturm ist auch mal angebracht. Macht das Beste draus.

Tough Love Records. Erschienen am 1. November auf 12″ Lathe Cut und ausverkauft. Kann man aber eh nur dreimal abspielen, bevor das Teil im Arsch ist. Digital erst nach 5 mal ausgeleiert. Politik ist scheiße. Wichtig. Aber scheiße.

Rotary Club – Sphere Of Service LP

Vor knapp zwei Jahren hatte ich mal was zu der Band aus Reno geschrieben, als die gerade aus ihrem Wüstenloch herausgerochen kamen, um Goldschätze aus der KBD Garage zu restaurieren.
Damals konnte ich auch nicht viel mehr zu Rotary Club erzählen als heute. Ich bin nicht schlauer geworden, das Gold lässt sich nicht polieren, der Sound ist geblieben. Alles ok eigentlich. Toller Punk aus verstaubten Zeiten, abgeklopft und kurz trocken rübergewischt – Voilà.

Das Album wird wohl irgendwie ein Telefon-Thema als Motto haben. Verstehe ich nicht, aber was solls. Früher, als diese KBD Sache noch groß war, gab es ja schließlich auch nur diese Mickey Mouse Telefonapparate mit lustigen Wählscheiben. Dem kann man sich schon mal ausgiebig widmen, wenn man ohnehin aus der Zeit gefallen ist.
Einen Song darf man vom baldigen Album schon einmal hören, der Rest kommt dann im Dezember hinter Türchen Nummer 13.

Iron Lung Records. Im Dezember auf Vinyl erhältlich. Vielleicht sind bis dahin allerdings wieder viele Fans in ihren Wüstenlöchern verschwunden, um vor dem orangenen Ungeheuer in Deckung zu gehen. Ma' sehen. Viel Glück.

Brower – Flour LP

Also das ist aber mal gar nicht Punk Rock. Das ist ja Power Pop, Rock’n’Roll oder Psychedelic Rock oder irgend so ein Glam Hippie Kram. Na sowas aber auch.

Wenn ihr die Garage Punk Rock Version von Nat Brower hören wollt, müsst ihr zu Nancy greifen, da ist er ebenso aktiv. Oder nehmt die Power Pop Punk Rock Version – Metalleg – die sind auch fantastisch. Hier allerdings bei der Soloband tobt er sich in den ganzen anderen genannten Genres aus und erinnert dabei manchmal an Kay Kay And His Weathered Underground und ähnlichen gute Laune Musikern.

Es ist ja auch manchmal ganz nett, die Dinge ganz alleine zu machen, ohne dass nervige Bandkollegen reinreden. Dann braucht man zwar 6 Jahre für ein neues Album, aber dafür sind dann auch 12 Songs drauf und 37 Minuten abwechslungsreiche Hits aus der Wundertüte.

Kann ich mir wunderbar zum Orangenpulen und Teekochen anhören.

Dig! Records. Auf Vinyl am 1. November erschienen und mit etwas Glück auch hierzulande irgendwo zu kaufen. In Bremen ist durch eine Mehlverpuffung die schlimmste Explosion seit dem 2. Weltkrieg mit 14 Toten Fischbrötchen verursacht worden. War aber schon 1979. Dennoch, aufgepasst beim Backen, Freunde!

Punitive Damage – Hate Training 12″

Wusstet ihr eigentlich, dass in Vancouver der weltweit erste Automat für Dope und Weed aufgestellt wurde? Und das bereits vor 10 Jahren. Die dürfen dort also schon seit einer Dekade von dem friedfertigen Rauschmittel relativ unbehelligt Gebrauch machen und Love und Peace auf die Tagesordnung schreiben.

Aber das scheint bei den ortsansässigen Punitive Damage nicht viel genützt zu haben. Die ballern ihren aktuellen Trainingsparcour in knappen 8 Minuten und 6 Songs so hasserfüllt durch die Membranen, dass sämtliche Graspflanzen vor Schreck welke Blätter bekommen. Einseitig bespielte 12″, wir hätten da ja ne Single draus gemacht, aber bitte. Hardcore Punk zu fünft. Macht wach, macht Krach. Gut so.

Convulse Records. Seit Ende Oktober auf vielen verschiedenen Farben erhältlich. Coke bottle, Weiß, Halb Gelb/Halb Weiß, Grün/Cherry Smash mit schwarzen Tupfern oder lieber Kassette? Schwarz, weiß, rot, grün. In Deutschland wurde jetzt gerade die erste Ernte eingefahren, ne? Viel Spaß ihr Hippies. 🙂

Stylianos Ou & The Cortisol Cows – Fucked Forever LP

Musik, um zielos durch die Nacht zu wandern. Musik zum Nikotin über die Theke pusten. Wodkaeiswürfel lutschen. Rotweingetränkte Romanseiten mehrfach lesen.

Von Banjo bis Piano kann hier alles dabei helfen, einen schöneren Abend zu haben. Ist das experimentell oder schon Indie? Tolles Album von Stylianos Ou & The Cortisol Cows, das vom talentierten Künstler Στυλιανός Ou (eigentlich Stelios Papagrigoriouaus) aus Griechenland gemeinsam mit einer Band eingespielt wurde, um deutlich zu machen, wie fucked wir eigentlich forever sind. Ziemlich.

Erinnert hin und wieder an Bonnie Prince Billy, oder? Toll.

Ever/never Records. Auf 150 Vinylplatten wird es in ein paar Tagen erscheinen und vielleicht auch bald hierzulande zu bekommen sein.

Lumb – S/T CS

Was für ein Lumb. Das ist teilweise fast schon zu intellektuell für mich, aber zum Glück hatte ich noch eine Flasche abgestandene Gymnasiastenbrause im Küchenschrank herumstehen, um mich auf das richtige Level zu katapultieren.

Sehr abwechslungsreiches Zeug, eine "wilde Mischung" wurde auch dazu gesagt, und ja, das passt auf eine sehr angenehme Art und Weise zu einem chaotischen Abend voller Schlüpferstürmer bis Busengrapscher-Testreihen. Alkoholfrei natürlich. Versteht ihr nicht? Muss an mangelnder Bildung liegen. Höhö.

Einwandfreier Punk, Wave, Nowave, NoPunk, Post und Eiertanz.

Splitter Records. Vor ein paar Tagen auf Kassette erschienen. Vielleicht reicht das Cover ja als mein Beitrag zu Halloween.

No Drama – Papershop / A City Within 7″

Da hab ich noch neulich drüber gelächelt, dass bei einer Single mit 4 Songs 6 Labels involviert waren, oder war es umgekehrt? Naja, egal. Ich dachte, das sei schon das Ende der Fahnenstange, wenn es um die Beteiligung von Plattenfirmen an einer kleinen Veröffentlichung geht. Aber da hab ich mich wohl getäuscht.

Inzwischen kosten Vinyl Singles offensichtlich mehrere Millionen Euro in der Herstellung und können nur noch über ein Konglomerat von mindestens 5-12 beteiligten Geldgebern finanziert werden. Bei der neuen Single von No Drama aus Toulouse sind direkt mal 8 (!) Labels involviert. Für zwei Lieder, wohlgemerkt. Einen davon könnt ihr schon mal hören. Der ist nett. Garage poppiger Indie Trash.

Kommt ins Kuriositätenkabinett.

Anything Bagel (US), Araki Records (FR), Brainwasher Records (DE), Bus Stop Press (FR), Hidden Bay Records (FR), Seitan’s Hell Bike Punks (FR/ES), Stonehenge Records (FR), Wood of Heart (JP). Auf Single am 1. November raus. Bin gespannt, ob das noch getoppt wird.

Nature Boys – S/T (3) LP

Krachiger Garage Punk, der schon vor 7 Jahren erschienen ist und irgendwie auch alt klingt. Genau mein Ding.

Die Nature Boys aus Kansas City liefern hier zum dritten Mal eine freudige Mischung aus charmant schepperndem und melodieverliebten Punk Rock ab, der sich irgendwo in die Nische zwischen Scared of Chaka und Dead Moon quetscht.

Die Naturburschen sind ab nächster Woche in Europa auf Tour in Europa, spielen zweimal in Berlin und irgendwann auch in deiner Nähe. Naja, wohl eher nicht, aber macht doch mal Urlaub.

Dead Broke Rekerds. Auf Vinyl erschienen und bestimmt auch im Gepäck.