Nag – Human Coward Coyote LP

Türchen Nummer 11. Heute ist der dritte Advent, also ein Sonntag wie jeder andere, aber es brennt eine Kerze mehr auf dem Tisch, weil man das schon immer so gemacht hat. Naja, in den letzten knapp 100 Jahren zumindest.

Heute trägt der Pfarrer außerdem auch beruflich rosa, weil man das am 3. Advent so macht – rosa ist die Aufhellung der Farbe violett (kein Scheiß) und violett ist die Farbmischung aus Blau und Rot (kein Scheiß), wobei die eine Farbe für Mensch und die andere Farbe für Gott stehen soll. Cool. Wieder ein paar Gehirnzellen verschwendet.

Nag bringen am Tag der heiligen drei Könige ein neues Album heraus und man darf schon einmal einen Song vorab genießen. Hurra. Sie haben ihren Mix aus Darkwave, Post Punk und Gothic beibehalten und schwirren somit wieder einmal zielsicher wie Motten durch den Nachthimmel der Friedhofsanbeter. Gute Musik, die ein bisschen gruselt und dann wieder zu schön und melodiös für ein Begräbnis ist.

Das Cover ist kacke. Oder Kunst und ich verstehe es nicht. Vielleicht auch beides.

Vorbestellbar bei Convulse Records. Falls Ihr Euch mit der liturgischen Farblehre ein wenig mehr auseinandersetzen wollt: Die liturgische Gewandung im Occident und Orient: Nach Ursprung und Entwicklung, Verwendung und Symbolik. 2. Buch von Herder. Kann ich absolut nicht empfehlen.

Phantom – 7-Song Demo CS

Tür Nummer 9. So langsam muss man sich Sorgen machen um die Nachhaltigkeit von Hardcore Bands. Wenn die immer ihre EPs und Demos auf Kassette herausbringen und dann dort zwar 7 – 76 Lieder drauf sind, diese aber nur eine insgesamte Spieldauer von ca. 2 Minuten haben, ist das doch auf Dauer ein furchtbarer Müllberg aus Plastik.

Das physische Format der Kassette kann man ja schlecht verkleinern, hier ist dann einfach weniger Band drin (haha). Bei einer Vinyl-Veröffentlichung ergibt das wenigstens Sinn – macht man einfach eine 5″ und ärgert alle Besitzer eines Plattenspielers mit automatischer Endabschaltung. Denkt mal drüber nach!

Ja, auch das Phantom aus New Brunswick in New Jersey ist damit gemeint. Die Hardcore Punk Band hat hier ein wunderbar lärmendes Demo in die Welt gekotzt, das in 9 Minuten genug Energie entfesselt, um den Weihnachtsabend unterm Oh Tannebaum zu heizen, oder zumindest die HC-Herzen zu wärmen. Schepperndes Schlagzeug, schrammelige Gitarren, brummeliger Bass und ein ewig schreiender Sänger vermitteln den Eindruck, das seien Zeitreisende aus den 80ern, die einfach dort weitermachen, wo sie in den Garagen der Suburbs aufgehört haben. Geiler Scheiss.

11 PM Records. Vielleicht braucht es einen Aufschrei und eine offizielle Regelung für Mindestlängen von Kassetten-Veröffentlichungen. Wir haben doch sonst keine Probleme. Oder man lässt den analogen Scheiss einfach und macht sich einen Spotify Account. Haha, nie im Leben.

AJJ – The Baby Panda

Hinter Tor Nummer 8 lauert so etwas Beklopptes wie die Vorstellung, dass jemand schwanger werden könnte, ohne gepimpert zu haben. Heute ist nämlich das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria, wie man in katholischen Kreisen zu sagen pflegt. Na dann herzlichen Glückwunsch.

Der Katholizismus und die Religion haben uns wirklich weiter gebracht in unserem Bestreben, einander zu verabscheuen, uns gegenseitig auszugrenzen und unser Leben zu hassen und dabei auch noch zu leiden, wenn man versehentlich Spaß zu haben versucht. Danke!

Ich habe dazu ein paar aufmunternde Worte von Andrew Jackson Jihad, oder besser AJJ mitgebracht. Schöne Musik wie immer, ein bisschen melancholisch wie immer, ein bisschen kritisch wie immer. Passt ganz wunderbar in einen Donnerstag voller Termine und Matschregen.

Ich hab ja früher immer jede Woche WWF geschaut, um Pandas zu retten. Meine Lieblings-Tierschützer waren Shawn Michaels, der Undertaker und ich mochte den Song von Crush, der Typ war blöd, aber der Song hat mich an Prong’s "Third from the Sun" erinnert. OK.

Teo Wise / Busted Head Racket – Split CS

Bin ich eigentlich der einzige Depp, der sich solch Fragen stellt wie die, ob sich Rantanplan schon einmal die Bühne mit anderen Comic-Hunden geteilt haben? "Heute Abend: Rantanplan mit Idefix und Struppi im Vorprogramm." Ich find das nicht mal besonders lustig, aber es interessiert mich trotzdem. Komisch.

Außerdem: Ist Euch schon einmal aufgefallen, dass mit der Golden Shower of Hits LP von den Circle Jerks das Black vom Sänger (Keith Morris) und das Red(d) vom Gitarristen (Greg Hetson) zu einer Deutschlandfahne komplettiert wird? Nein? Ähm…mir auch nicht. Absurder Gedanke.

Hier – Türchen Nummer 7 hat eine Split Kassette im Angebot. Teo Wise und Busted Head Racket wetteifern um den eingängigsten Synth-Punk mit jeweils zwei Songs, bei denen ich nur schwer sagen kann, welche tanzbarer sind. Man kann getrost durch die knapp 8 Minuten durchwirbeln und danach das Ganze von vorne noch mal. Cool.

Die Kassette kommt bei Painters Tape in Detroit heraus, kann aber jetzt schon digital für 1$ erworben werden. Schwierige Entscheidung…

Gaffer – Dead End Beat LP

Tür Nummer 6 hält die Gaffer aus Perth für euch bereit.
Feiert man in Australien eigentlich auch Nikolaus? Ich würde mich ja weigern, in einem Land, in dem tödliche Spinnen und anderes Kriechtier jederzeit in die Stiefel vor der Tür krabbeln können, in diesen Schuhen dann fröhlich am heutigen Tag nach Süßigkeiten zu kramen.
Aber vielleicht sind das auch nur urbane Mythen, um die blöden europäischen Touristen fern zu halten? Gute Idee eigentlich. OK.

Nach 3 Jahren kommt endlich was Neues aus dem Hause Gaffer, die ja schon mit ihrem Demo zu begeistern wussten. Im Grunde klingen die genauso wie der Rest der genialen Pub Punk Post Rocker aus Australien und daher kann man das Album auch uneingeschränkt empfehlen.

Passt genau in die Lücke des Verdauungsspaziergangs zwischen Brunch und Kuchen bei Omma zu Weihnachten. Ohne Zigarette! Geiler Scheiß.

Rotes und schwarzes Vinyl bei Drunken Sailor Records für Europa. Nur noch schwarzes Vinyl bei Helta Skelta Records für Australien. Der Rest der Welt kann kacken gehen. Man nennt es Labelpolitik.

Free Refills – Singles 2021-2022

Tür Nummer 5 erinnert euch freundlich daran, die Hundekacke von euren Stiefeln zu kratzen, weil morgen der Nikolaus kommt. Außerdem ist heute Montag und der Beginn der Arbeitswoche für 12% von Euch. Also los.

Musikalisch untermalt wird der Hinweis netterweise von der Single-Compilation der großartigen Free Refills aus Kalifornien. Wenn man die verdammten Boots nicht mit diesem supertanzbaren Synhie Punk Weirdo Nintendo Pop saubergestampft bekommt, sollte man die ohnehin lieber beim Nachbarn vor die Tür stellen.

Letztes Mal hab ich noch von dem Cover geschwärmt. Das hier ist eher so naja. Aber ich bin auch nicht der übermäßige Fan von türkiser Kunst. Ihr könnt ja trotzdem Crude Development folgen, da sind ein paar nette Cover in der Sammlung.

Kein Label. Könnte man mal drüber nachdenken, ob das nicht alles auch auf Vinyl hübsch ist.

The Whiffs – Scratch 'N' Sniff LP

Das vierte Türchen hält parat: eine Band aus Kansas City in Missouri namens The Whiffs! Die haben jetzt auch schon wieder ein neues Album aufgenommen und veröffentlichen das im März auf Vinyl. Täusche ich mich, oder werden diese Vorankündigungen auch immer ambitionierter? Egal.

The Whiffs sind euch bekannt, die machen diesen wunderschönen Power Pop, der niemals langweilig wird, niemals gleich klingt und niemals an Attraktivität einbüßt. Oder waren das diese anderen da? Oder die aus Belfast? Ach. Nicht so wichtig.

Das neue Album kommt mit einem kleinen Aufkleber, den man scratchen und sniffen muss und dann bekommt man einen whiff von Banane. Coole Idee!

Kommt bei DIG! Records in den USA und bei unserem Freund Bachelor Records in Österreich heraus. Auf Jamaika Farben – grün, gelb oder schwarz. Stinken aber dennoch alle nach Banane und nicht nach Gras.

Total Downer – Caretaker CS

Türchen Nummer 3 hat den Total Downer fürs Wochenende. Der klingt ein bisschen wie Weezer und Marvelous Mark und ist deswegen sehr gut und unterhaltsam. Ich glaub allerdings, das gilt nur, solange man sich nicht mit den Texten beschäftigt, die dann tatsächlich dem Künstlernamen gerecht werden.

Total Downer ist ein Projekt von Andy Schuman aus Cleveland, Ohio, das sich autobiografisch um seine Kindheit und Jugend dreht. Naja, und in dieser Zeit erlebt man halt auch neben vielen schönen Dingen eine Menge Scheiße.
13 Songs kann man erwarten und einen davon schon jetzt einmal hören. Und sehen. Da gibt’s auch ein Video zu.

Apropos. Das Cover ist von Jack Wedge gestaltet, einem Illustrator aus New York, so weit ich das feststellen kann. Er selber gibt an, aus Arm Jouth zu stammen, das auf auf der Halbinsel Yowuiyogia liegt. Auf jeden Fall ein interessanter Künstler; wollte ich euch nur mal ans Herz legen, wenn Ihr ähm, experimentelle Animationsfilme mögt.

Just Because Records veröffentlicht das Album auf Kassette am 27. Januar. Seid nett zu euren Kindern.

Grand Invincible – The Result LP

Hinter Türchen Nummer 1 wartet ein Cover, das nach brachialem Hardcore aussieht, aber erstklassigen Hip Hop bereithält. Na sowas, könnt ihr mal sehen, wie diserfisif diviservi diserv vielfältig ich hier unterwegs bin. Leider hab ich von dieser Gattung noch weniger Ahnung als von Punk, also kann ich da auch nur so Sachen sagen wie…äh…fett? Oder was sagt man da heute zu? Dope?

Geiler Scheiß von der Westküste der USA. Eigentlich ist das Album von dem Duo Grand Invincible schon im Januar auf Kassette erschienen und ich hatte das damals auch schon hier stückchenweise angepriesen, aber was solls.

Jetzt auf Vinyl bei Iron Lung Records zu erwerben und da könnt ihr mal sehen, wie lange man inzwischen auf die Platten warten muss. 11 verdammte Monate!

Fun Fact: Einer der beiden (J. Luke Oakson) war bei den Dwarves zwischenzeitlich mit dabei.