Lost Balloons – Hey Summer LP

Lost Balloons sind Yusuke Okada und Jeff Burke. Der eine spielt und singt eigentlich bei der japanischen Garage Punk’n’Roll Band Suspicious Beast. Der andere spielt und singt eigentlich bei der texanischen Pop Punk Band Radioactivity. Zusammen schreiben, spielen und singen sie die schönsten Gitarren-Pop Songs. Eigentlich wäre damit bereits alles gesagt, aber man kann ja noch ein bisschen über Details plaudern.

Jeff hat mal bei den ziemlich genialen Marked Men gespielt und die Band aufgelöst, um für ein paar Jahre nach Japan zu gehen. Dort hat er 2011 dann Yusuke getroffen und mit ihm ein bisschen rumgedudelt. Daraus sind irgendwann die Lost Balloons geworden, als Jeff wieder in den USA war und auch Yusuke dorthin gezogen ist. Vor zwei Jahren haben die beiden dann das Debüt Album veröffentlicht und damit schon einmal angedeutet, wohin die musikalische Reise des Duos gehen soll.
Irgendwo verankert in den letzten 50 Jahren der gitarrenlastigen Popgeschichte und dem heutigen Appeal des melodischen Indie Pop Punks hat sich der Sound ziemlich genau in der Mitte eingependelt. Man hört Einflüsse aus den 60ern, ein bisschen 70’s Powerpop, ein bisschen Americana und dazwischen eine Prise 80er College Rock. Und das alles zusammen klingt fantastisch; vielleicht auch, weil Jeff Burke einfach eine tolle Stimme hat und die Fähigkeit, einem Song mit einer scheinbar unaufgeregten Gitarren- oder Orgelmelodie mit seinem Gesang die nötige Gänsehaut zu verpassen. Der Song "Don’t count on me" vom Debüt ist immer noch einer meiner liebsten Popsongs.

Und mit dem dieses Jahr auf Dirtnap erschienenen Album Hey Summer haben die beiden genau da weiter gemacht. Großartig leichte Gitarren mit eingängig sanften Gesangsmelodien über ein bisschen Orgelgeplänkel, das alles von einem seichten Schlagzeug untermalt wird. Jeff Burke ist einfach ein genialer Songschreiber, das kann man seit Marked Men, Potential Johns, Radioactivity und nun Lost Balloons nicht von der Hand weisen. Ich hab das Album im Sommer rauf und runter gehört. Definitiv eines der besten Alben dieses Jahr.

Cheap Whine – S/T LP

Ich mach mal ein bisschen Best of 2017. Aber keine Liste, sondern einfach ein paar Beiträge hier, die sich mit LPs oder Singles aus diesem Jahr beschäftigen.

Cheap Whine bestehen aus Leuten von Feral Trash, Steve Adamyk Band, The Creeps und Crusades, kommen offiziell aus Ottawa und spielen laut Selbstaussage Jugendpop Pferdescheiße. Großartig. Was soll man da noch weiter zu sagen, klingt nach einer ziemlich perfekten Band. Zu perfekt eigentlich – da kann man ja nur enttäuscht werden, werdet ihr denken – Dachte ich auch, aber weit gefehlt.
Dieses selbstbetitelte Album ist von vorne bis hinten eine große Freude. Es gibt ja so LPs, die einfach beim ersten Hören schon zünden und auch nach mehrmaligem Abspielen nicht langweilig werden. Dies ist so eins. Ach so, natürlich gibt es hier Punk Rock Power Garage Pop mit richtig tollen Melodien zu hören, das muss man vielleicht mal kurz für all diejenigen Menschen sagen, die von den anderen Bands noch nie etwas gehört haben. Aber gibt es tatsächlich eine Schnittmenge von Menschen, die hier diesen Scheiß lesen und noch nichts von Feral Trash, Steve Adamyk Band, Crusades oder The Creeps gehört haben? Schwer vorzustellen.

Nun ja, Cheap Whine sind Eric, Steve und Jordan. Eric hatte 2014 mit Feral Trash eines der besten Alben des Jahres herausgebracht (ich berichtete). Ich hab schon länger auf etwas Neues von ihm gewartet, da mich die Stimme und sein Songwriting damals so umgehauen haben, und hier ist direkt der erste Song ein Knaller, der eindeutig aus seiner Feder stammt (Opening). Und wie gesagt, das Album geht so weiter, insgesamt kann man sich auf 13 Hits freuen. Alle drei Beteiligten singen auf dem Album, was Cheap Whine dann auch nicht nur auf dem Papier, sondern auch im Ohr endgültig zu einer Mischung aus den genannten Bands macht – das könnte ein Best of Canada Pop Punk Sampler sein – ist aber ein Album einer großartigen Band, die es inzwischen nicht mehr gibt…denn soweit ich weiß, ist Eric nicht mehr in Ottawa.

Erstaunlicherweise ist die LP gar nicht in den USA oder Kanada erschienen, sondern auf dem altbekannten englischen Label Drunken Sailor Records. Verrückt! Vielleicht habt ihr ja noch ne Chance, das limitierte weiße Vinyl zu ergattern. Es lohnt sich absolut. Ach, ich kaufe mir die einfach nochmal. Aber bei der schwarzen LP sind auch die gleichen Lieder drauf, kein Scheiß!
Eines der besten Alben des Jahres 2017.

Kurze Zusammenfassung:

Eric relocated to Ottawa from Moncton for a couple years. While he was there he asked Steve and Jordy if they wanted to make a record. This is it.

Mind Spiders – Outside (Song vom neuen Album)

Die Mind Spiders aus Fort Worth in Texas bringen im Januar ihr 5. Album auf Dirtnap Records raus. Damit hat Mark Ryan, der Gründer und Kopf der Band, bereits mehr LPs mit dieser Band gemacht als mit seiner alten – den großen Marked Men.
Wahrscheinlich hat er inzwischen eigentlich gar keinen Bock mehr auf diese immer wiederkehrenden Referenzen. Blabla Marked Men, Garage Rock, blabla. Kann man auch verstehen, denn Mind Spiders haben vielleicht zu ihren Anfängen 2010 noch ähnlich geklungen wie Marked Men, aber im Laufe der Jahre und mit jeder neuen LP hat Mark Ryan mehr und mehr Elektronikspielereien in die Musik eingebaut und somit den Sound auch nachhaltig verändert. Mit Marked Men hatte schon das letzte Album Prosthesis nicht mehr viel zu tun. Und das ist ja auch gut so.
Aber so ist das halt, wenn man mal ne gute Sache hatte, dann wird alles, was man später macht, immer damit verglichen. Kann mir zum Glück nicht passieren, puh.

Also, das neue Album der Mind Spiders, Furies, soll auf jeden Fall genau diesen Weg weiter beschreiten. Mehr Elektronik, Synthesizer, Drumcomputer und so weiter. Wenn man engstirnig und ignorant ist, und das sind ja die meisten Punk Rocker eigentlich par excellence, hätten sich Mind Spiders inzwischen schon 4 mal auflösen und unter neuem Namen wiedervereinigen müssen, da der Sound einfach nicht zu einer Band passt. Hier ist Entwicklung auszumachen, keine Stagnation und immer der gleiche Scheiß – Nein, es geht voran. Bleibt abzuwarten, ob das auch diesmal funktioniert, mir haben bislang alle Alben ausgesprochen gut gefallen.
Einst bestand die Band aus 6 Musikern, nun ist das Konstrukt auf 3 Menschen eingedampft worden. Mark Ryan sagt es im Interview mit Noisey selbst:"All those people have been automated. Automation has caused them to lose their jobs, I guess."

Da ich nur den ersten Song der LP hier streame, kann man den Eindruck gewinnen, dass das Album ja doch irgendwie Punk Rock und nach vorne und aggro ist. Stimmt. Soll aber nicht so sein, sagt man. Wir werden uns bis ins nächste Jahr (26. Januar) gedulden müssen und abwarten, was die Mind Spiders uns diese Mal anzubieten haben.

Just Blankets – Like Velcro 7″

Just Blankets kommen aus Brighton und passen somit wunderbar in diese englische Woche, die ich hier gerade laufen hab. Außerdem ist es auch der dritte Beitrag hintereinander mit einer Punk Band, bei der eine Frau am Gesang ist. Das ist aber Zufall. Und die neue Single von den Just Blankets ist auch auf dem Label Everything sucks herausgekommen. Das ist auch Zufall. Und gemastert wurde das Ding zufällig von Daniel Husayn bei North London Bomb Factory. Na sowas…

Zur Sache: Just Blankets lullen ihre Hörer nicht unbedingt mit einem warmen Gedudel ein, wie man vielleicht ob des Namens vermuten könnte. Nein, die machen zuckersüßen Pop Punk mit Orgel und Bass und Gitarre und Schlagzeug, der in die Beine und ins Hirn geht. Tolle Melodien, sehr coole Stimme und alles sehr unaufgeregt dargeboten. Erinnert mich irgendwie an Martha. Vielleicht waren sie deswegen auch vor kurzem mit den beiden Kerlen von Onsind auf Tour, die ja auch bei Martha spielen. Passt auf jeden Fall.

Lilke Velcro ist die erste Veröffentlichung auf Vinyl, nachdem sie letztes Jahr ein Tape herausgebracht haben, das ebenfalls gute Laune macht. Diese feine Stück Schallplatte kommt in blauem Vinyl und ist auf 300 Stück limitiert. Es ist noch nicht zu spät, damit jemandem eine Freude zu Weihnachten zu machen…

Honey Joy – S/T LP

Honey Joy aus London sind benannt nach einer Cornflakes Sorte. Auf dem Cover der LP ist ein junges Mädchen, das Super Nintendo spielt. Ich glaub Golf. Aber es wird noch besser. Auf der LP ist nämlich auch ziemlich eingängiger Punk Pop Indie Rock zu hören, der von einer fantastischen Sängerin mal mit zuckersüßer Stimme, mal mit Geschrei über/untermalt wird. Sehr abwechslungsreich und tolle 10 Songs auf einer s/w "farbigen" LP.

Das Album erschien bereits im Sommer auf Everything Sucks und ist tatsächlich das erste Album der 5 Londoner. OK, es gab zuvor bereits ein paar Singles, die nicht weniger gut sind. Aber bei ner LP muss man nicht so oft vom Sofa aufstehen und umdrehen.

Produziert wurde das gute Stück von MJ (Nettes Interview im DIY Mag), der auch schon bei ihren Landsleuten von Martha am Mischpult aktiv war. Keine Ahnung, ob man sowas heraushört, ich tu mich da immer schwer. Ist mehr so als Nerd Info für euch gedacht…

Natterers – Toxic Care 7″

Hiermit wird die englische Woche eingeläutet! Ich hab in letzter Zeit ein paar coole Sachen von der Insel gehört und die stelle ich hier in den nächsten Tagen mal vor. Nein, die Beatles sind nicht mit dabei und ja, ich weiß, es ist schon Mittwoch. Ich bin eh für eine 3-Tage-Woche. Auf gehts!

Natterers kommen nach eigenen Angaben aus East/West Yorkshire und machen hier mit ihrem ersten richtigen Release nach einem Demotape von 2016 mal so richtig einen auf Südkalifornien der 80er.
Rotzig mächtiger Punk Rock mit Hardcore Kante und Gitarrengedudel vom allerfeinsten wird einem um die Ohren geballert. Sängerin Emma hat eine fantastische Stimme und besitzt anscheinend auch die Fähigkeit, eine Minute lang durchbrüllen zu können ohne Luft zu holen (Numb). Dazu schöne Chöre im Hintergrund, ein großartiges Cover von Hal Mundane und ein giftgelbes Vinyl.
6 Songs, einer ist aus Versehen knapp über 2 Minuten.

Für Freunde von den Night Birds auf jeden Fall eine Empfehlung. Für alle anderen Kostverächter ein heißer Tipp. Die müssen live ziemlich abgehen. Hui.

Gemastert wurden die Aufnahmen natürlich von Daniel Husayn bei North London Bomb Factory und erschienen ist das schöne Stück bei Serial Bowl Records.

Ein Video gibts auch.

Red Dons – Genocide 7″

Na, ihr Kackvögel. Habt ihr mich vermisst?
Ich hab festgestellt, dass ich noch immer Geld für das Dings hier bezahle und dachte mir, man könnte das ja dann auch wieder nutzen, um sinnlosen Quatsch in dieses Internet zu blasen. OK!

Vielleicht gibt es auch keinen besseren Neustart oder Wiederbeginn als über die neue RED DONS Single zu schreiben. Die Band ist quasi ein Sinnbild dieses Blogs. Seit längerem unterwegs, brillant gestartet und qualitativ hochwertig geblieben, um dann ab und zu ein paar Pausen einzulegen und dennoch immer wieder mit genialem Scheiß den Weg in die Öffentlichkeit zurück zu finden. Hm, liest sich doch großkotziger, als ich das dachte. Egal.
Red Dons aus Portland, Oregon haben nach zwei Jahren mal wieder eine neue Single am Start, die genau das ist, was man sich von den 7″s der Band erhoffen kann. Großartig düsterer Punk Rock mit poppigen Kanten und einem Sänger, der einfach immer Melodien findet, die sofort ins Ohr gehen, um da für den Rest des Tages zu bleiben (die Melodien, nicht der Sänger. Ach…).
Vielleicht funktioniert die Band bei einigen Leuten nicht über die Distanz einer LP, aber was die für Hits auf ihren Singles abliefern, ist wirklich sensationell. Red Dons haben auf jeden Fall ihre 2 Jahre Auszeit gut genutzt und sind mit 2 fantastischen Songs wieder genau da, wo sie mit ihrer letzten Single aufgehört haben. Erhältlich bei Man in Decline Records.

Ach so, der Typ, der da Bass spielt, den kennt ihr auch von seiner "Nebentätigkeit". Der Daniel Husayn mastert nämlich bei North London Bomb Factory so ziemlich jede gute Platte, die ihr im Schrank stehen habt.