Chronophage – Musical Attack: Communist + Anarchist Friendship 7″

Eine neue Single von Chronophage aus Austin oder New York, wie schön. Vier Zeitfresser in Form von Indie Post Punk Hits, zu denen Punk Rocker nicht tanzen dürfen, aber heimlich beim Autofahren die Finger aufs Lenkrad tippen können.

Post Present Medium. Auf Single vor ca. 3 Wochen erschienen. Wie gut, dass es die ganze Zeit regnet, sonst würde man noch mit offenem Fenster auf der Straße ertappt werden.

Däächt – Crying Houses

Na, wer hätte das gedäächt, dass wir die Woche in Regensburg beginnen, wo die heulenden Häuser in der beschaulichen Domstadt der ostbayrischen Idylle vor sich hin mittelaltern und die Heroinspritzen nebenan auf den Spielplätzen von kleinen Kinderhänden gestapelt werden. Hier kann man sich von einer 1000 Jahre alten Brücke in die Donau stürzen und dabei Helles saufen. Ist es eine Reise wert?

Ja. Denn hier könnt ihr auch Däächt zuhören, wenn sie ein paar Stücke von ihrem zweiten Album zum Besten geben und dabei den Garage Punk Charme aus dem Keller holen und auf ein Post Hardcore und Post Punk Niveau der 90er hieven. Steht zwar ein bisschen auf wackeligen Beinen, aber dann bewegt es sich wenigstens und ist nicht so starr und stur.

Alles in Eigenregie geschrieben, gespielt und aufgenommen, veröffentlicht und Artwork gemacht und Werbung und naja, deswegen hat es auch 5 Jahre seit dem Debüt gedauert. Hast sich gelohnt. Ist ganz geil.

Nix Label, nix physisches Release. Das könnt ihr einfach so digital genießen. Oder halt live in Ostbayern, wenn ihr unbedingt da hinwollt.

Autocamper – What Do You Do All Day? LP/CD

Der Trend geht ja zum Zweit-Wohnmobil. Hier sind 10 neue Pop Songs von Autocamper aus Manchester für den besten Stellplatz mit Meerblick.

Safe Suburban Home Records. Auf LP und limitierter CD erhältlich (für den CD Wechsler im RV). Letztere schon ausverkauft (die sind alle in meinem Sony CDP CX450).

Havana Syndrome – Demo 25 CS

Spart euch das Googlen, ich verrate es euch. Das Havanna Syndrom wurde nach der Stadt auf Kuba benannt, da dort zuerst ein paar imperialistische Amis über Kopfweh klagten und die kubanische Regierung oder russische Spione (was ja natürlich das Gleiche ist) dafür verantwortlich machten.

Viele Menschen mit den gleichen Symptomen, keiner hat bis heute eine Ahnung, was sie verursacht. Also war man sich schnell sicher, dass es sich um eine Mikrowelle handeln muss, die gezielt auf die Fast Food liebenden US-Diplomaten schießt, weil die nichts Vernünftiges kochen können. Das Cover vom Demo der Band Havana Syndrome aus Buffalo veranschaulicht diese Theorie sehr schön und ist dem Lexikon über Spionagewaffen beim Buchstaben H zugeordnet.
Eine weitere Theorie besagt, es handle sich um einen akustischen Angriff über Schallwellen, die zu Übelkeit und Kopfschmerzen führen. Hier kommt die Band ins Spiel. Sie geben ihr Bestes, um räudig schnodderigen Garage Synth Punk ins Bewusstsein zu prügeln und hinterlassen dabei natürlich auch ein paar vernarbte Gehirnwindungen, je nachdem, wie laut man das hört. Herrlich.

Swimming Faith Records. Auf Kassette erschienen und konfisziert, aber digital noch unter der Ladentheke des Internets zu bekommen. Also überall.

Eddy Current Suppression Ring – Shapes And Forms 7″

Heute mal Pub Rock der lässigeren Art aus Melbourne. Vier Dudes, die seit über 20 Jahren Musik machen, zweitausend Releases herausgebracht haben und jedermann bekannt sind, veröffentlichen mal wieder nach 6 Jahren eine neue Single. Sie nennen sich Eddy Current Suppression Ring und kein Eduard spielt mit.

Soweit ich die Diskografie überblicken kann (kann ich nicht), sind das auch drei neue Lieder hier. Naja, eines davon ist ein Coversong von Camper Van Beethoven. Da fängts schon an. Egal. Das merkt man nicht. Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich Zahlen ausschreiben oder die Ziffern verwenden soll. OK.

Wunderbarer, fast schon gelangweilt eingespielter Garage Rock mit scharfer Punk Kante, an der man sich genüsslich beim im-Takt-Nicken den müden Kopf stoßen kann. Cool.

Cool Death Records. Auf Seven" (haha) erschienen und ganz schlau einfach mal 5 unterschiedlich farbige Papierhüllen als Cover verwendet, damit das so richtig gut limitiert ist. Alles ausverkauft, aber digital geht auch, glaubts mir. Ich dachte im Übrigen, es handelt sich bei der Band um eine kriminelle Vereinigung, aber ich bin auch kein Physikstudent. "Nichteisenabschneider"… wollt ihr mich verarschen?

Scud – Dirt EP

Unsere liebsten Trash Pop Pub Rocker aus Melbourne melden sich schon wieder mit einer neuen EP, die sich thematisch um Dreck kümmert. Alles, woran man da an Wortspielen so denken kann, wird vertont.

Aber auch "echte" Probleme im Garten werden angesprochen. Die Unkrautvernichtsungsmelange, die auch dem Hasserörder als Geschmacksverstärker beigemischt wird, zum Beispiel. Oder wie man am besten Schlingpflanzen mit einer Machete beikommt.

Ich mag Scud, die können machen, was sie wollen. Meinetwegen auch über Regenwürmer, Marienkäfer oder Weinbergschnecken singen. Cool.

Digital. Kostenlos. Passt gut zum frustrierenden Job des Jätens. Bisschen Unkrautstecher, ein Schluck Glyphosat, dann passt das schon.

Dark Thoughts – 2025 Summer Promo

Ach Mann. Ich wollte damit eigentlich warten, bis die Platte rauskommt, aber ich höre die Promokacke so oft, da werde ich dann beim Erscheinen des Albums gar keinen Bock mehr drauf haben.

Hier, 3 lauwarm frische Songs der genialen Dark Thoughts aus Philadelphia und ein Cover von den Ramones aus New York, das man schon auf der Drunk Dial 7″ hören konnte. Was soll man da noch zu sagen?
Poppiger Rotzpunk, wie ihn nur Dark Thoughts und Radioactivity spielen dürfen und können. Das Trio mit den düsteren Gedanken ist da ja sogar ein bisschen aggressiver unterwegs und das passt mir gerade wunderbar in den Tee. Der schmeckt nämlich derzeit nach so ner Hippie Mischung aus dem Weltladen, in dem alles nach Patschuli riecht und schmeckt. OK.

Welches Label macht die eigentlich? Ach so, ist ja Promo von der Band. Also nix Label, nur digitale Werbung. Kommt dann irgendwann auf dem Album "Highway To The End" auf LP inkl. 10 oder 15 weiterer Kracher. Die haben das vor ein paar Jahren (naja 7) schon einmal gemacht mit dem Winter Tour Tape, das die "At Work" Songs beworben hatte. Jetzt also Sommer. Mal sehen, ob sie Vi Valdi machen und alle vier Jahreszeiten abliefern.

Fragile – Big Big Smile LP

Ach, komm. Warum nicht. Die fünf Jungs aus Angers kommen gerade vom Friseur und haben sich extra alle den gleichen Haarschnitt geben lassen, um das neue Album im besten 90er und 2000er Jahre Emo-Stil promoten zu können, sowas muss man auch ein bisschen wertschätzen.

Hinter der hübschen Topfschnitt-Fassade lungert ein melancholisch melodiöser Mollakkord (tolle Alliteration) mit einer Führung durch den Song, die an Bands aus den genannten Jahren erinnert, als der Sound der adoleszenten Traurigkeit noch frisch war. Aber sowas vergeht ja nicht, das konserviert sich von selbst hervorragend und passt heute genauso wie vor 25 Jahren. 10 Songs, einer jetzt, den Rest zum Erscheinen.

Das Cover erinnert mich von der Farbgestaltung und dem Stil ein bisschen an Van Pelts "Sultans of Sentiment". Crazy.

Wenn ihr Bock auf Knopflochtränentanzen habt, dann ist das genau die richtige Band der Stunde. Fragile. Passender Name für zerbrechliche Zeiten.

La Cèpe Records. Erscheint Ende August auf LP in drei verschiedenen Farben. Wenn ihr bis dahin eurer Emo-Phase bereits entwachsen seid, könnt ihr die Platte mit dem Bandfoto einfach als Ansichtsexemplar zu eurem Friseur mitnehmen. Schön.

Cutup – The Future Leaks Out

Hab keinen Bock heute, manchmal erdrücken mich die Nachrichten und Aussichten.

Und wenn das die Zukunft ist, die hier bei Cutup aus Cleveland durchsickert, dann Gute Nacht. Schlechte Stimmung in Gitarrenakkorde gedrückt und Pessimismus in Melodien gegossen, dazu Hass in den Gesang gemischt und Aggressionsgeschepper aus dem Schlagzeug geprügelt. Passt in die Zeit und ist geil, aber ich wünschte gerade, es wäre mehr Beach Boys.

Schon im Juni digital erschienen, keine Ahnung, ob sich da kein Label findet. Naja, könnt ihr ja selber auf Kassette überspielen und ein schönes Cover basteln, dafür seid ihr doch auf der Waldorfschule gewesen.

Electric Chair / Physique – S/T Split LP

Eine Split LP! Hat man auch nicht so häufig. Bei Electric Chair von einem no brainer zu sprechen, fühlt sich irgendwie falsch an, und ich will natürlich keine Opfer dieser furchtbaren Exekutionsmaschine verhöhnern. Aber viel nachdenken muss man eigentlich nicht vor der Kaufentscheidung dieser A-Seite der LP.

Für den elektrischen Stuhl braucht man Physik und da boten sich die Nachbarjungs aus der Nebenstraße direkt an, man ist pragmatisch und möchte sparen, aber auch ne LP veröffentlichen, also teilt man sich den Scheiß einfach auf. Physique auf Seite B.

Für die Legendenbildung erzählt man dann natürlich, dass man sich in Olympia, Washington irgendwo an einem Baggersee getroffen hat und beim gemeinsamen Schwimmen auf die Idee kam, eine Split zu machen. Schon klar. Und zudem wird der naive Hörer mit den alternativen Fakten gefüttert, dass der Drummer von Physique auch mal bei Electric Chair ausgeholfen habe. Ja sicher, der einzige Typ, den man bei Konzerten nicht sehen kann, ne? How convenient.

OK, Hardcore für schlechtgelaunte Menschen, die gut werden soll. Oder andersherum. Geiler Scheiß.

Iron Lung Records. Gibt es 1500 mal auf schwarzem Vinyl. Keine Ahnung, wer das Zeug auf dem Cover beim Bleigießen als Ergebnis hatte, aber ich tippe mal, dass es ein schlechtes Omen ist. OK.