Werewolf Jones – Terminal Velocity

Pünktlich zum Vollmond erscheint ein neues Tape bei Tetryon Tapes von den Grunge-Hardcore-Punk-Rockern Werewolf Jones.
Zwar heult hier niemand wie ein bekloppt gewordener Hund und auch sonst ist der Sound nicht besonders gruselig, aber wer wird denn schon so viel Wert auf "Nomen est Omen" legen? Diesbezüglich stimmt hier zumindest nix überein. Doch wie sagte schon Bad Religion nach dem Veröffentlichen ihres Weihnachtsalbums? "Na und?" – Seht ihr, Namen sind Schall und Rauch.
Werewolf Jones zelebrieren hier auf dem Tape nach ihrer letzten großartigen LP bei Big Neck Records weiterhin den Sound aus Detroit und machen auf jeden Fall ziemlich viel Schall wie zu Nirvana’s besten Bleach Zeiten und zaubern aus recht simplen Melodien und Rhythmen einen angenehmen Klangflusenteppich, auf dem sich prima eine Crackpfeife rauchen lässt. Schall und Rauch, versteht ihr? Haha. Mega.
Die Kassette wurde vorgestern auf den Markt geworfen und ist bei Feral Kids Records käuflich zu erwerben. Geiler Scheiß aus Detroit!

Also wenn jemand diese Geschwindigkeit als "tödlich" bezeichnet, dann sollte er nicht bei meinen Kindern im Kettcar mitfahren.

Postage – S/T 12″

Es soll ja so Leute geben, die immer und immer wieder den gleichen Scheiß hören, ohne jemals über den Tellerrand des Genres zu schauen. Ich war das zum Beispiel mit 9. Da hab ich nur Fünf Freunde gehört, alles andere war doof.

Zum Glück hat sich das musikalisch bei mir nicht ganz so engstirnig und exklusiv entwickelt, aber es soll ja Leute geben, na, ihr wisst schon.
Für all diejenigen Genießer im tiefen Teller da unten drin, die auf der Schiene des rauhen, melodischen und poppigen Punk Rocks stecken geblieben sind, habe ich hier ein ganz feines Leckerlie. Postage aus Portland machen so ziemlich den besten Sound, den man sich als Fan von Leatherface, Iron Chic und einem Haufen anderer bärtiger Gestalten auf Dirtnap Records vorstellen kann, und dazu verlieren sich sogar noch ein paar Gitarrensoli auf der Platte – hui.
Falls man müde geworden ist, immer dieselben LPs auf den Plattenteller zu schmeißen, hier könnt ihr eine neue 12″ bestellen, die ganz fantastisch zu den anderen im Schrank passt.

Das soll im übrigen gar nicht negativ sein – die Platte kann auch ein ganz toller Einstieg in diese Gefilde sein, wenn man sich noch nicht in dem Genreirrgarten verlaufen hat.
Erscheint am 05. November (Remember, Remember…) bei unseren Freunden von Dirt Cult. Hauptsache Dreck. Geiler Scheiß aus Portland!

Ich weiß nicht mehr, wen ich hier zitiere, aber irgendein Autor schrieb mal über TKKG, dass sie "der bewaffnete Arm der jungen Union" sei und das ist so treffend und toll umschrieben, da kann man nix hinzufügen. Das wusste ich halt mit 9 auch schon – deswegen Timmy "Yay" und Oskar "Nay"…

Cold – S/T LP

Schön, dass jetzt jemand auf die Eso-Spinner und die Reichswürger und die anderen armseligen Dummbrote der sogenannten "Querdenker" Bewegung aufpassen will. Dass es ausgerechnet der Verfassungsschutz machen soll, ist natürlich ein bisschen ärgerlich, wenn man sich mal so die "Erfolge" des Organs ansieht.

Und ebenfalls etwas blöd, dass man dafür eigens eine neue Kategorie erfunden hat. Die "Delegitimierung des Staates" soll nun also genügen, um beobachtet zu werden?

Haha. Geil. He, Deutschland, ich find Dich ganz schön oft ziemlich kacke und will Dich so nicht haben.
Ach, ich merk schon, das ist was für meine Therapeuten und nicht für euch.

Aber vielleicht ist das hier was für euch.
Eine tolle Band aus Osnabrooklyn, der Stadt, in der sich unser ehemaliger Bundespräsident Herr Wulff als König zur Ruhe gesetzt hat. COLD gibt es erst seit 3 Jahren und schon kommt ihr Debüt Album bei Kidnap Music heraus, nachdem sie 2019 eine EP noch selbst veröffentlicht haben. Es geht hier grob in die Punk Rock Indie Richtung und das sehr solide und gut vorgetragen, sehr sicheres Songwriting und die LP hat das Presswerk mit einer guten und sauberen Abmischung verlassen. Schade, ein bisschen mehr Rotz in den Sound und es würde mich noch mehr begeistern.

So geht ein bisschen was von der Kraft und der Wut oder Verzweiflung verloren, wenn da so ein glatter Sound am Ende herausgebügelt wird. Vielleicht höre ich in letzter Zeit aber auch einfach zu viel lo-fi 2 Spur Demos.

Wirklich gute Platte mit sehr guten Musikern und guten Texten und guten Melodien und guten Rhythmen/Beats und guten Ideen, an manchen Stellen klingt Sängerin Hannah sogar ein bisschen nach Kim Gordon. Mehr kann man mit einem Debüt Album nun wirklich nicht verlangen.
Guter Scheiß aus Osnabrück. (So ein Bett hatte ich auch mal.)

Wenn "zu rechts" und "zu links" nicht auf die "Querdenker" Bewegung gepasst hat, wieso dann nicht einfach eine neue Kategorie "zu doof für Deutschland"? Kann man die nicht beobachten?

Gimic – Demo CS

Tolle Band aus Bristol mit einem sehr guten Demo, das zwar bereits vor einem Jahr digital erschienen ist, aber jetzt erst auf ein analoges Medium mit Verfallsdatum überspielt wurde. Und außerdem hab ich das letztes Jahr übersehen. Tja nun.

Gimic ballern hier 5 Songs in unter 10 Minuten runter und schaffen es in der kurzen Zeit dennoch, einige verspielte Passagen in die Punk Rock Rotzer einzubauen.
Ich glaub, die Sängerin wird gezwungen, durch einen Verzerrer zu singen, weil sie ansonsten eine zu glockenklare Stimme hat und das würde ja das Image der Band konterkarieren. So stimmt aber der Sound – hier kommen eine Prise Bellchicks mit Metalsoli, die Golfdolls mit mehr Speed und ein melodieverliebter Basslauf nach dem anderen á la Dirtgun in die Suppe.

Das Tape ist vor kurzem bei Hollow Life erschienen und in dem Moment, in dem ich das hier diktiere, gibt es nur noch 1. Also hopp, mein werter Leser – schnapp zu.

Die Bands in der Beschreibung gibt es natürlich nicht. Ich bin zu faul.

TV Drugs – FFO Everything Terrible CD/CS

Schönes Punk Album von den TV Drugs aus Cleveland, Ohio. Mehr ist das nicht, zum Glück – endlich mal wieder einfach nur ein richtig gutes Punkalbum.
Das ist die beste Musik für schlechte Laune, die Spaß macht. Oder umgekehrt.
Das ist seichte Aggression in krachiger Melodie und sanfter Lärm in Bierschaumsoße. Großartig.

Die CD kann man in England bei dem tollen Label Serial Bowl Records bestellen, aber wegen des Brexit drehen die Compact Discs™® jetzt andersrum als im Rest Europas, die Schweine. Vielleicht dann doch lieber das Tape aus den USA bei So This Is Progress Records ordern?

Wenn ihr die Schnauze voll habt und euch mal wieder richtig schön anschreien lassen wollt…bitte.

Kann das mal jemand auf Vinyl machen? Das Cover sieht so kacke aus, das hätte ich gerne in groß.

Chain Whip – Demo 2020

Wie ist das bei Euch eigentlich passiert, dass Ihr auf einmal Punk wurdet? War Euch das quasi in die Wiege gelegt, weil die Eltern entweder Hippies oder Bankiers waren, gegen die man dann zeitgemäß mit Punk rebellierte?
Oder seid Ihr eines Morgens aufgewacht und habt in den Spiegel gesehen und gedacht: "Nee, heute nicht kämmen, nicht schminken, Zähneputzen kann man auch mit Bier, ich bin jetzt Punk, Alter"
Ich musste kürzlich nur daran denken, dass es so einen Knackpunkt in meiner Kindheit gab, ab dem ich in die richtige Richtung gestoßen wurde.

Grundsätzlich ist es ja auch eine interessante Frage, ob man ein geistiges Fundament für Punk Rock benötigt, oder ob man durch das bloße Hören von der Musik zum Punk wird. Schwierig. Das besprechen wir ein anderes Mal.

Jedenfalls kam irgendwann als ich so 6 oder 8 war mein bester Freund zum Spielen vorbei und ich machte ihm die Tür auf. Ich bemerkte einen roten Fleck auf seinem Pullover und fragte ihn, ob es Nudeln mit Tomatensoße zum Mittag gegeben hätte und er fragte verwundert zurück, woher ich das wüsste. Daraufhin zeigte ich auf seinen Pullover und er erwiderte nur achselzuckend, das könnte ja auch von gestern oder vorgestern sein.

Ich war schockiert. Bin ich doch auf Sauberkeit und Ordnung geeicht und musste penibel darauf achten, was die anderen Leute so von mir hielten.
Diese Freiheit, mit einem dreckigen Kleidungsstück nicht nur einen Nachmittag, sondern womöglich mehrere Tage herumzulaufen und darauf zu scheißen, war mir völlig fremd und mir eröffnete sich eine gänzlich neue Welt.
Eine Welt, in der man tun konnte, was man wollte, egal, was die anderen Leute dann von einem dachten. Wow. Großartig!

Leider machten mir meine Eltern schnell einen Strich durch die Rechnung, aber der Stein des Anstoßes rollte unaufhaltbar in Richtung Pubertät und Punk. Ich glaube, damals habe ich beschlossen, nix auf die Meinung anderer zu geben.

Leider hab ich das bis heute nicht geschafft, aber in so manchen Situationen denke ich heute daran zurück, wie mir mein Freund mit einem simplen Achselzucken eine neue Welt offenbarte. Danke.

Ach so. Chain Whip sind sehr gut. Neues Demo:

Der Grund, warum ich da mal wieder dran denken musste, sind meine Kinder, denen ich hundertmal am Tag sage, dass sie nicht so mit dem Eis kleckern sollen.

Color TV – S/T LP

Ich weiß ja noch einigermaßen genau, wann wir damals unseren ersten Farbfernseher bekommen haben. Irgendwann Ende der 80er muss das gewesen sein. Ich glaub, meine Eltern haben mit uns bis dahin auch kaum das alte s/w Gerät genutzt. Man kann ja auch Sticken oder Puzzeln oder Computerspielen, haha.

Auf jeden Fall war ich sehr enttäuscht, dass es immer noch s/w Sender gab. Das blöde DDR Fernsehen wurde nicht in Farbe ausgestrahlt und so projizierte man eigentlich auch ein recht realistisches Bild von Ostdeutschland in unsere Kinderköpfe – alles grau. Hier hat die Erfindung des Farbfernsehers also nicht viel geholfen – aber grundsätzlich muss das eine Offenbarung gewesen sein, wenn man so drüber nachdenkt. Plötzlich die ganze bunte schöne Welt im Wohnzimmer zu haben. Sensationell.

Ganz so revolutionär würde ich die Band nun nicht unbedingt anpreisen, aber um im Bild zu bleiben: sie sind auf jeden Fall farbenfroher unterwegs als viele ihrer schwarzweißen Genre Kollegen. Puh, etwas angestrengtes Bild. Na, egal.
Color TV aus Minnesota (Twin Cities) und Oregon (Portland) machen auf jeden Fall mit ihrer Punk Rock Garage Pop Mischung á la Marked Men und Steve Adamyk Band alles richtig, was man in diesem Genre so richtig machen kann. Super Melodien von den Gitarren runtergeschrammelt, eingängiger Gesang, der sofort im Ohr bleibt und alle Songs zum potentiellen Hit werden lässt und natürlich ein zuckender Bass, der mit einem straight-scheppernden Schlagzeug das ganze Wunderwerk rhythmisch zusammenhält. Hier gibt es 9 ziemlich perfekte Pop Songs unter 2 Minuten zu bestaunen. Und einen Hit des Albums, der tatsächlich 3 Minuten dauert (Pale and Vicious), gibt es noch dazu.

Ist bereits letztes Jahr im Oktober bei Deranged erschienen und erfrischenderweise auch auf Vinyl erhältlich. Komisch, bei diesen Zeiten des Revivals von Kassetten hätte ich von so einer Band eigentlich ein komplettes Album auf VHS erwartet, aber vielleicht kommt das noch.

Telecult – Don’t Talk

Erinnert sich noch jemand an diese französische Band, die ich vor ziemlich genau einem Jahr hier wegen ihrer tollen 7″ abgefeiert habe? Ja? Perfekt, das erspart mir Arbeit. Nein? Dann hier.

Die Jungs von Telecult haben sich auf jeden Fall nun zurückgemeldet und ihr Album "Phases" angekündigt, das ich damals schon angepriesen hatte. Aber da kamen wohl ein paar Besetzungswechsel bei der Band dazwischen und nun sind sie (fast) soweit, 10 Songs auf die Menschheit loszulassen. "Gut Ding will Weile haben", zieht man da als Ausrede heran.

Das Cover sieht zwar so aus, als hätte jemand Angst vor knalligen Farben und wirkt eher wie eine Design-Studie zum Thema "Kopfschmerzen", aber vielleicht hat das auch einfach nur ein Kleinkind mit MS-Paint zusammengeschraubt. Ist ja auch nicht so wichtig – der Song, den man schon einmal hören kann, ist dafür wie zu erwarten ein schönes, poppiges Kleinod namens "Don’t talk" und kann überzeugen.
Ja, es ist affig, nur einen Song bei Bandcamp zu veröffentlichen. Ja, es dauert noch ein halbes Jahr, bis das Album rauskommt. Nein, das ist mir scheißegal.

Ditches – The Taste/1000 Elephants/Demo

Es gibt ja so Bands, bei denen fällt es wahnsinnig schwer, einen adäquaten musikalischen Vergleich zu finden. So Bands, die einfach total eigenständig und mit nichts Anderem in Verbindung zu bringen sind. Einzigartig! Unvergleichlich!

Ditches ist nicht so eine Band. Die 4 Schweden aus Stockholm bemühen sich bereits seit knapp 1 1/2 Jahren, die europäischen Marked Men zu sein. Und ich meine das überhaupt nicht böse, denn sie schaffen das locker. Und bei so viel Ähnlichkeit kann man auch nicht von einem Versehen sprechen, ne? Ist ja höchstwahrscheinlich nicht so, als ob die Kerle in den Proberaum gegangen sind und nach 5 Bier und 10 Songs auf einmal gemerkt haben, "Mist, wir klingen ja 1:1 wie diese mega bekannten Texaner. Ach, das merkt schon keiner."

Das wird ihnen natürlich immer nachgesagt werden: "Ihr klingt ja genau wie…und ist das nicht ein bisschen billig?" Nein. Sonst würden es ja alle machen, weil es geile Musik ist und so simpel klingt. Aber da steckt eben doch mehr Talent hinter, als man denkt. Sag ich jetzt mal so.

Vielleicht haben Jeff Burke und Mark Ryan deshalb auch ihre Finger mit im Spiel? Zumindest haben sie gemeinsam die 1000 Elephants gemixt und gemastert; die beiden neuen Songs aus dem Februar (The Taste) dieses Jahres hat Jeff Burke alleine optimiert. Sensationell – könnte eine neue Marked Men Single sein. Kommt demnächst auch auf Vinyl raus, jetzt erst mal nur digital.

Wann kommt die LP? Ich nehm zwei.

Hier die erste Single, die man auch auf Vinyl kaufen kann. Letztes Jahr in Eigenregie veröffentlicht. Auch voll gut!

Das Demo ist im übrigen auch super. Na gut. Dann baller ich das hier auch noch rein. Bonus:

Mike Krol – Power Chords LP

Es sieht so aus, als würde mich Mike Krol mit seiner 4. Platte dann doch noch hinterm Ofen hervorlocken. Dort hatte ich mich nach seinem ersten Release (I hate Jazz) im Jahre 2011 verkrochen, weil es doch alles sehr nach einer schwächeren Jay Reatard oder Brat Farrar Platte klang. Und das braucht ja kein Mensch – also ab hinter den Ofen.

Mit Power Chords legt der gute Mike nun eine sehr melodische Power Pop Punk Fuzz Rock Platte hin (ich hab Garage vergessen), die man zwar wegen des omnipräsenten Fuzz-Faktors auch wieder mit oben genannten Personen vergleichen kann, aber das Album hat einen treffenden und schönen Titel und auf dem Cover sitzt ein blutender Mike im rosa Hemd mit einer babyblauen Gitarre auf einem wiederum rosa bezogenen Bett. Außerdem ist das Album doppelt so lang wie sein letztes (Turkey – 18 Minuten). Und so blöd das klingt, irgendwie ist das Album erwachsener oder reifer als der Rest seiner Sachen. Die Melodien bleiben im Ohr, die Texte sind depressiv genug. Das muss reichen, denn ansonsten ist wirklich nicht viel Neues hier zu entdecken. Aber warum auch?

Eine Mischung aus The Strokes, Jay Reatard und vielleicht sogar ein bisschen White Reaper ist immer gut, da rennt man bei mir offene Türen/Ohren ein. Auf Dauer nervt jemanden vielleicht mit einem zart besaiteten Ohr der Drang, alles maximal zu verzerren, was nicht bei 3 auf den Bäumen oder hinterm Ofen verschwunden ist. Vor allem der Gesang könnte hin und wieder mal glockenklar über den ganzen Fuzz-Matsch erklingen. Aber wer hier hat zart besaitete Ohren? Na also.