Mercy – S/T EP CS

Ein Prosit der Vergnüglichkeit auf unseren öffentlichen Personen- und Haustier-Nahverkehr!
Die Bahn lässt hin und wieder einfach mal irgendwelche Züge mit Absicht ausfallen, damit sich das in der Statistik positiv niederschlägt, weil ausgefallene Züge nicht zu spät kommen können und das Deutschlandticket wird jetzt so teuer gemacht, dass man eigentlich gar nicht aufs Auto verzichten braucht, die Leasingrate für den neuen E-Panzer ist ähnlich hoch.

Sind die alle noch besoffen? Wie war das noch mal mit der Verkehrswende gedacht? Pfft.

In New York City ist das kein Thema, die haben andere Probleme. Dort werden Abgeordnete und normale Menschen von der Einwanderungsbehörde verhaftet, weil sie gegen die Einwanderungsbehörde protestieren. Alles ganz normal. Passend zur Stimmung ein paar O-Töne von ortsansässigen Hardcore Tölpeln Mercy:

Sound Grotesca. Kommt wohl auf Kassette, aber digital reicht das auch erst einmal. Bei mir fährt die lokale Regionalbahn sowieso nur, wenn der Lokführer nüchtern genug zur Arbeit erscheint, was offensichtlich nicht allzu häufig der Fall ist. Cool.

The Big Idea – Half A Dozen 12″

Wenn man am Wochenende mal wieder ein bisschen mehr Zeit hat und sich lieber einem gitarrenlastigen Post Punk Experiment als dem halsbrecherischen Hardcore Geknüppel der Werktage widmen möchte, kommen The Big Idea aus Paris wie gerufen.

Zwischendurch lärmen die Kinder zwar auf einer Tröte herum und Haustiere laufen über das Schlagwerk, aber alles in allem kann man hier sehr entspannt einem mehrstöckigen Soundgerüst lauschen, das sich über Kopfhörer besonders eindringlich in den dicken Brunchbauch einnistet und dort eine wohlige Wärme abgibt.

Feine Sache, ohne Fisch.

Howlin Banana Records. Kommt im Oktober auf 12″ heraus. Limitiert und rot. Wahrscheinlich nur 6 Stück, also ranhalten.

Night Talkers – Out Into The Night 7″

Manchmal reicht ein kleines Riff (oder ist das dann ein Lick?), um einen Song ins kollektive Bewusstsein meiner zahlreichen Persönlichkeiten einzubrennen.

Hier wieder so geschehen mit "Out Into The Night" von den Night Talkers aus Nashville. Die machen Rock’n’Roll mit Garage Punk, weil man keine andere Musik in der Stadt spielen darf und irgendwie machen sie das Beste daraus. Straight, melodisch, bissl rotzig, bissl poppig. Passt.

Sweet Time. Erscheint demnächst auf 7″. Limitiert auf 300 Stück und in cokebottle michglasdreckvinylfarbe. Das Cover ist von der Kinderbuchillustratorin Katie Turner gestaltet. Auch schön. Danke.

Find Out – Tools Of War CS

Bevor das hier in die poppige Belanglosigkeit abdriftet, reißen wir das Steuer mal geschwind herum und lenken den Karren in den Abgrund der Hardcore Monotonie.

Find Out aus Durham in North Carolina vermengen alle Zutaten der Hardcore Küche, die man so auf dem Boden findet, und mixen daraus einen schmackhaften Matschlump, den man sich wunderbar in die Ohren schmieren kann, um den heulenden Kanzler nicht mehr ertragen zu müssen. Nix Neues, aber hilft.

Demnächst in Deutschland auf Tour mit dem Support von Come In, bei der sie durch die leerstehenden Parfümerien in den grauen Innenstädten der Republik tingeln. Ha.

No Time Records. Im Original digital bereits Ende Juli – aber auf Kassette erste einen Monat später erschienen und mit fast 7 Minuten Spielzeit bei 4 Songs ist das ja fast schon Indie. Mit Leuten von Dogs Eyes, Skrimport, Sibannac, Casta & Logans Circle. Kenn ich alle nicht. OK.

The Gnomes – S/T LP

Was sich bei uns wie das letzte Aufbäumen des Sommers anhört und anfühlt wie die musikalische Reminiszenz an heiße und unbeschwerte Strandtage oder Kioskabende oder Freibadnächte aus den letzten Monaten, ist im Heimatland der Band lediglich der Auftakt in die wärmere vorweihnachtliche Waldbrandsaison.

The Gnomes aus Melbourne dudeln eine locker leichte Power Pop Prise in den australischen Winter hinein und erinnern dabei an Bands wie Bishops (kennt die noch jemand?), die sich auch schon (wie tausend andere Bands) an den Beatles und Kinks vergangen haben und mit dem Charme der 60er Jahre Leichtigkeit vermeintliche Hits wie von einem mechanischem Förderband in einer Fabrik, ähm, fabrizieren. Ganz cool.

Dog Meat Grown Up Wrong. Kommt auf zwei unterschiedlichen Farben auf Vinyl im Oktober raus und auf CD auch. Die ist silber. Zwei Songs kann man sich vom kommenden Album schon einmal anhören und sich dazu einen Schnurres wachsen lassen, scheint obligatorisch zu sein.

1-800-Mikey – 2 Kaiju / Lost In Translation

Ungefährlicher Garage Power Pop zum Frühstück am Montagmorgen, wenn das ganze Elend der Realität wieder über einen hereinbricht und man feststellt, dass der Rest der Welt sich weitergedreht hat während des Wochenendes.

Einfach mal ein bisschen 1-800-Mikey anrufen (Achtung, Ferngespräch nach Sydney) und entspannt in den Tag gähnen. Thematisch hat das was mit Manga zu tun, da kann ich beruhigt weghören, davon verstehe ich nichts. Lost In Translation hat mir gut gefallen, schöner Film. Aber wer kennt schon einen schlechten Film mit Bill Murray? Den schau ich mir jetzt an, geht ihr mal arbeiten, ich pass hier für euch auf.

Ach so, falls ihr gerade in Europa seid – der Mikey auch und tourt derzeit durch die beliebtesten Clubs des Kontinents. Geht da mal hin.

Nur eine kleine digitale Single. Auch schon wieder 4 Wochen alt und nichts für die Ewigkeit, aber verzuckert die viereinhalb Minuten, die man auf dem Klo braucht oder zum Nachrichtenlesen oder um "Lost In Translation" auf einem illegalen Streaming-Portal zu finden. Cool.

Destiny Bond – The Love 12″

Hurra, ein neues Köpfchen für die Destiny Bong. Das zweite Werk der 5 Freunde aus Denver soll ja ein bisschen mehr zum lange Haare über den Garagenboden wischen geeignet sein, weil sich die Band noch ein bisschen mehr in Metalriffs und Breakdowns verliebt hat.

Somit ist der Name der neuen Platte Programm und dieser unsterblichen Liebe zu allem und Metal wird mit 10 Hardcore Knallern gehuldigt, die eben manchmal auch einladen, sich komplett asozial die Bierdose an den Kopf zu knallen und komische Fratzen zu machen und Kirchen anzuzünden und was man sonst so als Metalhead tut. Ich bin da sehr unvoreingenommen.

Super neuer Song, der Lust auf mehr macht und der ganz wunderbar zum Start ins Wochenende passt, wenn man Luftgitarre in der U-Bahn üben möchte und sich ein bisschen an Suicidal Tendencies kaputt gebissen hat. Cool.

Convulse Records. Erscheint Mitte Oktober auf Vinyl und CD. Kann man in bunt vorbestellen, aber Porto. Und Zoll. Und die Band heißt natürlich Destiny Bond, das war beim letzten Mal schon nicht lustig.

Big Laugh – Days Of Disarray 12″

Was sind das eigentlich für Leute, die immer wissen, wann welche Kalenderwoche ist? Wenn mir irgendwelche Hampel erzählen, dass irgendwelcher Kram erst ab "KW 42" lieferbar ist oder sie bis dahin im Urlaub sind, muss ich mir im Hinterkopf immer kurz ein ganzes Jahr zurechtlegen und heimlich ausrechnen, wie viele Wochen eigentlich so ein Jahr hat.

52 oder 53, je nachdem, ob das Jahr mit einem Donnerstag beginnt/endet. Und wo wir uns auf der Strecke gerade ungefähr befinden. September ist so ungefähr letztes Drittel also 52 durch 3 ist gleich ungefähr 17 und dann das mal zwei, die 34 haben wir also schon rum, dann sind wir jetzt vielleicht in 35 oder 36 , das heißt bis 42 sind es noch 6 Wochen, vielleicht, oh, jetzt ist es an der Zeit, darauf zu antworten.

Und während ich das ausrechne, reden die Hampel weiter auf mich ein und ich nicke nur stumm, weil ich ja im Hinterkopf rechnen muss und nach 10 Sekunden kommt dann meine entrüstete Antwort, "Was? So spät erst?" und die Hampel sind total perplex, weil wir eigentlich gerade schon vier Themen weiter waren.

Musikalisch dazu Big Laugh (haha) aus Milwaukee mit gesundem Hardcore.

Convulse Records. Letzten Monat am 15. August auf Vinyl in drei unterschiedlichen Farben erschienen. Das war, äh, Moment, die 33. Kalenderwoche (hab geschummelt).

Failure – S/T 7″

Oha. Da muss ich mich aber beeilen, die Zeilen hier fertig zu tippen, bevor die Single von Failure fertig ist. Kurze Hardcore Knaller mit viel Geschrei und ein bisschen Best of Metal Riffs. Das Release ist seit 8 Jahren unterwegs und überholt alle Touristen auf dem Brenner.

Die Band aus Italien kommt ohne Bassisten aus und macht den ganzen Krach nur zu dritt. Puh, noch ein paar Sekunden.

Ironischerweise auf No Time Records erschienen. Drei verschiedene Farben, wem es gefällt, kann noch mehr der Band erstehen. Ha, Fertig

Death By Unga Bunga – Raw Muscular Piano

Das können wir uns heute einfach mal komplett unironisch hier reinkleben. Der Sänger und Gitarrist von Death By Unga Bunga, Preben Sælid Andersen hat das letzte Studioalbum "Raw Muscular Power" thematisch ins Piano geschüttet und den Garage Schweine Punk Rock komplett ins Trallala der 88 Tasten transportiert.

Ist das gut? Ist das lustig? Ist das nötig? Diese Fragen stell ich mir auch jeden Tag. Entspannt euch ne Runde.

Einfach so digital erschienen im August. Je nach Stimmungslage passt das zum beschürzten Puddingkochen oder axtschwingendem Holzhacken, wegen des Titels vielleicht eher letzteres, aber lasst euch nicht in eurer neu gefundenen Ruhe beirren.