Landowner – Blatant LP

Post-Punk. Noch so ein Subgenre, das schon seit 40 Jahren mit sämtlichem Müll gefüllt wird, der in keine andere Schublade so richtig passt. Es ist wie diese eine Krimskrams-Schublade, die man in der Wohnung hat und in der sich nach und nach jede Menge Quatsch ansammelt, der sonst nirgendwo seinen Platz findet – Kleber, Schere, Gummis, Batterien, Stifte, Haustiere, Fruchtzwerge, usw.
Und während die meisten Menschen wahrscheinlich auch die großartigen Landowner unter dieser Flagge des Post-Punks segeln lassen würden, haben sich die 5 Kerle aus Massachusetts einfach ihr eigenes Genre ausgedacht – weak hardcore. Ziemlich geil.

Ziemlich geil deswegen, weil es stimmt. Die Band ist genauso weak und hardcore wie es Minutemen oder Jesus Lizard waren. Ein massiv dominanter Bass im Vordergrund gibt den Ton an, ein bisschen Gitarrengeplenkel (weniger als bei Minutemen) setzt Akzente, eine zweite Gitarre quietscht und macht mal mehr und mal weniger Lärm. Ein Saxophon wird treffsicher hier und da eingesetzt, ohne dass es 80er Jahre Softporno nervt. Das Schlagzeug ist hier wirklich nur Begleitinstrument und ich würd mich wundern, wenn der Drummer mehr als drei Teile an seinem kit verbaut hat. Über all dem spricht und singt Dan seine brillanten Texte. Yeah!

Das ist wirklich eines der besten und eigenständigsten Alben, das ich aus diesem Genre kenne. Ha.

Mit Blatant bringen Landowner bereits ihr zweits Album heraus, das erste "Impressive Almanac" erschien bereits vor 2 Jahren – allerdings nur auf Kassette, weshalb es wahrscheinlich unter meinem Radar durchgerutscht ist. Nun hat sich im Juli das neue Label Born Yesterday Records ein Herz gefasst und der Band neben einem Kassetten Release auch ein paar Platten spendiert. Gute Wahl, ich nehm eine.

The Shifters – Have a Cunning Plan LP

Wo wir gerade mal wieder in Australien unterwegs sind, hätte ich noch was Feines für euch. Jedenfalls dann, wenn ihr euch ein bisschen auf weirden Folk/Pop/Indie Kram einlassen könnt. The Shifters aus Melbourne bezeichnen das selber unter anderem als Drunk Pop, was man auch so stehen lassen kann. Andererseits kann man die Band auch unter Garage einsortieren. Hm. Das ist doch scheiße schon wieder mit den Schubladen und Bands, die da partout nicht reinpassen wollen.

Es ist Lo-Fi Hi-Fi. Es ist karg und stark instrumentiert. Es ist vielstimmig und eintönig und langsam und repetitiv und tanzbar. Es sind 5 junge Leute, die bereits seit 3 Jahren zusammen Musik machen und mit Have a Cunning Plan ihr zweites Album veröffentlicht haben. Dieses Mal auf dem schönen Label Trouble in Mind. Von den limitieren orangenen Platten sind nur noch ne handvoll da, von den limitierten Kassetten ebenfalls nur noch sehr wenige (warum???). Also dann.

Die Platte rockt jetzt nicht dermaßen los, dass man aufspringt und seine Ü-Eier Sammlung aus dem Regal reißt. Die schleicht sich eher so von hinten an und bleibt dann klammheimlich mit den Melodien im Kopf. Schön.

Amyl and the Sniffers – Some Mutts (can’t be muzzled) 7″

Zwei neue Songs von Amyl and the Sniffers. Ihr wisst schon, diese Band, von der ich neulich so begeistert war. Inzwischen auf Rough Trade gelandet und im Januar mit einer (der ersten) LP am Start, haben die vier Australier vor 3 Wochen schon mal eine Single herausgebracht, die wahrscheinlich als Vorgeschmack dienen kann.

Und wenn die Lieder dieses Appetithappens nicht so gut wären, hätte ich mir das hier gespart. Denn irgendwie riecht man da so einen kleinen Hype, der mich jetzt schon nervt. Single kostet in den USA 15$ (haha), in Australien bereits ausverkauft (haha) und in Europa noch gar nicht zu haben (haha), außer über Discogs für 50€ (hahahahaha).

Die Band ist gerade auf Tour durch die USA und Europa. Ihr könnt ja versuchen, auf einem der Konzerte eine der Singles abzugreifen.

Bad Moves – Tell No One LP

Ja, verdammt. Meistens sind ja diese Beipackzettel der Labels mit inhaltsleeren Phrasen und maßlos übertriebenen Vergleichen angereichert, um eine aktuelle LP einer aktuellen Band zu bewerben/verkaufen. Aber hier, bei den Bad Moves aus Washington D.C., da stimmt tatsächlich mal die Aussage des Labels.

It’s a perfect power-pop album — alternately explosive and vulnerable, loud and tender.

Mehr muss man eigentlich nicht zu der Platte sagen. Vielleicht noch ein paar Eckdaten?

Erschienen bei Don Giovanni im September. Bad Moves haben bereits vor 2 Jahren eine recht ansprechende Single veröffentlicht, das hier ist also ihr gelungenens full-length Debüt. Bad Moves sind zu viert – zwei Mädels, zwei Jungs. Die meiste Zeit singt Emma, aber da ist viel Abwechslung und Chor mit im Spiel – cool! Ich bin durch Martha auf die Band aufmerksam geworden, die hatten das Album stark angepriesen. Vielleicht kann man die beiden Bands auch soundtechnisch ein bisschen vergleichen, falls ihr sowas jetzt lesen wollt. Ansonsten würden mir vielleicht noch Baby Ghosts einfallen?

Tolle Platte.

J. Robbins – Swing Left EP

Es gibt so manche Stimmen, denen kann ich immer gut zuhören. Da sind zum einen natürlich die der toten Künstler und Musiker, die sich in meinem Kopf tummeln und mir stets mit schlechten Ratschlägen zur Seite stehen. Oder die Stimme von Skinny Norris, großartig – konnte ich mir immer sehr gut anhören, bis ich herausgefunden habe, dass es auch die Stimme von David Hasselhoff ist. Ugh.
Wenn es aber um Gesangsstimmen geht, schwöre ich auf die drei J.s. Denn mit J. Robbins, Jeff Burke oder Jeff Pezzati kann ich selten was verkehrt machen. Umso schöner ist es, wenn einer von denen mal wieder was Neues veröffentlicht hat. Heute zum Beispiel der gute alte Jawbox Frontmann J. Robbins!

OK, das sind jetzt nur 3 Coversongs, aber immerhin. Leicht instrumentiert mit Gitarre, ein bisschen E-Drum und Cello (Gordon Withers) werden Mission of Burma, Gang of Four und MX-80 relativ identisch nachgespielt. Da steckt jetzt nicht wahnsinnig viel Kreativität drin, aber alle drei Songs werden durch die Interpretation von J. Robbins auch nicht schlechter. Zudem geht der Erlös dieser EP an swingleft (könnt ihr ja selber mal nachlesen, was die machen) und das kann ja auch nicht schlecht sein.
Also im Endeffekt ein "ganz nett". Ich hatte schon Schlimmeres hier, sagt Lester, aber was versteht der Penner schon von Musik.