Airsoft – New Eyes CS

Fragt mich nicht, wie, aber ich bin neulich gen Abends auf Kraichgau TV gelandet. Und geblieben. Die haben da ein Interview mit unserem Finanzminister gesendet, das aus dem Jahr 2015 stammte. Damals war der Typ noch ein normaler Thirty-Something FDP Aktiensüchtiger mit Kokainpopeln und dem typisch liberalem Geltungsdrang und aufdringlicher Omniszienz. Vogel.

Keine Ahnung, worum es in dem Interview ging, ich war nur so gebannt davon, dass die ganze Zeit in der Ecke "Christian Linder" stand. Fand ich irgendwie sympathisch. Da hatte wohl in der Redaktion auch niemand mehr Bock auf eine Feedbackschleife und wollte sich den Scheiß nicht noch einmal ansehen. Kraichgau TV. Zeigt den Neoliberalen den Mittelfinger des Dilettantismus. Genial.

Ausgesprochen professionell hingegen könnte man das neue Tape von Airsoft bezeichnen. Angenehm unterkühlter Lofi Shoegaze Indie Punk mit genügend Melodien für mehrere Runden auf dem Kettenkarussel der letzten 30 Jahre DIY Punk. Die 4 Leute aus Hattisburg in Mississippi liefern in unter 9 Minuten 6 Songs ab und gewinnen damit das Rennen. Das Rennen zum Kassettendeck, um alle 4 Minuten umzudrehen. Cooler Scheiß!

Earth Girl Tapes. Kam vor ein paar Tagen auf zweifarbigen Kassetten raus. Pink auf der einen Seite und hellblau auf der anderen. Für Buben und Mädel. Die haben an alles gedacht. Ich sag ja, Profis.

Heaven’s Gate – S/T LP

Wenn das die Himmelspforte ist, hat der Teufel aber nicht mehr viel zu bieten. Heaven’s Gate aus Tampa, Florida schreddern erstklassigen Hardcore Metal Punk aus den Sümpfen in Deine müden Ohren und erinnern Dich an solch erstklassigen Ergüsse von den Genregrößen Municipal Waste, Warthog oder Cannibal Corpse. Kein Wunder, das sind die selben Typen.

Ist es Punk? Ist es Metal? Es ist vor allem bereits auf farbigem Vinyl ausverkauft, obwohl es doch erst in ein paar Tagen offiziell erscheint. Na sowas.

Beach Impediment Records. Auf schwarz noch vorzubestellen. In digital schon jetzt zu genießen. Aber Vorsicht, wenn sich die Himmelspforte öffnet, lauert des Öfteren ein Gewitter dahinter.

Gedanken. Ich, konservativ.

Mir drängt sich eine Frage auf. Bin ich konservativ?
Es beginnt ja meist schleichend, diese ablehnende Haltung gegenüber den progressiven Errungenschaften der jungen Generation. Bis zu einem gewissen Innovationsgrad bin ich noch mit dabei und dann, schwupps, ist das alles auf einmal unfassbar scheisse und dumm. Zumindest in meinen Augen.

So kann ich zum Beispiel die Digitalisierung und ständige Verfügbarkeit von Musik noch gutheißen und befürworten, obwohl ich ja eigentlich streng analog mit Platten und dem ganzen gestrigen Quatsch unterwegs bin. Denn die Möglichkeit für Bands und Künstler, ihre Veröffentlichungen jeder Person auf diesem Planeten mit Internetzugang anzubieten, ist schon echt wahnsinnig gut. Künstlerische Vielfalt für alle und jeden immer und überall – geile Errungenschaft. Im Prinzip.

Doch dann wird aus diesem ganzen Gedöns ein Geschäftsmodell gemacht, das ich nicht mehr verstehe und dem ich mich deswegen warscheinlich auch seit jeher verschließe. Fucking Spotify als Anführer dieser Streamingdienste ist mit den Majors im Bett – wie konnte das nur passieren? Die Majorlabels hatten ausgeschissen, als auf einmal MP3 Tauschbörsen aufkamen und damals schon, vor 20 Jahren (!) alles überall verfügbar war, wenn auch nicht im schnellen Stream, sondern mittels eines Downloads, der für einen Song ungefähr eine Viertelstunde gebraucht hat – aber es geht ja ums Prinzip.
Und dann? Dann kam auf einmal das Urheberrecht wieder zurück in das Bewusstsein. Und damit einhergehend natürlich die Frage nach der Wertschätzung Bezahlung. Und wenn jemand nach Geld schreit, wird die Industrie schnell hellhörig und findige Marketingdeppen entwickeln zusammen mit den Geldsäcken ein Modell, von dem es so aussieht, als würden alle davon profitieren. Was natürlich Quatsch ist.
Profit machen hier nur die Musikindustrie und eine handvoll Künstler, die pro Monat mehrere Millionen Streams generieren. Find ich kacke so, geh ich nicht mehr mit – man kann ja auch die Bands oder kleinen Labels direkt bezahlen und die Musik streamen oder herunterladen, ohne einem Unternehmen als Dienstleister sein Geld in den Rachen zu schmeißen.

Ich hab damit offensichtlich grundlegend ein Problem, wenn sich Unternehmen an anderer Leute Arbeit bereichern. Das hatte ich schon zu Discogs gesagt, die ja nun wirklich nichts selber machen, außer eine Plattform zu bieten. Und mit Spotify oder anderen Streaminganbietern ist es genau das Gleiche. Die sind einfach nur da, machen ein bisschen cooles Marketinggeschrei und verdienen sich an den Künstlern, ohne die sie keinen Inhalt hätten, eine goldenen Nase, die Pinocchio neidisch werden lässt. Anscheinend ist hier bereits meine Grenze erreicht, an der ich den Fortschritt nicht mehr mitlaufen und lieber im gestrigen Wunderfabelsuperland bleiben möchte.
Schlimmer wird es dann nur noch mit den NFTs. Was zur Hölle soll denn der Scheiss überhaupt sein? Und wieso erlauben sich Menschen nun, Anspruch auf Kunst zu erheben, mit der sie überhaupt kein bisschen etwas zu tun haben? Und selbst wenn, was ist das denn für Kunst, die nicht von anderen angesehen oder angehört werden kann? Denn die Idee dahinter ist doch der exklusive Zugriff auf ein Einzelstück, oder?

Passend dazu:

Wahrscheinlich verstehe ich es nicht, bin zu alt und deswegen so ablehnend. Aber das hat in meinem Leben nichts verloren. Und vielleicht beantwortet das meine eingangs gestellte Frage..?

Red Dons – Genocide 7″

Na, ihr Kackvögel. Habt ihr mich vermisst?
Ich hab festgestellt, dass ich noch immer Geld für das Dings hier bezahle und dachte mir, man könnte das ja dann auch wieder nutzen, um sinnlosen Quatsch in dieses Internet zu blasen. OK!

Vielleicht gibt es auch keinen besseren Neustart oder Wiederbeginn als über die neue RED DONS Single zu schreiben. Die Band ist quasi ein Sinnbild dieses Blogs. Seit längerem unterwegs, brillant gestartet und qualitativ hochwertig geblieben, um dann ab und zu ein paar Pausen einzulegen und dennoch immer wieder mit genialem Scheiß den Weg in die Öffentlichkeit zurück zu finden. Hm, liest sich doch großkotziger, als ich das dachte. Egal.
Red Dons aus Portland, Oregon haben nach zwei Jahren mal wieder eine neue Single am Start, die genau das ist, was man sich von den 7″s der Band erhoffen kann. Großartig düsterer Punk Rock mit poppigen Kanten und einem Sänger, der einfach immer Melodien findet, die sofort ins Ohr gehen, um da für den Rest des Tages zu bleiben (die Melodien, nicht der Sänger. Ach…).
Vielleicht funktioniert die Band bei einigen Leuten nicht über die Distanz einer LP, aber was die für Hits auf ihren Singles abliefern, ist wirklich sensationell. Red Dons haben auf jeden Fall ihre 2 Jahre Auszeit gut genutzt und sind mit 2 fantastischen Songs wieder genau da, wo sie mit ihrer letzten Single aufgehört haben. Erhältlich bei Man in Decline Records.

Ach so, der Typ, der da Bass spielt, den kennt ihr auch von seiner "Nebentätigkeit". Der Daniel Husayn mastert nämlich bei North London Bomb Factory so ziemlich jede gute Platte, die ihr im Schrank stehen habt.