Awful – 4 Songs CS

Hin und wieder braucht man eine Band, bei der man sich zunächst mal fragt, was der Scheiß denn eigentlich sein soll.

Awful sind da ein aktuelles Beispiel. Irgendwie ein bisschen schräg und lo-fi Punk aus der Garage, aber mit dem Charme der schlechten Produktion und der miesen Qualität wird eigentlich nur das große Talent und die hingebungsvolle Leidenschaft überspielt, mit der die Tiefstapler Band hier werkelt.

Sich selbst als "furchtbar" zu bezeichnen, ist da nur die Spitze des Eisbergs. Vier Lieder in ziemlich genau 4 Minuten und bloß nicht zu viel machen. Ganz geil.

Deluxe Bias. Auf Kassette ausverkauft. Aber 4 Minuten-Kassetten, was soll der Scheiss, ne?

Briefbombe – Ausgeliefert LP

Versteht ihr eigentlich noch diese alberne Debatte um die Cannabis-Teillegalisierung? Was haben die ganzen speckbäuchigen Rotnasen-Alkoholiker von der christlichen Partei denn gegen einen Anbau und Verkauf auf der staatlich kontrollierten grünen Wiese?

Ist mir schleierhaft, warum eine Entlastung für die Justiz und eine Entkriminalisierung von Kiffern so kompliziert sein kann, wenn gleichzeitig auch noch Steuereinnahmen fließen können. Naja, nicht wirklich mein Problem, sollen sie doch das Gesetz bis ans Ende der Legislatur blockieren und Weissbier saufen. Gras kann man immer kaufen, egal, ob legal oder nicht. Der Witz wird halt nur ein bisschen alt.

Ähnlich verhält es sich im übrigen mit unserer Lieblings-Motto-Band aus Hamburg, die sich ausschließlich mit postalischen Themen auseinanderzusetzen versucht. Der Witz ist manchmal ein bisschen umzingelt. Glücklicherweise gelingt es Briefbombe, auf der neuen LP auch wieder textlich an den bissigen Humor der Postdienstleister anzuknüpfen und musikalisch ist das sowieso einwandfreier Hardcore Oi Punk für pogoaffine Spaß-Jugendliche.
Aus Versehen streut man hier sogar mid-tempo Songs ein und kommt damit ins Radio (Hallo Heiko!) – alles richtig gemacht. Mal sehen, wann den vier DHL-Fans die Späße ausgehen. Ich hoffe, sie hören vorher auf und ich muss mir nicht irgendwann eine inszenierte Show mit den Bullen zusammen ansehen.

Tolles Album, kurzweilig und lustig (also die A-Seite…die andere Seite ist, ähm, anders). Witzisch.

Spastic Fantastic. Heute erschienen auf orange und schwarz. Ich könnte mir hingegen eine Split-Single mit dem Rest der Abstürzenden Brieftauben vorstellen. Naja.

Taking Meds – Ext Meds

Habt ihr das mitbekommen, dass die glücklichsten Menschen des Planeten in Skandinavien leben? Schon wieder, immer noch.

Mich macht das irgendwie stutzig, dass so weißgeschminkte, langhaarige Death Metal Waldschrate da irgendwo knietief im Schnee zwischen den finnischen Nadelbäumen herumlungern und Pentagramme schnitzen, ihre kunstblutverschmierten Instrumente für das neue Demo in die Kamera halten, dabei furchtbar böse drein schauen und das dann die Speerspitze der Zufriedenheit darstellen soll. Oder ich mach einfach Vieles falsch, es ist ja noch nicht zu spät. Vielleicht muss ich auch ein bisschen Satan ausprobieren?
Deutschland und USA sind im übrigen ein bisschen abgerutscht in der Liste, auf Platz 23 und 24. Aber auch nur, weil auf einmal Leute in Slowenien und Tschechien glücklich sind. Verrückt.

Keine Ahnung, wie Taking Meds aus New York das anstellen, glücklich zu sein, aber ich habe eine starke Vermutung. Kann ja jeder machen, wie er will. Wenn dann dabei so 3 Songs herauskommen, die verdächtig nahe an Jawbox herankommen, dann passt das schon. Die Band muss teilweise ein bisschen aufpassen, nicht in die Foo Fighters Belanglosigkeit abzudriften, aber schafft das derzeit noch hervorragend. 10 Minuten Post Hardcore der feinen Sorte, da kriege ich auch direkt gute Laune von.

Kein Label. Ich geh jetzt ne Kirche anzünden, da muss ja was dran sein.

Airsoft – New Eyes CS

Fragt mich nicht, wie, aber ich bin neulich gen Abends auf Kraichgau TV gelandet. Und geblieben. Die haben da ein Interview mit unserem Finanzminister gesendet, das aus dem Jahr 2015 stammte. Damals war der Typ noch ein normaler Thirty-Something FDP Aktiensüchtiger mit Kokainpopeln und dem typisch liberalem Geltungsdrang und aufdringlicher Omniszienz. Vogel.

Keine Ahnung, worum es in dem Interview ging, ich war nur so gebannt davon, dass die ganze Zeit in der Ecke "Christian Linder" stand. Fand ich irgendwie sympathisch. Da hatte wohl in der Redaktion auch niemand mehr Bock auf eine Feedbackschleife und wollte sich den Scheiß nicht noch einmal ansehen. Kraichgau TV. Zeigt den Neoliberalen den Mittelfinger des Dilettantismus. Genial.

Ausgesprochen professionell hingegen könnte man das neue Tape von Airsoft bezeichnen. Angenehm unterkühlter Lofi Shoegaze Indie Punk mit genügend Melodien für mehrere Runden auf dem Kettenkarussel der letzten 30 Jahre DIY Punk. Die 4 Leute aus Hattisburg in Mississippi liefern in unter 9 Minuten 6 Songs ab und gewinnen damit das Rennen. Das Rennen zum Kassettendeck, um alle 4 Minuten umzudrehen. Cooler Scheiß!

Earth Girl Tapes. Kam vor ein paar Tagen auf zweifarbigen Kassetten raus. Pink auf der einen Seite und hellblau auf der anderen. Für Buben und Mädel. Die haben an alles gedacht. Ich sag ja, Profis.

X-Nipples – Tape CS

Ich hab jetzt gerade gehört, dass man in Zukunft auch Organe aus dem 3-D Drucker für Transplantationen verwenden werden kann. Das ist doch eine gute Nachricht für all die krankgesoffenen Lebern und Nieren und dem ganzen anderen verlebten Gedöns im Körper!

Und natürlich auch eine gute Nachricht für wirklich kranke Menschen. Aber ich befürchte, dass man diese verpixelten Organe dann nicht für günstiges Geld erhalten und es somit natürlich nur bei Wohlstandsdicken zur Verfügung stehen wird. Ach, Kapitalismus – es ist herrlich. Forschung sollte ausschließlich denjenigen zugutekommen, die sie sich leisten können, ne? Wir generieren James Bond Bösewichte aus dem 3-D Drucker. Hervorragend.

Apropos Zukunftsmusik. Die X-Nipples aus dem italienischen Anatomie 3-D Drucker Cagliari sind zurück mit ein paar neuen Garage Punk Rock’n’Roll Nummern, die zwischendurch auch mal in die Psychobilly Ecke torkeln und mit ihrer überdrehten Energie zeitweise ein bisschen an Zen Guerrilla erinnern. Kann man so machen.

Goodbye Boozy. Auf 20 Kassetten erschienen und ausverkauft. Beim Label kostenlos digital, bei der Band für Geld. Ich glaube ja, dass die ersten anatomischen 3-D Drucker ziemlich schnell mit verschiedenen Pimmelverlängerungsaufträgen relativ lange ausgelastet wären.

XUI – Realities E.P. 7″

Bringt es eigentlich Unglück, die neue Woche mit einer Band zu beginnen, die Pech heißt? Ich mein, ich sprech kein Vietnamesisch, das kann man ja dann gar nicht wissen, oder? Wird schon nicht so schlimm werden.

XUI aus Oakland stopfen auf jeden Fall ihre Debüt EP mit so viel Wumms und Aggression aus dem besten der 80er Jahre Hardcore voll, dass man direkt sein Black Flag Tattoo mit einem dieser neumodischen Pflegeprodukte aus der Drogerie einreibt und sich alter Zeiten aus dem Jugendzentrum erinnert, als man noch unironisch bei Straight-Edge Konzerten besoffen ins Mikro gelallt hat. Also Freunde von mir.

Geiler Scheiß – hat genau die richtige Energie, um einfach im Bett liegen zu bleiben.

Forever Never Ends Records. Klingt auch eher nach dem James Bond Titel als nach einem Hardcore Label, aber kann ja auch beides gehen, was solls. Auf Vinyl kürzlich veröffentlicht und zu kaufen auch. Vielleicht sollte man 2 davon nehmen, Minus uns Minus ergibt Plus und dann gleicht sich das Pech aus? Ach, ich dreh mich noch mal um.

Lysol – Down The Street 7″

Lysol aus Seattle kommen mit einer neuen EP um die Ecke. Darauf sind 4 Songs, einen davon kann man schon einmal hören und der ist gut. Garage Hardcore Punk mit einer Prise nordwestpazifischer Gitarrenakrobatik. Heute alles nur reine Fakten. Ich bin so kreativ wie nie und erzähle noch, dass die Scheibe bei Feel it Records erscheinen wird und das Cover von Bandmitglied Chad Ringo Bucklew gestaltet wurde. OK.

Erscheint am 21. März gemeinsam mit dem Frühling. Hurra. Schönes Wochenende.

The Reeks – Prefigured CS

Pop Punk hatten wir jetzt länger nicht mehr. Ist auch gar nicht so leicht, in dem unübersichtlichen Wust von generischen und zu glatt produzierten Klonen mal was Interessantes zu finden.

Für meinen Geschmack sind the Reeks aus Austin, Texas da eine Ausnahme, denn sie erinnern mich daran, als diese Musik der Soundtrack für entspannte Samstage war. Entspannung in der Form von Rasenmähen und Dosenbier und Fahrradfahren und Autowaschen und von den Dorfidioten aufs Maul kriegen und als Dorfidiot den anderen aufs Maul hauen. Gute Zeiten. Gute Musik.

Hier gibt es 12 Songs auf dem zweiten Album der Band und wenn man nicht aufpasst, steht man auf einmal mit seinem Skateboard in Nachbars Pool und bricht sich den Fuß beim Drop in. Wie gesagt, gute Zeiten!

Digital Hotdogs. Kommt auf Kassette in grün. Oder digital. Frühling kann kommen.

Fen Fen – National Threat LP

Krise? Welche Krise? Der Bundespräsident sagt, wir kommen auch aus dieser Krise wieder heraus. Was meint der Mann?
Wohnungsnot kann es nicht sein, man kann ja sein Schloss einfach für 70 Millionen Euro sanieren, wenn sich die Tapete ablöst. Inflation meint er sicher auch nicht, die ist ja rückläufig, was zwar die teuren Lebensmittel nicht wieder günstiger macht, aber egal, sollen sie halt Reis mit Chappi essen. Umwelt? Klima? Ah, das könnte er meinen, da sollte man wirklich was tun…aber nee, lieber nicht, da würde man sich ja einschränken müssen.

Was er meinte sind die aufeinanderfolgenden Krisen der Pandemie und der Kriege, die uns betreffen. Hm. Zum Glück hat er eine Lösung. "Wir haben das Potenzial, die Kraft, die Möglichkeit und auch die Fähigkeit in Ewigkeit, Amen." Na dann.

Nicht ganz zusammenhangslos kommt hier das neue Album von Fen Fen mit dem schönen Titel National Threat aus Detroit reingaloppiert. Leider erst einmal nur ein Song, aber der zeigt schon die Richtung, in die es auf dem 15 Songs starken Album gehen wird. Rotziger Garage Punk Rock’n’Roll mit Bierspritzen im Auto und Schweißflecken am Hintern. Kommt im Mai – da freu ich mich drauf – perfekte Platte für den Frühling.

Sweet Time Records. Kommt auf weiß und schwarz. Vielleicht meinte die Band mit dem Titel auch vorausschauend die Kackschlacht zwischen den beiden alten weißen Männern in den USA, die sich um das ovale Büro kloppen. Peinliches Land, aber gute Musik.

Bad Omen – Hell

Mit dem Charme einer nostalgischen Filmnacht im Autokino und einer Familienpackung Hackbraten mit Ei gefüllt kommen Bad Omen aus den Niederlanden über die Grenze geschlichen und behaupten, sie hätten den Highway to Hell genutzt, obwohl es doch nur die ordinäre Vaalser Straße war.

Im Kostüm der frühen 80er Jahre Metal Bands, das sich auch Midnight gerne mal überstreift, sind hier 4 Songs in guten 12 Minuten aus der Flachlandhölle in digitale Form gegossen worden, die ganz wunderbar zu Dosenbier am Lagerfeuer und langen Spaziergängen auf Scherbenhaufen passen. Schüttelt Euer Haar, wenn ihr noch welches habt!

Nix Label, keine Kassetten oder Vinyl. Na sowas. Muss ich selber machen. Ganz geil.