The Dopamines – 80/20 LP

Manchmal bin ich einfach sprachlos. Nicht wegen der Musik, die mich regelmäßig überflutet und sich wie heilsamer Balsam über die geschundene Seele legt, nein. Darüber rede ich ja andauernd. Vielmehr wegen der Scheißigkeit der Welt und der Geschwindigkeit, mit der einzelne Akteure in der Lage sind, diese auch noch zu erhöhen – deswegen fehlen mir manchmal die Worte.
In solchen Momenten des Zweifelns klammere ich mich oft an alte Platten im Schrank. Also sprichwörtlich. Musik aus der recht behüteten Jugend suggeriert eine unbeschwerte Zeit und erfüllt ungefähr den gleichen Zweck, wie den Kopf in den Sand zu stecken.

Gut, dass es heute noch Bands gibt, die dies sogar mit neuen Veröffentlichungen hinbekommen. The Dopamines aus Cincinnati machen ungefähr da weiter, wo sie vor ungefähr 8 Jahren aufgehört haben und spielen easy listening Skate Pop Punk Rock zum Bier trinken und vergessen. Gute Musik für alles, was uns bevorsteht am Wochenende. Ich muss immerhin einen Kindergeburtstag überstehen. Und ihr so? Macht keinen Scheiß!

Brassneck (UK), Rad Girlfriend (US), Bearded Punk (Belgien). Kommt auf buntem und schwarzem Vinyl. Und CD, damit das 90er Feeling auch wirklich am besten rüberkommt. Mir sind doch noch ein paar Worte eingefallen. Scheiße, Wichser, Opportunisten, Desoxyribonucleinsäure. Schönes Wochenende.

Big – Small Scale EP 7″

Schöner Hardcore aus Oakland kommt hier unter den Hammer. Apropos. Der Typ von Blink 182 lässt sein Gemälde von Banksy bei Southerbys versteigern. Wenn ihr 6 Millionen Dollar habt, könnt ihr vielleicht per SMS mitsteigern.

Puh, Punk Rocker in Zeiten von Streamingdiensten heutzutage müssen auch zusehen, wie sie an Geld kommen. Da kann man nur viel Glück wünschen, sonst spielt der bald nur noch auf drei Basssaiten oder so. Jaja.

Also Oakland. Big sind vier Leute von dem äußeren Rand Kaliforniens, die Hardcore können. Das haben sie schon auf ihrem Demo vor zwei Jahren bewiesen. Und nun kommen sie mit ihrer Debüt EP um die Ecke, von der man erst einmal nur einen Song hören kann und dieser auch erst nach einer Minute so richtig anfängt, um dann 60 Sekunden Aggressionsbewältigungsstrategien musikalisch zu untermalen. Für den Rest der 6 Songs muss man bis Mitte März warten. Geiler Scheiß.

Forever Never Ends Records. Wird auf blauer Single erscheinen und im Bundle mit T-Shirts angeboten. OK. Das Motiv des Gemäldes von Banksy zeigt ein tanzendes Paar am Strand, hinter dem ein Tankschiff sinkt. Menschen in Schutzanzügen räumen ein Fass weg. Somit ist es ein echtes "Ölgemälde". Ha.

Mondo Wave – Gonzo LP

Poppig, rockig, fast schon Beatsteaks. Aber die hatten ja auch ein paar gute Lieder, oder?

Mondo Wave aus Bristol und dem fucking Zillertal machen irgendwie Après-Ski für gitarrenverliebte Spaßurlauber auf Skateboards ohne Rollen. Dazu kann man wunderbar den Hang hinabschießen und wilde Drehungen, Sprünge und Slides zelebrieren, oder eben in Bristol im Regen stehen.

Eingängiger Punk Rock, der sich sowohl für das geübte Ohr wie auch für Neueinsteiger eignet. Zweites Album mit 10 Songs, in denen alle 90er Jahre Spaßregister gezogen werden. Von Mid-tempo über high-speed bis zu Surf und Ska. Party hard. Or don’t.

Monster Zero. Auf schneematschgrau und asphaltschwarz am Valentinstag erschienen. Für alle jungen Leute da draußen oder für alle, die sich 25 Minuten lang auf dem Brett halten können. Cool.

Slicerrr – S/T

Dazu sagt man dann wohl bassgetriebener Garage Rock. Für Punk dauert das jedenfalls zu lang, dafür kann man hierzu aber besser mit dem Popo wackeln, wenn man da nicht die ganze Zeit draufsäße.

Slicerrr ist eine neue Band aus Helsinki mit zumindest einem Leut von den genialen Van Dammes. Aber ich glaube, der hat auf diesem Debüt gar nicht so viel zu tun, wo er doch Gitarre spielt und die hört man immer nur alle paar Minuten. Vielleicht ist er fürs Popowackeln zuständig.

Passt hervorragend zum Kopfnicken, also falls ihr ein bisschen mehr JA zum Leben sagen wollt, hört diese EP. Fünf Songs in fast 18 Minuten Spielzeit, das hat ja Indie Rock Qualitäten. Trotzdem gut.

Die EP ist seit ein paar Tagen draußen. Die vier Jungs im übrigen auch – also falls ihr gerade in Finnland unterwegs seid und ein bisschen Popowackeln-Kopfnicken braucht, geht da hin. 14/2 Helsinki, 21/2 Tampere, 8/3 Helsinki, 8/3 Lahti, 21/3 Hämeenlinna.

Whelpwisher – Same Mistakes

Manche Künstler müssen es den weniger talentierten Menschen um sie herum immer wieder unter die Nase reiben, wie viel besser sie doch sind. Natürlich meinen die Menschen das nicht so – Nein – das ist wie früher in der Schule, wo sich auch die Klassenbesten immer total verwundert über ihre tollen Zensuren gezeigt haben.

Gut, im Gegensatz zu den Künstlern heute haben die Kinder früher immer Klassenkloppe bekommen, aber hat es geholfen? Oder sind das am Ende ein und dieselben Personen? Huch.
Ich muss den Ben das mal fragen, wenn ich ihn sehe. Der Mann steckt hinter Whelpwisher aus Chicago, der mit diesem neuen Album ein Projekt veröffentlicht, das er Ende letzten Jahres in Angriff genommen hatte. Jeden Tag einen Song schreiben und aufnehmen. Und so hat der fleißige Mann in einem Amphetamin Cannabis Kaugummi Exzess zwei Wochen durchgemacht und 12 wunderbare Pop Punk Garage Nummern inklusive Interlude veröffentlicht, die auch gut einem Tony Molina zu Gesichte stünden. Das gibt Keile, Mister!

Nur digital. Das Cover ist kacke. Und mit dem Plattenpressen kommt er anscheinend noch nicht hinterher. Beruhigend zu wissen, dass er irgendwas nicht kann. Schönen Start in die Woche – falls ihr Lehrer seid, klaut doch mal so einem Kind heute das Pausenbrot. Pädagogik und so.

Rapid Dye – S/T 12″

Valentinstag. Fucking Hell.
Es braucht natürlich keinen Tag, an dem ihr in die Blumengeschäfte rennt und irgendwelche Herzchenschokolade von 2020 verschenkt, ich weiß das. Ihr seid gute Menschen und wisst, wie wichtig es ist, seinen liebsten Menschen zu sagen, dass sie toll und wichtig und großartig sind. Und nicht nur einmal im Jahr. Ihr macht das alles richtig – prima.

Aber nicht vergessen, auch den Wichsern um euch herum zu sagen, dass sie scheiße, dumm und hässlich sind. Es reicht nicht, so etwas immer nur zu denken. Nutzt diesen Tag doch dazu!

Als Motivationsschub veröffentlichen Rapid Dye aus Sydney heute ihre Debüt Platte, die mit knackigen Stimmungshits aus dem Besten der schlechten Laune zusammengebastelt wurde. Macht aggressiv und ist Hardcore der besten Spielweise. Ein bisschen krachig, ein bisschen übersteuert und ein bisschen zu kurz. Richtig gut.

11 PM Records & Cool Death Records. Erscheint auf 12″ Vinyl kreisrund. In Europa dann eben nur digital, passt so eh besser für unterwegs. Ich geh jetzt los und arbeite meine Liste ab, hab mir extra Urlaub genommen, könnte länger dauern.
Oh, hey – ihr seid toll! 🙂

Vemberlain – First Demos CS

Habt ihr mitbekommen, dass sich Google so langsam aber sicher auch in die neue Trump Ära einbringen möchte und jetzt damit angefangen hat, im Kalender Dinge zu "richten"? Der Black History Month ist weg. Ebenso ist der Women History Month verschwunden und die Feiertage zu LGBTQ+ ebenso. Warum?

Der Tech-Riese kündigte kürzlich an, dass er sein früheres Engagement für Initiativen zur Förderung von Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion in seiner Beschäftigungspolitik zurückfahren würde, nachdem der US-Präsident in einer seiner ersten Amtshandlungen als Präsident angeordnet hatte, diese Initiativen in Bundesbehörden einzuschränken. Cool, oder?
Bei Google Maps ist auch schon der Golf von Mexiko umbenannt worden zu Golf von Amerika. Wohin wollen eigentlich all diese Leute, die mir unentwegt entgegenkommen und zurücklaufen?

Ich weiß, wohin Vemberlain wollen, das hört man ja recht deutlich an ihrem Jangle Pop. Zurück in die 60er, wo die Melodien der beiden Demos direkt zu Einschlägen in der örtlichen Hitparade geführt hätten. Die vier Franzosen aus Toulouse haben in den letzten Monaten zwei Demos veröffentlicht und diese wurden nun von einem Label auf einer Kassette zusammen getragen, damit man zwischendurch auch mal aufstehen und umdrehen kann. Bewegung ist wichtig.

Hidden Bay Records. Auf Kassette erschienen und ab dem Valentinstag kostenlos digital zu haben. Vielleicht hätte heute ein neues Release von Bootlicker besser gepasst.

Jacket Burner – Tonite 7″

Keine Ahnung, warum der junge Mann seine Jacke verbrennen will, die sieht doch für einen Punk Rocker noch recht adrett aus und hält noch 10-15 Jahre Minimum. Aber so sind sie, die jungen Leute. Mit ihrem Kopf in den Wolken und den Füßen auf dem Skateboard.

Mir solls recht sein, so entstanden hier von Jacket Burner vier neue lo-fi Trash Garage Punk Stücke, die wunderbar eingängig und poppig durch den Gehörgang wackeln, um dann irgendwo in der Hirnrinde neben dem Bubblegum Punk kleben zu bleiben. Das erinnert in Teilen an die Mark Vodka Group oder den Marvelous Mark, aber das kann man ja eigentlich auch schon am Cover erkennen. Cool.

Goodbye Boozy. Auf Single erschienen und auf Nachfrage auch zu erhalten. Oder unterstützt den Künstler auf seiner Seite für die digitale Version, sonst muss er irgendwann nackig rumlaufen.

Promaja – Bravo Brava LP

Hört dieser Winter eigentlich auch mal irgendwann auf? Wann wird’s denn mal wieder hell? Geht das Leben irgendwann weiter? Ugh. Hab schlecht geschlafen und jetzt fühl ich mich so wie die Debüt LP von Promaja. Müde, düster, Synthie Post Punk Trägheit.

Klingt ein bisschen nach Manuela Iwanssons Solosachen oder einer breitgetretenen Vanna Inget LP. Und dabei kommt die Band nicht einmal aus der dunklen Kälte Schwedens, sondern lässt sich gemütlich die Sonne in Melbourne auf den Bauch scheinen. Na sowas.

Symphony Of Destruction. Auf LP vor ein paar Wochen erschienen und während des Schreibens bin ich eings

Sha-La-Lee’s – Hex LP

Kennt ihr diese schöne Tattoo, das immer als schlechtes Beispiel dienen muss, wenn es um die längerfristige Entscheidung geht, sich Tinte in den Körper ritzen zu lassen? Dieses mutige Statement, ja dieser verzweifelte Aufruf an die Götter der Liebe von Frau Effenberg "True Love Never Die", wo es doch eigentlich "True Love Never Dies" heißen müsse. Na sowas.

Ich erzähl das, weil mir bei der neuen LP von Sha-La-Lee’s eine ähnliche Verwechslung aufgefallen ist. Während der 13 Songs, die zwischen Garage Rock und Roll und 60’s Straßen Sound hin und herzaubern, vernimmt man in Gedanken den leise mitschwingenden Appell "Rock’n’Roll Never Die!".

Die Platte klammert sich nämlich an den Klang und das Gefühl der letzten 100 Jahre Rock’n’Roll Geschichte und wirkt dabei nicht einmal peinlich. Die vier Belgier packen sogar zwischendurch ganz schamlos ihre Mundharmonika aus und stellen an anderer Stelle unter Beweis, dass auch ein bisschen Country nicht weh tut. Ganz geil.

Wenn ihr mit einem Bein manchmal im dreckigen Sound von Gestern steckt, und wer tut das nicht, der hier mitliest, dann gönnt euch das mal. Ein bisschen Best of Greg Cartwright gefällig? Bleibt die Erkenntnis, dass "Rock’n’Roll Never Dies". OK.

Sounds Of Subterrania. Auf LP und CD erschienen und mit der Releasenummer 250 ein kleines Jubiläum. Happy Dappy. Apropos Tattoo. Der letzte Song "Don’t Bury Me Before I’m Dead" eignet sich ganz gut als Warnhinweis für Freunde/Verwandte/Leichenwäscher. Jep.